Die Post in Wahlscheid
Bis 1884 war Haus Stolzenbach Poststelle für die durch Pferdepostkutschen betriebene Strecke Bonn-Hangelar-Siegburg-Ründeroth. Zeitweise waren acht Briefträger tätig. Mit Inbetriebnaheme der Aggertalbahn wurde 1884 das Postamt Stolzenbach aufgelöst. Es folgten Postämter in verschieden Häusern.
Später waren unter der postalischen Bezeichnung „Siegburg-Land“ in einigen Weilern der Gemeinde Posthalter tätig. Es waren dies per 1931: Otto Wahlen,Kreuznaaf, Otto Oberdörster, Wahlscheid, Rudolf Lindenberg, Münchhof, Wilhelmine Koch, Weeg, Wilhelm Radermacher, Höffen, Wilhelm Breideneichen, Oberstehöhe, Wilhelm Schiffbauer, Kern, Otto Fischer, Agger, Josef Stocksiefen, Bachermühle, Emil Otto, Honrath, Wilhelm Klein,Frackenpohl, Hermann Schauenberg, Scheid. Die Post wurde den vorgenannten Posthaltem von Siegburg aus mit einem kleinen Lieferwagen, der auch Personen – soweit Platz vorhanden war – beförderte, angeliefert.
Die Briefträger hatten die Post auszutragen. Sie waren gern gesehene Leute. Sie sahen und hörten viel und brachten Neuigkeiten unter das Volk. Große Mengen hatten sie nicht auszutragen, aber weite Strecken mußten sie zurücklegen. Briefkästen kannte man noch nicht; die Briefträger drückten dem Empfänger den Brief noch persönlich in die Hand und hatten Zeit für ein „Verzällchen“ (Gespräch). Äußeres Zeichen für die beschwerlichen weiten Fußmärsche sind die Spazierstöcke. Oder waren die Stöcke als Verteidigungswaffe gegen Hunde und Banditen gedacht?. Die Briefträger zahlten damals auch noch Geld – z.B. die Rente – aus.
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Quellenangabe
Siegfried Helser, Wie et fröhe woe, Bd.II, 1994
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Siegfried HelserZuletzt angesehen: | 22.04.2025, 19:14 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
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1913
Die Mehrbildpostkarte als „Gruß aus Lohmar“ ist am 8.2.1913 gelaufen. Die Partie aus der Hauptstraße ist von der „Schultes Wiese“ aus (sie war bis um 1950 der Lohmarer Kirmesplatz) fotografiert worden. Man sieht die Waldesruh, den Gasthof Knipp,... Die Mehrbildpostkarte als „Gruß aus Lohmar“ ist am 8.2.1913 gelaufen. Die Partie aus der Hauptstraße ist von der „Schultes Wiese“ aus (sie war bis um 1950 der Lohmarer Kirmesplatz) fotografiert worden. Man sieht die Waldesruh, den Gasthof Knipp, später „Hotel zur Linde“, das „Hotel zum Aggertal“ des Joh. Schnitzler, das Haupthaus des Schultes-Hofes, die dazugehörigen Nebengebäude, die „Schultes Wiese“ und wahrscheinlich die alte Lohmarer Dorflinde, von der es bisher kein Foto gibt. Das andere Foto zeigt die Post um diese Zeit. Sie war im Wohnhaus des Rudolf Borchert untergebracht und wurde von Paulina Hermanns betrieben. In diesem Haus hatte von 1923 bis 1961 der damals einzige Arzt in Lohmar, Dr. Wilhelm Römer seine Praxis. Heute ist dort die Parfümerie „Rüdell“ und verdeckt das ehemalige Post-Haus. Die kaiserliche Postagentur für Lohmar und Donrath war bis 1884 im „Haus Stolzenbach“ in Lohmar-Peisel. Wegen Inbetriebnahme der Aggertalbahn wurde sie im selben Jahr für Donrath in den Böttnerhof verlegt und für Lohmar in die Gaststätte des Johann Hermanns im Schulteshof (Nr. 4), heute „Lohmarer Höfe“. Johann Hermanns aus Altenrath hatte die Gaststätte von Johann Altenhoven gepachtet und betrieb dort als „Hilfsposthalter“ die „Posthilfsstelle“ Lohmar. 