Badeleben an der Agger
Die Tradition, vor der eigenen Haustür im Fluss zu baden, ist weitgehend Geschichte. Bis etwa 1900 diente das Baden im Fluss der Körperreinigung. Erst 1896 wurden die beiden ersten Badeanstalten an der Sieg in Siegburg eröffnet. Nach Ende des ersten Weltkrieges 1918 setzte entlang der Agger im Lohmarer Stadtgebiet ein regelrechter Badeboom ein. Ausflügler aus Köln zog es im Sommer zu Tausenden an die Agger. Mit Polizeiverordnungen und festgelegten Badestellen wurden Auswüchse des Badelebens bekämpft. Die Bürgermeister Fritz Pilgram von Lohmar und Max Koch von Wahlscheid bestätigten 1933 dem Landrat des Siegkreises, dass das Baden jetzt einigermaßen geordnet ablief. 1934 gab es in Lohmar drei offizielle Badeplätze: Am so genannten Dornhecker Loch unterhalb Büchel, am Weidchesdamm unterhalb der Sülzmündung und in den Erlen zwischen Lohmarer Brücke und Rudersport. In der Bürgermeisterei Wahlscheid gab es zwei Badeplätze: Die Badestelle Thurnisauel von der Fabrik Aggerhütte abwärts bis zum Thurnisaueler Steg und die Badestelle vom Wahlscheider Sportplatz am sogenannten Scheiderkümpel bis zum Schluss der Schiffahrter Ley.
Nach dem zweiten Weltkrieg sank das Interesse der Menschen am Baden in den Flüssen. Es entstanden die Schwimmbäder mit Ihren Becken und Wasserraufbereitungsanlagen.
In einem Artikel im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2016 hat die Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt die Geschichte des Badeleben an der Agger beleuchtet, siehe Dokument.
Information
Dokument
Quellenangabe
Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises, Ausgabe 31, 2016, S.128 -137,
Autor(en)
Dr. Claudia Maria Arndt, Wolfgang RögerZuletzt angesehen: | 13.02.2025, 15:18 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
In den 1950er Jahren war die Wiese am diesseitigen Aggerufer neben der Gaststätte „Zur alten Fähre“ beim Baden sehr beliebt. Man lagerte auf der anderen Aggerseite an der „Kiesbank“ und ging, wenn man in Richtung Aggerbrücke geschwommen war, auf dieser Wiese wieder zurück.
Auf dem Foto vom August 1955 sieht man vorne Anneliese Pack und dahinter im Badeanzug ihre Tochter Gudrun, verh. Lutz. Im Hintergrund ist die Behelfsbrücke zu sehen, die erst Anfang der 1960er Jahre durch eine Spannbetonbrücke ersetzt wurde.
So sah es Anfang der 1950er Jahre an den Wochenenden an der Agger aus, wo überwiegend Kölner zum Baden in die Aggerauen schwärmten. Weite Flächen der Uferregion wurden von Campingfreunden für viele Freizeitaktivitäten genutzt. In der Hauptsache waren es Kölner, die ihre Zelte rechts und links entlang des Uferbereichs von der Lohmarer Brücke bis nach Siegburg aufstellten und dort ihre Wochenenden verbrachten. Karl Berbuer persifliert 1948 die Campingerlebnisse in seinem Karnevals-Lied (Do laachs do dich kapott, dat nennt m‘r Camping – „Beim Sülztal op ´ner Wiss ...“).
Bis dass die Campingplätze eingezäunt, an eine Aufsicht verpachtet und von den Campinggästen Gebühren erhoben wurde, dauerte es nochmals rund 30 Jahre.
Heute möchte man die Campingplätze/Wochenendhaussiedlungen aus der Aue rückverlegen (Aggerauenkonzept). Die Campingplätze bzw. Wochenendhaussiedlungen reichen bis unmittelbar ans Ufer der Agger heran und verhindern eine naturnahe Entwicklung des Gewässers und der Aue.
Oberhalb vom Naafshäuschen war die Agger durch das „Wehr Bachermühle“ gestaut.
Wilhelm Steeger, Honsbach, bewirtschafte am Badeplatz am Naafshäuschen ein „Limo-Büüdchen“.
Nach dem 1. Weltkrieg begann in Wahlscheid ein reges Badeleben. Zwei Untiefen unterhalb der Felswände am „Pastuurschloch“ und „Päädskümpel“ waren für die Badenden nicht ungefährlich. Wahlscheid’s Wirte und der Verkehrsverein setzten sich bereits damals sehr für den Bau eines Freibades ein.
Für die Badeplätze Turnisauel und Wahlscheid schaffte die Gemeinde gemäß Beschluß vom 11.6.1930 Ankleideräume an.
Wie rege der Badebetrieb im Jahre 1929 in Wahscheid war, geht aus einem Bericht des Bürgermeisters Max Koch hervor:
„Das Badeleben an der Agger wurde in den zwanziger Jahren von Jahr zu Jahr beliebter. Man sprach hier statt vom Badewesen vom Badeunwesen. Bürgermeister Max Koch von Wahlscheid schrieb im Juli 1929, daß an einem Sonntag vier Polizisten vollauf damit beschäftigt gewesen seien, die vielen Menschen an die richtigen Stellen zu dirigieren und an den Badeplätzen für Ordnung zu sorgen. Allein am Bahnhof Honrath seien 1340 Personen aus dem Frühzug gestiegen, auf dem Badeplatz bei Wahlscheid habe man 418 Personen gezählt.
An zwei Bahnhöfen hätten abends 2460 Menschen ihre Heimfahrt angetreten.
Der Bürgermeister war eine Strecke an der Agger vorbei gegangen und berichtete über „ein wildes Treiben“ dort: „In den Wiesen standen Autos und Motorräder. Ein großer Motorrad-Club spielte Fußball, ganze Familien und Wanderclubs lagen in den Wiesen, kochten ab und hatten Tische aufgeschlagen. Landwirte zankten sich mit den Fremden. Dabei war ein reger Badebetrieb in der Agger, teils in schamloser Weise ohne Badehose.“
Zugehöriger Ort
Die Agger ist ein Nebenfluss der Sieg. Ihre Quelle liegt in Meinerzhagen, nach 69,5 km mündet sie zwischen Siegburg und Troisdorf in die Sieg. Der Name Agger ist keltischen Ursprungs und bedeutet "fließendes Wasser"