Kameradschaftliche Kriegervereine Honrath und Wahlscheid
Nach dem gewonnen Krieg 1870/71, als das deutsche Volk eine Zeit der Hochstimmung durchlebte, gründeten die Veteranen der Gemeinde im Jahre 1871 den Kameradschaftlichen Kriegerverein Honrath. 13 Jahre später kam es im Zentralort Wahlscheid zur Gründung eines 2. Vereins. In den Kameradschaftlichen Kriegervereinen wurden die militärischen Erinnerungen sowie die nationale Gesinnung wachgehalten. Ferner sollte die Kameradschaft der ehemaligen Soldaten erhalten bleiben und notleidende Mitglieder unterstützt werden.
Bei den Zusammenkünften tauschten die Vereinsmitglieder immer wieder ihre Kriegserlebnisse aus. Natürlich sprach man auch von der schönen fremden Welt, die die Männer der Gemeinde damals nur im Kriegseinsatz kennenlernen konnten. Kaiser’s Geburtstag, Krönungs- und Gedenktage an Schlachten waren Anlaß für Festveranstaltungen der beiden Kameradschaftlichen Kriegervereine. Das Feiern einer Vielzahl von Festen war „von oben“ erwünscht bzw. befohlen.
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Quellenangabe
Siegfried Helser, Wie et fröhe woe, Bd II, 1994
Autor(en)
Siegfried HelserZuletzt angesehen: | 22.04.2025, 18:24 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Der Handwerkerverein wurde im Jahr 1881 gegründet und hatte durchschnittlich 30 Mitglieder. Man wollte Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Es gab sogar eine Krankheits- und Todesfallversicherung für einen kleinen Vereinsbeitrag. Der Verein war konservativ ausgerichtet. In schöner Uniform wurde Kaiser`s Geburtstag, das Krönungsfest und das Sedanfest (Erinnerung an die französische Kapitulation in der Schlacht von Sedan 1870) zusammen mit dem Kameradschaftlichen Kriegerverein gefeiert. Am 7. Juli 1931 wurde noch das goldene Vereinsjubiläum gefeiert. Beim Festzug waren die Häuser mit Blumen und Fahnen geschmückt und 20 Ehrenpforten errichtet. Nur wenige Jahre später wurde in Folge der sogenannten Gleichschaltung (Vereinheitlichung des gesellschaftlichen und politischen Lebens) im Nationalsozialismus der Handwerkerverein aufgelöst.
Der 1900 gebildete Kyffhäuserbund (auch Kriegerverein genannt, hieß ab 1938 NS-Reichskriegsbund „Kyffhäuser“ e.V.) war ein Verein ehemaliger Soldaten, der militärische Tradition und Kameradschaft pflegte, sowie ihren verstorbenen Mitgliedern und ehemaligen Soldaten ein ehrenvolles Grabgeleit gab. Er ist benannt nach dem Kyffhäusergebirge südlich des Unterharzes. Auf ihm wurde um 1895 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal errichtet. Nach der Sage lebt in dem Gebirge Kaiser Friedrich Barbarossa (geb. um 1125, gest. am 10.6.1190). Peter Kemmerich schreibt darüber: „In Lohmar wurden die Veranstaltungen des Kriegervereins immer groß aufgezogen. Fackelzug mit Böllerschüssen am Vorabend, gemeinsamer Kirchgang mit Musik am Festtage und nachmittags großer Festzug durch den mit Fahnen und Triumphbögen geschmückten Ort mit einer anschließenden großen Tanzveranstaltung. Lange Reden auf Vaterland, Kaiser und Reich waren selbstverständlich. Nach dem Ersten Weltkrieg flackerte der Kriegerverein noch einmal auf und verlosch nach dem Zweiten Weltkrieg“ (Meine Heimatgemeinde, S. 48).
Zugehöriger Ort
Honrath:
Von Honrath, auch Althonrath genannt, sehen wir – von Overath kommend – rechts der Agger über dem Ort Agger und Naafshäuschen auf einem Bergvorsprung weithin sichtbar die Honrather Kirche. Wir erreichen den Ort entweder von der B 484 über Agger und Jexmühle oder von Wahlscheid vor Schloß Auel links bergan bis zur Höhenstraße Scheiderhöhe Heiligenhaus, dann rechts etwas bergab bis zur Kirche und Burg.
Der Name Honrath wird abgeleitet vom ahd. „hagan“ = eingefriedigtes Gut. Aus dieser Bezeichnung geht hervor, daß Honrath ursprünglich eine Einzelhofsiedlung war, aus der sich ein Rittersitz und allmählich um ihn herum eine Ortschaft entwickelte, die sich bis zu einem Dorf ausweitete.
Den ältesten Namensbeleg finden wir bei Fahne: Im Jahre 1102 werden Rorich und sein Sohn Ludwig aus dem Geschlecht derer von Trostorp bei der Schenkung von Hagenraed an die Abtei Siegburg genannt. Diese Schenkung wird mit einer Urkunde vom 29.3.1117 durch Erzbischof Friedrich I. von Köln bestätigt. Gottfried, der Sohn Brunos, habe sein Allod zu Hagenroth dem Kloster Siegburg zu seiner Momorie für sich und seine Vorfahren übertragen.
Auch im Siegburger Mirakelbuch von 1183 wird Honrath erwähnt. „In proxima nobis villa, Hagenrode dicta,...“, heißt es dort. Hier wird erzählt, daß ein Knabe aus Honrath, von Krankheit erschöpft, im Sterben lag. Die Eltern flehten zum hl. Anno und gelobten, den Knaben in Korn aufzuwiegen und den Erlös zu opfern. Unverzüglich wurde der Knabe gesund, und die Eltern schickten den Kornerlös zum Grabe des Heiligen.
