Der Höndgesberghof in Lohmar
Das Fachwerkhaus Hauptstraße 32 gehörte zu einer Hofanlage, die um 1920 Peter und Elisabeth Höndgesberg vom Landwirt Johann Steimel, der in die Waldesruh umzog, kauften. Die Höndgesbergs hatten 7 Kinder. Eine Grundrisszeichnung des Wohnhauses aus dieser Zeit, mit Schankraum, Trinkraum und Hausmolkerei veranschaulicht, dass schon zu dieser Zeit so etwas wie eine Milchbar betrieben wurde. Katharina Höndgesberg hatte im Höndgesberghof ein kleines Lebensmittelgeschäft und verkaufte dort Milch. Sie hatte Johann Thomas geheiratet, der jedoch früh verstarb. 1948 übernahm die Familie Barth das Geschäft. Christine Höndgesberg hatte Walter Barth geheiratet. Er war 1947 aus russicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. 1961 wurde ein kleiner Laden für das Milch-Butter-Käse-Geschäft angebaut. In den 1970er Jahren wurde das Geschäft aufgegeben.
Information
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter, Nr 38, S. 24
Zur Geschichte der Lohmarer Hauptstraße, 2006
Fotoarchiv Hilde Kappes
Autor(en)
Hans Dieter Heimig, Waltraud Rexhaus| Zuletzt angesehen: | 14.11.2025, 01:32 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Diese Fotografie um die Jahrhundertwende zum 20. Jh., eine Ansicht vom späteren Breiter Weg aus Südwesten gesehen, der zunächst als Feldweg ins „Mühlenfeld“ angelegt war und dann als „Wiesenpfad“ rechts abbog und in nordwestlicher Richtung weiter lief. Die Verbindung mit der Altenrather Straße zum Kirchdorf gab es noch nicht. Das Dorf und sein Raum waren noch nach den Grundsätzen der alten Ordnung geformt und erhalten. Das Dorf war eine überschaubare Ansiedlung von einigen Fachwerkbauten im Unter-, Ober- und Kirchdorf, die Wohn- und Betriebszwecken dienten und deren Einwohner von der Landwirtschaft sowie in persönlich bewusster Gemeinschaft – geregelt durch das Nachbarrecht – lebten. Kurz vor und nach der Jahrhundertwende änderte sich das, da zog es Kölner Unternehmer, Fabrikanten, Geschäftsleute und höhere Beamte im Ruhestand nach Lohmar, die Besitzverhältnisse und damit auch die Bevölkerungszusammensetzung im Dorf veränderten sich. So baute der reiche Kölner Carl Niessen die Villa Friedlinde (nicht auf dem Bild zu sehen), der Oberpostinspektor i.R. August Wagner um die Jahrhundertwende die Villa „Waldfrieden“, die der Rektor Karl Schmidt später kaufte sowie die benachbarte Villa „Haus Mechthilde“ Hauptstraße 13, die der Lohmarer Fabrikant Johann Fischer später von Major a.D. Alfred vom Rath und seiner Ehefrau erwarb.
Der Bruder von Carl Niessen, Arnold Niessen, errichtete das Gasthaus Josef Sapp, jetzige Schwamborn (der massive Baukörper in Bildmitte, rechts daneben ist das Wohnhaus von Carl Knipp). Im Vordergrund sind die Feldfluren „In der Flachshütte“ und „Am Wiesdenpfad“ zu sehen. Die Eisenbahntrasse der Aggertalbahn, die hinter den Häusern der rechten Straßenseite (von Donrath aus gesehen) und dann ab der Jabachsbrücke wieder parallel zur Hauptstraße verlief, kann man nur erahnen. Im Hintergrund ist der Ingerberg als bewaldeter Höhenrücken zu erkennen. Davor, gegenüber den anderen Häusern der Hauptstraße, etwas erhöht die „Villa Maruschka“ des Freiherrn von Linsingen, der später das Anwesen an Karl Maybaum und dieser 1923 an die Fassfabrik Wetter und Endrulat verkaufte. Von denen übernahmen die Schwestern des Ordens vom armen Kinde Jesu die Anlage Lohmarhöhe, deren Gebäudebestand sie erheblich ausbauten. Im Vordergrund sind die Fachwerkgehöfte von rechts nach links Peter Höndgesberg, später Milchgeschäft Barth, das Doppelhaus von Franz Scharrenbroich und Wilhelm Hasberg, heute Wolle- und Handarbeitsgeschäft Niedergesäss.
Die Versorgung mit Lebensmitteln war nach 1945 schlecht. Es bestanden Lebensmittelrationen, wobei der Tagessatz bei 500 bis 600 später bei 1500 Kalorien lag. Viele Familien behalfen sich mit Hamstertouren bei Landwirten. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es nach und nach aufwärts. Ein wichtiges Grundnahrungsmittel war die Milch. In Lohmar kümmerten sich in der Nachkriegszeit besonders zwei Geschäfte um die Milchversorgung. Für den nördlichen Teil Lohmars (Oberdorf) war es die Familie Barth. Christine Barth hatte 1948 das Lebensmittel- und Milchgeschäft auf dem Höndgesberghof (Hauptststraße 32) von ihrer Mutter Katharina Thomas, geb. Höndgesberg übernommen. Im Südlichen Teil Lohmars (Unterdorf) hatte Anfang der 1950er Jahre Lieschen Klein das Milchgeschäft angefangen. Sie hatte, nachdem ihr Mann Karl Höndgesberg im Krieg in Polen gefallen war, Josef Klein geheiratet. Karl stammte vom Höndgesberghof, war Bauunternehmer und hatte 1939 das Haus an der Hauptstraße 135 gebaut. Josef Klein war in Troisdorf ausgebombt worden. Er hatte dort einen Getränkehandel, den er dann in Lohmar fortsetzte. Hier wurde er als „Zitsch-Klein“ bekannt, weil er Limonade mit einer eigenen Rezeptur herstellte.
Wegen der geringen Halbarkeitsdauer der Milch wurde diese nicht gelagert, sondern Lieschen transportierte sie auf Handkarren in Milchkannen und füllte sie von dort in Kannen an Kundinnen und Kunden um. Später kaufte sich Lieschen ein Motor- Lastendreirad für den Milchtransport. Komfortabler hatten es Tochter Hilde Höndgesberg, die Walter Kappes geheiratet hatte. Sie brachten die Milch in Flaschen in einem DKW-Kombi zur Kundschaft. Aus dem kleinen Milchhandel entwickelte sich der Getränkehandel Klein später Kappes, der in der Region einen hohen Bekanntheitsgrad hatte. 2016 wurde das Anwesen an die Stadt Lohmar verkauft.
Das Foto, Mitte der 1960er Jahre, zeigt das ehemalige Haus Waldesruh auf der Hauptstraße mit Blick in Richtung Gaststätte Schnitzler. Die Villa wurde um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts von Arnold Niessen aus Köln gebaut. Ab 1906 wohnte in Haus Waldesruh der Leutnant und Bürgermeister Ludwig Polstorff. Das Haus ging später in den Besitz des Landwirts Steimel über und wurde 1980 im Zuge des Neubaus der Kreissparkasse abgerissen. Links davon das ehemalige Kolonialwarengeschäft von Christine Müller („et Möllesch Stiensche“), dann die KSK Lohmar und das dreistöckige Haus die Waldesruh.














