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Wie die industrialisierte Hausmüllentsorgung nach Lohmar kam

Buch  |  2016
Werbung für neuen Mülleimer der Gemeinde Lohmar, unterzeichnet von Gemeindedirektor Priel
Werbung für neuen Mülleimer der Gemeinde Lohmar, unterzeichnet von Gemeindedirektor Priel

Mit Beginn der Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum in Städten und Gemeinden nach dem II. Weltkrieg wurden Versorgungs- und Entsorgungseinrichtungen immer dringlicher. In größeren Städten waren Straßenreinigung und Müllabfuhr erst gegen Ende des 19. Jhrdts. befriedigend.

In vielen Gemeinden – so auch in Lohmar – gab es nur eine Kippe, teilweise wurde auch illegal der Müll auf der grünen Wiese abgelagert. Abfälle wurden bis zur Schaffung des ersten Abfallgesetzes 1972 neben der geordneten Hausmüllkippe meist in ungeordnete Deponien gebracht. Hohlwege, Bombentrichter und Erdgruben wurden verfüllt, aber auch Steilhänge und Böschungen wurden zur illegalen Entsorgung genutzt. Diese Müllkippen wurden in den 1940-1960er Jahren immer mehr zu einem Problem, Schwelbrände, seuchenhygienische Gefahren und Verunreinigungen des Grundwassers durch Sickerwasser waren die Hauptsorgen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gemeindearbeiter Josef Bücher mit der Müllentsorgung beauftragt. Bücher wohnte im Ziegelfeld und fuhr täglich mit seinem Muli mit Karren durch Lohmar und entsorgte den Hausmüll. Er kippte diesen auf mehrere in Lohmar angelegte Deponien. Eine große Deponie war das von der Familie Höndgesberg stillgelegte Sandloch oberhalb der Schmiedgasse/Fichtenweg. Hier wurde auch Industriemüll von Lohmarer Firmen entsorgt. Eine weitere Deponie war in der heutigen Danziger Straße in Lohmar-Süd. Eine wilde Deponie befand sich zwischen Lohmar und Donrath an der damaligen Bahnstrecke, etwa wo heute die Straße „Zur Jabachbrücke“ in die Hauptstraße abzweigt.

Oft wurden der Unrat und das Papier und der Kunststoff illegal abgebrannt. Wenn das Feuer zu stark wurde, griff oft die freiwillige Feuerwehr von Lohmar ein und kippte Löschwasser auf den Brand. Eine Nutzungsgebühr oder eine Genehmigung, um den Müll abzukippen, gab es nicht und so konnte jedermann nach Belieben seinen Dreck und Unrat dort entsorgen.

Die Gemeinde Lohmar wuchs ständig und so beauftragte die Gemeindeverwaltung Lohmar zu Beginn der 1952er Jahre den Landwirt und Fuhrunternehmer Josef Becker mit der Entsorgung des Hausmülls. Josef Becker, damals 31 Jahre alt, fuhr mit Pferd und Karren an den Häusern vorbei und entleerte die Aschetonnen. Bezahlt wurde er damals von der Gemeinde Lohmar. Etwa im Jahre 1956 erwarb Becker einen Traktor, der das Pferd ersetzte und seine Arbeit erleichterte. Die Städte und Gemeinden rund um Lohmar hatten bereits staubfreie Mülleimer angeschafft und so wurde mit Schreiben der Gemeinde Lohmar am 1.10.1957 angekündigt, dass jeder Haushalt verpflichtet sei, einen staubfreien Mülleimer mit einem Inhalt von 35 Litern, alternativ von 50 Litern anzuschaffen. Die Anschaffungskosten lagen bei DM 17.50/35 l bzw. DM 19.50/50 l. Alternativ konnte man auch den Mülleimer auf Mietbasis erwerben. Ab dem Jahre 1958 war die Zeit der wilden Kippen endgültig Vergangenheit. Alle im Ort Lohmar befindlichen Deponien wurden geschlossen. Die Firma Broicher & Grünacher aus Overath setzte moderne Kippwagen ein und entsorgte über die neuen Mülleimer den häuslichen Unrat. Viel später erst gab es getrennte Mülltonnen für Grünabfälle/Papier und Kunststoffe. Heute entsorgt die RSAG AöR, Siegburg den Lohmarer Hausmüll.

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Dokument

Quellenangabe

Lohmarer Heimatblätter Nr. 30 S. 106 - 107

Autor(en)

Gerd Streichardt
Zuletzt angesehen:22.04.2024, 05:09
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