1893 baute Johann Hermanns neben den Schultes-Hof auf die Ecke Kirchstraße/Hauptstraße sein „Hotel Restaurant zum Aggerthal“ Nr. 3 und richtete dort im angebauten Saal die Postagentur ein. Nach dem Tode von Johann Hermanns 1906 – seine Ehefrau war schon 1901 verstorben – verkaufte seine Tochter Maria das Hotel an Johann Schnitzler. Die zweite Tochter von Johann Hermanns, Sibilla Paulina, führte die Postagentur weiter – zunächst im Hotel Schnitzler und ab 1908 wieder im Schultes-Hof Nr. 4. Vielleicht wegen einer engeren Beziehung zu Rudolf Borchert, den sie 1917 heiratete, zog Paulina Hermanns etwa 1911/12 mit der Postagentur in das Haus Borchert und führte dort bis zu ihrer Heirat 1917 die Postgeschäfte. Dann wurde die Agentur wieder in das Haus Schultes Nr. 4 verlegt und bis zum 5.10.1923 von Anton Söntgen betrieben. Wegen Vakanz der Stelle sind danach die Postangelegenheiten bis zum 27.5.1924, als Josef Henkel von Herchen nach Lohmar versetzt wurde, von einem Siegburger Beamten verwaltet worden. Auch Josef Henkel residierte noch im Hause Schultes Nr. 4 bis er sich an der Hauptstraße/ Ecke Poststraße (die damals noch Postweg hieß) ein neues Haus gebaut hatte, in das er am 14.1.1929 mit der Postagentur einzog. Hier bearbeitete er bis um 1950 die Postgeschäfte. 1955 waren Werner Trautmann und Heinz Otto aus Oberstehöhe die Postbeamten im Hause Henkel – und das noch bis 1960, als neben dem Schultes-Hof ein neues Haus gebaut wurde, in das dann die Post in größere Räume umziehen konnte. Dort blieb die Post bis etwa im Jahr 2004 das Haus und später auch die „Schnitzlers Eck“ abgerissen wurden, um den „Lohmarer Höfen“ Platz zu machen. |
Zugehöriger Ort
Wahlscheid,
eine ursprünglich kleine Siedlung, jedoch schon sehr früh Kirchort, liegt über dem Westabhang des Höhenrückens zwischen Naafbach und Agger. In zwei Kehren führt die Straße von der B 484 zur St. BartholomäusKirche hoch. Deutlich ist heute noch dieser kleine Kirchort vom nördlich gelegenen Hauptort (entstanden durch Eingemeindungen im Jahre 1927) getrennt. Diem-Straße und Pestalozzi-Weg stellen die Verbindung zum heutigen Hauptort dar, der den Bergriedel und den Talgrund des großen Aggerbogens ausfüllt.
E. Förstemann will „Wahl“ ableiten vom ahd. „walah“, was so viel bedeutet wie Fremder, Romane, Kelte. Später jedoch – und dies scheint richtig zu sein – leitet er „Wahl“ vom Personennamen „Walho oder Walo“ ab. Die erste urkundliche Nennung für Wahlscheid finden wir am 6. 1.1121, als Erzbischof Friedrich I. von Köln die schriftlich vorliegenden Verfügungen Abt Kunos I. von Siegburg, die dieser zum besseren Unterhalt der sich ständig vergrößernden Zahl der Mönche getroffen hatte, bestätigt. In dieser Urkunde heißt es: „Nunc itaque de elemosina dicendum est: de Walescheit, quod nos acquisivimus, de vino, siligine, ordeo, avena...“ (Nunmehr muß über die Almosen (Abgaben) gesagt werden: von Wahlscheid, welches wir hinzuerworben haben, Wein, Weizen, Gerste, Hafer...). Im Jahre 1166 schenkte Gräfin Hildegund von Meer ein Allod zu Walescheit dem Kloster Meer bei Neuß. Mit Urkunde des Jahres 1179 bestätigt Papst Alexander II. die Besitzungen und Privilegien des Klosters Meer, zu denen auch ein „Allodium Walescheit cum ecclesia“ = ein Allod zu Wahlscheid mit der Kirche gehört. Auch im Siegburger Mirakelbuch aus dem Jahre 1183 finden wir Wahlscheid: „Item rustica quedam de villa Walescheit...“ Hier wird erzählt, daß eine Bauersfrau aus Wahlscheid, die seit längerer Zeit weder hören noch sehen konnte, im Traum den Besuch des hl. Anno erhielt. Sie genas zusehends, konnte nach 14 Tagen bereits die Reliquien verehren und erlangte im Beisein einer großen Volksmenge auf wunderbare Weise den Gebrauch beider Sinne zurück. In einer Urkunde von 1187 bestätigt Abt Gerlach von Siegburg die Schenkungen an Besitz und Einkünften des Elemoslnars Heinrich zu Bedingungen, die bei einer Versammlung in Walscheid festgelegt wurden. Eine Urkunde vom September 1244 besagt, daß laut eines zwischen dem Kloster Siegburg und dem Kloster Meer abgeschlossenen Vergleichs der Verwalter des Meerer Hofes zu Walscheit dem Kloster Siegburg jährlich 8 Schilling zahlen soll. In dieser Urkunde wird auch gesagt, daß die Kirche in der Pfarre Wahlscheid dem Kloster Meer gehört (gemeint ist hier das Patronatsrecht der Wahlscheider Kirche): „...ecclesia de Meere in parrochia Walscheit,...