Bilder
Filter
Die Fotos geben Teile des Verladebahnhofs wieder. Es handelt sich zum einen um eine Postkarte, die 1954 gelaufen ist. Links liegt der Verladebahnhof mit dem Haltepunkt Lohmar, der 1907 mit dem 3. Gleis ausgestattet wurde. Parallel dazu verlief die Verladestraße, die heutige Raiffeisenstraße. Rechts am Hozzaun liegen die Büros des Sägewerks und Holzverarbeitungsbetriebes Josef Eich und seiner Söhne Hans und Ferdi. Dahinter liegt der holzverarbeitende Betrieb Paul Pfennig, in der Daubenfässer mit Deckel hergestellt wurden. Im Hintergrund ist das Wohnhaus von Paul Pfennig zu sehen. 1958 übernahm die Firma K. Kurz Hessental KG das Unternehmen. Sie beschäftigte zeitweise 1200 Mitarbeiter in den 3 Zweigstellen in Lohmar, Neckargmünd und Hurlach. Im November 1993 wurde der Betrieb in Lohmar aufgegeben. Zischenzeitlich unterhielt die Holzhandlung Lüghausen aus Siegburg hier eine Zweigstelle, bevor sie 2002 Insolvenz anmelden musste. Ende 2007 wurde mit dem Abriss der alten Gewerbehallen begonnen und es entwickelte sich hier das Gewerbezentrum Auelsweg mit vielen neuen mittelständischen Unternehmen.
Das andere Foto zeigt im unteren Teil u.a. die Bahnschienen mit dem Bahnhofsschuppen. Das traufständige Gebäude an der Verladestraße unten links ist das Warenlager der Raiffeisengenossenschaft. Die dunkelfarbigen Gebäude am rechten Bildrand sind das Anwesen Postertz in der Kirchstraße. Gegenüber liegt die Kaplanei mit dem Pfarrheim, angrenzend der alte Schulhof mit den Kastanienbäumen und das Baustofflager Knipp.
1968 malte Raimund Schüller die Ansicht des Lohmarer Kirchdorfes auf eine Wand im alten Pfarrheim.
Im Gebäude des alten Pfarrheims neben der Kaplanei in der Kirchstr. war zu einem späteren Zeitpunkt das Wasserwerk untergebracht. In den 60er und 70er Jahren probte der Kirchchor in den Räumen und auch der Chor „We All“ (später „Da Capo“) entstand hier. Die Pfadfinder nutzen ebenfalls die Räumlichkeiten und es wurde auch eine Jugend-Disco veranstaltet oder Filmnachmittage organisiert.
2003 mussten mehrere Gebäude an der Kirchstr. wegen dem geplanten Neubau des Lidl-Marktes abgerissen werden. Darunter die alte Schule, das spätere Feuerwehrhaus und auch das Pfarrheim.
Aus vielen tausend kleinen Holzstücken bastelte Ewald Becker, Jahrgang 1922, ein Modell der Stahlbogenbrücke, die 1899/1900 über die Agger als Verbindung nach Altenrath gebaut und kurz vor Kriegsende 1945 von deutschen Pionieren gesprengt wurde. Das Modell schenkte er seiner ehemaligen Heimatstadt Lohmar, in der er in der Straße Am Bungert aufgewachsen war. Als Junge war es seine Passion, bei Wind und Wetter über die etwas mehr als nur handbreiten haushohen Eisenträger zu balancieren. Im Sommer, wenn ihm genügend Badegäste am Aggerstrand bewundernd zuschauten, machte er seinen viel beklatschten "Köppes" (Kopfsprung) in den nicht tiefen Fluss. Peter Kümpel der Ältere, der einen Handwerksbetrieb in der "Alten Fähre" hatte, informierte immer wieder den Vater von Ewald Becker über die tollkühnen Sprünge. Zu Hause gab es dann jedesmal eine gehörige Tracht Prügel. Über diese Stahlbogen-Brücke fuhr bis 1918 von den Altenrather Ton- und Sandgruben eine Kleinbahn bis zum Bahnhof in der Kirchstraße. Über die Bogenbrücke pendelte auch Grubenbesitzer Winter täglich mit seinem ersten Automobil hin und her. Als der noch offene Kraftwagen an Kemmerichs Kolonialwarenladen an der Hauptstraße vorbeiknatterte, rief Elisabeth Kannengiesser erschreckt. "Himmel hölp, do fiert en Kah ohne Päed!" (Himmel hilf, da fährt eine Karre ohne Pferd!)
Ganz früher gab es nur eine Furt durch die Agger, die noch auf der Militärkarte von Tranchot-Müffling (!803 -1820) eingezeichnet ist. Die Zufahrt führte unterhalb der Burg und dem heutigen Restuarant "Zur Alten Fähre" in einem weiten Bogen durch die Agger von Lohmar weiter über den Eisenweg und dann über den Mauspfad von Altenrath und Troisdorf Richtung Köln.
Die Damenkarnevalsgesellschaft Zweite Plöck blickt 2022 auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück. Sie wurde am 11.11.1947 gegründet. Die Damen mit ihrer Vorsitzenden Ulrike Fingerhuth nahmen freudestrahlend bei der Karnnevaleseröffung am 11.11.2022 auf der Bühne vor dem Lohmarer Rathaus die Glückwünsche des Vorsitzendende des Vereinskomitees Lohmar, Johannes Fingerhuth, entgegen. Am Wochenende zuvor waren in der Austellung "100 Jahre Karneval in Lohmar" im Foyer des Rathaus einige Fotos der DKG aus den 1950er Jahren zu besichtigen.
"Wenn Menschen schweigen werden Steine reden..." unter dieser Überschrift sind im Haus des Heimatvereins Lohmar zwei steinerne Fundstücke ausgestellt, die zu alten Grabkreuzen gehörten. Es gelang das Gesamtbild der Grabkreuze wiederherzustellen und deren Inschriften zu rekonstruieren. Dabei handelt es sich zum einen um den 1755 mit nur 16 Jahren verstorbenen Anton Höderath vom Schöpcherhof in Scheiderhöhe und zum anderen um die 1730 verstorbene Anna Margaretha Hagens von Scherf (Scherferhof in Wielpütz).
Väter und Großväter hatten den Einberufenen oft in euphorischer Stimmung von dem gewonnenen Krieg 1870/71 und der schönen weiten Welt, die sie als Soldat sehen konnten, erzählt. Diese Erzählungen hatten zunächst eine gewisse Begeisterung für das Militär bei den jungen Männern ausgelöst. Sie hielt bis zur Musterung an. Als es ernst wurde und die Heimat mit dem Zug verlassen werden mußte, war – wie das Bild zeigt – Freude in den Gesichtem der Einberufenen nicht zu erkennen. Sie verließen Ehefrauen, Kinder und Eltern, die künftig wegen ihrer Abwesenheit noch härter für das tägliche Brot arbeiten mußten. Ab sofort bangte man zu Hause ständig um das Leben der Soldaten.
Auf Initiative und mit finanzieller Förderung des Lions Club Siegburg wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, der Firma Pilgram GmbH und dem Heimatverein Lohmar im Sommer 2022 im Staatsforst Lohmarer Wald auf einer Lichtung ein ehemaliges Moor wieder "vernässt". Es entsteht eine Ruhezone für die Natur und ein Habitat für Tiere und Pflanzen, die Wasser / Feuchtigkeit und viel Licht benötigen. Ferner sind positive Effekte auf Hydrologie und Mikroklima zu erwarten. Dafür wurden Bäume entfernt, Plastikmüll entsorgt und Entwässerungsgräben durch Dämme mit Flechtzaun und regionalen Tonböden geschlossen.
Es handelt sich um eine ca 1,3 ha große Fläche im Naturschutzgebiet Giersiefen, westlich der "Zwölf-Apostel-Buche". Sie liegt im Gebiet eines der größten Heidemoor- und Feuchtheidegebiete im Naturraum Bergische Heideterrasse und damit des gesamten südlichen Rheinlandes. Einige Pflanzen- und Tierarten, die laut aktueller Roter Liste vom Aussterben bedroht sind, finden hier eines ihrer letzten Refugien. Daneben gibt es im Lohmarer Wald noch eine von zwei historischen Teichbewirtschaftungen Nordrhein - Westfalens. Die bis ins Mittelalter zurückgehende Teichbewirtschaftung prägt das Geländerelief noch heute. Der Betrieb soll nicht gefährdet werden. Als Ersatz für Arten, die in bewirtschafteten Teichen keine Lebensgrundlage finden, sollen historische Teiche reaktiviert und somit ein annähernd ursprüngliches Grundwasserniveau wiederhergestellt werden.
Das Foto zeigt die Kirchstraße mit dem Bahnhofsgebäude im Jahr 1918/19 in Höhe des Hotel Restaurant „zum Aggertal“ von Johann Hermanns in Lohmar. Nach den Waffenstillstandsbedingungen war das Amt Lohmar in einem Radius von 30 Kilometer um Köln Besatzungsgebiet für die alliierten Truppen. Zunächst kamen am 12. Dezember die ersten englischen Soldaten, am 13. und 14. Dezember 1918 Kanadier und als das Waldbarackenlager für die Besatzungstruppen im heutigen Ziegelfeld 1919 gebaut war, folgten denen englische, französische und marokkanische Besatzungssoldaten. Halbverdeckt von den Bäumen am Straßenrand sieht man englische Besatzungssoldaten des Regiments „The Queens“.
Die historische Ansichtskarte "Gruss aus Lohmar" zeigt verschiedene gezeichnete Ansichten des Ortes in schwarz-weiß: Oben rechts die "Kirche mit Pastorat", oben links Darstellungen von "Villa Esser" und "Villa Therese". Unten findet sich eine Darstellung des Hotel-Restaurants "Zum Aggerthal" von Johann Hermanns, mittig eine Ortsansicht. Die Karte wurde auf der Rückseite in der unteren rechten Ecke beschrieben, offensichtlich schrieb ein Vater an seine Tochter, und trägt das Datum 03.07.1898. Die Rückseite trägt einen Stempel der Bahnpost, als Orte sind "Cöln (Rhein)" und "Bergneustadt" angegeben. Die Karte wurde nach Hennef (Sieg) verschickt.
Die Mehrbildkarte zeigt oben links das Gebäude und oben rechts den Innenraum der Gaststätte „Zur alten Fähre“ um etwa 1930. Unten ist ein Blick vom Lohmarberg auf die alte Eisenbrücke über die Agger von 1899 und die Burganlage, den Bachhof, das Pastorat und die Pfarrkirche wiedergegeben. Knapp 100 Meter flussaufwärts vom Gasthaus „Zur alten Fähre“ war die Furt durch die Agger nach Altenrath. Um das Überwechseln von einer Seite auf die andere Seite der Agger zu erleichtern bauten etwa Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die damaligen Burgherren Peter Josef Contzen und Ehefrau Elisabeth Schmitz ein kleines Fährhaus mit Fähre, die von Wilhelm Lehr und später mit seiner Ehefrau Sibylla geb. Buchholz zusammen betrieben wurde. Diese unterhielten in dem Fährhaus schon eine Straußwirtschaft. Später kauften sie das Fährhaus und vererbten es ihrer Tochter Anna Katharina, die Bertram Kronenberg heiratete. Nach dem Bau der Aggerbrücke 1899 kam der Fährbetrieb zum Erliegen. 1902 wurde dann das Fährhaus an die Familie Rottland verkauft, von denen es die Familie Schultheiß erwarb, bis schließlich am 5.5.1914 der aus Troisdorf stammende Schreinermeister Peter Kümpel das Fährhaus kaufte, in deren Familie es sich bis heute befindet.
Mitte August 2022 verzeichnen viele Flüsse in Deutschland Rekordtiefstände infolge der Trockenheit und Hitze. Der Rheinpegel in Köln zeigte am 16.8.2022 nur 73 Zentimeter, knapp über dem historischen Tiefstand von 69 Zentimeter im Hitzesommer 2018. An der Agger liegt der normale Pegelstand in Lohmar bei 7o - 80 Zentimeter. Mitte August liegt der Pegelstand unter null; dass Wasser erreicht den Fuß des Pegels nicht. Noch ein Jahr zuvor im Juli 2021 verursachte ein Hochwasser erhebliche Schäden. Unter anderem stand die Gasstätte "Zur Alten Fähre" unter Wasser.
Der Maler Wilfriedo Becker stellte die Ansicht dar, wie sie in der Zeit zwischen 1950 und 1960 bestand. Rechts steht das Marien-Heiligenhäuschen. Ursprünglich stammt es aus dem 19. Jahrhundert. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde hier viele Jahre lang an Fronleichnahm der Segensaltar aufgebaut. 1991 wurde das durch einen Autounfall zerstörte Heiligenhäuschen in der alten Form wiederhergestellt. Dem Kirchgänger oder Wanderer, der früher von Breidt und Deesem nach Birk ging, öffnete sich auf dem "Knippen" am Heiligenhäuschen die weite Sicht auf das untere Kirchdorf über dem Birker Feld. So heißt auch die amtliche Flurbezeichnung. Der Weg, vorbei an dem im Jahr 1384 genannten Hofgut "Bechge in parrochia de Lomer = Bich in der Pfarrei Lohmar, verband von Anbeginn die Siedlungsgebiete diesseits und jenseits des Jabaches. Er wurde 1644 als "Leichweg", auch als Breidter Kirchweg bezeichnet und stand unter dem Schutz der damaligen Obrigkeit. Auf dem Grasstreifen durfte kein Vieh gehütet werden, damit die Benutzer beim Kirchgang oder Leichenzug nicht verunreinigt wurden.
Zwischen den Häusern rechts ist der Trockenturm des Feuerwehrhauses an der Hohlen Gasse erkennbar. Das Türmchen wurde um 1950 von Zimmermeister Toni Buchholz aus Inger erbaut und gibt somit den Anhaltspunkt für die Datierung des Gemäldes.
Schulentlassung des Jahrgangs 1936/37 zu Ostern 1952 mit Rektor Karl Schmidt. Das Foto wurde vor der Rückwand der Gaststätte Schnitzler gemacht, wo auch die Entlassungsfeier stattgefunden hatte.
In Bachermühle baute man 1923/24 das Wahlscheider Elektrizitätswerk. Die Agger wurde für diesen Zweck gestaut und so konnten die Sommergäste in den 20er und 30er Jahren vor Naafshäuschen sogenannte „Kahnpartien“ machen. Auch in Wahlscheid baute man Kähne. Bei Hochwasser im Herbst und im Frühling wurden die Kähne über Agger und Sieg bis zum Rhein gebracht. Der „Stapellauf“ war immer ein großes Volksfest. Möglicherweise ist diese „Schiffsbauindustrie“ der Grund dafür, dass viele Bürger in Wahlscheid den Namen Schiffbauer tragen.
Lohmar um das Jahr 1900. Das Bild zeigt die Hauptstraße in Lohmar in Blickrichtung Siegburg. Die Straße nach Siegburg wurde erst im Jahre 1823 erbaut und 1845 von Beuel nach Overath neu ausgebaut.
Das Haus vorne links ist das Haus der Familie Kümmler (Hauptstraße 59), dahinter das Haus der Familie Arenz. Beide Häuser stehen heute noch. Ganz rechts vorne das Haus der Familie Zimmermann, dahinter die Bäckerei Halberg, dann folgt das Haus Schultes. Hier stehen heute die Lohmarer Höfe. Das dahinter liegende Gebäude ist die Gaststätte Schnitzler, die im April 2007 abgerissen wurde. Dann folgt die Gaststätte Knipp und dahinter die Villa Waldesruh. Hier steht heute das Gebäude der Kreissparkasse.
Vor 1928 entstand die Aufnahme, nördlich der Einmündung Breiter Weg, mit Blickrichtung nach Süden, Richtung Siegburg, in etwa dort, wo heute der Rathausplatz ist. Das erste Haus rechts auf dem Foto ist die Bäckerei von Peter Kraheck, vormals Peter Weingarten, und auf der linken Seite ist das Haus der Familien Steinbrecher und Palm. Die Hauptstraße ist noch nicht gepflastert und als Allee ausgebildet. An der Hauptstraße 49/Ecke Mittelstraße (heute Rathausstraße) baute der Hufschmied Peter Weingarten an dieser Stelle ein Fachwerkhaus, das aber um 1882 bereits wieder abgerissen wurde. Später errichtete an gleicher Stelle der Metzger Wilhelm Schneppenheim ein größeres Fachwerkgebäude, das 1936 an Peter Meurer überging. Dieser baute die Metzgerei aus und erweiterte sie um eine Fleischkonservenfabrik.
Nach einigen Jahren losem Zusammenseins hat sich aus diesem Kreis 1951 der KirchstraßenKegelklub „Stell Jonge“ gebildet. Es waren eigentlich keine stillen Jungen, sondern es ging mit viel Alkohol, Späßen, Liedern und Witzen immer hoch her in diesem Klub. Das Klublokal war das Gasthaus „Zur alten Fähre“, damals unter dem Pächter Karl Weyer.
Auf dem Foto sitzt der letzte Lohmarer Besenbinder und Korbflechter Johann Eykamp um 1895 vor seinem Haus in Sottenbach. Hinter ihm rechts steht seine Ehefrau Gertrud, die anderen sind wahrscheinlich Familienangehörige. Nach verbürgten Angaben wohnte er 1900 mit seiner Familie im Holzbachtal unterhalb von Lohmarhohn.
Johann Eykamp wurde am 20.7.1845 in Altenrath geboren. Sein Vater war der Leinenweber Peter Eykamp aus Menzlingen, der Sybilla Pier aus Altenrath geheiratet hatte. Johann Eykamp war der älteste von fünf Kindern. Er war von Beruf Korbmacher und heiratete die am 20.11.1839 in Altenrath geborene Gertrud Straeßer. Mit ihr hatte er einen Sohn Johann, der etwa 1868 in Menzlingen geboren wurde. Das heißt, dass er zunächst in Menzlingen bei Rösrath gewohnt hatte. Seine Ehefrau Gertrud starb mit 77 Jahren am 9.1.1917 in Lohmar. Er ist mit 80 Jahren am 15.6.1926 ebenfalls in Lohmar gestorben. Sibilla Wacker geb. Küpper, die bis zu ihrer Heirat auf dem Gut Lohmarhohn lebte, erzählte ihrem Enkel Raimund Schüller, dass „de Eekamp“ in einem stets reich mit Blumen umgebenen Holzhaus der ehemaligen Erzgrube „Moritz“ in der Nähe der Holzbachmündung in den Auelsbach wohnte und dass er immer mehrere Hosen übereinander trug, weil er meist bei seiner Arbeit auf dem Boden gesessen saß.
Die folgende Sage wurde dem vertorbenen Heimatforscher Johannes Heinrich Kliesen von den alten Lohmarern Johannes Pohl, Anton Lehr, Johann Höndgesberg und Peter Kemmerich überliefert. Die Geschichte dürfte aus dem Flurnamen "Turm-Markts Garten"entstanden sein, ein Gartengrundstück an der Bachstraße, dass lange schmale Parzellen in Hufenform hatte.
An der Bachstraße, schräg gegenüber der ehemaligen Schmiede, bei der Gastwirtschaft „Schwanenhof“ ist das Flurstück „Turm-Markts Garten“. Auf dieser langen und schmalen Parzelle soll sich nach sagenhafter Mär eine mit einigen Sandsteinen markierte kleine Grasfläche von etwa 60 x 120 cm befunden haben , bei der es sich um ein Grab gehandelt haben soll. Die Parzelle, auf der sich eine Hofanlage mit einem Turm befand, war damals im Besitz der Herren der Burg von Lohmar. Bis die grabähnliche Fläche bei Bauarbeiten oder mit dem Pflug spätestens Ende des 19. Jahrhunderts eingeebnet wurde, erzählten die Lohmarer „Oberdörfler “ im Bereich der Kieselhöhe von einem „Grab der Burg“ oder vom „Turmsgrab“. Nach der Überlieferung soll es sich um das Grab eines Burgherren oder eines adeligen Junkers handeln, der auf diesem Gelände bei einem ritterlichen Zweikampf verwundet und dann aber von den Gefährten seines Gegners meuchlings ermordet wurde. Zum Gedenken daran läutete jedesmal am Todestag das Turmglöcklein. Für das Läuten soll noch bis in die Zeit der Burgherren „von der Reven“ ein kleiner Zehnt an den Glöckner gezahlt worden sein.
Auf der Kieselhöhe erzählte man sich, dass noch im frühen 19. Jahrhundert in der dortigen Schänke auf diese Begebenheit gertunken wurde mit den Worten: „Ex, op de Huhwohljeborene vom Backesjade" (Austrinken auf den Hochwohlgeborenenen vom Backesgarten). Backesgarten ist das angrenzende Grundstück, dass den Lohmarern geläufiger ist.
Nach dem gewonnen Krieg 1870/71, als das deutsche Volk eine Zeit der Hochstimmung durchlebte, gründeten die Veteranen der Gemeinde im Jahre 1871 den Kameradschaftlichen Kriegerverein Honrath. 13 Jahre später kam es im Zentralort Wahlscheid zur Gründung eines 2. Vereins. In den Kameradschaftlichen Kriegervereinen wurden die militärischen Erinnerungen sowie die nationale Gesinnung wachgehalten. Ferner sollte die Kameradschaft der ehemaligen Soldaten erhalten bleiben und notleidende Mitglieder unterstützt werden.
