Bachstraße mit Auelsbach
Das Foto der Bachstraße um 1920 zeigt im Vordergrund einen Bildstock, einen sogenannten Fußfall, auf dem Grundstück Aust (des ehemaligen Vogtshofs, der heute durch die Wohn- und Geschäftshausbebauung in die zweite Reihe gerückt ist). Es handelt sich um den letzten noch vorhanden von sieben(?) Fußfällen der Dorfstraße. Ein Fußfall ist eine besondere historische Form des Kniefalls. Er stellt einen Bittgang durch die Dorfstraßen oder die Flur dar, wobei an sieben Wegekreuzen, Kapellen oder Heiligenhäuschen, den sogenannten Fußfällen, jeweils einer oder zwei Stationen des Leidensweges Christi in Jerusalem betend gedacht wurde. Mancherorts sind eigens für den Gang gestiftete Bildstöcke, Passionsszenen darstellend, erhalten. Links erkennt man den Auelsbach in offener Vorflut.
Wie bekannt ist, gab es zu den benachbarten Grundstücken im Oberdorf, die unmittelbar am Mühlenbach (dem Auelsbach) lagen, eine Eingabe vom 3.2.1891 der Anlieger rechts des Bachs an den Bürgermeister, die erbaten, gegen die fast alljährliche Überflutung der Wohn- und Nebengebäude an der Bachstraße und die damit verbundenen Schäden, Abhilfe zu schaffen. Der Bürgermeister erteilte daraufhin Bescheid, dass von Gemeinde wegen eine allgemeine Regulierung des Bachs in Breite und Tiefe hergestellt werden solle, er sich jedoch nicht in der Lage versetzt sehe, einer Verlegung des Baches zuzustimmen zumal dies der Sache vom Grundsatz her nicht dienen und auf Widerstand der Anwohner der anderen Straßenseite stoßen würde. Die durchgeführte Verrohrung des Baches und die Befestigung der Dorfstraße geschah erst wesentlich später, etwa in den 50-60er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd. 1, S. 67
Autor(en)
Lothar FaßbenderZuletzt angesehen: | 19.01.2025, 06:40 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Auf dem Foto aus dem Jahr 1937 sieht man einige Karnevalszug-Teilnehmer, die nach dem Umzug auf dem Heimweg über die Bachstraße von einer Schar Kinder begleitet werden. Der ältere Mann mit Hut und Fahrradkarre ist Willi Höndgesberg. Im Hintergrund der erste Steg über den noch offenen Lauf des Auelsbaches ist der Zugang zum Haus Lehr (heute Heinrich, Ecke Bachstraße 22/Steinhöferweg), links im Bild mit Scheune. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Haus Lehr um den ehemaligen Steinhof handelt, da dieses das einzige Haus weit und breit im Bereich der Urflurkarte von 1823 "Bürgermeisterei und Gemeinde Lohmar" in der Gewanne "Steinhöfers Garten" ist. Nach dem Verzeichnis der Gebäude und ihres Reinertrags (von 1821) Flur III, Name der Gewanne: "Steinhöfer Garten", Flurstück 255 ist der Name des Eigentümers oder Nutznießers: Müller, Peter zu Lohmar. Wie der Eigentumsübergang zu den späteren Nutzern Lehr erfolgte ist nicht bekannt. Der Steinhöferweg hat seinen Namen von dem ehemaligen Anwesen Steinhof.
Über die schmale Brücke in den Steinhöfer Weg gibt es folgende Geschichte zu erzählen: Josef Wingen führte nach dem Krieg die ehemalige Bäckerei von Johann Knipp (nahe der evangelischen Kirche, dort wo heute die Videothek ist, Hauptstraße 76). Bertram Hagen war 1956 bei ihm als Geselle angestellt. Zu der Zeit war es noch üblich, dass morgens die Brötchen den Kunden zugestellt wurden. Bertram Hagen fuhr mit dem Geschäftsfahrrad die Brötchen aus, hatte es eilig und deshalb die Kurve von dem Brückchen in die Bachstraße nicht richtig eingeschätzt und landete mit dem Fahrrad halb am Bachufer und halb im Bach, so dass die wertvolle Fracht in den Auelsbach fiel. „Am Achnitz“ (Ecke Bachstraße/Hauptstraße) war die Bushaltestelle der Linie Siegburg – Overath, wo viele Leute am Morgen auf den Bus warteten. Diese waren erstaunt und amüsierten sich, als viele aufgeweichte dicke Brötchen auf dem Wasser schwammen.
Der zweite Steg auf dem Foto von 1937 ist die damals ungefähr einen Meter breite Brücke zum Anwesen Schmitz und in den Steinhöfer Weg. Die Familie Schmitz führte später das Lebensmittelgeschäft an der Hauptstraße 38, später „Edeka-Markt“ Heinen und ab 1995 „Schreib-Lese-Spiel-Centrum Mitschinski“ - heute sind in den Gebäuden andere Nutzungen.
Das Foto von 1937 zeigt Kinder am Bachrand des leider heute verrohrten Dorfbaches (Auelsbach) auf der Bachstraße in Höhe des Hauses Lehr. Der Bachlauf ist noch offen und das Gelände bis zur Gartenstraße (bei den Einheimischen auch „Kammesöhlschesjass“ genannt) war freies Feld. Von links nach rechts sind Marlies Rottländer, Loni Keuler, Johannes Keuler, Hans Josef Rottländer, Fritz Kurtsiefer, Josef Steimel, Anneliese Keuler und Reiner Sieben mit Puppenwagen zu sehen.
Der Verbindungsweg zwischen Siegburg und Donrath, die heutige Bachstraße, verläuft in etwa parallel, in Nord-Süd-Richtung, zur 1845 erbauten Provinzialstraße, der Hauptstraße (B 484). Sie ist weitaus älter und in deren Mitte verlief anfangs der Auelsbach in freier Rinne. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, ist der zur Seite verlegt worden. Später wurde dieer dann verrohrt. Von dieser Straße zweigten auch die meisten Verbindungspfade, -wege und Gässchen rechts und links in Ost-/West-Richtung ab. Das Bild wird zwischen dem Ende der 1920er Jahre und der Mitte der 30er Jahre entstanden sein. Links sieht man den Bildstock vom Vogsthof und rechts den Steg über den Auelsbach zum Lehrs Fachwerkhof im Backesgarten. Um die Jahrhundertwende 1900 befanden sich hier ebenso viele Fachwerkhäuser wie an der Hauptstraße.