“ Diese Urkunde siegelt u.a. ein „Henricus plebanus de Walscheidt“, der Verwalter des Wahlscheider Hofes (Münchhof). Auch im „über valoris“ um 1300 findet die Kirche zu Wahlscheid Erwähnung. Ein Steinfelder Mönch versah damals die Pfarrstelle zu Wahlscheid. Im Vasallenverzeichnis (1320-1349) des Abtes Wolfard I. von Siegburg wird ein Stück Land erwähnt, das zur „kirchen van Walscheit“ gehört (Siehe Anhang Nr. 2). In einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1358 und 1364 wird ein Hof „Wege bei Waelscheit“. Die gleiche Schreibweise geht auch aus einem Vermerk auf der Rückseite der o. g. Urkunde von 1187 – stammend aus dem 15. Jahrh. – hervor: „De bonis attinentibus curie Waelscheit“ (über die zu Wahlscheid gehörigen Güter). Am 19. 4.1421 gibt Arnold, Pastor zu Wahlscheid, bekannt, daß ein gewisser „Theil von Kirchscheid“ das Gut zu Dorp als Mannlehen und Erbe, im Kirchspiel Wahlscheid gelegen, erhalten habe. Am 14. 2. 1452 wird Arnold von Walscheit als Schöffe vor Gericht in Hirzenach genannt. Bei der Auftragung der Untersassen des Herzogtums Berg aus dem Jahre 1487 gewähren mehrere Bürger des Kirchspiels Walscheyt Herzog Wilhelm II. ein Darlehen von insgesamt „30 enckel gülden“. Als Dienstmann von „Walscheyt“ wird ein „johan kurtte“ genannt. Eine weitere Schreibweise ergibt sich aus einer Urkunde vom 30. 4.1490 und aus dem Erkundigungsbuch der Gerichtsverhältnisse im Herzogtum Berg von 1555: Walscheidt. Mit Datum vom 20.6.1586 besteht ein Protokoll über eine Besichtigung des Weges von Walscheidt zur Sülzer Brücke, durchgeführt von „Wilhelm Nesselroet“ und Vertretern des „Kirspelß Walscheydt“.
Schon sehr früh werden Honrath und Wahlscheid von einem gemeinsamen Schultheißen verwaltet. Um 1500 ist „Henrich von der Ley Schulteis zu Honrath und Walscheid“. Sein Enkel Henrich bekleidet wiederum dieses Amt, das auf dessen Sohn „Wimar von Ley“ übergeht. Dieser Wimar von Ley (auch Wymmaren Ley genannt) unterschreibt als „scholtes zu Honrodt und Walscheidt“ im Jahre 1644 die die Gemeinden Wahlscheid und Honrath betreffenden Regelungen im neuen Rentund Lagerbuch des Amtes Blankenberg. Auch das Heberegister von „Hanrodt und Walscheit“ aus dem gleichen Jahre ist von ihm abgezeichnet. Im Jahre 1666 wird ein „VerZeigniß der manschafft im Kirßbell Walscheit“ als sog. Erbhuldigungsliste angelegt. Weitere Schreibweisen finden wir auf der Hondius-Karte (K 2) um 1600 Walscheid. Auf einem Kupferstich von N. Sanson aus dem Jahre 1670 (K 6) wie auch von 1673 (K 7) finden wir Walscheit, die gleiche Schreibweise 1690 (K 8) bei N. Visscher, ferner auf der Ploennis-Karte von 1715 und auf der Wiebeking-Karte von 1790.
In der ältesten Bevölkerungsstatistik Wahlscheids aus dem Jahre 1816 heißt es dagegen Walscheid. Leider ist in dieser Statistik nur die Gesamtzahl der Gemeinde Wahlscheid angegeben, und zwar 1029 Bewohner in 191 Gebäuden. 1833 werden 1209 Seelen und 227 Familien gezählt. Erst ab 1858 werden die Einwohnerzahlen für die Ortschaften getrennt angegeben. In diesem Jahre zählte Wahlscheid 25 Einwohner, 1864 schon 35. 1871 wohnten 30 und 1875 29 Personen in 6 Häusern. Erst als Auelerhof, Aggerhof, Müllerhof und Fliesengarten im Jahre 1927 in Wahlscheid umbenannt wurden, wird der Ort ein Dorf mit 250 Einwohnern. Diese Zahl wuchs bis 1950 auf 790 Einwohner an.