Bei den Zusammenkünften tauschten die Vereinsmitglieder immer wieder ihre Kriegserlebnisse aus. Natürlich sprach man auch von der schönen fremden Welt, die die Männer der Gemeinde damals nur im Kriegseinsatz kennenlernen konnten. Kaiser’s Geburtstag, Krönungs- und Gedenktage an Schlachten waren Anlaß für Festveranstaltungen der beiden Kameradschaftlichen Kriegervereine. Das Feiern einer Vielzahl von Festen war „von oben“ erwünscht bzw. befohlen.
Das Foto wurde anlässlich der letzten Ratssitzung der Gemeinde Inger vor der Gaststätte Fielenbach in Birk aufgenommen.
Die Gemeinde Inger gehörte bis zur kommunalen Neugliederung 1969 zum Amt Lohmar. Bürgermeister war von 1951 bis Juli 1965 Karl Weiler sen. und danach, bis zur Auflösung des Rates Hermann Fielenbach. Nach Auskunft von Wolfgang Beyer, hatte der Kämmerer des Amtes Lohmar, anlässlich der letzten Ratssitzung, ein Verpflegungsgeld in Höhe von DM 5,-- je Ratsmitglied bewilligt.
Von Ende November 2011 bis Anfang 2012 beobachtete Georg Blum aus seinem Wohnzimmerfenster in der Altenrather Straße 1 auf der Windrose und dem Wetterhahn der katholischen Kirche Sankt Johannes in Lohmar eine von morgens 8 Uhr an ständig wachsende Zahl von Staren. Mit einem 800-mm Objektiv mit zweifachem Konverter, als 1600 mm Brennweite fotografierte er die Versammlung aus einer Luke des Dachgeschosses. Etwas problematisch dabei waren die Luftschlieren durch die Warmluft aus den Heizungen, die Unschärfen auf dem Foto erzeugen.
Der Handwerkerverein wurde im Jahr 1881 gegründet und hatte durchschnittlich 30 Mitglieder. Man wollte Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Es gab sogar eine Krankheits- und Todesfallversicherung für einen kleinen Vereinsbeitrag. Der Verein war konservativ ausgerichtet. In schöner Uniform wurde Kaiser`s Geburtstag, das Krönungsfest und das Sedanfest (Erinnerung an die französische Kapitulation in der Schlacht von Sedan 1870) zusammen mit dem Kameradschaftlichen Kriegerverein gefeiert. Am 7. Juli 1931 wurde noch das goldene Vereinsjubiläum gefeiert. Beim Festzug waren die Häuser mit Blumen und Fahnen geschmückt und 20 Ehrenpforten errichtet. Nur wenige Jahre später wurde in Folge der sogenannten Gleichschaltung (Vereinheitlichung des gesellschaftlichen und politischen Lebens) im Nationalsozialismus der Handwerkerverein aufgelöst.
Unter dem 1871 neugegründeten Kaiserreich erfuhr die schulpolitische Entwicklung bereits 1872 durch die "Allgmeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872" eine fortschrittliche Revision. Nicht mehr die einklassige Schule, sondern auch die mehrklassige sollte künftig als „normal“ gelten. Die Größe der Klassenräume wurde auf mindestens 48 qm festgesetzt. Die Kinderzahl der einklassigen Schulen unter einem Lehrer durfte nicht über 80 steigen. Die Unterrichtsfächer waren Religion, Deutsch, Rechnen und Raumlehre, Singen, Zeichnen, Realien (Vaterlands- und Naturkunde) und Turnen. Ebenfalls sollten die Lehrergehälter aufgebessert werden und die Lehrerbildung gefördert werden. Das Jahreseinkommen eines Erstlehrers betrug um das Jahr 1880 ohne die kostenlose Überlassung einer Wohnung 1050 Mark.
Es gab mit Altenrath, Birk, Breidt, Ellhausen (ab 1889), Heide, Honrath, Lohmar, Neuhonrath, Scheiderhöhe und Wahlscheid insgesamt 10 Volksschulen, davon drei evangelische Volksschulen (Wahlscheid, Heide, Honrath) und sieben katholische Volksschulen. Ab 1910 wurde in 19 Klassen Unterricht erteilt. Die Schülerzahl belief sich auf über 1150 Schülerinnen und Schüler.
Das Foto ist vor dem alten Schulgebäude in der Kirchstraße (heute Lidl-Parkplatz) gemacht worden. Von links nach rechts und von oben nach unten: 1. Reihe: Kaplan Josef Hoppe, Luci Keuler, Elisabeth Schüller, Else Zimmermann, Anna Berg, Elisabeth Funken, Annemarie Klein verh. Ginster, Liesel Schneider, Maria Krieger, Maria Emmerich verh. Eschbach, Gertrud Müller und Lehrerin Gertrud Wingensiefen 2. Reihe: ? Arnold, Hans Schug, ? Wielpütz, Josef Büscher (Sohn von Peter Büscher, Ziegelfeld), Josef Rösing, Arno Deurer, Wilma Boddenberg, Margarete Hagen verh. Klug, Elisabeth Müller verh. Klein, Käthi Schönenborn verh. Löhrer und Elisabeth Deurer. 3. Reihe: Heinz Hagen, Margarete Rottländer, Käthi Kurtsiefer, Elli Weingarten verh. Dienemann, Else Ramme, Gertrud Grünacher, Doris Harnisch, Margarete Kurtsiefer verh. Lüdenbach, Gerta Kurtsiefer verh. Meng, Magda Kuttenkeuler, Hanni Kurtsiefer und Peter Schneider. 4. Reihe : Günter Boddenberg, Josef Harnisch, Hermann Moßbach (Jabachhof), Ludwig Bouserath, Hans Josef Eich, Friedrich Lüdenbach, Gerd van Goch, Josef Schneider, ? Deurer, ? Jaguschewski, Heinz Ramme (Bruder von Richard Ramme, Kirchstraße), Paul Miebach, ? Gorissen und Karl Weiß.
August Hüser betrieb mit Heinrich Stratmann zusammen einen Anstreicherbetrieb in einem Fachwerkhaus an der Hauptstraße 14-16 (einem Doppelhaus). In der anderen Haushälfte hatte das Ehepaar Hüser, nachdem das Kleineisengeschäft der Gebrüder Pape in den 1920er Jahren aufgegeben wurde, einen Tante-Emma-Laden. Das Bild muss in etwa Anfang der 1930er Jahre entstanden sein, da die Familie Hüser bis 1929/30 im Mühlenweg gewohnt hat. Im Fenster ist Frau Hüser zu sehen. In den 1940er Jahren übernahm Paul Alex das Lebensmittelgeschäft und danach Maria Klein. Heute (2022) befindet sich im linken Teil des Gebäudes das Wolle und Handarbeitsgeschäft Niedergesäss.
Das „Kleins Büdchen“ für Obst, Gemüse und Süßigkeiten in der Kirchstraße zwischen Haus Knipp und „Hotel zur Linde“ ist hier im Jubiläumsjahr 1952 fotografiert.
Schon seit 1927 verkauften Wilhelm („de Trappe Wellem“ aus Sottenbach) und Lena Klein Obst und Gemüse in einem kleinen Büdchen in der Kirchstraße. Zu ihrem 25-jährigen Geschäftsjubiläum hatten sie das alte kleine Büdchen abgerissen und ein größeres errichtet, das auf dem Foto zu sehen ist. Wilhelm Klein hatte ein „Tempo-Dreirad“, mit dem er dreimal wöchentlich nach Bonn zum Markt fuhr, um frische Ware einzukaufen. Er machte auch kleinere Transporte – sogar bis ins Sauerland hinein – mit seinem Fahrzeug. Leider verstarb er sehr früh am 9.9.1953 im Alter von 53 Jahren.
Als Lena Klein wegen Krankheit das Geschäft 1959 aufgeben musste, führte bis 1962 die Familie Herchenbach das Büdchen weiter. Josef Herchenbach hatte nach dem Tod von Wilhelm Klein mit Lena Klein die Fahrten zum Bonner Markt gemacht. Danach kaufte Heinrich Eschbach das Büdchen und betrieb es in eigener Regie bis etwa 1968/69. Dann verkauften sie es weiter an eine Firma für Sicherheitsbekleidung bis es 1979 dem Neubau Ecke Hauptstraße/Kirchstraße weichen musste.
In einem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter 2009 stellte Jürgen Morich ein Bilderrätsel. Es war gedacht als Selbsttest, um 40 Jahre nach der kommunalen Neuordnung zu erfahren, wie gut man sich auskennt im größer gewordenen Lohmar.
Wer Lust hat am Ratespiel: Zu jeder Gebäude-Beschreibung in der Liste sucht man das passende Foto und schreibt den Kennbuchstaben des Fotos in das Kästchen. Wenn man am Schluss alle Kästchen von oben nach unten liest, sollten sich die Namen von drei Gewässern ergeben, die im Lohmarer Stadtgebiet fließen.
Die Lösung ist im Bild "Sütterlin Schrift" zu lesen. Die Schrift war von 1924 - 1941 die deutsche Standardschrift, die die Erstklässler in Schulen lernten.
Lehrerin Helene Ravens (ganz rechts) mit ihrer Klasse.
Die Volksschule in Birk hatte in den 20er und 30er Jahren ca. 70 - 80 Schüler. Sie waren in zwei Klassen aufgeteilt, Die 4 jüngeren Jahrgänge wurden von Frau Ravens unterrichtet, die 4 älteren Jahrgänge von Herrn Eulenbruch.
Auf dem Foto, im Herz-Jesu-Monat Juni aufgenommen, ist Kaplan Toni Ley, der von 1950-1960 Kaplan in Lohmar war, bei einer Trauung zu erkennen.
Der Chor und die Apsis aus dem 12. Jahrhundert werden von schwerem Gesims und Rundbogenfries, dem sogenannten Triumphbogen vom Mittelschiff begrenzt und von einem Kreuzgewölbe überspannt. In den Eckpunkten des Chorraumes gliedern zusätzliche schlanke Säulenvorlagen mit Blattwerkkapitellen den Raum. Mit jeder Veränderung der Liturgie – eine Entwicklung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962-65 – wie beispielsweise der Standort des Altars, der Entfall einer separaten Kanzel, die Madonna auf der Mondsichel rechts im Bild wurde ins Seitenschiff auf einen Nebenaltar verdrängt. Die ursprünglich vorhandene Ausmalung des Chorgewölbes und des Gewölbes der Apsis verschwanden mit der größeren Renovierung 1968 ganz. Heute ist der schlichte Innenraum der Kirche hell verputzt und hat sichtbare Dachbalken. Die Seitenschiffe werden durch Rundbogenfenster und Strebepfeiler gegliedert, der Obergarden des Mittelschiffs durch Rundbogenfenster, Rundbogenfriese und Lisenen.
In der Wielpützer Straße Nr. 18 in Wielpütz sind drei Fachwerkhäuser aneinander gebaut, die man die „Schniederei“ nennt – wahrscheinlich weil in einem der Häuser irgendwann eine Schneiderei war. In dem linken Haus auf dem Foto, aus der Mitte der 1960er Jahre, wohnte Maria Brehm (et Brähms Marieche), in der Mitte Familie Hupperich, später Wirges und in dem rechten Haus die Geschwister Josef, Lena (Lenchen) und Mienchen Kellershohn.
In dem mittleren Haus hatte Willi Wirges in den 1950er Jahren eine Schuhmacher-Werkstatt. Er war neben seinem Beruf auch Fußball-Schiedsrichter und sorgte viele Jahre dafür, dass auf dem Wielpützer Bolzplatz die Regeln eingehalten wurden. Er hat in den 1950er Jahren auch manches Spiel des TuS Lohmar „gepfiffen“.
Mit dem Bau der Wahlscheider Chaussee im Jahr 1844 und der Aggertalbahn (Luhmer Grietche) 1884 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Auch auf kulturellem Gebiet erlebte man den Anschluss an die große weite Welt. Stadtbewohner kamen zur „Sommerfrische“ nach Wahlscheid. Davon profitierten zunächst die Bewohner des „J(G)rongk“ (Grund = Tal), mit Verzögerung – wegen der räumlichen Entfernung – die Bergbewohner. Die Städter brachten neben „Kultur“ auch „Bildung“ mit. Wenn die zwischen Naaf- und Aggertal lebenden Höhenbewohner etwas vornehmer verkehren wollten, begaben sie sich in den Jrongk, d.h. in den Auelerhof, der gut von Kölner Gästen besucht wurde (es heißt, daß Willi Ostermann hier sein Lied von der „Mösch“ geschrieben hat). Bauern „vom Berg“ sollen ihre Töchter dirigiert bzw. gedrängt haben, zu Tanzveranstaltungen nur in den Auelerhof zu gehen. Dabei hatten sie den Hintergedanken, den Töchtern mit einer „guten Heirat“ ein besseres Leben zu bescheren. Wenn es übertrieben wurde, hatten die Mädels jedoch schnell einen Spitznamen (z.B. „Gebirgsengel“). Hans Karl Kirschbaum, Haus-Dorp, erzählte, daß Otto Kirschbaum, der Wirt „vom Berg in Höffen“, in den 30er Jahren junge Männer aus dem „Jrongk“ mit den Worten „Ihr Weltverbesserer“ begrüßt hat.
Der „Bildungsunterschied“ war auch überregional feststellbar. Je weiter man von Köln entfernt wohnte, desto weniger war man von der „Kultur beleckt“. Die „Volberger“ (Hoffnungsthaler) waren am fortschrittlichsten; man nannte sie wegen ihrer Einbildung die „Volberger Füppede“. Die Wahlscheider mit guter Bahnverbindung nach Köln waren wiederum fortschrittlicher als die Seelscheider. Zwischen den Höhenorten im „Over-Kierspell“ (Oberkirchspiel) und den Dörfern im Tal lagen damals Welten. Man gehörte zwar gemeinsam – bis auf wenige kath. Familien – der evangelischen Kirchengemeinde Wahlscheid (die nördlich gelegenen Orte gehörten allerdings zur evangelischen Kirchengemeinde Honrath) an, ging aber in zwei verschiedene Schulen nach Heide und Wahlscheid. Die Jugendlichen lernten sich erst näher kennen, wenn sie gemeinsam den Katechumen-/Konfirmandenunterricht besuchten.
Bis 1884 war Haus Stolzenbach Poststelle für die durch Pferdepostkutschen betriebene Strecke Bonn-Hangelar-Siegburg-Ründeroth. Zeitweise waren acht Briefträger tätig. Mit Inbetriebnaheme der Aggertalbahn wurde 1884 das Postamt Stolzenbach aufgelöst. Es folgten Postämter in verschieden Häusern.
Später waren unter der postalischen Bezeichnung „Siegburg-Land“ in einigen Weilern der Gemeinde Posthalter tätig. Es waren dies per 1931: Otto Wahlen,Kreuznaaf, Otto Oberdörster, Wahlscheid, Rudolf Lindenberg, Münchhof, Wilhelmine Koch, Weeg, Wilhelm Radermacher, Höffen, Wilhelm Breideneichen, Oberstehöhe, Wilhelm Schiffbauer, Kern, Otto Fischer, Agger, Josef Stocksiefen, Bachermühle, Emil Otto, Honrath, Wilhelm Klein,Frackenpohl, Hermann Schauenberg, Scheid. Die Post wurde den vorgenannten Posthaltem von Siegburg aus mit einem kleinen Lieferwagen, der auch Personen – soweit Platz vorhanden war – beförderte, angeliefert.
Die Briefträger hatten die Post auszutragen. Sie waren gern gesehene Leute. Sie sahen und hörten viel und brachten Neuigkeiten unter das Volk. Große Mengen hatten sie nicht auszutragen, aber weite Strecken mußten sie zurücklegen. Briefkästen kannte man noch nicht; die Briefträger drückten dem Empfänger den Brief noch persönlich in die Hand und hatten Zeit für ein „Verzällchen“ (Gespräch). Äußeres Zeichen für die beschwerlichen weiten Fußmärsche sind die Spazierstöcke. Oder waren die Stöcke als Verteidigungswaffe gegen Hunde und Banditen gedacht?. Die Briefträger zahlten damals auch noch Geld – z.B. die Rente – aus.
Die Schule Honrath zählt zu den ältesten urkundlich belegten Schulen der Stadt Lohmar. Seit 1581 war sie über lange Zeit eine Pfarr- und Küsterschule und spätestens ab 1614 evangelischer Konfession. Am 22. März 1581 hatte der damalige Glöckner und Opfermann Peter von der Linde den Schuldienst in seinem Haus übernommen. Im Jahre 1729 wurde der Opfermann Johann Peter Speck in sein Amt eingeführt und nannte sich auch Schulmeister. In seiner Zeit, etwa um 1740, dürfte die alte Schule (Zum Kammerberg 20), die noch heute steht, erbaut worden sein. 1839 wurde ein zweiter Schulsaal angebaut.
In den ersten zehn Jahren der Amtszeit von Lehrer Karl Brüning ab 1843 sind die Unterrichtsresultate festgehalten: Geprüfte Fächer waren Kopfrechnen, Tafelrechnen, Singen, Schreiblesen, Realien (Naturwissenschaften),
Jahr Anwesende Kinder Resultate der Prüfung
1843 74 lobenswert
1844 52 sehr erfreulich
1845 80 befriedigend
1846 101 recht befriedigend
1847 94 erfreulich
1848 100 Disziplin und Methode sind zu loben
1849 81 recht erfreulich
1850 90 Die Kinder und der Lehrer hatten Freude am Unterricht
Eine für die Schulgemeinde wichtige Entscheidung fiel am 4. März 1927 durch Beschluss des Gemeinderates Wahlscheid. Vom Gutsbesitzer Heinrich Schlenkhoff wurden 3 Morgen Land zum Bau einer neuen Schule in Honrath (Zum Kammerberg) erworben. Die Einweihungsfeier der neuen Schule fand am Samstag, den 1. Juni 1929 statt. Glockengeläute lud zum Festgottesdienst ein. Pfarrer Zänker würdigte das bedeutende Ereignis in einer Festpredigt. Bei der anschließenden Einweihungsfeier gingen hohe Vertreter der Regierung, des Kreises, der Gemeinde sowie die Freunde aus den Nachbarpfarreien und Schulvorständen auf den tiefen Sinn und Wert des neuen Schulhauses sowie des öffentlichen Schulwesens ein. Der Hauptlehrer Betge konnte stolz an die 350jährige Geschichte der Schule Honrath erinnern. Schließlich empfing der Bauherr, repräsentiert in der Person des Bürgermeisters Max Koch, den Schulschlüssel aus der Hand des Kölner Architekten Erberich. Da der dreiklassige Schulbetrieb räumlich sehr beengt war, wurde 1955 mit den Bauarbeiten für einen Schulanbau begonnen und mit der Eröffnungsfeier am 20. März 1956 abgeschlossen.
Aus den Jahrgängen 1 bis 4 der Schule entstand mit den Schülern der Gemeinschaftsschule Wahlscheid ab 1. August 1968 die Gemeinschaftsgrundschule Honrath und ab 1. August 1969 unter Einbeziehung der bisherigen katholischen Volksschule Neuhonrath die Gemeinschaftsgrundschule Wahlscheid, welche Anfang 1972 in dem neu erbauten Schulzentrum (Mittelpunktschule). Neuhonrath, Krebsaueler Straße ihren Standort fand. In Honrath schlossen sich Ende 1971 endgültig die Schulpforten.Hier wurde eine Kindertagestätte eingerichtet.
Die Postkarten zeigen den Ort Honrath und das Hotel "Schöne Aussicht" in den 1970/80er Jahren. Von der Hotelveranda hatte man einen schönen Ausblick ins Aggertal. 2008 gewann Honrath im Kreiswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" die Goldmedaille. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Gasthaus umgebaut. Es wurden mehrere Wohnungen geschaffen, in denen Künstlerfamilien aus dem Kölner Raum leben. Der Saal mit Bühne blieb eine zeitlang erhalten und wurde für private Veranstaltungen genutzt.
Die Katholische Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Neuhonrath, am Sonntag, dem 21. September 1738 benediziert, hatte im September 2013 das 275-jährige Jubiläum ihres Bestehens und der Einweihung ihrer Kirche gefeiert. Die neu errichtete Pfarrkirche Neuhonrath war für die verbleibenden Katholiken in den Kirchengemeinden Honrath und Wahlscheid errichtet worden, nachdem die Pfarrei im 16. Jahrhundert während der Reformation zum evangelischen Bekenntnis übergegangen war.
Die beiden Fotografien zeigen die Kirche, einen schlichten Saalbau mit fünf stehenden, rechteckigen Fensterpaaren und dreiseitigem Schluss. Die Halle und der Altarraum sind 1969 restauriert worden. Der Schöffenstuhl des Schultheißen Wimar Ley, Honsbach aus dem Jahr 1641, die Monstranz mit Medaillen von 1735 und der Kelch mit Deckel (Herkunft nicht bekannt) sind die ältesten„Pertinenzstücke“ der Kirche (Ausstattungsstücke sind: Kunstwerke, Orgel, Altäre, Kanzel, Bilder, Turmuhr, Glocken wie auch Urkunden und Schriften, etc.).
