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Einzug von "Kultur" und "Bildung" in Wahlscheid

Bild  |  1994
Biergarten Auelerhof Anfang 1920er Jahre (heutiger Parkplatz neben der Kegelbahn). Damen im Vordergrund: Vl: Anna Schiffbauer "Bills Anna"; Julchen Schiffbauer, geb. Bender; Franz Schiffbauer; Olga Lindenberg, geb. Lüghausen. Rechts am Baum: Julchen Wilhelms; Lina Fischer. Sitzend: Marta Schiffbauer, geb Lindenberg (Gastwirtin); Frieda Steinsträßer
Biergarten Auelerhof Anfang 1920er Jahre (heutiger Parkplatz neben der Kegelbahn). Damen im Vordergrund: Vl: Anna Schiffbauer "Bills Anna"; Julchen Schiffbauer, geb. Bender; Franz Schiffbauer; Olga Lindenberg, geb. Lüghausen. Rechts am Baum: Julchen Wilhelms; Lina Fischer. Sitzend: Marta Schiffbauer, geb Lindenberg (Gastwirtin); Frieda Steinsträßer
"Sommerfrische" Honsbacher Mühle 1921, Familie Wasser
"Sommerfrische" Honsbacher Mühle 1921, Familie Wasser
Bild vor 1914. L: Hermann Schönenberg; 3.vl: Albert Schmitz, 5. vl Emil Schiffbauer; 7.vl: Fritz Schönenberg
„Des Grongk om Berg Hopfen und Malz Gott erhalts.“ Der Spruch bedeutet offenbar, daß Gott das Bier erhalten möge, das die Männer aus dem Tal auf dem Berg trinken (und stifteten?).
Bild vor 1914. L: Hermann Schönenberg; 3.vl: Albert Schmitz, 5. vl Emil Schiffbauer; 7.vl: Fritz Schönenberg
„Des Grongk om Berg Hopfen und Malz Gott erhalts.“ Der Spruch bedeutet offenbar, daß Gott das Bier erhalten möge, das die Männer aus dem Tal auf dem Berg trinken (und stifteten?).
Aus dem Protokollbuch: Gemeinderatsbeschluss vom 23.07.1926: 
Umbenennung von "Jrongk" in Wahlscheid
Aus dem Protokollbuch: Gemeinderatsbeschluss vom 23.07.1926:
Umbenennung von "Jrongk" in Wahlscheid

Mit dem Bau der Wahlscheider Chaussee im Jahr 1844 und der Aggertalbahn (Luhmer Grietche) 1884 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Auch auf kulturellem Gebiet erlebte man den Anschluss an die große weite Welt. Stadtbewohner kamen zur „Sommerfrische“ nach Wahlscheid. Davon profitierten zunächst die Bewohner des „J(G)rongk“ (Grund = Tal), mit Verzögerung – wegen der räumlichen Entfernung – die Bergbewohner. Die Städter brachten neben „Kultur“ auch „Bildung“ mit. Wenn die zwischen Naaf- und Aggertal lebenden Höhenbewohner etwas vornehmer verkehren wollten, begaben sie sich in den Jrongk, d.h. in den Auelerhof, der gut von Kölner Gästen besucht wurde (es heißt, daß Willi Ostermann hier sein Lied von der „Mösch“ geschrieben hat). Bauern „vom Berg“ sollen ihre Töchter dirigiert bzw. gedrängt haben, zu Tanzveranstaltungen nur in den Auelerhof zu gehen. Dabei hatten sie den Hintergedanken, den Töchtern mit einer „guten Heirat“ ein besseres Leben zu bescheren. Wenn es übertrieben wurde, hatten die Mädels jedoch schnell einen Spitznamen (z.B. „Gebirgsengel“). Hans Karl Kirschbaum, Haus-Dorp, erzählte, daß Otto Kirschbaum, der Wirt „vom Berg in Höffen“, in den 30er Jahren junge Männer aus dem „Jrongk“ mit den Worten „Ihr Weltverbesserer“ begrüßt hat.

Der „Bildungsunterschied“ war auch überregional feststellbar. Je weiter man von Köln entfernt wohnte, desto weniger war man von der „Kultur beleckt“. Die „Volberger“ (Hoffnungsthaler) waren am fortschrittlichsten; man nannte sie wegen ihrer Einbildung die „Volberger Füppede“. Die Wahlscheider mit guter Bahnverbindung nach Köln waren wiederum fortschrittlicher als die Seelscheider. Zwischen den Höhenorten im „Over-Kierspell“ (Oberkirchspiel) und den Dörfern im Tal lagen damals Welten. Man gehörte zwar gemeinsam – bis auf wenige kath. Familien – der evangelischen Kirchengemeinde Wahlscheid (die nördlich gelegenen Orte gehörten allerdings zur evangelischen Kirchengemeinde Honrath) an, ging aber in zwei verschiedene Schulen nach Heide und Wahlscheid. Die Jugendlichen lernten sich erst näher kennen, wenn sie gemeinsam den Katechumen-/Konfirmandenunterricht besuchten.

 

Information

Quellenangabe

Siegfried Helser, Wie et fröhe woe, Bd.II. 1994

Autor(en)

Siegfried Helser
Zuletzt angesehen:08.10.2024, 22:31
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Wahlscheid

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