Der Fronhof und die Pfarrkirche zu Lohmar
Die Kirche mit dem ca. 35 Meter hohen Turm steht inmitten einer Gruppe reizvoller Fachwerkhäuser im sogenannten Kirchdorf, das lange Zeit als der älteste Kern von Lohmar galt. Im Jahre 1131, am 31. März, bestätigte Papst Innozenz II dem Bonner Probst, Gerhard von Aare den Besitz an der Kirche, eines Hofes (der Fronhof) und dem ganzen Zehnten im Kirchspiel Lohmar. Von der Zeit an hat das Bonner Cassiusstift, wie durch Urkunden erwiesen ist, das Zehntrecht in Lohmar ausgeübt. Bis 1803 war die Kirche im Besitz des Cassiusstifts.
Die Postkarte des oberen Kirchdorfs aus dem Jahr 1905 zeigt das wahrscheinlich älteste Foto des Fronhofes, als fast geschlossene Hofanlage, mit den beiden dazugehörigen Zehntscheunen. Die östliche Scheune im Vordergrund, mit dem kleinen Appendix des Backhauses, wurde 1955/56 im Zuge der neuen Spannbetonbrücke über die Agger und einer besseren Linienführung der Zubringerstraße zwischen Lohmar und Altenrath, der heutigen Brückenstraße, abgerissen. Die dahinterliegende, westliche Scheune ist heute zum Wohn- und Geschäftshaus ausgebaut. Zu der Zeit der Bilddokumentation war der Eigentümer Wilhelm Hohnrath und Ehefrau. Im Verlauf des letzten Jahrhunderts fand am Fronhof eine rege Bautätigkeit statt. Der westliche Flügel des Hofes wurde teilweise in einen Neubau einbezogen. Das Holz-Lehmflechtwerk wurde vollkommen überputzt und erhielt teilweise eine Schieferverkleidung. Der heutige Verlauf der Brückenstraße/Ecke Kirchstraße ist auf dem Bild nicht wahrzunehmen, hier war noch ein Bungert zu sehen. Bereits im Jahr 1975 wurde die Brücke durch eine neue über die Agger und die Autobahn ersetzt.
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Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd. 2, S. 24
Autor(en)
Lothar FaßbenderZuletzt angesehen: | 22.04.2025, 17:21 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Die Postkarte im Jugendstil (um 1905) mit zwei Ansichten der alten und neuen Kirche von Lohmar zeigt links das älteste bisher bekannte Foto der alten Kirche und in der Gegenüberstellung den neuen dreischiffigen Erweiterungsbau der katholischen... Die Postkarte im Jugendstil (um 1905) mit zwei Ansichten der alten und neuen Kirche von Lohmar zeigt links das älteste bisher bekannte Foto der alten Kirche und in der Gegenüberstellung den neuen dreischiffigen Erweiterungsbau der katholischen Kirche. Von dem romanischen Ursprungsbau ist noch der Chor des 12. Jahrhunderts und der aus Andesit gefertigte Frühstaufische Taufstein erhalten. Das Langhaus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts umgebaut. 1778 wurde auch der Turm erneuert. | |
Die Ansichtskarte aus dem Jahr 1910 zeigt die Kirche und den angrenzenden eingefriedigten Kirchhof zu Lohmar. Die alte Kirche bestand aus dem romanischen Langhaus, das Mitte des 18. Jahrhunderts umgebaut worden ist. 1778 wurde auch der Turm... Die Ansichtskarte aus dem Jahr 1910 zeigt die Kirche und den angrenzenden eingefriedigten Kirchhof zu Lohmar. Die alte Kirche bestand aus dem romanischen Langhaus, das Mitte des 18. Jahrhunderts umgebaut worden ist. 1778 wurde auch der Turm erneuert. |
Zugehörige Bilder
Die Fotografie Mitte der 1930er Jahre zeigt eins der vielen Wegekreuze im Ort Lohmar. Bei dem Wegekreuz handelt es sich um ein Sandsteinkreuz mit floralen Ornamenten auch an den Seiten. Es steht auf einem Sockel mit einem Abschlussprofil und einem Inschriftblock, mit aufgesetzter Abschlusshaube, integrierter Konsole und aufgesetztem Kreuzfuß. Die Kreuzbalken sind verhältnismäßig schlank und zum Zeitpunkt der Aufnahme ohne Corpus Christi verziert. Der Korpus ist Mitte der 1980er Jahre erneuert worden. Das Kreuz steht inmitten einer Lindenbaumgruppe (Dreiergruppe) und ist im Mai 1866 errichtet worden. Als einziges Kreuz der Lohmarer Wegekreuze ist die Werkstatt festgehalten in der es hergestellt wurde, nämlich J. Olzem aus Bonn.
Inschrift lautete: „Zur Erinnerung des bitteren Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christ und zum Troste der Verstorbenen ist dieses Kreuz errichtet worden von der Burg zu Lohmar im Mai 1866 J. Olzem a. Bonn“ Der Standort des Wegekreuzes war unmittelbar gegenüber der Zugangsbrücke zur Vorburg und lag an der Straße, die geradewegs durch das Kirchdorf verlief und dieses mit der Burg verband. An dieser markanten Stelle darf das Wegekreuz wohl auch als Prozessionskreuz angesehen werden, (z.B. der Bittprozessionen durch die Fluren und Felder des Dorfs, bei denen Station gemacht wurde und Gottes Segen für die kommende Ernte erbittet wurde) da es eine Sakramentsnische mit auskragender muschelförmiger Altarkonsole hat. Heute, wo die Burg durch den Bau der Reichsautobahn Köln – Frankfurt vom übrigen Kirchdorf abgetrennt und auf immer zerschnitten ist, macht den einst idyllischen Ort mit dem Zusammenspiel aus Baumgruppe und Wegekreuz direkt an der Autobahn nicht mehr sehenswert, zumal das Wegekreuz sich z.Zt. in einem erbärmlichen Zustand befindet.
Weit weniger im Bewusstsein der Bevölkerung und kommunalpolitischer Kräfte ist aus dem Bereich der Baudenkmalpflege die Bedeutung jener zahlreichen über das Land verstreuten Zeugen von Geschichte, Religion, Volksglaube und Erinnerungen verankert, wie Wegekreuze, Grenzsteine, Feldmarken, Fußfälle, Votivbilder, Mahnmale und Grabsteine. Und doch sind gerade die „kleinen“ Denkmäler und die Notwendigkeit ihres Schutzes außerordentlich wichtig, sie zu erhalten und zu pflegen. Da Wegekreuze meistens im Privateigentum stehen und nach mehrfachem Generations- oder Eigentumswechsel leicht in Vergessenheit geraten, ist es von Seiten der Denkmalpflege wichtig, durch fachliche Beratung, die Eigentümer zum Schutz des Denkmals anzuhalten und das unmittelbare Interesse an der Erhaltung zu wecken. Deutlich ist der Stacheldrahtzaun als Begrenzung der Autobahntrasse zu erkennen. Im Hintergrund die Pfarrkirche mit dem Pfarrhaus (erbaut 1896) und rechts ein Teil des Kirchdorfs.