Maifeiern 1930er Jahre in Lohmar
Von 1200 an ist in der höfisch-ritterlichen Welt des Mittelalters der Mairitt und Maigang am 1. Mai nachgewiesen und ab dem 16. Jahrh. auch der Brauch der Mailehen. Die Kirche feiert am 1. Mai das Fest „Josef der Arbeiter“ und in Paris wurde 1889 der 1. Mai als sozialistischer Feiertag festgelegt. Das alles wurde von den Nationalsozialisten aufgegriffen, um in ihrem Sinne am 1. Mai mit viel „Tamtam“ den Tag der Arbeit zu feiern. In dem Buch „Erzeugnisse unserer Arbeit“ der I.G.Farbenindustrie AG, Frankfurt (Main) von 1938, heißt es auf Seite 7: „Aller schaffenden deutschen Menschen Feiertag ist heute, der erste Mai! [...] Tag des Klassenkampfes und des Hasses der Menschen gegeneinander anderswo in der Welt; Tag der Nationalen Arbeit, der Ordnung und der Eintracht bei uns. Bereits zum gemeinsamen Anmarsch auf das Festgelände hörten wir die Ansprache unseres Betriebsführers und unseres Betriebsobmannes, die in dieser alljährlich sich wiederholenden Gemeinschaftsstunde mit herzlichen Worten unserer unentwegten Einsatzbereitschaft und unserem kameradschaftlichen Zusammenhalt Ausdruck verleihen.“
So wird es auch in Lohmar gewesen sein. Die Feierlichkeiten fanden auf der „Schultes Wiese“ (Hauptstraße zwischen Eissalon und Lohmarer LesArt) statt. Der verstorbene Studiendirektor und Heimatforscher Wilhelm Pape berichtet: " Am 1. Mai 1935 findet für alle Schulkinder auf der "Schultes Wiese" eine Versammlung mit der HJ des gesamten Amtes Lohmar und ihren Führern statt. Übertragen wird die Rede des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und danach eine Rede Hitlers an alle Partei- und Volksgenossen. Anschließend marschieren Polizei, SA, SS und Mitglieder der DAF (Deutsche Arbeiterfront) über die Hauptstraße durch Lohmar".
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd.2, S. 122-123, 2012
Wilhelm Pape, Lohmar im Dritten Reich, Dezember 1997
Autor(en)
Hans Dieter HeimigZuletzt angesehen: | 14.02.2025, 03:47 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Mit großer Beteiligung der Birker Bevölkerung wurden die jährlichen Maifeste gefeiert. Das Foto zeigt das Maikönigspaar Josef Orth aus Birk und Agnes Weiler (Müller) im einem PKW Cabriolet, Marke „Adler“, vor dem gepflegten Fachwerkhaus Merten, Birker Straße. Der Adjutant Josef Oligschläger mit Zylinder, Stehkragen und weißen Handschuhen. Die vier Blumenmädchen sind von links Anneliese Orth (Burand), Christel Nöbel, Paula Meurer, (Schmitz) und Marianne Orth (Salgert).
Zugehörige Medien
In der Audioaufnahme erzählt der verstorbene Lohmarer Ehrenbürger und Heimatforscher Bernhard Walterscheid-Müller in Mundart über den alten Brauch, einen Dorfmaibaum zu setzen. Danach stellten schon im 19. Jahrhundert die "Jonge vom Maijelooch" in der Nacht zum 1. Mai den Maibaum auf und nach der Gründung des Jungesellenverein 1897 "woe et jang on jäbe". Einen Stammplatz hatte der Baum lange Zeit nicht. Er stand nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre auf dem heutigen Rathausvorplatz. Meistens gelang das Aufstellen des Maibaums ohne Probleme, bis auf einmal als "ne fiese Storm opkom" und am anderen Morgen "stond däe Boom wengsch". Mit kräftigen Windböen hatte auch das Vereinkomitee Lohmar beim Maibaumsetzen 2018 zu kämpfen. Trotz schwerem Krangerät gelang es nicht den Baum standfest zu verkeilen. Erst nachdem er um drei Meter verkürzt wurde, konnte er stablilisiert werden. Das Vereinskomitee hatte 2012 den Brauch wieder aufleben lassen.
Bei angenehm warmen Temperaturen wurde vor dem Vereinshaus das Heimatvereins in der Lohmarer Bachstraße der Mai 2023 angesungen. Nachdem wie in den vergangenen Jahren den Dorfschönen der Maibaum aufgestellt worden war, überraschte der Singkreis FRICHOLO unter der Leitung von Freidhelm Limbach mit dem "Lohmarlied" zum Maiansingen und Mitsingen. Ein schöner Beitrag zur Verbundenheit und Identifikation mit unserer Heimat. Die zahlreichen Gäste hatten ihre Freude und bedankten sich mit viel Applaus.
Zugehörige Begebenheiten
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1947
Das „Mailehen“, die Versteigerung heiratsfähiger Mädchen des Ortes, fand in der Regel am Vorabend zum 1. Mai statt. Die Sitte ist uralt und geht darauf zurück, dass die Frauen einmal als Eigentum der Dorfgemeinschaft angesehen wurden, die über ihren... Das „Mailehen“, die Versteigerung heiratsfähiger Mädchen des Ortes, fand in der Regel am Vorabend zum 1. Mai statt. Die Sitte ist uralt und geht darauf zurück, dass die Frauen einmal als Eigentum der Dorfgemeinschaft angesehen wurden, die über ihren Verbleib zu bestimmen hatte. Der Vorsitzende des „Mailehen“, das auch „Maispiel“ genannt wurde, hat eine Liste der infrage kommenden Mädchen (die auch damit einverstanden waren) des Ortes und nennt sie dem Versteigerer („Usklöpper“), der redegewand mit viel Ulk und Humor die Mädchen den Junggesellen anpreist. Das Mädchen, mit dem höchsten Versteigerungspreis, wird Maikönigin und der Ersteigerer Maikönig. Die Mädchen, für die niemand etwas bietet, kommen in das sogenannten „Rötzchen“ und ein mitleidiger Junggeselle nimmt schließlich unter großem Gaudi der Anwesenden für einen ganz geringen Preis den ganzen „Schmiß“ und wird damit „Rötzjesvatter“. Die Ersteigerungsgelder werden zu einem Zehntel kassiert. Die Ersteigerer haben im ganzen Monat Mai ihrem Mailehen gegenüber, das unter ihrem Schutz steht, besondere Verpflichtungen. Für Lohmar sind darüber noch Statuten von 1878 bekannt. |