300 Brunnen im Amt Lohmar
„Für den Bürger der heutigen Zeit ist es in unseren Breiten eine Selbstverständlichkeit, den Zapfhahn aufzudrehen und einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge zu konsumieren“, so beginnt Hans Warning seinen Bericht über die Entwicklung der Wasserversorgung der ehemaligen Gemeinden des Amtes Lohmar, siehe Dokument. Die unzureichende und nicht immer sichere Versorgung mit dem wichtigen „Lebensmittel“ Wasser dauerte durchweg bis in die Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg.
1936 gab es eine Erhebung der Wasserversorgungslage des Regierungspräsidenten in Köln als Grundlage für ein Wasserleitungsbauprogramm der Rheinprovinz. Im Amt Lohmar lebten damals knapp 5000 Menschen, deren Lebensgrundlage im Wesentlichen die Landwirtschaft war (Kleinbauern). Daneben gab es einige Handwerks- und Gewerbebetriebe. Für den Hauptort Lohmar gab es eine zentrale Wasserversorgung und einige private Leitungen. Die meisten Einwohner bezogen ihr Wasser aus privaten Brunnen. Die Statistik weist neben den 16 öffentlichen Brunnen mit Pumpe 336 private Brunnen nach. Der Bürgermeister berichtete zur hygienischen Beschaffenheit, dass das Wasser einwandfrei sei, da zwischen 1932 und 1935 keine Typhusfälle aufgetreten seien. In den Jahrzehnten zuvor gab es häufiger Probleme mit verschmutztem Brunnenwasser durch Aborte oder Jauchegruben. In Trockenzeiten versiegten auf den höher gelegenen Gehöften und Dörfern zahlreiche Brunnen. Erst Anfang der 1960er Jahre wurde durch den Anschluss an den Wahnbachtalsperrenverband eine zentrale sichere Wasserversorgung geschaffen.
Information
Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter Heft 14 S. 90 - 104
Autor(en)
Hans WarningZuletzt angesehen: | 30.11.2024, 20:45 |
Bisher angesehen: | 65 mal |
Querverweise
Zugehörige Dokumente
In der alten Landgemeinde Wahlscheid verlief die Trinkwasserversorgung ähnlich wie im ehemaligen Amt Lohmar: Ziehbrunnen am Haus, Quellfassungen in Siefen und einzelne zentrale Versorgungen durch Rohrsysteme. Bis zur Kommunalreform 1969 war... In der alten Landgemeinde Wahlscheid verlief die Trinkwasserversorgung ähnlich wie im ehemaligen Amt Lohmar: Ziehbrunnen am Haus, Quellfassungen in Siefen und einzelne zentrale Versorgungen durch Rohrsysteme. Bis zur Kommunalreform 1969 war Wahlscheid eine amtsfreie Gemeinde mit 94 Ortsteilen. Die Einwohnerzahl vor dem Zweiten Weltkrieg belief sich auf 2.500. 1962 waren es ca. 4000 Einwohner. Am 31. Sept. 1929 teilte Bürgermeister Koch aus Wahlscheid dem Landeshauptmann der Rheinprovinz mit, dass 62 Ortschaften mit 1870 Einwohnern (69%) ohne zentrale Wasserversorgung sind. Bis Ende des Jahres 1929 entstanden 10 private Wasserleitungsgenossenschaften. Bereits kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges schlossen sich einige Bürger aus dem Raum Höffen – Rothehöhe zu einem „Pümpchensverein“ zusammen und legten eine zentrale Wasserversorgung mit einem hydraulischen Widder an. 1925 nahm die Wassergenossenschaft Durbusch/Klein-Dahlhaus den Betrieb auf. Für den Talort Wahlscheid wurde 1926 mit tatkräftiger Unterstützung des Fabrikanten und Gemeinderatsmitglieds Fritz Wilhelms eine gemeinsame Wasserleitung gebaut. Der Gemeindewasserbrunnen wurde in der Nähe des Pastorats in Sichtweise der Agger angelegt und für die Pumpen ein Pumpenhaus errichtet. Über eine Stegleitung wurde das Wasser in den Hochbehälter auf dem Pastoratsberg gepumpt. Die Mehrzahl der Bürger musste ihr Wasser jedoch aus einfachen Hausbrunnen schöpfen. In Dürrezeiten der Sommermonate versiegten häufig die Wasserquellen. Die unzureichende Wasserversorgung war zu dieser Zeit typisch für die bergische Heimat. Erst in den Sechzigerjahren des 20. JH kam es durch den Anschluss an den Wahnbachtalsperrenverband zu grundsätzlichen Verbesserungen der Wasserversorgung. Unter dem Titel „70 % der Bevölkerung ohne Wasserleitung hat der Heimatforscher Hans Warning die Geschichte der Wasserversorgung in der ehemaligen Landbürgermeisterei Wahlscheid dargestellt, siehe Dokument.
| |
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine erschütterte 2021 die Rahmenbedingungen der Energieversorung in Deutschland und der EU, die abhängig waren von russischen Energieimporten wie Erdgas, Öl und Kohle. 2022 explodierten die Strompreise. Im Jahr... Der russische Angriffskrieg in der Ukraine erschütterte 2021 die Rahmenbedingungen der Energieversorung in Deutschland und der EU, die abhängig waren von russischen Energieimporten wie Erdgas, Öl und Kohle. 2022 explodierten die Strompreise. Im Jahr 2023 rückte die Stromversorgung unter dem Aspekt des Klimaschutzes wieder in den Focus. Sie soll auf dem Weg zur Klimaneutralität einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei ist es gerade mal gut 100 Jahre her, dass das elektrische Licht Einzug hielt in das damalige Amt Lohmar. Noch zu Zeiten des Ersten Weltkrieges brannten in den Haushalten Petroleumlampen zur Beleuchtung. Die Laternen der wichtigsten Straßen in Lohmar sowie das Rathaus und einige Privathäuser wurden mit Leuchtgas versorgt, das durch Kohlevergasung von der Firma Aerogen GmbH in Lohmar erzeugt wurde. Erst am 1. März 1922 beschloss der Gemeinderat in Lohmar sich dem Elektrizitätswerk (EW) Berggeist, dessen Aktienmehrheit dem RWE gehörte, anzuschließen. Zuvor war die Versorgung durch ein Elektrizitätswerk auf Lohmarer Stadtgebiet im Wiesenpfad gescheitert. Die übrigen 5 Gemeinden des Amtes Lohmar Altenrath, Breidt, Halberg, Inger und Scheiderhöhe waren schon Monate zuvor an das Schaltnetz des EW Berggeist angeschlossen worden, da sie sich bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges für den Anschluss an Berggeist ausgesprochen hatten. Der 2022 verstorbene Realschullehrer und Heimatforscher Hans Warning hat die Geschichte der Stromversorgung in Lohmar und den Amtsgemeinden recherchiert, siehe Dokument.
| |
Am 14. Febr. 2022 verstarb Hans Warning kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er wurde am 18. April 1932 in Kiel geboren. Als einer der Realschullehrer der „ersten Stunde“ unterrichtete er 16 Jahre (1978 – 1994) an der Realschule Lohmar. Nebenberuflich... Am 14. Febr. 2022 verstarb Hans Warning kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er wurde am 18. April 1932 in Kiel geboren. Als einer der Realschullehrer der „ersten Stunde“ unterrichtete er 16 Jahre (1978 – 1994) an der Realschule Lohmar. Nebenberuflich hatte er als junger Lehrer für die „Siegburger Zeitung“ geschrieben. In den späteren Jahren verfasste er zahlreiche Beiträge für das Jahrbuch und die Heimatblätter des Kreises und für die 65er Nachrichten in Siegburg. Im HGV Lohmar war Hans Warning bis 2012 Fachbereichsleiter für die Heimatgeschichte. Fast 20 Beiträge hat er im Laufe der Jahre für die „Lohmarer Heimatblätter“ geschrieben. Er engagierte sich auch stark für den Breitensport. 2008 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um den Sport und die Heimatforschung verliehen. Zum 20- und 30jährigen Jubiläum der Lohmarer Realschule schrieb Hans Warning zwei Beiträge für die Lohmarer Heimatblätter, siehe Dokument. Er hat das Werden „seiner“ Schule hautnah miterlebt und die Entwicklung auch nach seiner Pensionierung weiterverfolgt. Er erinnert an die Anfänge der Schule, als die Realschulen Rösrath, Siegburg und Overath die Lohmarer Schülerinnen und Schüler nicht mehr aufnehmen konnten und das Kultusministerium aufgrund dieser Notlage am 6. Okt.1977 der Errichtung einer zweizügigen Realschule im Donrather Dreieck zustimmte und am 30. November 1979 die neue Schule eingeweiht werden konnte. Zum Schluss hält er fest, dass fast alle Absolventen gern an ihre Schulzeit in der Lohmarer Realschule zurückdenken
| |
Die Sicherung der Wasserversorgung ist eine Aufgabe der Gemeinden und Städte. Nach dem Wasserversorgungskonzept 2024, das alle 6 Jahre fortgeschrieben werden muss, betreibt die Stadt Lohmar über Ihre Stadtwerke (gegründet 2012) ein Trinkwassernetz... Die Sicherung der Wasserversorgung ist eine Aufgabe der Gemeinden und Städte. Nach dem Wasserversorgungskonzept 2024, das alle 6 Jahre fortgeschrieben werden muss, betreibt die Stadt Lohmar über Ihre Stadtwerke (gegründet 2012) ein Trinkwassernetz mit 286 km Rohrlänge für 10.616 Hausanschlüsse für das Stadtgebiet und den Ortsteil Troisdorf-Altenrath. Die Versorgung des Ortsteils Wickuhl erfolgt über die Stadtwerke Rösrath, der Brückerhof, Hitzerhof, Weilerhof und Neuenhof haben eine Eigenwasserversorgung. Das Trinkwasser wird nicht selbst gewonnen, sondern an 7 Übergabestellen des Wahbachtalsperrenverbandes (WTV) und an 4 Übergabestellen der Stadtwerke Rösrath in das Lohmarer Leitungsnetz eingespeist. Der Anschluss an den WTV wurde erst 1971 nach längerem Widerstand der Lohmarer Verwaltung und Kommunalpolitiker, die die Eigenförderung beibehalten wollten, vollzogen. An der durch den Staatsforst verlaufenden Leitung des WTV wurde eine groß dimensionierte Leitung an der Zwölf-Apostel-Buche angeschlossen, die zum Wasserwerk Donrath führte. Von dort wurde das Wasser zu den großen Übernahmestellen in Weegen, Scheiderhöhe und zum Hochbehälter Krahwinkel und weiter in die einzelnen Ortsteile geleitet. Für Wahlscheid hatte noch vor der Zusammenlegung mit dem Amt Lohmar (1969) der alte Gemeinderat dafür gesorgt, dass die Versorgung über den Hochbehälter Nackhausen (Gemeinde Much) mit Wasser aus der Wahnbachtalsperre erfolgte. Nach der kommunalen Neuordnung wurde eine weitere Leitung vom Pumpwerk Donrath nach Wahlscheid verlegt, um den Hochbehälter Nackhausen zu entlasten. Der WTV war am 12. Juni 1953 im Hotel „Zum Stern“ in Siegburg als öffentlich-rechtliche Körperschaft gegründet worden. Die Bauarbeiten für die Talsperre wurden am 13. April 1954 aufgenommen und die gesamte Wasserversorgungsanlage mit allen technischen Einrichtungen im April 1958 fertig gestellt. Als Talsperrenstandorte waren das Naafbachtal und das Wahnbachtal in Frage gekommen. Der Regierungspräsident traf die Entscheidung für das Wahnbachtal. Hier ließ sich eine Talsperre mit einem Fassungsvermögen von 41,1 Mill. Kubikmetern bauen. Die Geschichte des Wahnbachtalsperrenverbandes und die Umstände, die zu einem Anschluss der Stadt Lohmar führten, hat Hans Warning in dem Dokument ausführlich beschrieben. U.a. beschreibt er die bedeutsame Rolle des durch eine bürgerliche Initiative entstandenen Wasserbeschaffungsverbandes Inger, Braschoß, Neunkirchen, Breidt, dessen Geschichte mit einer 1920 gegründeten Interessengemeinschaft für eine zentrale Wasserversorgung im Raum Inger, Birk, Heide beginnt und aus der sich dann der Heimatverein Birk entwickelte.
|