Die Ehrentafel mit 103 Gefallenen oder Vermissten und 240 Soldaten, die den Krieg überlebten, wurde auf einem Wahlscheider Flohmarkt erworben und ist im Besitz von Dierk und Evi Meyer, Neuhonrath. Der langjährige Hauptamtsleiter der Gemeinde und späteren Stadt Lohmar, Horst Nieß, kann sich erinnern, bei Aufräumarbeiten im Wahlscheider Rathaus im Zuge der kommunalen Neuordnung 1969, auch eine solche Ehrentafel vorgefunden zu haben. Der Spruch auf der Ehrentafel „Wer den Tod im heiligen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland“ ist ein Textauszug aus dem Soldatenlied „Zum Ausmarsch“ ,Text und Melodie von A. Methfessel (1785 – 1869).
Der erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914. Wichtige Kriegsparteien waren die sogenannten Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegen die verbündeten Entente-Staaten Frankreich, Großbritannien und Russland. Im November 1918 endete der Krieg mit der militärischen Niederlage Deutschlands und seines Bündnispartners Österreich-Ungarn. Der Tod als ständiger Begleiter der Frontsoldaten wurde zum "Heldentod für das Vaterland" verklärt. Im Ersten Weltkrieg starben mehr als neun Millionen Soldaten, darunter über zwei Millionen aus Deutschland, fast 1,5 Millionen aus Österreich-Ungarn, über 1,8 Millionen aus Russland, annähernd 460.000 aus Italien. Frankreich hatte über 1,3 Millionen, Großbritannien rund 750.000 militärische Todesfälle zu beklagen. Hinzu kamen etwa 78.000 Tote aus den französischen und 180.000 Tote aus den britischen Kolonien. Die USA verloren nach ihrem Kriegseintritt im April 1917 rund 117.000 Mann in Europa. Mehr als sechs Millionen Zivilisten kamen ums Leben.
Die Kirche St. Bartholomäus auf dem Berge wird 1166 erstmalig urkundlich erwähnt. Seit 1557 ist sie evangelische Gemeindekirche.
In dem Artikel "Von Propheten und Aposteln verkündet" für die Lohmarer Heimatblätter 2005 widmet sich Heinrich Imbusch (†) den Buntglasfestern der Kirche. Zu Beginn stellt er zwei Fragen: Können Sie sich vorstellen, dass die Entwürfe von Meister Gottfried, wie der damalige Pastor Fritz Pleuger ihn nannte, Anfang der 1960er-Jahre im Vorstand der ländlichen Gemeinde Wahlscheid heftige Diskussionen auslösten? Schätzen Sie diese Bilder als realistisch, romantisch, naturalistisch, abstrakt, historisierend, symbolisch oder naiv ein? Welcher Kunstrichtung würden Sie die Bilder zuordnen?
Bekannt wurde Hermann Gottfried mit seinen Arbeiten u. a. am Straßburger Münster sowie an den Kölner Kirchen Groß Sankt Martin und Sankt Aposteln. Aber auch die Bilder in Wahlscheid zeigen bedeutende Kunst. Hermann Gottfried urteilt über den Beitrag: "Sie schildern mit wenigen, aber greifenden Zeilen das, was visuell
erfahrbar ist und führen mit zwei Fragen und deren Beantwortung zur Zeichenhaftigkeit und tieferen Bedeutung über das Gezeigte hinaus zum Geheimnis des Glaubens. Wunderbar und herzlichen Dank. Ich freue mich auf dieMappe."
Die Armaturenfabrik Johann Fischer in der Hermann-Löns-Straße war damals der größte Industriebetrieb in Lohmar und hatte 1945 etwa 1000 Mitarbeiter. Auf dem Foto von etwa 1935 ist die Belegschaft dieser Zeit zu sehen:
1. der Eigentümer Johann Fischer, 2. Martin Köb, 3. Hubert Pohl sen. 4. Fred Allmann, 5. Ludwig Hallberg, 6. Karl Schwarzrock, 7. Heinrich Kirschbaum, 8 ? Otto, 9. Wilhelm Schmitz (de stürmesch Well, Kirchstr.), 10. Josef Dreck, 11. Maria Keller (et Mütti), 12. Heinz Müller (Sohn vom Zeitungsausträger Jakob Müller), 13. Josef Pollerhoff, 14. Heinrich Boddenberg, 15. Gertrud Kiel, geb. Piller, 16. Matthias Bouserath, 17. Wilhelm Müller (Kirchstr.), 18. Georg Müller, 19. Willi Klug, 20. Jean Pütz, 21. ? Mahlberg, 22. Willi Kurtsiefer, 23. Gerhard Schönenborn, 24. Heinrich Emmerich, 25. Wilhelm Schüchen, 26. Josef Kiel, 27. Wilhelm Krieger, 28. ? Niethen, 29. Wilhelm Kurtsiefer (Kieselhöhe), 30. Hermann Bindhammer, 31. Wilhelm Kümmler, 32. ? Altwickler, 33. Gertrud Eschbach, 34. Rainer Fischer, 35. Hubert Dilly, 36. Stefan Fischer, 37. Heinz Keller, 38. Maria Demmer, 39. Hedwig Otten, 40. Hubert Krämer, 41. Franz Stauf, 42. Heinrich Könsgen, 43. Karl Lürken, 44. ? Lüdenbach, 45. Henny Eiteneuer, 46. Lieschen Kehrenbach, 47. Roland Piller, 48. Käthe Harnisch, 49. Karl Krauthäuser?, 50. ? Altwickler, 51. ? Roland?, 52. Änne Eschbach, 53. Bernd Arenz?, 54. Adolf Schierenbeck, 55. Viktor Brüll, 56. ? Burger, 57. Irmgard Gärtner, 58. Johannes Lüdenbach, 59. Leni Weingarten, 60. Betty Möres, verh. Bindhammer, 61. Gerta Broicher, verh. Bürvenich?, 62. Josef Fischer, 63. ? Schneider, 64. Paul Engeländer, 65. ? Lux?, 66. ? Knipp, 67. Kätti Niethen, 68. ? Krieger, 69. Johanna Paffrath (Gebermühle), 70. Johann Weiher und 71. ? Wolff.
Das erste Bild zeigt in der Mitte das von Lehrer Johann Scharrenbroich 1818 erbaute Fachwerkhaus. Es wurde 1856 von dessen ledig gebliebenen Tochter Veronika der Kirche in Birk als Stiftung für wohltätige Zwecke vermacht. Das Haus hieß danach „Veronikastift“ und diente lange Zeit der Gemeindeschwester Maria Höck als Wohnung. Durch die Erweiterung der Pfarrkirche mit neuem Turm 1888 verblieb zwischen Kirche und benachbarter Bebauung nur ein enger Fußpfad. Dicht neben dem Veronikastift stand die uralte Gaststätte und Schnapsbrennerei Scharrenbroich, vormals Dick und Kuttenkeuler. Im rückwärtigen Saal fand eine Zeit lang bis 1846 Schulunterricht statt. Durch die dichte Bebauung um die Kirche war die Dorfstraße so eng, dass ein Gegenverkehr nicht möglich war.
Das zweite Foto ist Teil einer Ansichtskarte und spiegelt ein Stück Familiengeschichte aus Birk vor 1930 wider. In der Ansichtskarte, die um 1900 entstanden sein mag, ist oben links, die alte Gaststätte Scharrenbroich in der Dorfmitte von Birk in ihrer gesamten Vorderfront dargestellt. Oben rechts ist die schon klassisch zu bezeichnende Sicht von Süden auf Kirche und Schule dargestellt. Unten links ist eine Ansicht auf Dorf und Kirche von den Wiesen der Scharrenbroichs aus nördlicher Richtung gezeigt. Die freie Ecke rechts enthält die frühere Schreibweise des Ortes „Birck“.
Das dritte Foto, das offenbar im Oktober 1929 entstanden ist, zeigt vor der Haustür der Gaststätte von links Wilhelmine Eich geborene Scharrenbroich mit Sohn und Tochter, Frau Anna Maria Scharrenbroich geb. Broichhausen mit ihrer fast ein Jahr alten Tochter Margot und den letzten Gastwirt des Hauses Toni Scharrenbroich. Die Fassade des Hauses hat durch die große gläserne Werbetafel einer Brauerei einen zusätzlichen Akzent erhalten. Wie dem Autor dokumentarisch bekannt ist, haben die Geschwister Wilhelmine, Maria und Johann (Toni) Scharrenbroich am 23. Oktober 1929 das Haus mit allen Nebengebäuden der katholischen Kirchengemeinde Birk verkauft. Die Gebäude unddas nebenstehende Veronikastift wurden Mitte bis Ende 1930 abgerissen. Das Foto bekundet somit den Abschied der Geschwister von ihrem Elternhaus.
Albert Hehn war vom 1.7.1949 bis zum 1.10.1950 Lehrer an der Kath. Volksschule in Lohmar. Er war ein gutmütiger und liebenswürdiger Pädagoge. Leider ließ er sich schon nach einem guten Jahr nach Leuscheid versetzen.
Auf dem Foto vom Herbst 1949 ist Lehrer Hehn mit seinem 4. Schuljahr zu sehen: 1. Gisela Klug, verh. Steimel, 2. Betty Ramme, verh. Sprießersbach, 3. Gerda Müller, verh. Steudter, 4. Ellen Postertz, verh. Trompetter, 5. Adele Severin, verh. Passon, 6. Reni Höndgesberg, verh. Wiedemann, 7. Marieluise Eimermacher, 8. Helga Küpper, verh. Weingarten, 9. Anneliese Schmitz, verh. Lemmer, 10. Beate Contzen, verh. Ennenbach, 11. Erika Witte, 12. Karola Wetkamp, verh. Moldenhauer, 13. Elisabeth Kühnelt, verh. Kron, 14. Anni Schiele, 15. Brigitte Benderscheid, verh. Modemann, 16. Helga Harnisch, 17. Annemie Stenzel, 18. Inge Berghold, verh. Kurscheid, 19. Ingrid Rathmann, 20 Marlies Spürk, verh. Schubert, 21. Kathrin Boner, 22. Ingrid Lehmann, verh. Michael, 23. Edith Schönenborn, verh. Schmidt, 24. Margret Ramme, verh. Johannidis, 25. Bernhard Benderscheid, 26. Manfred Rösner, 27. Lehrer Albert Hehn, 28. Volker Fuhrmann, 29. Helmut Steimel, 30. Ferdi Gilgen, 31. Heinz Wering, 32. Hans Tomaschewski, 33. Horst Demmig, 34. Peter Ramme, 35. Walter Würtz, 36. Theo Bienentreu (Heimkind), 37. Heimkind, 38 Norbert Fischer, 39. Helmut Pape, 40. Alfred Kohnert, 41. Martin Jansen, 42. Eckehardt Penquitt, 43. ? Bürling, 44. Erich Schmitz, 45. Peter Kurtsiefer, 46. Bernd Kurscheid, 47. Willi Gerhards, 48. Heinz Müller (Mühlenweg), 49. Horst Ruhrmann, 50. Heinz Brands, 51. Klaus Schörk, 52. Peter Sterzenbach, 53. Paul Ramme und 54. Franz Josef Gschwind.
Maria Maliglowska hatte schon einige Monate die vor ihrer Pensionierung erkrankte Lehrerin Maria Eschweiler vertreten, als sie am 1.12.1911 fest angestellt wurde und bis zum 1.3.1927 blieb, um dann an die Schule nach Sieglar zu wechseln. Etwa 1926 ist die Lehrerin Maria Maliglowska in ihrem Klassenraum mit dem 1. und 2. Schuljahr fotografiert worden.
1. Lehrerin Maria Maglilowska, 2. Ludwig Hallberg, 3. Jakob Müller, 4. Bernd Arenz, 5. Hans Roland, 6. Heinz Keller, 7. Heinz Harnisch (hatte später einen Gehfehler), 8. Maria Bouserath, 9. Kathi Niethen, 10. Elisabeth Scheiderich, verh. Schopp, 11. Alfred Pape, 12. Erna Wagner, verh. Hartmann, 13. Kathi Scheiderich, verh. Overath, 14. Maria Wacker, verh. Schüller, 15. Kätti Altwickler, verh. Steinbrecher, 16. Kätti Scharrenbroich, verh. Frank, 17. Kätti Lüdenbach, 18. Heinz Müller, 19. Magdalene Fuchs (wohnte in der Fuchsfarm), 20. Änne Pohl, 21. Margarethe Rörig, 22. Käthi Müller (Schwester von Bernhard Walterscheid-Müller), 23. Rosemarie Runkel, verh. Fischer, 24. Elisabeth Keuler, 25. Anneliese ?, 26. Hilde Schwillens, 27. Gertrud Piller, verh. Kiel, 28. Margarethe Brodesser, 29. Helene Kath. Harnisch, 30. Luiese Kümmler, 31. Kätti Weingarten, verh. Steinbach, 32. Liesel Kümmler, verh. Bouserath, 33. Leni Zimmermann, verh. Haas, 34. Gertrud Höndgesberg, verh. Weber, 35. Maria Emmerich, verh. Eschbach, 36. Liesel Rottländer, verh. Pauli, 37. Margarethe Dunkel, verh. Burger, 38. Zissi ? (hat in der Burg gewohnt), 39. Christine Roland, 40. u. 41. unbekannt, 42. Lisbeth Specht, 43. ? Broicher, 44. Anni Becker, verh. Posten, 45. Erich Klein, 46. Peter Dunkel, 47. Josef Burger (Kuttenkaule, 1942 gefallen), 48. Paul Krauthäuser, 49. Peter Distelrath, 50. ? Appold, 51. Josef Becker, 52. Martin Pütz, Gartenstraße, 53. Stefan Fischer, 54. ? Keuler, 55. Hans? Arnold und 56. ? Arnold.
Das Foto zeigt den Lohmarer Kinderchor 1948 mit Heinrich Schwellenbach und Chorleiter Thomas Kappes auf der Treppe am Südportal des Kölner Domes. Von links nach rechts und die Reihen von oben nach unten:
Obere Reihe: Heinrich Schwellenbach, Elisabeth Weingarten verh. Fischer, Marlies Rottländer verh. Boxler, Rosemarie Schwamborn verh. Zylich, Kätti Schönenborn verh. Heck, Marlene Hein verh. Reinartz, Steffi Hentschel verh. Grüner, Reni Henseler verh. Blum und Thomas Kappes. Zweite Reihe: Walburga Rottländer verh. Jäger- Rottländer, Evelyn Gschwind verh. Körting, Irmgard Kurscheidt verh. Würtz, Ilse Berg verh. Kast, Elisabeth Frielingsdorf verh. Burghardt, Margret Schmitz verh. Mussehl und Christel Piller verh. Doktor. Dritte Reihe: Hans Kappes, Johannes Schröder, Josef Merten, Walter Kappes, Werner Ennenbach, Marlies Höfgen verh. Jakobs, Waltraud Scheiderich verh. Ennenbach, Hanni Meisenbach verh. Overath und Ingrid Schmitz verh. Kribben. Vierte Reihe: Rudi Steimel, Heinz Josef Gschwind, Norbert Psyk, Willi Müller, Heinz Eimermacher, Marlene Krieger verh. Samorey, Margret Lohmar verh. Eschbach und Hilde Höndgesberg verh. Kappes. Fünfte Reihe: Karl Josef Kappes, Horst Schönenborn, Giesela Klein verh. Steimel, Helga Rötzel verh. Friedrich, Karola Rottländer verh. Eichhorn, Elfriede Haller verh. Schmitz und Margret Ramme verh. Johannidis.
Auf dieser Postkarte von etwa 1967/68 ist der Eingang des Ortes Lohmar vom Hollenberg aus zu sehen. Rechts und links vom Verbindungsweg zur Fuchsfarm ist noch freies Feld – heute sind dort Kindergarten, Schul-und Sportzentrum im „Donrather Dreieck“. Vorne links in dem Haus Hauptstraße 1 wohnte Polizeimeister Ernst Pack, dahinter ist der Jabachhof und direkt an der Straße das Fachwerkhaus Faßbender. Auf der anderen Seite der Hauptstraße sind die ersten Reihenhäuser der Parkstraße zu sehen, die von dem Bauträger Dipl.-Kfm. Günther Minninger Immobiliengesellschaft m.b.H. & Co gebaut wurden.
Das Bild zeigt Donrath vor 1900 vom Heppenberg aus gesehen. Im Vordergrund sieht man die Agger mit dem Dornheckenweg. Darüber ist die namenlose Dorfstraße (heute Donrather Straße). Zwischen Dornheckenweg und Dorfstraße links ist Büchel. Im Haus Nr. 1 wohnte Heinrich Burger; Nr. 2 ist Haus Busch. Das große Haus mit dem weißen Giebel (Nr. 4) ist die Stellmacherei Schmitz. AntonSchmitz aus Geber, geb. am 21.6.1859 und gest. am 23.2.1948, kaufte dieses Haus 1886 von Anton Kreuzer und richtete sich darin eine Stellmacherei ein. 1929 übernahm sein Sohn Adolf (geb. am 20.9.1888) den Betrieb. Beide waren exzellente Handwerker, hatten beide den Meisterbrief und waren ehrlich, geachtet und geschätzt. 1942 brannten Werkstatt und Wohnhaus ab. Nun wurde eine größere Werkstatt gebaut, in der Adolf Schmitz noch bis in die 1970er Jahre arbeitete. Nach seinem Tode am 10.4.1979 ist der Betrieb aufgegeben worden. Adolfs Bruder Johann Josef Schmitz (geb. am 14.12.1889 und gest. am 18.12.1971) hatte 1927 in Lohmar in der Kirchstraße 10 eine Schlitten- und Stielfabrikation gegründet, die sein Sohn Willi aus Altersgründen Ende der 1980er Jahre aufgegeben hatte. (Quelle: W. Pape, LHBL Nr. 9, 1995, S. 53 ff).
Rechts im Bild (Nr. 6) ist die Gaststätte „Altes Haus“, die von Joswin Kreuzer betrieben wurde, und darüber (Nr. 7) ist der Bahnhof, in dem zu dieser Zeit auch für Lohmar der Güterverkehr abgewickelt wurde. Ganz rechts das Fachwerkhaus (Nr. 9) ist die Hofanlage Böttner und davor (Nr. 8) das Donrather Spritzenhaus, in dem nach 1910 Fritz Weingarten eine Krautfabrik („Krockpaasch“) und eine Konservenfabrik eingerichtet hatte. Oben links im Bild (Nr. 3) ist ganz schwach Höhngen zu erkennen und darunter am Waldrand (Nr. 5) das Haus Pütz am heutigen Waldweg.
Der Poststempel trägt das Datum 18.5.1910. Die Karte ist jedoch älter, wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Die fünfgeteilte Mehrbildkarte zeigt oben im Bild die Neuhonrather Kirche und die Dampflok, das Lohmarer Grietche zwischen Kammerberg und Agger.
Im mittleren Bildteil sehen wir die Gaststätte Naafshäuschen mit der offenen Kegelbahn. Im Gebäude links ist deutlich der Kuhstall zuerkennen, die heutige Bitschänke. Unten sieht man die Bachermühle aus der Blickrichtung Naafshäuschen. Bachermühle war ein Haltepunkt der Eisenbahn. Ein Bahnhofsgebäude gab es hier nicht. Erst um1940 wurde ein größeres Holzgebäude mit Gaststätte und Fahrkartenverkauf errichtet. Im Kreis unten die evangelischen Kirche Honrath aus dem 12. Jahrhundert und rechts unten Schloss La Valette.
Die erste Karte trägt den Poststempel vom 23.8.1917 und ist als Feldpost gelaufen. Auf der anderen Postkarte findet sich ein Datum aus dem Anfang der 20er Jahre. Dort ist deutlich zuerkennen, dass die offene Kegelbahn noch zwischen der Provinzialstraße und der Eisenbahn liegt. Nördlich derKegelbahn hatte man Sitzgelegenheiten geschaffen, so musste das Personal über die Straße gehen um die Gäste zu bedienen. Auf der Rückseite der Postkarte warb man mit: „Angenehmer Sommeraufenthalt, Fischerei, Kahnfahrt, Kegelbahn, Veranda, Großer Saal und Gesellschaftszimmer“. Meistens waren es Sommergäste aus Köln, die über den Bahnhof Honrathoder Bachermühle ins Aggertal kamen, um hier zu wandern und um in der damals ruhigen Idylle der Pension Naafs Häuschen einige vergnügte Tage zuverbringen.
So sah der Auelerhof, ein Gasthof mit Gartenwirtschaft und Pension um die Jahrhundertwende aus. Die Lithokarten wurden damals in Köln gedruckt. Der Gastwirt und Bäcker Karl Schiffbauer, geb. am 24.8.1845 im Auelerhof und am 22.1.1908 auch hier gestorben, war ein passionierter Jäger. Er konnte so seine Gäste, die mit der 1884 gerade in Betrieb genommenen Eisenbahn über die Station Wahlscheid das „Gasthaus zum Auelerhof“ besuchten, mit Reh- und Hasenbraten verwöhnen. Auch frische Forellen aus der Agger standen auf der Speisekarte. Der Auelerhof war nicht nur ein Mittelpunkt des geselligen, sondern auch des öffentlichen Lebens in der damaligen Bürgermeisterei Wahlscheid. Die Verwaltung residierte zwar noch bis 1923 in Münchhof, aber schon seit 1850 fanden die Sitzungen des Rates im zentraler gelegenen Auelerhof statt. Außerdem betrieb Karl Schiffbauer im Auelerhof eine Bäckerei, er führte die kaiserliche Postagentur mit öffentlichem Fernsprecher und er war der Geschäftsführer der Rheinischen-Provinzial-Feuersozietät in Wahlscheid.