Zur Geschichte Wahlscheids gehört aber auch die Zeit der Reformation: Da das Patronat der Kirche von Wahlscheid, die dem hl. Bartholomäus geweiht ist, das Kloster Meer innehatte, besetzte dieses Kloster auch die Pfarrstelle. So kam es, daß bis zur Reformation meist die Prämonstratenserpatres des Klosters Steinfeld Pfarrer von Wahlscheid waren. Um 1550 war Peter von Düren, auch aus dem Kloster Steinfeld, Pfarrer in Wahlscheid. 1557 faßte die evangelische Lehre Fuß. Eine Zeit lang wechselten Pfarrer katholischen wie lutherischen Bekenntnisses. Das Kloster Meer war nicht mehr Herr der Lage, bis schließlich die Protestanten obsiegten. Letzter Kath. Pfarrer war Friedrich Klee bis 1645. Seitdem blieb Wahlscheid, und damit auch die Kirche, im Besitz der Protestanten. Daran änderte auch eine Befragung der ältesten Einwohner durch den Notar Hall nichts mehr. Die Katholiken hielten bis zur Einweihung der Neuhonrather Kirche (Siehe Seite 79) ihre Gottesdienste in den Hauskapellen von Honsbach und Schloß Auel. Durch weiteren Bevölkerungszuwachs bis in die heutige Zeit und wegen des weiten Kirchweges nach Neuhonrath wurde im November 1963 mit dem Bau einer neuen katholischen Kirche in Wahlscheid begonnen. Sie wurde am Ostersonntag 1966 von dem als Subsidiär ernannten Pfarrer i. R. Hermann Blank benediziert und am 8.4.1967 konsekriert. Sie erhielt den Namen „St. Bartholomäus im Tal“.
Aggerhof, ein Ortsteil Wahlscheids, an der Einmündung der Schiffarther Straße auf die B 484 gelegen:
Das um 1280 in einer Siegburger Urkunde genannte „Bona de Achera“ können wir leider nicht auf Aggerhof beziehen, da das Gut unter der Honschaft Vilkerath genannt ist. Wahrscheinlich ist der im Birker Bruderschaftsbuch von 1503 genannte „Johan van der acher“ auf Aggerhof zu beziehen, da sich im Mitgliederverzeichnis auch noch andere Ortsbezeichnungen aus der Honschaft Wahlscheid befinden. Ein sicherer Nachweis liegt dagegen aus dem Jahre 1586 vor. Vom 1.6.1586 ist ein Protokoll datiert, in dem der Weg vom Kirchspiel Wahlscheid zur Sülzer Brücke beschrieben wird. Bei der Besichtigung war ein „Schneider zur Acher“ zugegen. Vom Müllerhof führte der Weg über den Aggerhof weiter, wahrscheinlich über Schiffarth bergan nach Muchensiefen (damals nur Siefen genannt) durch „Nesselraids garten“.
Gemäß den Heberegistern des Amtes Blankenberg für die Honschaft Wahlscheid werden 11 abgabepflichtige Personen zur Acher genannt: „Johan Schmidt, Webers gut, Klein Dries gut, sein Halbman, sein Pechter, Bitters gut, der Halbman, Michaels gut, der Pechter, Heitgens gut modo Korstgens gut, der Pechter“. Auch in den Erbhuldigungslisten des Jahres 1666 finden wir zur Acher im Kirchspiel Wahlscheid 9 Eintragungen. An diesem Beispiel erkennen wir deutlich, daß schon im 17. Jahrh. die Tendenz zur Siedlung im Tal bestand. Auf der Ploennis-Karte von 1715 sind Zur Agger „viele Höfe“ vermerkt. Die Wiebeking-Karte von 1790 verzeichnet Acherhof. Eine weitere Schreibweise enthält die Tranchot-Karte von 1817 als Aggerhof .
1858 werden in Aggerhof 81 und 1864 97 Einwohner gezählt. 1871 wohnen dort 77 Personen in 17 Wohngebäuden, 1875 66 Personen in 15 Häusern. 1927 wird Aggerhof in Wahlscheid umbenannt und erscheint heute nur noch als Straßenbezeichnung „Im Aggerhof“.
Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape