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Weiler Oberstehöhe vor dem 1. Weltkrieg

Foto  |  1914
Hof Oberstehöhe (Doppelhaus) vor dem 1. Weltkrieg
Hof Oberstehöhe (Doppelhaus) vor dem 1. Weltkrieg

Auf einer alten Flurkarte ist noch gut der – heute nicht mehr vorhandene – Brandweiher zu erkennen. Der Weiler, der auf der höchsten Erhebung des Kirchspiels Wahlscheid liegt, wurde bereits 1644 erwähnt. Im Jahre 1875 lebten hier in 6 Wohnhäusern 31 Personen.

Es handelt sich um das Geburtshaus des Pater Johannes (Philipp Höver), geb. am 10.11.1816, der als Stifter der Genossenschaft der „Armen Brüder vom Heiligen Franziskus“ in Aachen geehrt wird.

Die Bauernhöfe waren früher meist von einem „Bungert“ (Baumgarten), auf dem das Jungvieh weidete, umgeben.

Wohnteil und Viehstall gingen ineinander über. Die Haustür war in der Vorzeit quergeteilt und nannte sich „Gaader“ (im Volksmund auch „Klaafdüür“ genannt). Tagsüber blieb die untere Hälfte geschlossen, damit die Tiere nicht ins Haus kamen. Die obere Hälfte blieb geöffnet, damit das Licht einfallen und das Vieh auf dem Hof beobachtet werden konnte. Der Fußboden des Hausflurs (gleichzeitig Küche) war mit unregelmäßigen Bruchsteinplatten belegt. Von hier aus führte eine Tür in die Stube, eine Falltür in den Keller (teilunterkellert) und eine weitere Tür in „et Fooderdänn“ (Futtertenne) bzw. den Viehstall. Eine einfache Treppe führte zum „Older“ wo sich die Schlafstuben befanden. Im „Fooderdänn“ oder Flur stand die „Kühl“ ein gußeiserner Kessel, in dem im Winter das Viehfutter gedämpft wurde. Nach Reinigung wurde darin die Wäsche gekocht oder sogar gebadet.

Der Küchenherd, der auch an warmen Tagen zum Kochen brannte, heizte der versammelten Großfamilie ordentlich ein. Hinzu kam mitunter der Staub, den die Großmutter am Spinnrad mit der Wolle verursachte. Am Abend trafen die Nachbarn, um (Petroleum-) Licht zu sparen, zum „Nopem“ ein. Die Ausdünstungen der Bauersleute, die tagsüber im Schweiße ihres Angesichts hart gearbeitet hatten (Dusche oder Bad kannte man nicht) sowie der Tabakqualm der Männer erfüllten den Raum. Wenn die Zimmerlampe mit Karbid brannte, mußte man darauf achten, daß die richtige Menge Wasser zugeführt wurde. Ansonsten bestand die Gefahr, daß die Karbid-Lampe explodierte.

Die „jood Stow“ (gute Stube) wurde Kirmes, Weihnachten und wenn hoher Besuch kam, benutzt und beheizt.

Im Schlafgemach der Bauersleute stand eine Kommode mit Waschschüssel und einer Wasserkanne. Das hohe Bett konnte von kleinen Leuten nur mit einer Fußbank erreicht werden. Das Bettgestell war mit Brettern ausgelegt. Man schlief auf einem mit Stroh gefülltem leinenem Bettsack. Wenn drei Kinder in einem Bett schliefen – was keine Seltenheit war -, lag ein Kind quer. Unter das Bett gehörte ein Nachtgeschirr. Deshalb empfing einen beim Betreten eines Schlafzimmers der eigentümliche Uringeruch.

Information

Quellenangabe

Wie et fröhe woe Band I, S.58-59

 

Autor(en)

Siegfried Helser †, Textbearbeitung: Bernd Braun
Zuletzt angesehen:25.03.2024, 06:56
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