Auf dieser Karte aus dem Jahre 1961 sieht man die wunderschöne Lindenallee. Im Zuge des Ausbaues der B 484 in den 80er Jahren musste leider die Allee weichen. Auf der Bahntrasse wurde der Radweg angelegt und eine neue Lindenallee gepflanzt. Rechts vom Schloss kann man noch die zum Schloss gehörende Gärtnerei erkennen. Auf der großen Wiese in der linken Bildmitte sieht man das ehemalige Sägewerk Krebsauel. Auf der Wiese davor wurde 1970 das Schul- und Sportzentrum der Grundschule Wahlscheid gebaut.
Der Bauernhof Burger in Krebsauel – auf einem Foto aus der Mitte der 1920er Jahre – war ein Pachthof von Schloss Auel. Eine typische Hofanlage mit dem Haupthaus in der Mitte, den Nebengebäuden rechts und links und dem Misthaufen mitten im Hof. Die Rampe führt nach rechts in die Scheune. Krebsauel war ein Einzelhof und lag südwestlich von Neuhonrath auf einer Flussaue zwischen Agger und Maarbach. Heute erinnert die Krebsaueler Straße in Neuhonrath an diese Hofanlage, deren Haupthaus heute noch als Fachwerkhaus vorhanden ist.
Auf der linken Seite der Agger in Richtung Lohmar gesehen lag das Donrather Fährhaus (heute Donrather Straße 24), in dem auch die Post war. Hier hatte Wilhelm Klein, im Volksmund „de Fahrwellemsche“, einen Fährbetrieb eingerichtet, den er bis zum Bau der Brücke betrieben hatte. Ursprünglich war hier eine Furt, durch die auch von 1705 bis wahrscheinlich 1806 die pferdebespannte Postkutsche, mit Passagieren und Gütern beladen, auf der Strecke von Köln-Mühlheim nach Frankfurt fahren musste.
Aus der Zeit vor dem Betrieb der Fähre und noch bevor Scheiderhöhe 1866 zur selbständigen Pfarre erhoben wurde erzählt man sich noch heute in Donrath eine Begebenheit: Ein Leichenzug zog vom Heppenberg zum Friedhof nach Lohmar. Den Sarg hatte man auf einen Handwagen geladen. Das Ufer der Furt auf der Sottenbacher Seite war etwas abschüssig. Da es geregnet hatte, entglitt den Wagenlenkern der Handwagen und dieser fuhr herrenlos in die Agger, kippte um und der Sarg trieb den Fluss hinunter. Nun mussten die Trauergäste im hüfttiefen Wasser den Sarg wieder einfangen und mit nasser Kleidung den Trauerzug fortsetzen.
In den 1890er Jahren hatte Johann Weingarten aus Donrath in einem Nebengebäude seines um 1870 erbauten Bauernhofes (Donrather Str. 44) eine Krautfabrik („Krockpaasch“) eingerichtet, in der er Rüben- und Apfelkraut herstellte. Auf den Fotos, die zwischen 1895 und 1900 gemacht wurden, ist der Weingartenhof mit den Nebengebäuden zu sehen. Die „Krockpaasch“ war in dem quer verlaufenden Gebäude im Hinterhof. Rübenkraut ist der konzentrierte Saft von Zuckerrüben, ohne deren Pflanzenfasern und ohne Zusatzstoffe. Er ist gleichmäßig dunkelbraun, zähflüssig und entsteht durch Eindicken von Rübensaft, der aus den gekochten Rübenschnitzeln gepresst wird. Johann Weingarten war von Beruf Schreiner und betrieb auf seinem Hof auch eine kleine Schreinerei. Als er mit 65 Jahren am 21.2.1910 verstarb, kam zunächst die Krautproduktion zum Erliegen. Nach dem Tod der Ehefrau Ludmilla geb. Kreuzer am 17.2.1933 übernahm im Zuge der Erbauseinandersetzung ihr Sohn Johann den Hof mit der Krautfabrik. Wann die Fertigung wieder aufgenommen wurde, ist nicht bekannt, jedenfalls hat sein Schwager Theodor Knipp dort im Krieg und nach dem Krieg bis etwa Anfang der 1950er Jahre wieder Apfel- und Rübenkraut gekocht.
Nach dem Tod von Johann Weingarten 1910 errichtete sein Sohn Fritz im alten Donrather Spritzenhaus (Ecke Donrather Str./Dornheckenweg) eine neue Kraut- und Konservenfabrik, die sich „Fabrik für die allgemeine Obstverwertung“ nannte. Fritz Weingarten stellte in seiner neuen Fabrik nicht nur Apfelkraut, Rübenkraut und Konserven her, sondern auch Obstwein, Likör und Schnäpse. Ob er den Wein selber kelterte, ist nicht bekannt. Er hatte auch keinen Alkohol gebrannt, sondern den zugekauften Kornbranntwein für die jeweiligen Schnäpse mit den entsprechenden Essenzen versetzt. Die Rohstoffe für seine Konservenproduktion hatte er teils aus eigenem Anbau und teils von den Bauern und Kleingärtnern aus der näheren Umgebung zugekauft. Einige Etiketten für seine Produkte sind noch erhalten. Leider verstarb Fritz Weingarten sehr früh mit 43 Jahren am 4.2.1929. Danach ist die Fabrik dann aufgegeben und
später abgerissen worden.
Die Amtsbürgermeisterei Lohmar warb 1939 für den Tourismus in Lohmar und Donrath mit einem Prospekt. Die Schutzgebühr betrug 5 Reichspfennig.
Auf dem Gelände des heutigen Edeka Marktes stand früher das Restaurant »Margarethenhof«. Das Gebäude wurde gegen Ende des 19. Jh. von der Familie Carl Knipp als Wohnhaus errichtet, für die damalige Zeit ein herrschaftliches Haus. Da Carl Knipp Rendant der damaligen Bürgermeisterei Lohmar war, richtete er in seinem Haus die Lohmarer Gemeindekasse so lange ein, bis das »Alte Rathaus« an der Hauptstraße unter Bürgermeister Polstorff 1908 bezogen werden konnte. In den nächsten Jahrzehnten war es wieder reines Wohnhaus. Dies änderte sich erst, als das Gebäude wahrscheinlich durch Erbschaft der Margarethe Knipp (auch Eta genannt) zugesprochen wurde, die inzwischen Wilhelm Bendermacher geheiratet hatte. Nun entstand das Restaurant »Margarethenhof«. Als Gäste waren hier die Bewohner des Eisenbahner-Erholungsheimes (später Bergbau-Erholungsheim) in der Villa Therese bis in die ersten Nachkriegsjahre des Zweiten Weltkrieges sehr beliebt und willkommen. Danach betrieb eine Familie Molzner bis Mitte der 60er-Jahre die Gastwirtschaft. Während dieser Zeit errichtete die Familie Bendermacher über der Terrasse einen Anbau, in dem ein Blumengeschäft, dann die Drogerie Starke und schließlich für kurze Zeit die Kreissparkasse unterkamen. Danach pachtete Frau Maria Wölk die Gaststätte bis etwa Anfang der 70er-Jahre. 1974 übernahm Arthur Hoeck das Restaurant, das er »Zum Baumstamm « nannte. Wahrscheinlich aber florierte das Geschäft nicht gut, so dass Arthur Hoeck das Gebäude 1985 an die Wohn- und Gewerbebau Kallscheuer KG in Bonn - Bad Godesberg verkaufte, die 1986 nach Abriss des Restaurants ein Büro- und Geschäftshaus mit dem Plus-Markt errichtete. Später erwarb die Familie vom Manteuffel die Immobilie. Am 17 Juli 2014 eröffnete die Gebrüder Klein-Hessling als neue Eigentümer den Edeka-Markt.
Die Schulchronik der katholischen Volksschule Ellhausen-Donrath 1899-1966 berichtet, dass im November 1890 das Aggertal eine große, im laufenden Jahrhundert in diesem Ausmaß einmalige Überschwemmung erlebte. Von Broich bis Lohmar stand außer dem Bahnschienenstrang die Straße vollständig unter Wasser. Der Überschwemmung folgte Anfang 1891 ein außergewöhnlicher Wintereinbruch. Der Schulpfad (Verbindungsweg Donrath – Ellhausen) war unpassierbar. Ähnliche Hochwässer an der Sieg, Agger und Sülz wiederholten sich in den Jahren 1890/91, 1907, 1926, 1940, 1956 und 1983 (bei dem Hochwasser am 4.11.1940 wurde die fünf-bogige Steinbrücke über die Agger zerstört).
Auf den Bildern mit Blick vom Ziegenberg auf das Hochwasser an der Burg Lohmar und des zurückgehenden Hochwassers mit Kirche und Burg handelt es sich um das Hochwasser von 1926/1928. Im Jahre 1926 kam es nicht nur in Lohmar, sondern auch in anderen Orten an den Nebenflüssen des Rheins, der Sieg und der Agger, zu einer Hochwasserkatastrophe. Im Dezember 1926 wechselten Frost und Tauwetter ab. Teile des Rheins waren – wie auch 1928 wieder – wo der Rhein mit Autos befahrbar war – mit einer festen Schnee- und Eisdecke überzogen, die bei dem darauffolgenden Wechselwetter brach, staute und sich in einer solchen Menge häufte und so den normalen Lauf des Flusses hemmte, dass die Wassermassen wegen des versetzten Eises nicht abfließen konnten. Im Februar kamen starke Regengüsse dazu und die Wassermassen brachen los. Die Schäden waren so groß, dass die Obrigkeit eingreifen musste.
Staus auf unseren Autobahnen gab es auch bereits in früheren Zeiten. Hier fotografiert von der Lohmarer Autobahnbrücke in Richtung Siegburg.
Links erkennt man das Bett des Auelsbaches, davor das heutige Gebiet der Firma ALDI. Hinter dem Auelsbach die ehemaligen Äcker und Wiesen der Landwirte
Becker und Kurscheid
Der „Aggersteg“ bei Schiffahrt muss nach 1847 zunächst als Fußgängerbrücke als Verbindung der Orte Wahlscheid mit dem Brückerhof, dem Ort Schiffahrt und den Einwohnern des Bergrückens von Kreuzhäuschen bzw. Muchensiefen, gebaut worden sein. Sie diente den Einwohnern von Schiffahrt und Brückerhof, die ausnahmslos evangelisch waren und bis Anfang der 1960er Jahre zur Gemeinde Scheiderhöhe gehörten, als Kirchweg. Vorher muss dort eine Furt gewesen sein und im Herbst und Winter setzte man mit einem Nachen über. Um die Brücke gab es im Jahr 1847 ein heftiges Gerangel. Der Gemeinderat in Wahlscheid lehnte einen Antrag der Bewohner von Schiffahrt und Brückerhof auf Errichtung einer Fußgängerbrücke, weil sie die evangelische Kirche in Wahlscheid erreichen müssten, ab. Als Begründung wies der Gemeinderat darauf hin, dass sie auf eigenen Wunsch hin 1835 dem Pfarrverband Wahlscheid einverleibt worden seien. Damals sei auch kein Übergang vorhanden gewesen. Es ist gut vorstellbar, dass der Inhaber des kleinen Fachwerkhäuschens unmittelbar an der Agger gelegen, einer namens Schiffbauer, außer dass er später das Brückengeld kassiert, früher auch die Fährmannsfunktion ausgeübt hat.
Später, wahrscheinlich nach einer Beschädigung der Brücke durch Hochwasser, wurde sie zu einem befahrbaren Brückenweg umgebaut. Am 15. und 17. Februar 1956 kam der Schnellbrief der Bezirksregierung, des Oberkreisdirektors an die Gemeindeverwaltung Wahlscheid und Lohmar über erhöhte Hochwassergefahr bei Eintritt der Schneeschmelze und Regenniederschlägen mit plötzlich stark anschwellendem Hochwasser. So berichtete der Bürgermeister Schiffbauer am 1.3.1956 an den Oberkreisdirektor, dass die Holzbrücke über die Agger bei Schiffahrt infolge des Eisgangs erheblich beschädigt worden sei, so dass der Fahrverkehr hätte eingestellt werden müssen. Eine Ortsbesichtigung fand statt bei der folgende Schäden im Einzelnen festgestellt wurden. Ein Brückenjoch am linksseitigen Ufer war vollkommen weggerissen. Das rechtsseitige Brückenjoch wurde z.T. durch Eisgang zerstört, zum anderen Teil sei es morsch und ebenfalls unbrauchbar. Drei Eisbrecher seien abgerissen worden, ein noch stehender Eisbrecher sei beschädigt worden. Zur Instandsetzung des Bauwerks sei es notwendig, die im übrigen rd. 8.500,00 DM kosten sollte, neben den Pfahlstümpfen zwei neue Joche und einen weiteren Jochpfahl zu rammen, die Jochbalken zu erneuern und die Eisbrecher wieder zu errichten. Da die Brücke für die Bevölkerung – vor allem für zahlreiche Landwirte – sehr wichtig war, bat der Bürgermeister um bevorzugte Befürwortung.
Die heutige Bogenbrücke wurde 2014 fertiggestellt, nachdem die alte Brücke im Mai 2012 wegen Einsturzgefahr für Fahrzeuge gesperrt werden musste.
Der markante Punkt in Halberg ist die Kapelle. Diese wurde 1732 neben dem Thelenhof gebaut. Dabei wurde die Kapelle so platziert, dass man am Altar stehend durch die offene Tür den direkten Blick auf den Kölner Dom hat. 1931 wurde die Kapelle erweitert und 1964 eine Sakristei angebaut. Von 1890 bis 1968 (solange es in Ellhausen einen Schulbetrieb gab) wurde immer freitags eine Schulmesse abgehalten. Ab 1911 wurde zusätzlich in der Kapelle eine Sonntagsmesse gehalten. Seit Oktober 2005 gibt es dort keine regelmäßigen Gottesdienste mehr.
Der eigentliche Ort Halberg besteht seit altersher aus den drei Höfen Pastoratshof, Goswinhof und Thelenhof sowie einer später noch dazu gekommenen Kapelle. Die heutigen Stadtteile Halberg, Heppenberg, Donrath, Weegen, Ellhausen, Grimberg und Naaferberg bildeten bis 1969 eine eigene Gemeinde, die nach dem kleinsten Ort Halberg benannt war.
Die Herkunft und Bedeutung des Namens Halberg ist noch nicht eindeutig geklärt. Eventuell könnte es „Heiliger Berg“ bedeuten. Halberg wird erstmals 1131 in einer Urkunde von Papst Innozenz II. als „Halreberg“ erwähnt.
Pastoratshof
In der vorgenannten Urkunde wird dem Cassiusstift der Pastoratshof bestätigt. Die Einkünfte daraus dienten dem Unterhalt des Pfarrers von Lohmar. 1979 wurde der Hof an seine heutigen Besitzer verkauft. Das Wohnhaus ist wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert.
Goswinhof
Der Goswinhof (auch Henselershof genannt) war bereits vor 1549 im Besitz einer Siegburger Familie. Im Lauf der Jahrhunderte wechselten die Besitzer mehrfach, bis 1971 die Gebäude des Hofes durch Erbteilung einen neuen Besitzer fanden. Heute ist dort eine Pferdezucht untergebracht.
Thelenhof
Der Thelenhof (ab 1822 so genannt) wird auch Vogts-, Roden- oder Schultheißenhof genannt. Als erster Besitzer wird 1565 ein Rurich in der Warden als Eigentümer des Thelenhofes aufgeführt. Im Laufe der Geschichte hatte der Hof etliche Besitzer, bis er 2007 in den Besitz der Familie Penin überging.
Historisch erwähnenswert ist zudem, dass Halberg von 1705 bis 1776 die erste Poststation einer Fahrpost zwischen Mühlheim am Rhein und Heidelberg war. Diese Fahrpost transportierte Personen und Güter, aber keine Briefe. Die Postwagen verkehrten dreimal wöchentlich.
Bereits Mitte der 1930er Jahre baute Paul Zimmermann im „Unterdorf“ an der Hauptstraße ehemals Nr. 55 a einen Neubau, der etwas zurückversetzt von den übrigen Häusern errichtet wurde. Vor diesen Neubau erstellte er die erste Tankstelle in Lohmar. Sogar eine Werkstatt für Reparaturen von PKW wurde angebaut. Bereits im Jahre 1946 hatte er mit Theodor Söntgerath einen Helfer. Er kam aus französischer Gefangenschaft und war froh, Arbeit zu finden. Ende der 1940er Jahre hatte Paul Zimmermann einen Bus und beförderte Personen zu Tagesausflügen ins nahe Umland, so zum Nürburgring. Auf der anderen Straßenseite stand die Scheune der ehemaligen Försterei von Lohmar, die im Jahre 1955 abgerissen wurde. Hier steht heute ein Wohnhaus. An der Stelle der Tankstelle hat heute die Firma Balkhausen GmbH Reifenhandel ihren Sitz, Hauptstraße 113- 115.
Eichen war in früheren Zeiten ein Weiler in der Pfarrei Lohmar; heute ist Eichen ein Teil der kleinen Ortschaft Weegen.
Der historische Weiler Eichen entspricht in etwa der Lage der heutigen Straßenbezeichnung Eichen und liegt im Südwesten Lohmars. Umliegende Ortschaften und Weiler sind Donrath im Nordwesten und Norden, Weegen umgibt Eichen von Süden bis Nordwesten, Halberg liegt im Nordosten.
Der Name Eichen wird sich wohl auf einen Eichenbestand zur Zeiten der Siedlungsgründung ableiten lassen. Der älteste Namensbeleg ist im Birker Bruderschaftsbuch aus der Zeit von 1503 bis 1538 zu finden. Dort wird unter den Mitgliedern ein "lutter (Ludwig) van eych" genannt.
In der Zeit um 1644 / 1683 gab es historischen Quellen nach zwei Höfe in Eichen. Ebenso wurden 1750 nur zwei Familien als Bewohner aufgezeichnet. Im Jahr 1843 waren es drei Wohngebäude mit 20 Personen. Bereits 1862 wurde in Eichen eine Gastwirtschaft eingerichtet, mit der ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb verbunden war. Diese Gaststätte wurde erst 1968 wegen Unrentabilität geschlossen.
1961 wurde Eichen an die Trinkwasserversorgung angeschlossen. Bis zu diesem Tag musste das Wasser aus dem gemeinde-eigenen Brunnen in Eichen geholt werden. Bei längeren Trockenperioden wurde dieser Brunnen sogar von den Bewohnern aus Weegen genutzt. Zudem gab es bis 1961 in Eichen einen Steinbackofen, der regelmäßig genutzt wurde.
Bis 1969 gehörte Eichen zu der bis dahin eigenständigen Gemeinde Halberg.
Unterhalb von Weegen nach Donrath hin ist der Weiler Kuttenkaule mit sieben Wohnhäusern und dem Haus Hasselssiefen. Die beiden Wörter „Kutte“ und Kaule“, aus denen sich der Siedlungsname zusammensetzt, besagen eigentlich ein und dasselbe. Er bedeutet eine kleine Vertiefung in der Erde.
Der Name Kuttenkaule wird erstmals 1538 im Mitgliederverzeichnis der Birker Marienbrudernschaft erwähnt. Dort wird ein „gontgyn up der kuttenkulen“ genannt. Anscheinend gab es auf der Kuttenkaule bis in die 1960er Jahre hinein nur zwei Wohnhäuser. Erst dann hat sich durch Neubauten ein Weiler der heutigen Größe ergeben.
Kuttenkaule wurde erst 1961 an das Wassernetz der Gemeinde Lohmar angeschlossen. Bis dahin wurde das Wasser aus dem Ende der 50er Jahre gebauten Brunnen in die Häuser geleitet.
Das Haus Hasselssiefen wurde Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und diente zunächst als Erholungsheim für kranke Priester, später als Waisenhaus. In dem Haus gab es eine Kapelle, die rund 50 Personen Platz bot. Bis 1954 in Donrath die Marienkirche fertiggestellt war, gingen viele Donrather nach Hasselssiefen zur heiligen Messe.
Der erste Sonntag nach Ostern, der Weiße Sonntag, wird erstmals im 17. Jahrhundert als Datum für die Erstkommunion erwähnt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bischöfliche Anweisungen, diesen Termin zu wählen.
Ein frühkirchlicher Brauch war es, kleinen Kindern schon direkt nach der Taufe ein paar Tropfen Wein zu geben. Damit hatten sie auch an der Eucharistie teilgenommen. Nach 1200 wurde das Alter nach und nach heraufgesetzt, bis viele Kinder im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren erstmals zur Kommunion gingen. 1910 setzte Papst Pius X. das Alter für Erstkommunion und Erstbeichte auf etwa sieben Jahre herab. In Deutschland gehen die meisten Kinder im dritten Schuljahr, also im Alter von etwa neun Jahren zur Erstkommunion. Wer später erst getauft wird, geht dabei in der Regel auch direkt zur Erstkommunion. Katholiken dürfen dann erstmals die gewandelte Hostie empfangen. Nach katholischer Auffassung ist Jesus nach der Wandlung real in den Zeichen von Brot und Wein präsent. Das Sakrament der Eucharistie geht nach kirchlicher Lehre auf Jesus zurück, der beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“.