Im Jahre 1203 bestätigt Erzbischof Adolf I. von Köln die von Probst Godfried zu St. Gereon und von dessen Erben Dietrich von Hengsbach genehmigte Schenkung des Zehnten von verschiedenen Gütern zu Hanrode an das Kloster Gräfrath.
Im Jahre 1209 schenken Graf Arnold von Hückeswagen und seine Frau Adela das Patronat der Kirche zu Hahnrode mit allen Appertinentien (Zubehör) – außer des Hauses, das an den Turm stößt – dem Kloster Gräfrath. In dieser Urkunde wird zum ersten mal eine Honrather Kirche erwähnt, die nach Dehio und Delvos der hl. Margaretha geweiht ist, wogegen Rosenkranz von einem Patronat des hl. Georg spricht. Um diese Zeit war der Kirchturm ein Wehr und Wohnturm und wurde später als freistehender Bergfried durch einen Gang im 1. Obergeschoß mit der „Burg“ verbunden.
1259 wurde die „Burg zu Hainrode“ an die Grafen von Sayn verkauft, von denen sie die Herren von Loen-Heinsberg erbten. Diese verkauften die Burg 1363 mit dem Kirchspiel Honrath an die Grafen von Berg, welche zunächst die von Wachtendonk damit belehnten. Im Jahre 1393 aber war Haus Honrath schon im Besitz des Düsseldorfer Kollegiatstifts.
Unter Bergischer Herrschaft gehörte Honrath zum Amte Blankenberg und bildete mit Wahlscheid einen Dingstuhl für die Honschaften Durbusch, Kern, Hoe, Ober-, Mittel und Niederhonschaft.
1482 bestimmten Dechant und Capitel der Christianität Siegburg, in welchem Umfang die Abtei Gräfrath, die das Patronat innehatte, zum Neubau der Kirche zu Honrath verpflichtet sei.
Nach einer Erbteilung des Jahres 1541 ist Haus Honrath im Besitz derer von Lüninck. Dieser Joist Lüninck (auch Lüning = Sperling geschrieben) ist 1575 Schöffe zu Siegburg. Der humorvolle Aufsatz „Joist Lünincks Braut-fahrt“ von Ludwig Traude, erschienen in Heimatblätter, Sept. 1939, Heft 3, Seite 173. Joist heiratete Giesel von Etzbach. Aus dieser Ehe ging Henrich hervor, der am 30. 9. 1578 zu den Anerben des Altenforstes gehörte. Henrich heiratete am 15.11. 1581 Elisabeth von Eller. Aus dieser Ehe ging Gertrud Erbin zu Honrath, hervor, die 1610 Christian von Hammerstein ehelichte (So bei Fahne I, 263). Nach R. Steimel kam nach Heinrich Lüninck Haus Honrath durch Heirat zunächst an die Familie Neuhoff gen. Ley (spätere Schultheißen von Honrath und Wahlscheid), und um 1600, wieder durch Heirat, an die Familie von Hammerstein.
Namensbelege aus dieser Zeit ergeben sich aus dem „Erkundigungsbuch über die Gerichtsverfassung im Herzogtum Berg“ aus dem Jahre 1555 Honrod, aus einer Karte von Hondius um 1600 Harnrad und einer Hexenprozeßakte von 1637 Hunerot.
Nach dem Rent und Lagerbuch des Amtes Blankenberg aus dem Jahre 1644 wurden in Schachenauel die Gemeindegenossen von Honrodt und Wahlscheid bezüglich des Futter und Hühnerzehnts befragt. Diese und weitere Abgaben, sowie Rechte wurden genau festgelegt und vom damaligen Schultheißen zu Honerott und Wahlscheid Wirmar Ley unterschrieben.
Aus dem gleichen Jahre stammen die Heberegister des Amtes Blankenberg. Auch sie tragen die Unterschrift des „Weymar Ley, Scholtheiß zu Hanrodt und Walscheit“.
1646 werden die „Vogdeien der hondschafft Honraedt und Walscheidt“ neu gelistet. Hier erscheint auch ein „Joest von Hammerstein zum Hanradt von Hoenerßberg“.1666 werden auch im Kirchspiel Hanrat die sog. Erbhuldigungslisten ausgelegt.
Durch Erbteilung kam Haus Honrath 1716 über die von der Reven an die Stael von Holstein zu Eulenbroich. Von diesen erwarben es mit Haus Auel die von Proff zu Menden, von denen es durch Heirat 1766 an die Familie von Doetsch zu Firmenich kam. Um 1800 erwarben es die von Broe, um 1825 die Freiherren von Lavalette St. George mit 198 Morgen Land.
1860 wurde Generalleutnant von Niesewand Besitzer der Honrather Burg, die von dessen Erben 1919 an den Gutsbesitzer Schlenkhoff zu Gut Plantage zu Ostheim überging. 1930 wurden die Geschwister Otto zu Honrath Besitzer der Burg.
An weiteren Schreibweisen für Honrath finden wir 1673 und 1690 Harnrad, auf der Ploennis-Karte von 1715 Honrath.
Auch der 7-jährige Krieg ging an Honrath nicht spurlos vorüber. Im Jahre 1759 hat das „Kirspel Honrath“ als Kontribution 480 Pfund Heu, 2754 Pfund Hafer und 108 Pfund Stroh liefern müssen.
Auf der Wiebeking-Karte von 1790 lautet die Schreibweise Hohnrath, auf der Tranchot-Karte von 1817 Alt-Honerath.
1858 hatte Honrath 79 Bewohner, 1864 54 Bewohner. 1871 wurden 52 Personen in 9 Wohnhäusern gezählt, 1875 sogar nur noch 44.
Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape