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Die "Märzrevolution" in Lohmar

Politische Ereignis  |  1849
Ein Winkel des Frohnhofes, wie er noch 1960 aussah. Der Fronhof ist einer der ältesten Höfe im Kirchdorf Lohmar. Er wurde 1131 zum ersten Mal erwähnt
Ein Winkel des Frohnhofes, wie er noch 1960 aussah. Der Fronhof ist einer der ältesten Höfe im Kirchdorf Lohmar. Er wurde 1131 zum ersten Mal erwähnt
Blick von der Kirchstraße auf den Frohnhof (hinten Mitte) im Jan. 2023.
Blick von der Kirchstraße auf den Frohnhof (hinten Mitte) im Jan. 2023.
Zeughaus in der Siegburger Zeughausstraße.
Zeughaus in der Siegburger Zeughausstraße.

In der Februar Revolution 1848 in Frankreich wurde der  König zur Abdankung und zur Flucht gezwungen und die Zweite franz. Republik ausgerufen. Die Nachricht vom gelungenen Aufstand in Frankreich setzte die "März-Revolution" in Deutschland in Gang. In Lohmar war in dieser Zeit Josef Busbach  Bürgermeister (1840 – 1851). Er hatte das Bürgermeisteramt von Haus Rottland in Donrath in den Frohnhof – eines der ältesten Gebäude im Kirchdorf in Lohmar - verlegt. Von Ereignissen in Lohmar, die er als 11jähriger um 1848/49 erlebt hatte, erzählte der 93jährige Jakob Gerhards 1930 dem Lehrer Karl Schmidt. Bernhard Walterscheid Müller hat sie in der Schulchronik festgehalten:

„Es war an einem Märztag, als das sonst so ruhige, friedliche Leben im Dorf in Unruhe und Bewegung geriet. Schon den ganzen Morgen hatten sich Gruppen von Männern auf der Straße versammelt, um schlimme Nachrichten von draußen zu diskutieren. Am Abend sollte im Gasthof „Zum Schwanen“ im alten Backeshof neben dem heutigen neuerbauten Schwanenhof (2020 wurde die Gaststätte endgültig geschlossen) eine Zusammenkunft alter Männer stattfinden. Die Gebrüder van der Vieven würden als die führenden Demokraten des Dorfes sprechen. Mit Anbruch der Dunkelheit gingen die Männer, teils mit Gewehren bewaffnet, zum Lokal. Einige wurden von ihren Frauen begleitet, die ihre „Helden" aufzuhalten trachteten. Auf dem Tisch stand einer der Gebrüder van der Vieven, von Beifall häufig unterbrochen, lautstark über Freiheit, Mitverantwortung in Staat und Gemeinde und über den drillhaften preußischen Kommiß sich auslassend. Frauen und Jugendliche standen draußen an den Fenstern, ergriffen lauschend. Drinnen war die Stimmung dem Siedepunkt nahe.
Spät in der Nacht zogen die zum Kampf Entschlossenen mit Hochrufen zur Bachwiese unten an der Agger, um Kugeln für die Gewehre zu gießen. Mutspendend tat der vom „Schwanen“ mitgenommene Korn seine Wirkung.
Zur ersten Revolutionstat schreitend, zogen die Männer am Morgen vor die Amtsstube des Bürgermeisters Busbach im uralten Fronhof an der Kirche. Als Busbach die bewaffneten, wild gestikulierenden Gestalten vor seinem Hause sah, trat er mit seinem weinenden Töchterehen vor die Türe, um die Leute zu beruhigen. Doch als er die Forderungen der Deputation ablehnte, gerieten die Aufständischen in eine solche Erregung, daß der ältere der Gebrüder van der Vieven sein Gewehr hob und zu seinem Bruder laut sagte: „Soll ech'n nämme?“ (Sol! ich ihn aufs Korn nehmen?) Aber der besonnenere Bruder, ihm die Waffe aus der Hand reißend, rief: „Bess’de verök, mach dech net unjlöklech!“
In diesem Augenblick kam keuchend eine Frau herbeigelaufen und schrie den Männern zu: „Maat öch vott, de Bonne Soldate sen en Sieborech on han de Studente usenande jedrevve, die et Zeuchhuus stürme wollte!“ (Macht euch fort, die Bonner Soldaten sind in Siegburg und haben die Studenten auseinandergetrieben, die das Zeughaus stürmen wollten!). Sofort stoben unsere Lohmarer Helden auseinander, um ihre „Knarren“ im hintersten Winkel zu verstecken. Jedem sichtbar, zeigte sich das Dorf im tiefsten Frieden und sie sich selbst als „treue Untertanen des Königs“.“

Der Sturm auf das Siegburger Zeughaus 1849 ging von einer etwa 100 Mann starken Truppe aus Bonn aus und endete in einem Fiasko. Im Zeughaus lagerten Waffen, deren man sich bemächtigen wollte, um die Errungenschaften der Revolution zu verteidigen. Kurz nachdem die Freischärler das rechtsrheinische Gebiet betreten hatten, wurden sie von Dragonern widerstandslos in alle Himmelsrichtungen zersprengt.

 

Information

Quellenangabe

Bernhard Walterscheid-Müller, Die Schulen im Ort Lohmar, 1986

Lohmarer Heimatblätter, Nr. 33. S. 27 - 32

Siegburg aktuell vom 11. Mai 2019, siegburg.de/stadt/newsletter/nl/95041/index.html

Autor(en)

Bernhard Walterscheid-Müller, Wolfgang Röger
Zuletzt angesehen:30.11.2024, 06:04
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Kirchdorf von Lohmar vor 1900

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