Der Name „Weißer Sonntag“ leitet sich von den weißen Gewändern ab, die die Neugetauften in der Frühzeit des Christentums trugen. Sie sollten ein sichtbares Zeichen sein für die Reinigung durch das Taufwasser. Klassischer Tauftermin war Ostern. Ab dem siebten Jahrhundert trugen die erwachsenen Täuflinge die weißen Kleider die gesamte „Weiße Woche“ hindurch bis zum Weißen Sonntag. Bei der Erstkommunion sind heute dunkle Anzüge für die Jungen und weiße Kleider für die Mädchen verbreitet. Noch bis in die 1920er Jahre war es in Lohmar üblich, dass die Mädchen schwarze Kleider trugen, lediglich die Blumenkränzchen waren weiß.
Viele katholische Kirchengemeinden feiern heute die Erstkommunion nicht mehr am Weißen Sonntag, häufig aus organisatorischen Gründen. Für 2021 hat die Katholische Kirche St. Johannes in Lohmar aufgrund der andauernden Einschränkungen durch die Corona Pandemie die Kommunionfeiern in den Juni verlegt.
Die Naturfreunde Naaferberg e.V. gründeten sich im Juni 1970. Die Idee kam in einer Bierlaune, beim gemeinsamen Maibaum Aufstellen. Ziele des Vereins sind die Stärkung des Zusammenhalts unter den Dörfern, die Beteiligung an traditionellen Veranstaltungen sowie der Schutz und Erhalt der Natur.
Von April bis Juni haben die Mitglieder rund um die Ortschaften Naaferberg, Ellhausen, Kreuzhäuschen, Grimberg und Geber viel zu tun: Ruhebänke werden gestrichen, die Pflege des Dorf- und Bolzplatzes steht an und der jährliche Umwelttag wird vorbereitet. Der Verein organisiert mehrere Müllsammel-Aktionen, bei denen sich die Stadt angeschlossen hat und die heute unter dem Namen „Lohmar fegt los“ bekannt sind. Auch die Verbesserung der vielen Wanderwege ist den Vereinsmitgliedern wichtig, damit die wunderschöne Landschaft sicher erkundet werden kann.
Die Naturfreunde Naaferberg e.V. kümmern sich ebenfalls um den Schutz der heimischen Garten- und Wildvögel. So stellte der Verein rund 50 Nistkästen auf, die jährlich gepflegt werden. Neben dem Brutkasten, der in der Kapelle in Halberg angebracht wurde und wo seitdem regelmäßig kleine Schleiereulen schlüpfen, wurden 2017 sogenannte „Julen“ als Sitzgelegenheit für Greifvögel aufgestellt. Darunter versteht man etwa fünf Meter hohe Tannenstämme, die den Vögeln als Ansitz für die Jagd dienen.
Zur Pflege der Dorfgemeinschaft finden regelmäßig Wandertage, Sommerfeste oder Spieleabende statt. Durch die vielen Aktivitäten des Vereins wurde der Zusammenhalt im Dorf und der Umgebung gefestigt und ausgebaut. Hierzu zählten unter anderem der Martinszug in Ellhausen sowie das Maibaumsetzen. Nachwuchssorgen hat der Verein nicht. Es finden sich fünf Generationen im aktiven Vereinsleben wieder und schon die Kleinsten beteiligen sich an den Aktionen.
Aktuell zählt der Verein über 80 Mitglieder. Aufgrund der Corona-Pandemie sind das aktive Leben sowie die Aktionen des Vereins zurzeit auf das nötigste heruntergefahren bzw. begrenzt. Leider konnte so auch im vergangenen Jahr das 50jährige Jubiläum des Naturfreunde Naaferberg e.V. nicht gefeiert werden.
Kontakt
Naturfreunde Naaferberg e.V.
Geschäftsführer: Philipp Sterzenbach
Telefon: 0175 2267278
Paul Schäfer, 1921 in Troisdorf geboren und nach dem Krieg Jugendpfleger der evangelischen Kirche, wurde 1949/50 entlassen, nachdem Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs laut wurden. Ein Prozess fand aber nicht statt. Schäfer zog als Prediger durchs Land. In Lohmar-Heide entstand 1958 das Gemeinschaftshaus und ein sogenanntes Jugendheim der von Schäfer gegründeten Sekte, der "Privaten Socialen Mission". Hinter den Mauern des angeblichen Waisenhauses begann eine Schreckensherrschaft. Die Sektenmitglieder mussten Schäfer intimste Details beichten, ihre familiären Bindungen aufgeben und wurden auch finanziell ausgebeutet.
Das Haus in Heide wurde u.a. mit Hunden bewacht, um eine Flucht zu verhindern. Das Grundstück war komplett eingezäunt, das Eingangstor immer verschlossen. Es gab keine Kommunikation mit der Heider Bevölkerung. Nur wenige durften nach Anmeldung das Gelände betreten und das nur unter Aufsicht. Dazu gehörte der damalige Postbote Karl-Heinz Salgert, aber auch Alfred Bergmann, der mit einem der jungen Sektenmitglieder nach Birk in den Konfirmationsunterricht ging. Die Kinder sah man häufig auf den damals noch unbebauten Feldern, wenn sie Gänse hüteten. Sie hielten sich von der Bevölkerung fern, sprechen konnte man mit ihnen nicht.
1961 wurde ein Haftbefehl gegen Schäfer wegen Kindesmissbrauchs erlassen, von dem er aber informiert wurde. Er und über 200 Mitglieder der Sekte verließen Deutschland fluchtartig in Richtung Chile, bevor der Haftbefehl vollstreckt werden konnte. Den Eltern einiger Kinder wurde eine Chorfahrt vorgespielt. Die "Private Sociale Mission" konnte bis 1989 in Siegburg über ihre Läden weiterhin Geld einnehmen und nach Chile transferieren, soll aber auch im Waffenhandel aktiv gewesen sein. Als Verein wurde sie erst 1995 abgemeldet.
In Chile gründete Schäfer die Colonia Dignidad ("Würde"), in der die Sektenmitglieder weiterhin ausgenutzt, misshandelt und missbraucht wurden. Auch Kinder der chilenischen Bauern der Umgebung wurden entführt, zwangsadoptiert und missbraucht. Durch Fürsprecher in der deutschen wie der chilenischen Politik konnte sich Schäfer aber lange der Verfolgung widersetzen. Nach dem Pinochet-Putsch 1973 diente die Colonoia Dignidad auch dem chilenischen Geheimdienst als Folterzentrum für Regimegegner, von denen in der Colonia auch viele ermordet wurden. Erst mit dem Ende der Diktatur bröckelte die Fassade, insbesondere nachdem auch in Chile mehrere Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern erstattet worden waren. Schäfer gelang wiederum die Flucht, dieses Mal nach Argentinien. Acht Jahre später wurde er 2005 in Buenos Aires verhaftet und nach Chile ausgeliefert, wo er 2006 dann zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt wurde; 2010 starb er mit 88 Jahren im Gefängnishospital.
Die Rolle der Colonia Dignidad zwischen chilenischem Militär, deutschen und chilenischen Politikern und Geheimdiensten, Waffenhändlern und als Zufluchtstätte alter Nazis und rechter Terroristen ist bis heute ungeklärt. 2016 lief der Film "Colonia Dignidad" mit Emma Thompson im Kino an, der die Zusammenarbeit mit dem chilenischen Geheim-dienst thematisiert.
(Nach Informationen von Christoph Kämper, www.pigasus.de und Gerd Albus)
Nachdem die letzten Nutzer, der "Generalarzt der Luftwaffe" , ihre Dienststelle im Jahr 2002 verlassen hatten, verkaufte die Bundeswehr das gesamte Areal für 1 Mio. Euro an ein Siegburger Bauunternehmen. Nach einigen Jahren Leerstand und einem Brand im Sommer 2007 wurde das Hauptgebäude von dem Architekturbüro Heinz Hennes sehr geschmackvoll und passend zur Umgebung umgestaltet, so dass von seiner Vergangenheit kaum noch etwas zu erkennen ist. Im hinteren Teil des Geländes entstanden freistehende Einzelhäuser.
Die Bundeswehr residierte insgesamt 33 Jahre in Heide - eine lange Zeit. 1961 kaufte die Bundeswehr das ca. 12.000 m² große Gelände mit den darauf befindlichen Gebäuden für 900.000 DM von dem Sektenführer Paul Schäfer. Der Kauf wurde über Mittelsmänner abgewickelt, da sich Paul Schäfer in einer Nacht- und Nebelaktion schon nach Chile abgesetzt hatte. Es lag ein Haftbefehl wegen Kindesmissbrauchs gegen Schäfer vor. (Mehr in der Dokumentation "In Heide gründete Paul Schäfer seine Schreckensherrschaft").
Im Februar 1962 bezog die 3. Kompanie des Wachbataillons die Liegenschaft. Stabsfeldwebel a.D. Günter Christiansen erinnert sich: "Vier Tage benötigten die Soldaten, um das alte Barackenlager in der Brückberg-Kaserne endgültig hinter sich zu lassen und in Heide eine neue, freundliche Unterkunft zu beziehen. Der Empfang durch die Bevölkerung war sehr herzlich, und die Soldaten sind überall gerne gesehen. Die Liegenschaft besteht aus einem Hauptgebäude, einem Bungalow und einem Schwedenhaus als Unterkunft, sowie einer Schirrmeisterei mit KFZ-Waschplatz in einer parkähnlichen Anlage. Im unteren Teil befinden sich Schleppdächer als Abstellplatz für die Dienstfahrzeuge. Zur Formalausbildung marschiert die Kompanie in den Wald. Ein etwa 400 m langer asphaltierter Waldweg ist der neue Exerzierplatz der Heide-Gardisten. Bei Vogelgezwitscher und gesunder Waldluft klappt der Griff besonders gut."
Von 1973 bis 2002 hatte der "Generalarzt der Luftwaffe" seine Dienststelle auf dem Gelände.
Wieder verkauft wurde das Gelände für 1 Mio. Euro an ein Siegburger Bauunternehmen. Nach einigen Jahren Leerstand und einem Brand im Sommer 2007 wurde das Hauptgebäude sehr geschmackvoll und passend zur Umgebung umgestaltet, so dass von seiner Vergangenheit kaum noch etwas zu erkennen ist. Im hinteren Teil des Geländes entstanden freistehende Einzelhäuser.
Es ist nicht von der Hand zu weisen - die Soldaten der 3. Kompanie des Wachbataillons der Bundeswehr genießen in ihrer Außenstelle Heide eine angenehme Zeit. Abseits der Hauptstelle Siegburg-Brückberg leben sie hier in idyllischer Landschaft am Waldesrand, mit parkähnlicher Anlage und Tennisplatz. Was jetzt nur noch fehlt ist ein adäquater Swimmingpool. Der Kompaniechef Hauptmann von Prondzynski nimmt die Sache selbst in die Hand. Er plant, leitet und organisiert die Bauarbeiten, um am Ende seinen Soldaten ein eigenes Schwimmbad zur Erholung in der Freizeit anbieten zu können.
Da das Bauvorhaben nicht offiziell ist, müssen sowohl die Besorgung des Materials als auch die Bauarbeiten in Eigenleistung erfolgen. Sand gibt es in Heide genug, Wasser auch. Der Zement wird teilweise bei den Eigenheimbauten gekauft, die in Heide gerade wie Pilze aus dem Boden schießen. Nach und nach entsteht in der Mitte der Parkanlage ein wunderschönes Schwimmbad.
Am 12. September 1966 findet die Einweihung statt. In voller Montur macht der Kompaniechef den schon legendären Kopfsprung in das neue 20-Meter-Schwimmbecken und trinkt dort ein Glas Sekt auf das Wohl seiner Kompanie.
Auch seine beiden Kompanieoffiziere, die Oberleutnante Schwabe und Flohr, müssen den Sprung ins Wasser wagen, um mit dem Chef in der Mitte des Bades anzustoßen.
Das Heidehaus - ein stattliches, ca. 1910 gebautes, Herrenhaus stellte in dem dünn besiedelten, nur mit kleinen Fachwerkhäusern bebauten Heide bis zum Bauboom der 1960er Jahre eine Besonderheit dar.
Herr Schulz war der letzte Bewohner des Hauses. Er betrieb in und um das Heidehaus eine kleine Landwirtschaft. Er baute auf den sandigen Böden der „Unter-Heide“ Spargel an, der dann ab Hof direkt vermarktet wurde. Das Heidehaus wurde Ende der 60er Jahre abgerissen.
Zum Männergesangverein Sangeslust Schachenauel liegen nur spärliche Informationen vor. Das Foto ist aus den 1930er Jahren. Aus den ersten Aufzeichnungen des MGV Eintracht Honrath aus dem Jahr 1912 geht hervor, dass am 30. Stiftungsfest am 5. Mai 1912 auch der Männergesangverein Sangeslust Schachenauel teilgenommen hat.
Das Foto vom Sportverein Bachermühle/Schachenauel ist aus dem Jahr 1924. Anfang der 1930er Jahre löste sich der Verein auf. Als Sportgelände diente zunächst ein vom Bauern des Hofes Krebsauel angepachtetes Gelände. Später wurde auf einer Kuhwiese zwischen Bergagger und Naafshäuschen gespielt. Der Sportplatz in Krebsauel - heutige Spielstätte des Wahlscheider Sportverein - wurde am 27. April 1975 eingeweiht.
r
Die Amtsbezeichnung Presbyterium leitet sich vom griechischen Wort für „Älteste“ ab, da früher Leitungsaufgaben eher älteren und erfahreneren Menschen aus der Gemeinde übertragen wurden. Das Gremium leitet und verwaltet die Kirchengemeinde und wählt zum Beispiel den Pfarrer oder die Pfarrerin. In der Zeit der Gegenreformation gewannen die Presbyterien eine besondere Bedeutung. Sie waren gezwungen, sich mit den Fragen des Gottesdienstes und der Lehre auseinanderzusetzen und gewannen dabei eine große Selbstständigkeit und Freiheit. In Wahlscheid war z. B. von 1628 bis 1645 die Kirche in der Verfügung des katholischen Messpriesters Friedrich Klee. Die Kirche blieb leer. Die Gemeinde sammelte sich in den Höfen und sorgte selbst für Prediger.
In alten Protokollen des Honrather Presbyteriums findet man fast immer die gleichen Familiennamen: Frackenpohl, Lemmer, Lindenberg, Lohmar, Naaf, Schiffbauer, Voß, Wasser, Weber. Die Mitglieder dieser Familien haben in verschiedenen Ämtern der Gemeinde oft jahrzehntelang gedient. Sie sahen die Sache der Kirche als ihre eigene an. 1968 wurde mit Elisabeth Maier die erste Frau ins Presbyterium gewählt. Bereits 1964 hatte Pfr. Dahm (seit 1962 in Honrath) vorgeschlagen, erstmals auch Frauen in dieses Amt zu wählen. Auf der Vorschlagsliste standen dann auch zwei Frauen. Sie erhielten von der Gemeinde aber zu wenig Stimmen. Im Jahr 2021 gehören dem elfköpfigen Presbyterium sieben Frauen an, einschließlich der Pfarrerin (seit 1998) Barbara Brill Pflümer. In der evangelischen Kirche können auch Frauen ein Pfarramt übernehmen. Allerdings dauerte es bis 1975, dass die Landessynode der evangelischen Kirche im Rheinland die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt beschloss.
Die Postkarte ist wahrscheinlich die bisher älteste Darstellung der Restauration „Zur Linde“ in Lohmar. Neben der Restauration ist noch die Waldesruh abgebildet. Beide Gebäude sind um 1890 errichtet worden. Die Lücke zwischen Waldesruh und Restauration ist noch nicht geschlossen. Dort ist um 1910 ein großer Festsaal mit kleinem Sälchen angebaut worden. Der große Saal ist leider im Winter 1958/59 abgebrannt. Auf dem Anbau an die Restauration in der Kirchstraße ist die Aufschrift „Dampf-Kornbrannt-Brennerei“ zu lesen. Zu der damaligen Zeit hatten wir zwei Kornbrennereien im Ort Lohmar. Die eine war im Gut Jabach und wurde schon im Ersten Weltkrieg aufgegeben. Dort wurde der „Jobächer“ gebrannt. Die zweite Brennerei war die von Peter Josef Knipp, der – im Volksmund – „de Knepps Fusel“ herstellte. Da die Kornbrennerei schon im Einwohnerverzeichnis von 1900 genannt wird, kann man davon ausgehen, dass sie gleichzeitig mit der Restauration gebaut wurde. Peter Josef Knipp starb 1917 mit 82 Jahren. Sein Sohn Ludwig Knipp I, der 1916 mit 37 Jahren gefallen war, wird sicherlich schon vor dem Ersten Weltkrieg die Geschäfte seines Vaters übernommen haben. Seine verwitwete Ehefrau Gertrud heiratete 1917 den Vetter ihres gefallenen Mannes Ludwig Knipp II. Damit gingen Restauration und Brennerei auf diesen über.
Eine Preisliste aus der ersten Hälfte der 1920er Jahre zeigt den Brennereikomplex mit der Restauration, die die Aufschrift trägt „Restauration u. Pension Ludwig Knipp“. Ferner zeigt die Preisliste, dass Ludwig Knipp nicht nur Kornbranntwein herstellte, sondern diesen noch mit verschiedenen Essenzen verfeinerte und auch Spirituosen zukaufte, um sein Angebot zu vergrößern. Die Brennerei Knipp war kein großer Betrieb. Sie hatte die Brennrechte nur für 1611 Liter reinen Alkohol. Wegen des stetigen Geldverfalls und die im Jahre 1923 stattgefundene große Inflation konnte auch Ludwig Knipp II die Brennerei nicht mehr halten und verkaufte seine Brennrechte im Januar 1925 an die „Bröltaler Kornbrennerei Mathieu Crumbach GmbH“ (später „Bröltal-Brennerei GMBH“ Martini in Bröleck, die 1997 aufgelöst wurde). Auch die Brenneinrichtungen verkaufte er binnen einen Jahres.
Doch wie wurde eigentlich Korn gebrannt? Der auf der Pützerau wohnende Walter Schug † (Rohrmeister beim Wasserwerk Lohmar ) hat erzählt wie sein Vater, Otto Schug, nach dem Krieg "Kornbrannt" hergestellt hatte: Unter Korn verstand man die Getreidearten Weizen und Roggen. Mit Weizen hatte man eine etwas höhere Alkoholausbeute als mit Roggen. Er nahm – der Kapazität seiner Brennanlage entsprechend – 10 Pfund Kornschrot, das wegen der sog. Verkleisterung ca. eine Stunde auf 70-80° C erhitzt wurde und gab dann 3 Pfund Malz (das ist gekeimte Gerste) hinzu. Dann ließ er diese sog. Maische auf ca. 30° C abkühlen, rührte 200-300 g aufgelöste Backhefe darunter und ließ die Lösung etwa 3 Tage bei 25-30° C stehen. Wenn der Gährprozess zu Ende war, wurde zweimal gebrannt (den ersten Brennprozess nennt man „destillieren“ oder „Rohbrand“, den zweiten „rektifizieren“ oder „Feinbrand“). Beim Feinbrand werden Vorlauf und Nachlauf entfernt. Tut man das nicht, so kann man wegen des darin enthaltenen Methanols mit der Zeit erblinden. Die Übergänge kann man durch Verkosten des Destillats feststellen. Er erhielt dann 5-6 Flaschen ca. 90%igen Kornbrand, der mit Wasser entsprechend verdünnt wurde. Für mündliche und schriftliche Mitteilungen danke ich Herrn Martin Martini aus Neunkirchen-Seelscheid recht herzlich.
In den 1920er Jahren setzte die Motorisierungswelle in Wahlscheid ein. Sehr früh besaßen folgende Personen ein Auto: Friederich Wilhelm Blech, Auelerhof; Max Koch, Bürgermeister, Münchhof; Gustav Koser, Aggerhof; Walter Lemmer, Hermann Schönenberg, Gebrüder Wilhelms und Dr. Zimmermann, alle Auelerhof. Die Automarken "Brennabor" und "Hanomag" waren bevorzugt. Die Schutzbleche und Trittbretter der Autos waren so stark, dass sich mehrere Personen darauf stellen oder setzen konnten. Es war ein seltenes Ereignis , wenn sich einmal zwei Autos begegneten. Trotzdem sollen in den 1930er Jahren zwei Autos der genannten Herren an der Goldenen Ecke (oberhalb Grünenborn) zusammengestoßen sein.
Ebenfalls hielten Motorräder in Wahlscheid Einzug. Karl Oberdörster, beschäftigt bei Bäckermeister Otto Specht im Aggerhof, lieferte mit dem Motorrad Brötchen aus.
Einer der ersten Eigentümer eines landwirtschaftlich genutzten Traktors, aus Schrottteilen aus der Wahner Heide zusammengebaut, war war Walter Zimmermann vom Haus Säemann. Einen "Lanzbulldog" fuhr Fritz Bräunsbach, Aggerhof. Der vollgummibereifte Traktor hatte eine Glühkopfzündung und wurde gewerblich im Mühlenbetrieb in der Mühle Kreuznaaf eingesetzt. Mit einer Glühlampe wurde er morgens vorgeglüht. Den Motor warf man seitlich mit dem herausnehmbaren Lenkrad an. Bei nicht genauer Handhabung lief der Motor rückwärts statt vorwärts. Bei der Aggerregulierung leistete er wertvolle Dienste zum Transport der Steine. Später wurde er an "ne Kirmeskäerl" (einen Kirmes-Karussellbesitzer) verkauft.
Das Foto befindet sich im Archiv des HGV und zeigt einen Ausschnitt aus dem Karnevalstreiben der 1930er Jahre. Auffallend sind die vielen Schörreskarren (einrädrige Holzkarre). Es wird berichtet, dass es schon 1928 und nach dem Krieg Anfang der 1950er Jahre in Lohmar Schörreskarrenrennen gab: "Se rannten öve de Bachstroß on dann de Hauptstroß zerök".
Der "Ley-Felsen" oberhalb von Schiffarth ist der Standort des Fotografen. Hier ließ eine Zeitlang am Pfingst-Samstag der Männerchor Wahlscheid seine Lieder ins Tal erschallen. Auf dem Foto 1930er Jahre ist ganz rechts der Müllenberg mit dem "Jüddenbönnchen" (Judenbrunnen, hier soll ein Jude getauft worden sein) zu seinen Füßen erkennbar. Majestätisch rechts auf der Anhöhe steht die St. Bartholomäuskirche. 1817 wurde das Kirchenlanghaus (bis dahin eine kleine romanische Gewölbekirche) und 1870 der Kirchturm erneuert. An den Müllenberg - oder Breede Bärech - schließt sich in Richtung Kirchbach der "Wahlscheider Berg" an. Neben dem Bahnhofsgebäude (Bildrand Mitte links) befand sich rechts die Toilettenanlage. Auf der anderen Seite der Bahngleise ist der Garten des Bahnhofsvorstehers erkennbar. Das "Päddchen" (kleiner Weg) schräg am Bahndamm führte zum Garten.
Das Haus Waldeck wurde um 1906 von der Familie Ramme gebaut. Es befindet sich am Ende der Pützerau in Lohmar Süd und gehört heute zur dortigen Reitstall-Anlage. In den 1950er Jahren war Hermann Stoecker Eigentümer dieser Keimzelle des heutigen Reitstalls Waldeck. Er hatte dort zwei Pferde. Der eigentliche "Reitstall" wurde um 1970 von der Familie Wökener gegründet und 2005 von den Brüdern Sven Hofmann und Rainer Herzberg in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand erworben. Widerstände aus der Nachbarschaft gab es 2006 gegen den Bau von zwei Einfamilienhäusern für die neuen Eigentümer und Betreiber des Reitstalls. Letzlich wurden die Baugenehmigungen erteilt. Der Reiterhof sollte erhalten bleiben. 2020 wurden Interessen bekannt, die Flächen der Reitanlage in Bauflächen umzuwandeln.
Auf einer Landkarte für die Bürgermeisterei Wahlscheid aus dem Jahre 1900 ist der Ortsteil Kreuznaaf, wo die Firma Fischer ihren Betriebssitz hat, mit „Pfannschuppen“ (Platt: „Panneschopp“) bezeichnet. Die Bezeichnung Pfann(en)schuppen resultiert aus der Tatsache, daß hier an dieser Stelle Dachziegel und Bausteine gebrannt wurden. Da es viele Familien Fischer in Wahlscheid gab, nannte man Otto Fischer, den damaligen Betriebsinhaber, und seinen Sohn Erhard „de Pannemann“. Vor Otto Fischer war Jakob Lapp bis 1926 Inhaber des erstmals im Jahre 1875 erwähnten Betriebes. Man stellte Hohlpfannen, die man heute noch auf alten Scheunendächem sieht, her. Den Ton karrte man aus dem heute bebauten Feuchtgebiet Donrath-Broich heran. Als die Qualität des Tones schlechter wurde, stellte man Drainagerohre her. Bis Anfang der 30er Jahre setzte ein von einem Pferd gezogener Göpel die Presse in Bewegung. Inzwischen ist der Betrieb, dessen äußeres Kennzeichen ein hoher Schornstein war, abgebrochen
.Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch im Ortsteil Agger einen „Panneschopp.
Mit der Jick fuhr der „Bröcker Wellern“ Milch aus; er versorgte die Wahlscheider Haushalte. Im Auelerhof machte er gewöhnlich halt, trank sich einen Schnaps und kartete. Es sollen auch schon einmal so viele „Kurze“ gewesen sein, daß das Pferd allein nach Hause gegangen war. Das Bild zeigt, daß Wilhelm offenbar wieder einmal im Auelerhof eingekehrt war, denn die Mannschaft aus der Gaststätte Auelerhof hatte sich seiner Jick bemächtigt. Die Kunden jenseits der Agger mußten, wie Hilde Theis geb. Wilhelms berichtete, meist sehr lange warten. Mitunter wurden sie gar nicht beliefert; der Schimmel kam aber auch schon einmal alleine ohne Kutscher.
Hugo Reißberg, Höffen, holte mit seinem LKW die auf den „Milchböcken“ in den Weilern stehenden Milchkannen ab. Nur wenige Bauern brachten früher zeitweise morgens ihre Milchkannen zum 7.00 Uhr-Zug (Richtung Siegburg). Die Molkerei Schrettenholz in Siegburg zahlte damals 4 Pf pro Liter mehr für die Milch. Wenn Hugo Reißberg die vollen Milchkannen abholte, brachte er die geleerten Kannen des Vortages zurück. In einer Kanne befand sich die sogenannte Magermilch, mit der die Molkerei nichts anfangen konnte. Mit ihr fütterten die Bauern die Schweine und Kälber. Eine Zeitlang brachten die Bauern die Milch zu einer Sammelstelle in den „Jrongk“. In einem kleinen, im Fließengarten stehenden Haus, das bei der Explosion des Munitionszuges am 15. Februar 1945 total beschädigt wurde, hatte die Molkerei Hockerts aus Köln diese Sammelstelle eingerichtet.
Auf dem Bild sieht man zwei durch eine Achse bereits verbundene Karrenräder. Die Herstellung dieser Karrenräder nahm die meiste Zeit des Stellmachers (auch „Äesse“ = Achsenmacher genannt) in Anspruch. Nach Angaben von Otto Hohn, Brückerhof, verarbeitete der Stellmacher nur Holz, das mindestens 6 Jahre getrocknet hatte. „Schläge“ im Karrenrad vermied er, indem er das Rad probelaufen ließ und sich bei Korrekturen auf sein Gehör verließ.
Das vom Kirchbach in Bewegung gesetzte Wasserrad trieb in der Schlosserei über Treibriemen einige Maschinen an. Hindrich Klein hatte sich nach Angaben von Emst Kürten, früher wohnhaft in Kirchbach, auf die Herstellung von „Kiemeschwängele“ (Kurbel für ein Butterfaß) spezialisiert. Hauptabsatzgebiet war die Lüneburger Heide. Ferner beschäftigte sich Hindrich mit dem „Scharfmachen“ von Bohrern des in der Nähe befindlichen Bergwerks „Grube Pilot“. Die Ziegelsteine der Häuser sollen aus der abgebrochenen Grube Pilot stammen.
Die Anzahl der Bäcker in der Bürgermeisterei Wahlscheid war früher nicht groß. Die hiesige weitgehend landwirtschaftlich orientierte Bevölkerung backte für sich und Nachbarn im eigenen „Backes“ (Backhaus) selbst. Hugo Schiffbauer, ein Schwager von Otto Specht, fuhr mit dem Wagen Brot über Land. Er erzählte, daß der Wagen mit ca. 50 bis 70 Stück Schwarzbrot, Graubrot und Blatz beladen wurde. Die Fahrt mit dem Brotwagen war mitunter gefährlich; vor allem bei Eis und Schnee. Einige Male war Hugo mit dem Gefährt umgeschlagen. Bei Eis drehte er dem Pferd tagsüber Stollen in die Hufeisen. Anfang der 30er Jahre wurde noch – wie der Inschrift auf dem Wagen zu entnehmen ist – mit „elektrischem Betrieb“ geworben. Die Wahlscheider Kinder setzten sich gern – vom Kutscher unbemerkt – hinten auf das Trittbrett.
Die Industriellen gaben den Fabriken damals gern das Aussehen von Ritterburgen. Im Bildvordergrund ist das Bahngleis der Strecke Overath-Siegburg zu sehen. Dahinter liegt das Nebengleis als Bahnanschluß der Aggerhütte; es endete – was auf dem Bild nicht mehr zu sehen ist – auf einer Drehscheibe. Hier konnten die Eisenbahnwaggons gedreht und anschließend mit Muskelkraft von den Arbeitern zum Fabrikgebäude geschoben werden. Das zum Gebäude führende Gleis ist links zu sehen. Neben dem Gleis sieht man einen ausrangierten Eisenbahnwaggon. Auf dem Fabrikgebäude lesen wir die Aufschrift „Extractionswerke Aggerhütte GmbH“. Der Betrieb kochte Tierknochen zur Herstellung von Seife und Öl aus.
Entstehung der Aggerhütte
Auf der anderen Seite der Agger, im Hasenberg, sowie im Honrather Gebiet wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Bergbau betrieben. Im Jahre 1855 errichtete die Honrather Bergwerksgesellschaft die ersten Aufbauten der heutigen Aggerhütte als Erzaufbereitungsanlage. Eine Verbindung zur anderen Aggerseite schaffte eine Brücke, deren Überreste man heute noch sehen kann. Weitere Entwicklung bis Ende des 2. Weltkrieges:
1903: Gründung des Extractionswerkes Aggerhütte GmbHca. 1940: Kauf der Anlage durch die Firma Edelstahlwerke Höver aus Kaiserau im Leppetal und Vermietung u.a. an KVB zum Abstellen von Bussen .Gegen Ende des Krieges: Beschlagnahme zu Gunsten der Firma Krupp aus Essen für kriegswichtige Produktionen. Noch viele Jahre nach Kriegsende standen die Maschinen der Firma Krupp ungenutzt in der langsam verfallenden Aggerhütte. Heute erfüllt die Firma Heikoflex GmbH als Hersteller von Folien und Folienartikeln die Fabrikanlage mit Leben.
Schreinermeister und Kegelbahnbauer Hermann Schönenberg 1928 im Auelerhof mit seiner Mannschaft.
Personen von links: sitzend: 1. Walter Schiffbauer, Auelerhof 2. Willi Schönenberg, Auelerhof
stehend: 1. Johann Altenrath, Neuhonrath 2. Else Schönenberg, Auelerhof 3. Karl Fischer, Emmersbach 4. Karl Zimmermann, Troisdorf 5. Hermann Schönenberg, Auelerhof 6. Frau Hermann Schönenberg 7.Daniel Schönenberg (Vater von 5.) 8. Hugo Kürten, Kern 9. Otto Naaf, Aggerhof
Gustav „schörcht“ (fahren mit der Karre) den Mist aus dem Stall mit der „Schörreskaar“ auf den „Meßhoov“ (Misthaufen). Die „Schörreskaare“ dienten früher nicht nur zum Transport von Mist, Säcken, Schanzen, Gras, Heu, Körben, Kisten usw. Mit ihr wurden auch die Betrunkenen über die holprigen Dorfstraßen nach Hause „jeschürcht“. Bei schweren Lasten legte man sich einen breiten Lederriemen, der an den Griffen befestigt wurde, über die Schultern.
Rechts steht Maurermeister Robert Hölper aus Mackenbach. Links ist ein Schleifstein zu erkennen.Das Fenster unten rechts (dahinter befand sich wahrscheinlich „de Stuff“ [Wohnzimmer]) hat „en Laad“ (Fensterlade). Oben befand sich der „Söller“ (Schlafzimmer).
Alte Archivunterlagen sprechen von 2 Nagelfabriken in Wahlscheid. Davon sehen wir die eine in Mackenbach stehende im Bild.
Man denkt eher an eine „Kruffes Hött“ (kleine Hütte), zumal sich im rechten Teil ein „Backes“ (Backhaus) befand. Inzwischen wurde die Nagelschmiede, die „Näel- schmett’s Justav“ (Gustav Lindenberg) betrieb, abgebrochen. Ernst Kürten, heute wohnhaft in Münchhof, erzählte, daß sein Urgroßvater im Aggerhof (heutiges Haus Münchhofer Straße 3) eine Nagelschmiede unterhielt. Er lieferte Nägel zum Kölner Hafen. Bei dem Bau der Schiffe wurden nur geschmiedete Nägel verwandt.
Auf dem Bild erkennen wir links Karl Wilhelms. Auf dem 2. Auto von links sitzend: unten: Waldemar Frackenpohl, Auelerhof; oben: Paul Kurtenbach, Grünenborn; an der Seite: Max Wasser
In den 20er Jahren hielt das Auto auch in Wahlscheid seinen Einzug und löste die „Jick“ sowie die Kutsche ab. Die Fuhrleute hielten früher mit ihren Pferdefuhrwerken an bestimmten Gaststätten -so auch am Naafshäuschen- an, um ihren Pferden Wasser und Hafer zu geben. Als das 1. Auto am Naafshäuschen anhielt, soll Gastwirt Naaf gewohnheitsmäßig mit einem Eimer Wasser herbeigeeilt sein.
Emst Hohn, Aggerhof, kann sich erinnern, daß die Fässer vom Bahnhof zum Aggerhof gerollt wurden. Ein Faß war undicht und „ne Kürten Jong“ fing den wertvollen Wein mit einer Tasse auf. Peter Wester, Gastwirt im Aggerhof, füllte mit anderen Wahlscheider Gastwirten den Faßwein in Flaschen um. Karl Schiffbauer, späterer Wirt im Auelerhof, spülte im Hinterhof in einer Zinkbadewanne die Weinflaschen.
Personen: jeweils von links: unten sitzend: 1. Otto Bergfelder, Röttgen (?) 2. Karl Schiffbauer, Gastwirt, Auelerhof 3. Kurt Schaub, Auelerhof, 4.Hermann Schiffbauer (“Dreckes Hermann“), Aggerhof
stehend: 1. Wilhelm Schönenberg, Bahnhofsgastwirt, Aggerhof 2. am Baumstamm hängend: Max Weber, Auelerhof 3. Otto Kürten 4. Leo Müller, Gastwirt in Overath 5. Hermann Schiffbauer, Gastwirt, Auelerhof 6. im Hintergrund: Emst Kürten, Kirchbach 7. Kind: Tochter Erna von 6. 8. vorne mit Hut: Wilhelm Kaufmann, Atzemich 9. ganz hinten mit Kopf: Peter Wester, Aggerhof 10. Wilhelm Zimmermann, Katharinenbach 11. Heinrich Schiffbauer, Aggerhof 12. Karl Oberdörster, Auelerhof 13. Karl Lindenberg, Müllerhof 14. Olga Meyer geb. Schiffbauer, Auelerhof 15. Ida Becker geb. Wester, Aggerhof 16. Otto Hohn, Aggerhof 17. Kind: Emst Hohn, Aggerhof 18. hinten mit Hut: Walter Klein, Kirchbach 19. auf dem Faß: Franz Heimes, Lehrer, Siegburg 20. Kind hinten: Franz Hagen, Aggerhof 21. Gustav Hohn, Aggerhof, 22. Kind: Heinrich Hagen, Aggerhof
1910 war die Brennerei mit dem hohen Schornstein gebaut worden. Im 1. Weltkrieg mußte der Betrieb im Aggerhof aufgegeben werden, da der wertvolle kupferne Brennkessel auf höchsten Befehl für die Herstellung von Kriegsmunition einzuschmelzen war. Im Obergeschoß befand sich eine Schrot-Mühle mit 2 Mühlsteinen zum Einmaischen des Roggens. Der Staat belegte die Schnapsherstellung auch damals mit einer hohen Steuer. Die Zollbeamten aus Siegburg kamen zu Pferd nach Wahlscheid und kontrollierten die Einhaltung der Vorschriften. Mit der Maische, dem Abfallprodukt bei der Schnapsherstellung, fütterten die Landwirte gern ihre Kühe. Der Zoll bestand darauf, daß nur die eigenen Kühe gefüttert werden durften. Daher hielt die Familie Wester im Aggerhof damals 2-3 Kühe. Man durfte sich „landwirtschaftliche Brennerei“ nennen. 1924 wurde der Schornstein des Brennes abgebrochen.
Im Jahre 1925 eröffneten die Eheleute Koser in der ehemaligen Brennerei ein Kolonialwarengeschäft. Nachdem die Eheleute Koser im Jahre 1928 gegenüber neu gebaut hatten, zog Schuhmachermeister Julius Lichtenberg in den Brennes.
Die Lohmarer Teiche sind nicht nur ein attraktives Erholungsgebiet für Wanderer und zunehmend auch Radfahrer, sondern auch eine über 1000 jährige wertvolle Kultur- und Naturlandschaft, die ursprünglich zusammen mit dem Siegburger Stadtgebiet über 170 Teiche und offene Moorlandschaften umfasste. Seit Jahren versuchen die Staatsfortverwaltung, Bündnis Heideterasse e. V. und ehrenamtliche Kräfte, Bereiche zu revitalisieren. Entwässerungsgräben werden geschlossen und Baum- und Strauchwerk beseitigt, um wieder offene Moorlandschaften mit Torfmoosen, Gagelstrauch, Sonnentau u. a. entstehen zu lassen. Moore sind effektive Kohlenstoffspeicher und in Zeiten des Klimawandels umso wertvoller. Auch wenn es zurzeit noch kleinere Flächen sind, stellen sich schon sichtbare Erfolge ein, die in den Fotos von Nov. 2020 festgehalten sind. Vor etwa 2 Jahren gelang der Wiederfund von Wacholder (einst Hektar-bedeckende Wacholderheiden). Viele Gräben müssen noch geschlossen werden, viel störender Aufwuchs beseitigt werden. Manches sollte auch - wie 1.000 Jahre üblich - wieder beweidet und geplaggt (Boden abstechen) werden.
In den ersten drei Jahrhunderten kannte die Christenheit außer Ostern keine Jahresfeste. Erst ab dem vierten Jahrhundert wurde dem Weihnachtsfest eine eigene Vorbereitungszeit vorangestellt. Der Ankunft (adventus) des Herrn - Geburt Christi - ging ähnlich dem Osterfest eine 40 tägige Fastenzeit voraus, in der dreimal wöchentlich gefastet wurde. In der Westkirche wurde ab dem 11. Jahrhundert dieser Zeitraum auf die noch heute übliche vierwöchige Adventszeit verkürzt. Die orthodoxen Kirchen begehen bis heute noch den Advent sechs Wochen. Seit 1917 wird von der katholischen Kirche das Adventsfasten nicht mehr verlangt.
Die Bräuche des Adventskranzes und des Adventskalenders sind noch relativ jung. Um 1850 hören wir zum ersten Mal davon, Lichter auf einem Kranz anzustecken. Der erste gedruckte Weihnachtkalender 1908 stand noch in der Tradition der Ausschneidebögen: Jeden Tag galt es, aus dem Bogen ein Bildchen auszuschneiden und auf das dafür vorgesehene Feld zu kleben. Die Kalender waren sehr beliebt, um den Kindern die Wartezeit auf das Weihnachtsfest zu verkürzen. Heute haben die Adventskalender 24 Türchen zum öffnen. Seit einigen Jahren gibt der 2009 gegründete Lions Club Lohmar schön gestaltete Adventskalender heraus. Sie können gegen eine Spende von 5 € für einen guten Zweck erworben werden. Hinter den einzelnen Türchen stecken Gewinnlose.
Der symbolische Mittelpunkt des Weihnachstfestes ist für die meisten Menschen der geschmückte Tannenbaum. Die katholische Kirche wehrte sich lange gegen diesen Brauch, dessen Ursprung in heidnischen Traditionen liegt. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts sind Weihnachtsbäume in Kirchen erlaubt. Im Heimat- und Geschichtsverein gehört es zur Tradition, vor dem HGV Haus in der Bachstraße einen Weihnachstbaum aufzustellen.
Die „lange Wiese“ zwischen Müllerhof und Kirchbach machten die Jugendlichen im Winter zur Eisbahn, indem sie den Kirchbach anzapften und das Bachwasser in die große Wiese laufen ließen, so daß sich hier eine große Eisfläche bilden konnte. Wahlscheid’s Jugend betrieb hier Eissport; sogar von Seelscheid strömte man herbei. Viele neue Schlittschuhe wurden gekauft und unter die Schuhe geschraubt. Nach einiger Zeit hingen meistens -wie Edith Wasser geb. Lindenberg, Aggerhof, berichtete – Sohle oder Absatz mit Schlittschuh lose herunter. Max Fischer, Haus Dorp erinnerte sich: Lehrer Ackermann bat im Winter 1914 ihn und weitere Schüler zu prüfen, ob die Eisdicke auf der „langen Wiese“ ausreichend sei. Lehrer Ackermann ging anschließend mit der gesamten Klasse auf das Eis.
Broich und Büchel. Wer kennt sie noch? Es sind ehemalige Ortsteile von Donrath.
Büchel erstreckte sich am Aggerbogen, an dem der Dornheckenweg und die Straßen „In der Hühene“ und Karpenbachweg liegen. Büchel wurde erstmals 1560 als „Buchell“ (Buckel) erwähnt und galt als hochwassergeschützt. Es hatte 1872 in 4 Wohnhäusern lediglich 14 Einwohner. Heute erinnert leider nicht einmal ein Straßenname an diese Siedlung.
