Kur- und Gaststätte „Auelerhof“ in Wahlscheid in den 1930er Jahren
Die Karte zeigt den Auelerhof in den 30er Jahren. Gastwirt und Konditor Hermann Schiffbauer hatte Anfang des Jahrhunderts den Betrieb von seinem Vater Karl übernommen und zu einer über Wahlscheid hinaus bekannten Sommerfrische bekannt gemacht. Die „Villa Rapps“ neben der Gaststätte und den Kurgarten erwarb er von seinem Bruder Otto, dessen Ehefrau den Kurgarten angelegt hatte. Er nutzte die Villa als Dependance seines Hotels als „Haus Emmi“, benannt nach seiner jüngsten Tochter. „Haus Olga“, nach der ältesten Tochter benannt, baute er 1924 an der Wahlscheider Str. 30 neben dem neuen Bürgermeisteramt Wahlscheid. Auch dieses Gebäude wurde als Hotel genutzt, so konnte man 50-60 Gäste unterbringen. Auf der Rückseite der Karte warb Hermann Schiffbauer u.a. mit folgendem Text für sein Haus: „In schönster Lage direkt an der Agger liegt die altbekannte Gaststätte „Auelerhof“.
Gut bürgerlich und sorgfältig geführt, bietet sie ihren Gästen das Beste aus Küche und Keller, besonders den weit und breit bekannten Kaffee mit Blatz und Kuchen. Täglich lebend frische Gebirgsforellen und im Sommer junge Hähnchen. Große Veranden, 3 Säle bis 400 Personen fassend, schöner Kurgarten, 400 Personen fassend, Bundeskegelbahn, Schießstand, Spielwiesen, Strandbad mit 4 Morgen großem Sportplatz, Parkplatz für 150 Wagen, Garagen und 30 Betten für Wochenendler und Pensionäre.“ Nach dem Krieg erbte Tochter Emmi Schöpe „Haus Olga“ und wohnte hier bis zu ihrem Tode im Jahr 2007. Im Erdgeschoss richtete die Kreissparkasse Siegburg Anfang der 40er Jahre eine Zweigstelle ein. Sie blieb hier bis 1960 ein neues Kreissparkassengebäude gegenüber gebaut wurde. Neben der Kreissparkasse gab es im Erdgeschoss noch ein Friseurgeschäft. Der Friseurmeister Josef Urban, verheiratet mit einer Engländerin, wurde nach Kriegsende von der britischen Militärregierung als kommissarischer Bürgermeister 1945-1946 für die Gemeinde Wahlscheid eingesetzt.
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd. 1, S. 109
Autor(en)
Horst SchöpeZuletzt angesehen: | 15.02.2025, 01:49 |
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Zugehöriger Ort
Auelerhof,
ebenfalls Ortsteil von Wahlscheid, und zwar im Norden vor der Aggerbrücke an der B 484 gelegen:
Wie schon aus der Zusammensetzung des Namens mit „Auel“, wird die Gründungszeit dieser Siedlung jüngeren Datums sein. Immerhin finden wir schon einen Nachweis aus dem Jahre 1586. „Bernd und Schneider zum Auwel“ sowie „Heintz im Auwel“ werden in einem Protokoll bezüglich einer Besichtigung der Sülzer Brücke vom 10.6.1586 genannt.In den Heberegistern (Steuerlisten) aus dem Jahre 1644 werden „Michaels gut, Johan daselbst, Schroeders erben zum Auwell und der Pechter uff gewin“ als Abgabepflichtige genannt. Fünf Namen zum Auwel erscheinen in den Erbhuldigungslisten von 1666.
Weitere Namensbelege ergeben sich aus der Ploennis-Karte von 1715 Zum Auel mit dem Hinweis „viele Höfe“ (K 9), aus der Wiebeking-Karte von 1790 als Auel (K 10) und aus der Tranchot-Karte von 1817 als Auelerhof.
Der Ort war schon 1858 ein Dorf mit 163 Einwohnern. Die Zahl vergrößerte sich bis 1864 auf 180 Personen. 1871 wohnten 145 Personen in 31 Häusern, 1875 132 Personen in 28 Wohngebäuden. Von 1924 bis 1927 befand sich hier das Bürgermeisteramt der Bürgermeisterei Wahlscheid, eine Angabe, die der Realität nicht ganz entspricht; denn das Bürgermeisteramt blieb hier, lediglich wurde Auelerhof 1927 in Wahlscheid umbenannt, so daß heute nur noch die Straßenbezeichnung „Im Auelerhof“ an die einst selbständige Siedlung erinnert.
Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape