Milchlieferung im Ober-und Unterdorf Lohmar in den 1950er Jahren
Die Versorgung mit Lebensmitteln war nach 1945 schlecht. Es bestanden Lebensmittelrationen, wobei der Tagessatz bei 500 bis 600 später bei 1500 Kalorien lag. Viele Familien behalfen sich mit Hamstertouren bei Landwirten. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es nach und nach aufwärts. Ein wichtiges Grundnahrungsmittel war die Milch. In Lohmar kümmerten sich in der Nachkriegszeit besonders zwei Geschäfte um die Milchversorgung. Für den nördlichen Teil Lohmars (Oberdorf) war es die Familie Barth. Christine Barth hatte 1948 das Lebensmittel- und Milchgeschäft auf dem Höndgesberghof (Hauptststraße 32) von ihrer Mutter Katharina Thomas, geb. Höndgesberg übernommen. Im Südlichen Teil Lohmars (Unterdorf) hatte Anfang der 1950er Jahre Lieschen Klein das Milchgeschäft angefangen. Sie hatte, nachdem ihr Mann Karl Höndgesberg im Krieg in Polen gefallen war, Josef Klein geheiratet. Karl stammte vom Höndgesberghof, war Bauunternehmer und hatte 1939 das Haus an der Hauptstraße 135 gebaut. Josef Klein war in Troisdorf ausgebombt worden. Er hatte dort einen Getränkehandel, den er dann in Lohmar fortsetzte. Hier wurde er als „Zitsch-Klein“ bekannt, weil er Limonade mit einer eigenen Rezeptur herstellte.
Wegen der geringen Halbarkeitsdauer der Milch wurde diese nicht gelagert, sondern Lieschen transportierte sie auf Handkarren in Milchkannen und füllte sie von dort in Kannen an Kundinnen und Kunden um. Später kaufte sich Lieschen ein Motor- Lastendreirad für den Milchtransport. Komfortabler hatten es Tochter Hilde Höndgesberg, die Walter Kappes geheiratet hatte. Sie brachten die Milch in Flaschen in einem DKW-Kombi zur Kundschaft. Aus dem kleinen Milchhandel entwickelte sich der Getränkehandel Klein später Kappes, der in der Region einen hohen Bekanntheitsgrad hatte. 2016 wurde das Anwesen an die Stadt Lohmar verkauft.
Information
Quellenangabe
Fotoarchiv und Informationen Hilde Kappes
Autor(en)
Wolfgang Röger| Zuletzt angesehen: | 14.11.2025, 10:31 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Das Fachwerkhaus Hauptstraße 32 gehörte zu einer Hofanlage, die um 1920 Peter und Elisabeth Höndgesberg vom Landwirt Johann Steimel, der in die Waldesruh umzog, kauften. Die Höndgesbergs hatten 7 Kinder. Eine Grundrisszeichnung des Wohnhauses aus dieser Zeit, mit Schankraum, Trinkraum und Hausmolkerei veranschaulicht, dass schon zu dieser Zeit so etwas wie eine Milchbar betrieben wurde. Katharina Höndgesberg hatte im Höndgesberghof ein kleines Lebensmittelgeschäft und verkaufte dort Milch. Sie hatte Johann Thomas geheiratet, der jedoch früh verstarb. 1948 übernahm die Familie Barth das Geschäft. Christine Höndgesberg hatte Walter Barth geheiratet. Er war 1947 aus russicher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. 1961 wurde ein kleiner Laden für das Milch-Butter-Käse-Geschäft angebaut. In den 1970er Jahren wurde das Geschäft aufgegeben.
Hugo Reißberg, Höffen, holte mit seinem LKW die auf den „Milchböcken“ in den Weilern stehenden Milchkannen ab. Nur wenige Bauern brachten früher zeitweise morgens ihre Milchkannen zum 7.00 Uhr-Zug (Richtung Siegburg). Die Molkerei Schrettenholz in Siegburg zahlte damals 4 Pf pro Liter mehr für die Milch. Wenn Hugo Reißberg die vollen Milchkannen abholte, brachte er die geleerten Kannen des Vortages zurück. In einer Kanne befand sich die sogenannte Magermilch, mit der die Molkerei nichts anfangen konnte. Mit ihr fütterten die Bauern die Schweine und Kälber. Eine Zeitlang brachten die Bauern die Milch zu einer Sammelstelle in den „Jrongk“. In einem kleinen, im Fließengarten stehenden Haus, das bei der Explosion des Munitionszuges am 15. Februar 1945 total beschädigt wurde, hatte die Molkerei Hockerts aus Köln diese Sammelstelle eingerichtet.



