Broich wird erstmals 1503 im Birker Bruderschaftsbuch erwähnt. Der Name bedeutet soviel wie Sumpf- oder Moorland und bezeichnet eine alte Siedlungsstelle, die trockengelegt wurde.1644 bestand Broich bereits aus vier Hofanlagen. 1872 wohnten dort 40 Personen in acht Häusern. Montanus schreibt in seinem Buch „Die Helden“, dass am 11.11.1795 mehrere Scharen französischer Soldaten, „die im Aggerthale streiften und plünderten, von den Bauern zu Seelscheid, Neunkirchen und Lohmar angegriffen und mit Verlust mehrerer Todten in die Flucht geschlagen wurden. Dafür rächten sich die Freiheitsbringer mit Mordbrand und legten u.a. zu Broich in Lohmar vier Scheunen und fünf Wohnhäuser in Asche … und erschossen mehrere Landleute, die an jenen Raufereien nicht einmal Antheil genommen hatten.“
Heute erinnert der Straßenname Broicher Straße an den alten Ortsteil. Das Haus Broicher Straße 20 ist als denkmalgechütztes Haus gut erhalten. Anno 1750 wurde das ehemalige Bauernhaus mit Stall errichtet. Eine alte Linde vor dem Haus ist nach Aussage des früheren Eigentümers Walter Delfs 1985/86 einem Sturm zum Opfer gefallen.
Am 11. November ist im Kirchenjahr der Martinstag, das Fest des heiligen Martin von Tours. Seit 1979 feierte der katholische Kindergarten Lohmar das Martinsfest jährlich bis 2019 mit einem eigenen Martinszug. Ursula Muß, die von ihren 46 Dienstjahren die meiste Zeit den Kindergarten geleitet hat, erinnert sich:
"Im Jahr 1979 zogen die Kinder und Eltern des Kath.Kindergartens von der KiTa in der Hermann-Löns-Strasse zum Birkenweg. Dort wurde das Martinsfeuer entzündet und die Geschichte des Hl.Martin gespielt und mit dem Bettler der Mantel geteilt. Anschließend zogen wir zurück in den Kindergarten, wo bei einem Umtrunk an die Kinder vom Martin der Weckmann verteilt wurde. Dieses Brauchtum haben wir bis ins Jahr 2019 beibehalten. Die Kinder haben in der Kita ihre Laterne gebastelt und sind dann am Martinstag mit ihren Eltern in Begleitung des St.Martin auf seinem Pferd singend durch die Straßen gezogen. Von der KiTa ging es durch den Korresgarten, Schmiedgasse durch den Bungert zum Park Lohmarhöhe. Die Anwohner haben ihre Häuser zu Ehren des St.Martin geschmückt und einige Familien entwickelten sehr viel Fantasie und Engagement und haben ihren ganzen Vorgarten geschmückt. Einige haben dann auch mit ihren Nachbarn weiter gefeiert, was sich zu einer Tradition entwickelt hat. Am Martinsfeuer wurde die Martinslegende gelesen, wo viele erstmals die Geschichte des Hl.Martin von Tours hörten. Der Martin teilte seinen Mantel mit dem Bettler und anschließend zogen wir zurück in den Kindergarten. Das Feuer wurde weiter von Vätern bewacht, gelöscht, die Feuerstelle aufgeräumt ( 1000 de Tackernadeln der Obstholzkisten aufgesammelt) und die Väter haben dann z.Teil den Abend mit Grillwurst und einem Bier ausklingen lassen. In Begleitung des St.Martin zogen wir dann durch den Mühlenweg zurück in den Kindergarten. Im Kindergarten gab es für die Kinder warmen Kakao und in den ersten Jahren für die Eltern Kakao mit Schuß. Das Blasorchester und die Feuerwehr trafen ebenfalls im Kindergarten ein, erhielten ihren Weckmann und ein warmes Getränk. Es wurde gemeinsam gesungen und glücklich zogen alle dann nach Hause. Für die Vorbereitungen und beim anschließenden Aufräumen standen immer ausreichend Eltern zur Verfügung.
Nach dem Umzug der Kita in die Pützerau sind wir ab 2015 durch die Strassen rund um die Pützerau gezogen. Seit 2005 wurde es ebenfalls zur Tradition, mit den Vorschulkindern und ihren Laternen in das Elisabeth- Hospiz nach Deesem zu fahren, um mit den Bewohnern und ihren Angehörigen Martinslieder zu singen. Dies war für die Kinder und uns immer ein sehr berührendes Erlebnis. Wir wurden liebevoll empfangen."
Der Saal der Gaststätte „Zur Baach“ der Familie Schmitz in der Seelscheider Straße 25 war stets die Heimat des 1899 gegründeten Dilettanten Vereins Neuhonrath. Eine Unterbrechung gab es als Anfang der 1970er Jahre das "Vereinslokal" wegen Baufälligkeiten stillgelegt wurde. Beim Gasthaus "Auf dem Berge" bei der Familie Kirschbaum in Höffen fand man eine neue Vereinsbühne bis 1990 die sanierte und umgebaute "Baacher Bühne" bezogen werden konnte.
In den ersten Vereinsjahren hatten die Männer auch die Frauenrollen zu übernehmen. Die Moral verbot es, daß Männer und Frauen gemeinsam spielten und hinter dem Bühnenvorhang verschwanden. Außerdem durften nur Männer Mitglied des Vereins sein. Diese Regelung galt bis nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Allerdings standen Frauen schon nach dem 1. Weltkrieg erfolgreich als Schauspielerinnen auf der Theaterbühne. Wie leistungsfähig der Dilettantenverein schon in seinem 3. Vereinsjahr im Jahr 1902 war, zeigt eine Anzeige vom 5.4.1902 im Siegburger Kreisblatt.
2019 brachten die Schauspieler mit "Moos un Elend" einen herrlichen Klamauk um einen Hauptgewinn im Lotto auf die Baacher Bühnenbretter. 2020 wurden alle Theateraufführungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
Der Kölner Peter Müller (de Möllesch Aap, geb. am 24.2.1927, gest. 1992 mit 65 Jahren an einem Schlaganfall) war von 1949 (wahrscheinlich aber schon früher) bis Mitte 1950 in Donrath im „Weißen Haus“ und ist dort für die Deutsche Meisterschaft im Profi-Boxsport trainiert worden. Der Tross um ihn herum waren – einschließlich Trainer – 4 bis 5 Leute aus Köln, von denen einer Goldschmied hieß und ihn wahrscheinlich auch gesponsert hatte. "De Aap“ – wie man ihn in Köln nannte – wohnte im „Weißen Haus“, wo man ihm im Saal der Gaststätte einen Boxring aufgebaut hatte. Das „Weiße Haus“ ist damals von der Familie Brinkmann betrieben worden. Seine Sponsoren waren etwas Besseres und wohnten und speisten im „Hotel Aggerburg“ in Donrath, das im Besitz der Familie Lönqvist war. Matthias Haller aus Lohmar, Mitglied im Boxclub Troisdorf, war öfter Peter Müllers Sparringspartner. Er erhielt dafür pro Trainingskampf fünf D-Mark, wofür er oft viele harte Schläge einstecken musste. In dieser Zeit war auch für einige Wochen El Hossmann, ein hübscher dunkelhäutiger Boxweltmeister aus Amerika, im „Weißen Haus“, um mit Peter Müller zu boxen.
Peter Fuchs schreibt im 2. Band seiner „Chronik zur Geschichte der Stadt Köln“, Köln 1991 auf Seite 370: „Ohne jemals als Amateurboxer im Ring gestanden zu haben, springt Peter Müller 1947 für den erkrankten Gegner von Walter Trittschat ein und siegt in der 2. Runde durch k.o. Damit beginnt eine der schillerndsten Boxkarrieren. PM wird für mehr als eineinhalb Jahrzehnt Liebling der Kölner Boxfans. Er war mehrfacher Deutscher Meister im Mittelgewicht und boxte um die Europameisterschaft.“
Am 7. Juli 1952 schlägt er im Kölner Eisstadion bei einem Boxkampf gegen den deutschen Mittelgewichts-Champion Hans Stretz, der in der 7. Runde führte, den Ringrichter Max Pippow k.o. Das war damals der bisher größte Skandal in der deutschen Sportgeschichte. „Stretz führte in der siebten Runde bereits deutlich nach Punkten. PM kann nur wenige Treffer landen, klammert und hält seinen Gegner. In der achten Runde spuckt er seinen Mundschutz aus und beschwert sich beim Ringrichter über Stretz. Pippows Ermahnung, er dürfe im Ring nicht sprechen, löste die unbeherrschte Aktion aus. Mit zwei Schlägen streckt er den Unparteiischen nieder.“ Dafür wurde er lebenslang gesperrt. Die Sperre wurde jedoch nach einem guten Jahr wieder aufgehoben.
Beim Baden in der Dornhecke in Donrath trug er seine Freundin (wahrscheinlich Ludmilla Kröll, später verheiratete Kraheck) bekleidet von einem Aggerufer zum anderen. Als er in der Mitte des Flusses wahr, riefen einige seiner Fans: „Feigling, Feigling …“. Da ließ er seine Freundin einfach in die Agger fallen. Wenn „De Aap“ bei Festlichkeiten im Saal des „Hotelzur Linde“ erschien, wurde er von der Kapelle mit einem Tusch begrüßt. Wollte er dann tanzen, verdrückten sich die Mädchen auf die Toilette, weil er wegen seinen Bärenkräften mit den Tanzpartnerinnen ziemlich rauh umging. Als PM Deutscher Meister geworden war, hatte er sich ein gebrauchtes Auto – einen Opel – gekauft. Damit kam ihm in Siegburg auf der Kaiserstraße mit einem Pferdefuhrwerk ein Bekannter aus Köln, der im „Knast“ gewesen war (PM kannte sich auch in der Kölner Unterwelt aus), entgegen. Beide hielten mitten auf der Straße ihre Fahrzeuge an und begrüßten sich ausgiebig und überschwenglich und für die anderen Fahrzeuge, einschließlich der Straßenbahn gab es kein Durchkommen mehr. Man erzählt von ihm, dass er mit dem „Lühme Grietche“ nach Siegburg fuhr und keine Fahrkarte hatte. Als der Schaffner ihn deshalb in Lohmar aus dem Zug setzen wollte, schlug er ihn k.o. und sprang am Nordbahnhof in Siegburg aus dem Zug, dann über das Bahnhofsgeländer und verschwand. (Quelle: mündliche Mitteilung von Josef Klug aus Lohmar.) So hörte man zu dieser Zeit fast täglich neue Episoden von „de Möllesch Aap“.
Der Weiler Unterdahlhaus liegt in Quellmuldenlage an der alten Höhenstraße von Siegburg nach Wipperführt, an der Quelle des Dahlhauser Baches. Der Weiler gehörte bei der Uraufnahme 1824 zur Bürgermeisterei Wahlscheid. Er bestand zu jener Zeit aus drei Wohngebäuden. Die älteste Erwähnung von Unterdahlhaus finden wir in einer Teilungsurkunde aus dem Jahr 1477 nach dem Tode des Ritters Wilhelm von Nesselrode. Zur Aufteilung gelangten die zu Burg Schönrath gehörigen Pachthöfe, darunter der Hof zu „Daehlhusen“. Im Höfeverzeichnis der Halfen im Amt Lülsdorf aus dem Jahr 1579 ist „Schoinraids Halffenn“ zu Dahlhausen verzeichnet. Heinrich Wilhelm Wasser, Pächter des Unterdahlhauser Hofes leistet im Jahre 1666 in der Honrather Kirche den Erbhuldigungseid. Bei der Volkszählung im Jahre 1871 leben im Weiler Unterdahlhaus 30 Einwohner in fünf Wohngebäuden mit 7 Haushaltungen. Die Bewohner der Ortschaft waren evangelisch und gehörten zum Kirchspiel Honrath. 1925 gründen die Bewohner die Durbusch-Kleindahlhauser Wasserwerke an der Quelle des Dahlhauser Baches. Sie versorgte die Orte Unterdahlhaus, Durbusch , Breide und Boddert über 40 Jahre mit Trinkwasser bis mit der Kommunalen Wasserversorgung der Betrieb eingestellt werden musste. Im Zuge der Kommunalen Neugliederung bekamen 1970 die Wege im Bereich der alten Hofanlage Unterdahlhaus die Namen „Lüderichsweg“ und „Im Brannenfeld“. Unterdahlhaus und die zugehörigen Felder und Ackerflächen gehören heute zu Durbusch.
Oberdahlhaus liegt an der Quelle des Brunnenbaches an der alten Höhenstraße von Siegburg nach Wipperführt. Der Ort gehörte bei der Uraufnahme 1824 zur Bürgermeisterei Wahlscheid. Er bestand zu jener Zeit aus 9 Wohngebäuden. Die älteste Erwähnung von Oberdahlhaus finden wir in einer Urkunde aus dem Jahr 1487. Heinrich Stael von Holstein erbte die Höfe Meinenbroich und den Dahlhauser Hof. 1579 gibt es in Oberdahlhaus 2 Halfenhöfe der Familien von Bellinghausen und von Lülsdorf. Bei der Volkszählung im Jahre 1871 leben in Oberdahlhaus 76 Einwohner in 16 Wohngebäuden. Die Bewohner von Oberdahlhaus waren Katholischen Glaubens und gehörten zur Pfarre Neuhonrath.1895 zählt der Ort, durch den Zuzug von Bergleuten der Grube Lüderich bereits 103 Einwohner und gehörte zu den einwohnerstärksten Ortschaften von Honrath. 1924 wurde die Ortschaft an das Wahlscheider Stromnetz angeschlossen. Im Jahr 1931 erstellten die Bewohner von Oberdahlhaus ihre eigene Wasserversorgung mit Pumpenhaus und Hochbehälter. Im Zuge der Kommunalen Neugliederung kam Oberdahlhaus 1969 zu Lohmar und wurde in Dahlhaus umbenannt.
Einige Jahre nach dem Umzug des Unternehmens Battenfeld-Fischer von Lohmar nach Troisdorf entschied die Stadt Lohmar 1993 das ehemalige Werksgelände beidseits der Hermann-Löns-Straße in Wohnbaufläche umzuwandeln. Aus dem sich anschließenden städtebaulichen Wettbewerb ging 1994 das Archtekturbüro Böttger aus Köln als Preisträger hervor. Sie hatten in einem dreigeteilten Planungskonzept unter Einschluss der Grünfläche an der Bachstraße (heute Altenheim) eine Kurzzeitpflegestation mit Altenwohnungen und 160 Sozial- und Eigentumswohnungen geplant. Dieses Konzept wurde nur in dem Bereich zwischen Schmiedgasse und Hermann-Löns-Straße umgesetzt. Hier baute die Gemeinützige Wohnungsbaugesellschaft Troisdorf ca. 70 Sozialwohnungen. Auf der Seite südlich der Hermmann-Löns-Straße wurde ein neuer Bauwettbewerb durchgeführt, aus dem die Firma Wohnbau Schulte als Sieger hervorging und ab 2001 mit dem Bau von Stadthäusern begann. Zwischen den Stadthausreihen wurde ein neuer Erschließungsweg angelegt, der den Namen Müllergasse erhielt, da hier das Geburtshaus des verstorbenen Ehrenbürgers Bernhard Walterscheid-Müller stand.
Der Ulrather Hof war ein Hofgut bei Siegburg, von dem heute nur noch ein Mauerrest übrig geblieben ist. Hier wurden 1944 drei junge luxemburgische Kriegsgefangene erschossen, die im damaligen Zuchthaus in Siegburg gefangen gehalten wurden, nachdem sie zunächst zum Tode verurteilt und später zu langjährigen Haftstrafen begnadigt wurden. Eine Gedenktafel und eine jährliche Gedenkfeier der Stadt Siegburg erinnern als Mahnmal an das Verbrechen des Nazi-Regimes. Siehe auch unter Medien "Ulrather Hof".
Der Text auf den beiden Pfeifenköpfen aus Porzellan erklärt, dass die beiden Söhne Jakob und Peter ihrem Vater Johann Josef Dunkel (geb.1853) jeweils zum Andenken einen Pfeifenkopf geschenkt haben. In der Zeit von 1870 - 1913 war es bei den Soldaten Brauch, sich Erinnerungstücke an ihre Dienstzeit (sogenannte Reservistika) anfertigen zu lassen. Soldaten genossen in dieser Zeit beim Volk großes Ansehen. Man war stolz darauf, für das "Vaterland gedient" zu haben.
Johann Josef Dunkel (Hannjupp) war Soldat im Füsilier-Regiment "Fürst Karl-Anton von Hohenzollern" Nr. 40 und später Fabrikarbeiter im Feuerwerkslaboratorium in Siegburg. Alle sieben Söhne waren beim Militär. Jakob Dunkel (geb.1875) war im Infanterie-Regiment "von Goeben" 2. Rheinisches Nr. 28 und Peter Dunkel (geb. 1888) gehörte dem 10. Rheinischen Infantrie-Regiment Nr. 161 an. Hannjupp stammte aus Kriegsdorf und war mit Anna Maria, geb.Kemmerich aus Lohmar verheiratet. Sie zogen mit 11 Kindern 1890 in das Kemmerichs Häuschen auf der Kieselhöhe 13. Der Fachwerkkotten hatte eine winzige Küche, eine Wohnstube, ein Flürchen mit einer schmalen, steilen Treppe zu drei niedrigen Dachkämmerchen. Hier war die Urzelle der zahlreichen Lohmarer Dunkels.
In den Räumen des Erdgeschosses rechts war früher die Spadaka Wahlscheid untergebracht. In dem – inzwischen aufgestockten – Gebäude befindet sich heute links die Bäckerei „R. Mylenbusch“.
Unten am Bildrand ist noch viel Grün neben der Fahrbahn zu sehen.
Nebenstehend eine „Nota“ des „Kaufhauses“ Kleeberg. Wenn man den Geschäftszweig in der Anschrift studiert, muß man sich fragen, womit W. Kleeberg nicht handelte.
Lassen wir alte Wahlscheider von ihren Erlebnissen in den damaligen „Tante Emma“-Läden erzählen: Eheleute Hohn, Franz und Meta geb. Schiffbauer, Kattwinkel:
Beim Betreten des Ladens empfing einen an der Tür bereits ein starker Salzheringsgeruch. Aber auch das Faß mit „Steenollich“ (Steinöl = Petroleum) roch man sehr gut. Petroleum wurde in Ermangelung des elektrischen Lichtes für die Petroleumlampen benötigt.
Nicht große Handelsgeschäfte, sondern Hausierer waren in früherer Zeit Hauptträger des Warenverkehrs. Ihr Wahrzeichen war die Kütz oder Kiepe (Tragkorb) auf dem Rücken. Er enthielt je nach Hausierer Hosenträger, Garn, Schuhwichse, Schuhriemen, Seife, Senf, Schwefelhölzer, Knöpfe, Bürsten, Kämme, die verschiedensten Nadeln, Messer usw. Andere Hausierer kamen mit Textilwaren. Sie besuchten in regelmäßigen Abständen Wahlscheid’s Landbevölkerung. Wenn sie ihre Kiepe oder – später – den Koffer auf dem Küchentisch abgestellt hatten, hielten sie zunächst einen „Klaaf“. Die Bäuerin, die meist eine Tasse Kaffee verabreichte, war neugierig, das Neueste aus der Umgebung zu erfahren. Die Hausierer wußten genau, was die Bäuerin brauchte.
Aber auch Korbmacher, Besenbinder, Kesselflicker und Scherenschleifer gingen über Land
Einer dieser Hausierer war Schürzen Gustav. „Schützel’s Justav“ geb. 1900, der für die Bäuerinnen Schürzen, Strümpfe, Unterhosen usw. führte, erzählte, daß er den Handel 1930 begann. Seine Landwirtschaft mit 2 Kühen gab damals nicht mehr genug her. Zunächst besuchte er seine Kundschaft mit dem Fahrrad. Mitte der 30er Jahre erwarb er ein „Hermänchen“.
Personen von links: 1. Hausierer „Schützel’s Justav“ (Schürzen Gustav) – Gustav Bäcker, Kuckenbach; 2. Alma Schiffbauer geb. Lindenberg, Hoffnungsthal; 3. Heinz Cordes, Köln-Merheim; 4. Mathilde Haas geb. Zinn, Grünenborn; 5. Wilhelm Fischer, Kuckenbach; 6. Emma Fischer geb. Bäcker, Kinder vorne: 1. Else Exner geb. Fischer, Kuckenbach; 2. Alfred Fischer, verstorben; 3. Ernst Fischer
Rechts ist der Wahlscheider Güterbahnhof mit Abstellgleis, Rampe und Prellbock erkennbar. Hier wurden die Güter umgeschlagen. Im Hintergrund rechts sieht man das „Haus der Arbeiterfront“. Das 3. Gleis mit „Bahnsteig 2“ befindet sich - auf dem Bild nicht erkennbar – links vom Zug. Heute steht hier das Forum Wahlscheid.
Im Fenster des Eisenbahnwagens: Lore Bonow geb. Kirschbaum, Wahlscheid.
Bei den beiden Lederschürzen tragenden Schmiedemeistern handelt es sich links um Karl Mylahn und rechts um den Vater Wilhelm Maylahn.
Das Gebäude stand ursprünglich in Mailahn und war dort abgebrochen worden. Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts mußten Wohnhaus und Schmiede der neuen Straßenführung weichen.
Nachdem das Schmiede-Gebäude 1935 dringend als Kuhstall benötigt wurde, baute man gegenüber auf der anderen Straßenseite eine neue Schmiede (steht heute noch als unverputztes Gebäude).
Als Max Mailahn im Krieg fiel, war er Schmied in der 4. Generation.
Werkstatt-Klaaf:
Otto Stöcker, Grünenbom, früher Schmiedegeselle bei Schmiedemeister Maylahn in Kattwinkel:
Früher begaben sich die Menschen gerne zu Handwerkern in deren Werkstatt, um etwas zu „strongksen“ und das Neueste zu erfahren.
So besuchte auch „Hampitter“ (Johann-Peter) Riemscheid, Rothehöhe, gerne die Schmiede Maylahn in Kattwinkel.
Man hatte damals noch Zeit für einander und machte seine Späße. Otto Stöcker konnte sich noch gut erinnern, daß Meister Maylahn dem zuschauenden und auf einem Stuhl sitzenden Hampitter die Jacke auf dem Stuhl mit Nägeln festschlug.
Karl Lindenberg beschlägt das Pferd des Totenwagenfahrers Otto Hohn, Auelerhof, der das Bein des Pferdes hochhält. Bei dieser Arbeit nebelte der Rauch vom brennenden Huf die Schmiede ein.
Edith Wasser geb. Lindenberg, Aggerhof, schilderte, wie ihr Vater Karl als Schmied in Weeg die Naben in den Karrenrädem und die Eisenringe anbrachte:
Damit die Eisennaben im Holzteil fest wurden, stampfte der Schmied trockenen strohdurchsetzten Kuhmist in das Holzteil. Während man heute Chemie verwendet, griff man früher auf Naturprodukte zurück! Die gesamte Familie mußte helfen, wenn die äußeren Eisenringe am Karrenrad angebracht wurden. Wenn Vater Karl 3mal auf den Amboß klopfte, bedeutete dies für Oma, Opa und Edith W., sofort in die Schmiede zu kommen und mit Wasser aus Gießkannen die glühenden Eisenringe, die Vater und sein Mitarbeiter mittels Zangen aufgezogen hatten, zum Erkalten zu bringen. Hier mußte Vater „akurat“ (genau) arbeiten.
Die Viehhändler spielten früher in der landwirtschaftlich ausgerichteten Gemeinde Wahlscheid, wo ein guter Viehbestand eine wichtige Lebensgrundlage war, eine bedeutende Rolle.
Links: Peter Schauenberg, Scheid; offenbar – wie Friederich Mylenbusch meint – mit „Oeßen-Ziemer“ (Ochsenziemer). Dabei handelte es sich um einen Ochsen-Samenstrang, der an einem um das Handgelenk geschlungenen Lederriemen getragen wurde.
Rechts: Wilhelm Lindenberg geb. 24.12.1851, verst. 18.12.1888; Gast- und Landwirt sowie Viehhändler; Ehemann der „Witmön“ und Vater von „Rudolf’ in Münchhof.
Alte Wahlscheider können sich noch gut an die Schweinejagd durch Wahlscheid’s Hauptstraße erinnern:
Viehhändler Emst Mylenbusch vom „Bau“ im Müllerhof bezog Schweine per Eisenbahnwaggon. Abends kam der Waggon am Bahnhof an. Am anderen Morgen wurden die Schweine an der Güterbahnhofsrampe abgeladen und durch Wahlscheid’s Hauptstraße bis zum „Bau“ getrieben.
Hugo Breideneichen (rechts außen), Pferdehändler und Pächter der heutigen Gaststätte „Zur Alten Linde“ (Dowideit), mit 8 Fohlen auf dem historischen Marktplatz an der ev. Bartholomäus-Kirche. ca. 1926
Links sehen wir Emst Frackenpohl, Weeg. Neben Hugo B. steht sein Helfer Karl Steeger, Aggerhof. Der 5. Herr von links im Hintergrund kann Hugo Krämer, Oberstehöhe, sein.
Die früheren Pferdehändler und heutigen Gebrauchtwagenhändler sind in mancherlei Hinsicht – insbesondere was die Vertrauenswürdigkeit angeht — miteinander vergleichbar. Per Handschlag wurde der Verkauf des Pferdes besiegelt. Beim Pferdekauf hieß es: „Ooren oder de Jäldbüggel; hongenoh wüste betuppt.“ (Augen oder Geldbeutel; womöglich wirst du betrogen.)
Pferdehändler Breideneichen, der später in den Auelerhof zog, genoß das Vertrauen der hiesigen Landwirte. Freche Pferde gingen an Holzfuhrwerker; bei der Waldarbeit konnten sie sich austoben.
Rechts am Hamstock: Hermann Vierkötter; links an der Sattler-Nähmaschine: Peter Müller; rechts hinten am Nähroß: Otto Lindenberg, Auelerhof. An der Wand hängt viel „Jesprattels“ (verstreutes Kleinzeug). Der „Hamächer“ stellte die von den Bauern benötigten Geschirre für die Zugtiere her und erledigte die Reparaturen.
„Hamächer“ Otto Lindenberg, Auelerhof:
Die Reparaturarbeiten wurden früher meistens nicht in der Werkstatt ausgeführt. Hatte der Bauer Pferdegeschirr zu reparieren, so begab sich der „Hamächer“ mit Rucksack und Taschen, in denen das Werkzeug verstaut war, zum Bauern. An Ort und Stelle nahm er die Reparatur – zusammen mit anderen aufgelaufenen Instandsetzungsarbeiten – vor.
Auch die Schuster, Schneider und Schlächter arbeiteten im sogenannten Lohnwerk für Kost und Lohn in den Häusern ihrer Kunden.
Mit der Motorisierung in der Landwirtschaft stellte sich der „Hamächer“ bzw. Sattler auf neue Arbeitsbereiche um. Er betätigte sich fortan mehr als Polsterer und Raumausstatter.
Jahrzehnte vorher, als die 1. Tapeten aufkamen, beschäftigte sich der „Hamächer“ bereits mit dem Tapezieren; es war der Beginn der Raumausstattertätigkeit. Lange hielt man noch am einfachen Streichen der Wände fest. Muster „tupfte“ man auf die frisch gestrichenen Wände. Deshalb rief man die Anstreicher Fritz Schönenberg, Fließengarten, und Wilhelm Weber, Agger, auch „Tüpper“.
In Wahlscheid gab es früher viele Schuster. Sie hatten gut zu tun, da ihre Kunden die Schuhe wegen der langen und vielen Fußmärsche sowie der schlechten Wege stark strapazierten. Im übrigen fertigten sie auch neue Schuhe an.
Die Schuster kamen damals ins Haus, um den ganzen Tag lang alle Schuhe der Familie in Ordnung zu bringen bzw. zu „lappen“.Neue Sohlen wurden mit spitzen Holzstiften befestigt bzw. festgepinnt. Gepinnte Sohlen hielten viel länger als genagelte. Außerdem waren die Schuhe nicht so schwer.
Um die Sohlen der hohen Arbeitsschuhe zu schonen, benagelten die Schuster die gesamte Sohlenfläche. Man lief auf den achteckigen Nägelköpfen. Die Nägel hatten den Nachteil, daß sie sich schnell aus den Sohlen lösten. Sie lagen dann auf dem Boden und waren der Grund dafür, daß die Radfahrer früher häufiger als heute plattfuhren.
Die Reinigung der Schornsteine in Wahlscheid und Umgebung lag von ca. 1840 (davor reinigte ein Herr Küsgen) bis zu Beginn dieses Jahrhunderts in den Händen der Herren Hohn (Vater und Sohn) aus Mackenbach.
Personen – von links:
unten: 1. Martha Lindenberg geb. Hohn; 2. Frau Karl Fischer, Erna geb.Lindenberg, Emmersbach; 3. Emma Hohn geb. Hohn
2. Reihe: 1. Kind Hildegard Schröder geb. Manchen, Mackenbach; 2. Oma Luise Hohn geb. Heinen; 3. Hampeter (Johann- Peter) Hohn, Schornsteinfeger; 4. mit langer Pfeife: Daniel Hohn, Salzhändler (vgl. Kapitel „Originale“); 5. in Uniform: Hugo Hohn
oben: 1. Paul Manchen; 2. Berta Manchen geb. Hohn; 3. Julie Lindenberg geb. Hohn, Schachenauel; 4. Hermann Lindenberg (Ehemann von 2.); 5. Maria Hohn (Ehefrau von Daniel H.)
Laura Müllenbach geb. Hohn, früher „Äuelchen“, jetzt Hofferhof:
Ihr Uropa, Schornsteinfeger-Meister Johann Heinrich Hohn, Mackenbach, reinigte im vergangenen Jahrhundert auch in Seelscheid die Schornsteine. Er marschierte zu Fuß mit voller Ausrüstung dorthin und übernachtete bei Verwandten.
Auf der Postkarte vom 31.12.1913 schrieb Wilhelm Wasser, geb. 1866 (auf dem Bild im Hintergrund), aufgewachsen in Honsbacher Mühle,später nach der Heirat wohnhaft in Oberlüghausen: „Umseitige Karte stellt den großartigen Vogelfang 1913 dar.“
Im Bild vorne: Karl Wasser geb. 1865 (Bruder von Wilhelm). Im Hasenberg und Sprengbüchel verfugte die Familie Wasser, Honsbacher Mühle, über umfangreichen Grundbesitz. Auf dem Bild sieht man, daß die Jungbäume, in denen Vogelkäfige hängen, gestutzt und von Blättern befreit sind. Ein Fangnetz (genannt: „Blitz“) ist auf der planierten Fläche aufgespannt. Im Hintergrund befindet sich offenbar der Vogelherd. Mit einer „Lockpitsch“ (Lockdrossel) lockte man die Vögel an.
Paul Kirschbaum, Hausen, fährt im 2. Weltkrieg mit dem Schlitten Milchkannen nach Kreuznaaf. „Haischen“ halten seine Hände warm.
Franz Hohn, Kattwinkel:
Die Hufeisen der Arbeitspferde mußten für den Arbeitseinsatz bei Eis und Schnee scharf gemacht werden. Das galt insbesondere auch für das Pferd, das den Totenwagen bei Wind und Wetter ziehen mußte. Das „Scharfmachen“ erledigte der Hufschmied, indem er die Stollen unter den Hufeisen anspitzte.
Den Stallboden polsterte der Bauer im Winter sehr gut mit einem „Buusch“ (Gebund) Stroh aus, um ein schnelles Abstumpfen der scharfen Hufeisen zu vermeiden.
Der Bauer versuchte, sich selbst durch „Iiskraampen“ (Art Sporen) festen Halt zu schaffen
Personen von links: 1. „Landjahr-Mädchen“ Aenne; 2. Frieda Stelzer Kartoffelernte im Jahre geb. Stoßberg, Mailahn; 3. hinter 2 (halber Kopf) unbekannt; 4. etwas erhöht sitzend: Max Frackenpohl, Weeg; 5. vorne: unbekannter Landjahrjunge; 6. Landjahrjunge Fleinz Baumeister; 7. hinten: Daniel Steinsträßer, Mailahn; 8. vorne: Otto Piel, Mailahn; 9. hinten mit Kopftuch: unbekannt; 10. hinten: Laura Klein, Bloch und Mailahn; 11. vorne: Martha Schlehecker geb. Klink, Mohlscheid; 12. Kind vorne: Helga Sinnig, Klefhaus; 13. hinten: Martha Stoßberg, Mohlscheid; 14. ganz rechts: Lotti Schauenberg geb. Klein, Bloch und Spich; 15. beim Ochsen: Hugo Stoßberg, Mohlscheid
Mit einem Pflug wurden die „Earpel“ (Kartoffeln) ausgefurcht (später „geröddert“). Die „Leser“ sammelten die Kartoffeln in Drahtkörben und schütteten sie in die „Mestekaar“. Die „Strünk“ warf man zum Verbrennen auf einen Haufen. Ein „Kaasch“ (Dreizahn) erleichterte die Arbeit. Das Ernten der Kartoffeln war „kött“ und „schröh“. Schnell waren die Kinder „schmaachtig“ (hungrig); wie froh waren sie, wenn Oma mit dem Korb kam. Sie brachte „Muckefuck“ in großen Emaille-Kaffeekannen und „en Brock“ (Butterbrot). Ein Tuch deckte den Inhalt des Korbes ab. Man setzte sich „beneen“ (beieinander), ließ es sich gut schmecken und hielt einen „Kall“.
„Sienöh“ (beinahe) alle Familienmitglieder – von den im Haushalt lebenden Großeltern sowie unverheirateten Onkel und Tanten bis zum heranwachsenden Schulkind (damals gab es noch Kartoffelferien) – waren bei der Kartoffelernte eingespannt. „Dat rühmte“! (Das ging voran!)
Nach getaner schwerer Tagesarbeit aß die Familie abends zu Hause gemeinsam Kartoffelkuchen (“Dejelskochen“) sowie mit Butter, Apfelkraut und „Klatschkäse“ belegte Schwarzbrotschnitten. Man war nicht pingelig; jeder langte mit seiner Gabel in die mitten auf dem Tisch stehende Kartoffelschüssel. Es gab „zebasch“ (reichlich).
Auf einem Melkschemel steht ein „Schwengel-Botterkiern“ (Drehkiem). Frau Stöcker schält „Eärpel“ (Kartoffeln) in einen Kump (Schüssel).
Früher verarbeiteten die Bauern die Milch selbst zu der köstlichen Sauerrahm-Butter bzw. zum Klatschkäse oder Böggelskies. Am Schwengel des Kiern bildete sich die sogenannte „Schwengelbutter“. Täglich schöpften die Bauern von der in großen Steintöpfen befindlichen Milch den Sauerrahm (Schmand) zum Buttern ab. Die untere Schicht ergab den begehrten Klatschkäse.
Die Bäuerin knetete in einer hölzernen „Botterschottel“ mit einem Holzlöffel die letzte Buttermilch heraus und formte die Butter, nachdem sie kräftig gesalzen worden war, zu einem Wecken.
Kalin hatte, wie man auf dem Bild erkennt, eine Vorliebe für Geranien. Sie lieferte – auch noch im hohen Alter – Butter, Eier und Käse nach Köln-Kalk. Die alten Einwohner können sich noch daran erinnern, daß sie mit dem bis zu 50 Pfund schweren Korb auf dem Kopf zum Bahnhof Honrath ging. Der Kopf war durch ein Kissen geschützt. Den „Botter-Wecken“ im Korb schützte man vor den Sonnenstrahlen durch ein Kappesblatt. Am Arm trug Kalin einen mit Eiern gefüllten Korb.
Der Enkel, genannt „Stüssgen“ führte später das „Geschäft“ weiter.
Die Bauernfamilie ernährte sich von dem, was der eigene Hof hergab. Überschüssige Produkte wie Butter und Eier sowie Vieh verkaufte der Bauer auf dem Markt, um Steuern und Saatgut bezahlen zu können. Die Bäuerin kaufte im „Wenkel“ (Kolonialwarengeschäft) die sogenannte „Wenkelswahr“; das waren in der Regel nur Salz, Zucker, Haferflocken, Reis, Petroleum, Kathreiners (Malz-)Kaffee bzw. „Muckefuck“ (franz.: „moca faux“ = falscher Mokka) und Strangtabak.
Hauptnahrung für die Bauemfamilie waren Kartoffeln, Mehlspeisen und Brot. Fleisch gab es nur an hohen Festtagen. Die Bäuerin kannte keinen Kühlschrank, verfügte aber trotzdem über Vorräte. Oben unter der Kellerdecke – vor Mäusen sicher – hing der Brotkorb. Die Butter befand sich im irdenen Topf oder im kühlen Brunnen, an einer Kette im Eimer hängend. Eine große Menge Bohnen und Kappes waren in „Steendöppen“ eingesäuert. Das Schwein lag eingesalzen im Faß. Würste, Schinken und Speck befanden sich im „Röhches“ (Räucherkammer). Erbsen und Bohnen hingen in Leinensäckchen an den Deckenbalken. „Öllich“ (Zwiebel) und getrocknete Pflaumen für die Milchsuppe sowie Apfelschnitzel lagen auf dem „Ohlder“ (Speicher).
Personen von links: 1. mit hochgekrempelten „Maue“ (Ärmel): Hermann Oberdörster, Mackenbach 2. Otto Seynsche, Weeg 3. auf der Mähmaschine: Besuch 4. Karl Lindenberg, Weeg 5. mit „Hällepe“ (Hosenträger): Emst Piel, Wahlscheid-Kirche
Hermann Oberdörster wetzt die „Säßel“ (Sense) mit dem Wetzstein, „Strichsteen“ genannt. Er wurde im Schlotter, einem Ochsenhom, aufbewahrt. Den mit Wasser und Essig gefüllten Schlotter trug der Bauer an einem Ledergürtel. Das Ochsenhorn hatte gegenüber dem Kuhhorn den Vorteil, daß es weniger Krümmung aufwies.
Wir sehen auf dem Bild, daß eine Mähmaschine den Männern das Mähen erleichterte. Das tägliche Stallfutter mähte der Bauer mit der „Säßel“. Es war keine Seltenheit, daß der Bauer abends zu seiner Frau sagte: „môhendemôrjen (morgen früh) öm 5.00 Uhr jôn ech Jraas mähen...“
Um im Sommer der Tageshitze zu entgehen, erledigte der Bauer diese harte Arbeit gern in aller „Herrjötsfröh“ vor Sonnenaufgang. Im übrigen schnitt es sich mit dem Tau im Gras besser.
Personen von links: 1. Hermann Lindenberg 2. Emilie Lindenberg (Großeltern) 3. Olga Breideneichen verw. Lindenberg geb. Lindenberg 4. ehemaliger Bürgermeister Rolf Lindenberg
Bevor das Heu aufgebockt werden konnte, mußte es – nach dem Schnitt angetrocknet auf Gemadden liegend – mit dem Handrechen auseinander – „jespreet“ werden.
Nach dem 2. Weltkrieg erleichterten Heuwender die Arbeit. Wenn Regen nahte, war Eile geboten. Dann wurde das Heu schnell auf Kotten aufgehäuft.
Das Versteckspiel unter dem Heubock war für die Kinder ein besonderes Vergnügen. Auch so manches Liebespaar fand hier eine Gelegenheit zum „Knuutschen“.
Auch an Feiertagen mußte, wenn Regen drohte, „en et Heu jejangen“ werden.
In der fortgeschrittenen Jahreszeit machte man einen 2. Grasschnitt zu Heu, den „Jrohmet“.
Personen von links:
1. u. 2. Ehel. Lindenberg August und Berta geb. Kirschbaum (Eltern vom „Hamächer“ Otto Lindenberg, Auelerhof) 3. Frau Hugo Riemerscheid, Klara geb. Lindenberg 4. Elli Naaf geb. Lindenberg, Neuheim
Das hohe rechteckige Beladen eines Heuwagens wollte gekonnt sein. Auf dem Hof angelangt, kam das Heu in die Scheune oder über den Viehstall. Von hier warf man es täglich bei Bedarf durch eine Falltür in „et Fooderdänn“ (Futtertenne im Stall).
Auf dem Heuwagen liegt ein deutscher Soldat.
Der Maulesel hatte schon im 1. Weltkrieg für das kanadische Militär im Rheinland „gedient“. Dank der guten Pflege des Karl O. wurde der Maulesel ca. 40 Jahre alt. Zuletzt mußte Karl das morgens im Stall liegende Tier mit dem Flaschenzug in die aufrechte Lage hieven.
Personen von links: sitzend: 1. Helmut Kühler, Mackenbach 2. Hans Imberg, Münchhof 3. Helmut Luttmann, Wahlbusch 4. Günter Brinkmann, Fließengarten 5. Arthur Lohmar, Neuhonrath 6. Karl Heinz Frackenpohl, Weeg 7. Kurt Oberdörster, Mackenbach stehend: 1. Maria Imberg, Münchhof 2. vorne: Elli Unteroberdörster, Haus-Dorp 3. hinten: Margot Müller geb. Klein, Kirchbach 4. vorne: Else Peters, Wahlscheid 5. hinten: Kläre Straube geb. Steeger, Aggerhof 6. hinten: Edith Hartung, Aggergasse 7. vorne: Edith Lohmar, Neuhonrath 8. hinten: Lotti Schiffbauer geb. Fischer, Kreuznaaf 9. vorne: Erika Schiffbauer, Emmersbach 10. hinten: Erika Peters, Wahlscheid 11. Lehrer Brinkmann 12. vorne: Addi Roller geb. Fischer, Aggerhof 13. hinten: Ruth Bienenstein geb. Mylenbusch, Müllerhof 14. Friedei Daniel, Aggerhof 15. Hilde Erbes geb. Lohmar, Müllerhof 16. Margot Weber, Aggerhof
Noch im 19. Jahrhundert waren in Wahlscheid viele himmelblau leuchtende Flachsfelder zu sehen. Anbau, Ernte und Verarbeitung waren sehr mühsam. Die Bauemfamilie wurde damit aber in die Lage versetzt, nach dem Spinnen des Fasermaterials selbst Kleiderstoffe, Leib- und Bettwäsche zu weben. Geld für fertige Handelsstoffe konnte man sich nicht erlauben auszugeben.
Das Spinnrad kam in den Wintermonaten nicht aus der Stube. Während die Männer beim Licht der Petroleumlampe „nöberten“, saßen die Frauen am Spinnrad. Flachs, Wolle und Hanf wurden gesponnen.