Endphase 2. Weltkrieg: Bomben auf Wahlscheid und Wielpütz
Das Stadtgebiet Lohmar wurde mehrfach von Bomben getroffen. Siegfried Helser schreibt in seinem Buch "Wie et fröhe woe, Bd.II" über den Bombenterror im Wahlscheider Raum: Im Herbst 1940 nahmen die Luftangriffe auf die rheinischen Städte zu... In Richtung Bonn/Köln versuchten viele Scheinwerfer der deutschen Wehrmacht, feindliche Flugzeuge am Himmel zu erfassen, damit sie alsdann von Flak abgeschossen werden konnten. Zwischen Weeg und Haus-Dorp sowie in Rothehöhe (kombiniert mit einer Flakstellung oberhalb des Hauses Hölper) standen deutsche Scheinwerferbatterien... Mit der Zeit überflogen immer mehr Feindflugzeuge unser Gemeindegebiet. Ihre nachts über der Kölner Bucht abgeworfenen Leuchtschirmchen (Christbäume) erleuchteten taghell das zu bombardierende Gebiet. Spreng- und Brandbomben fielen in der Nähe von Bloch, Naaf, Hähngen und zwischen Hohn und Klefhaus. Eine Luftmiene ging am Bahnhof Honrath nieder. Ferner fielen Bomben zwischen Naafshäuschen und Bergagger, bei der Fabrik Wilhelms sowie am Feuerwehrhaus. Die Werkstatt der heutigen Firma Ford Wasser erhielt einen Volltreffer. Autoteile sah man anschließend in den Bäumen hängen. Ende 1944 fielen Brandbomben auf Holl und setzten einen Stall und eine Scheune in Brand.
Am 16. Februar 1945 bombardierte ein amerikanisches Lightning P 47 Geschwader einen im Wahlscheider Bahnhof abgestellten Munitionszug. Fast alle Waggons explodierten, Häuser wurden zerstört und Menschen tödlich verletzt. Eine Zusammenfassung mehrerer Berichte über dieses Ereignis enthält der Artikel aus den Lohmarer Heimatblättern, siehe Dokument. Ebenfalls wird über einen Bombenabwurf in Wielpütz am 17. Dezember 1944 berichtet. 7 Personen kamen dabei zu Tode, unter Ihnen Johann Faßbender (76) und seine beiden 7 und 4 Jahre alten Enkelkinder. Der Angriff erfolgte vermutlich, weil sich im Viereckhof von Hermann Schiffbauer, Schiefernbergweg 4 ein Munitionslager befand, das aber nicht getroffen wurde.
Information
Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter, Heft 32, S. 105 -111
Siegfried Helser, Wie et fröhe woe, Band II, 1994
Autor(en)
Eberhard Temme, Hans Dieter Heimig, Gerd Streichardt| Zuletzt angesehen: | 14.11.2025, 10:59 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Der 8. Mai 1945 gilt als das offizielle Kriegsende des 2. Weltkrieges und als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Am 7. Mai unterzeichnete der von Dönitz bevollmächtigte Generaloberst Alfred Jodl im Hauptquartier der Alliierten in Reims die... Der 8. Mai 1945 gilt als das offizielle Kriegsende des 2. Weltkrieges und als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Am 7. Mai unterzeichnete der von Dönitz bevollmächtigte Generaloberst Alfred Jodl im Hauptquartier der Alliierten in Reims die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Sie trat am folgenden Tag in Kraft. In der Nacht zum 9. Mai wiederholten hochrangige Vertreter aller drei Wehrmachtsteile den Akt der Kapitulation gegenüber den Sowjets in deren Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Im besiegten und weitgehend zerstörten Deutschland stieß das formale Kriegsende auf nur noch wenig Interesse. Für die meisten Deutschen war der Krieg mit der Besetzung ihres Heimatortes durch die Alliierten ab Herbst 1944 weitgehend beendet. Über die letzten Kriegswochen in der Stadt Lohmar haben Zeitzeugen in verschiedenen Veröffentlichungen berichtet. In einem Artikel des Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. April 2025 schreibt Marcus Caris über ein Treffen mit dem 95-jährigen Ferdi Eich aus Lohmar. Über das Kriegsende in Wahlscheid lässt Siegfried Helser im Band II „Wie et fröhe woe“ Zeitzeugen berichten und Gerd Streichardt lässt in seinem Buch „Die letzten Kriegstage in der Heimat“ Zeitzeugen aus Siegburg, Troisdorf, Seelscheid und Lohmar vom Ende des Zweiten Weltkrieges erzählen. Seine Erlebnisse als 15-Jähriger hat der Lohmarer Heimatkundler Wilhelm Pape, der zu Kriegszeiten in der Kirchstraße 6 mit seiner Familie wohnte, 1993 niedergeschrieben, siehe Dokument. Er beschreibt ausführlich die ersten Zeichen der herannahenden Front und den Einschlag der ersten Granaten im März 1945. Der Artilleriebeschuss wurde immer schlimmer. In der Nacht vom 17./18. März wurde das Hotel-Restaurant Schnitzler getroffen und brannte bis auf die Außenmauern nieder. Als ein paar Tage später ein Offizier der Feldgendarmerie den Stellungsbefehl für Wilhelm Pape überbrachte, flüchtete die Familie für eine kurze Zeit in Unterstände ins untere Holzbachtal unterhalb von Lohmarhohn, wo sich bereits weitere Lohmarer befanden. Am 10. April um 10.15 Uhr schwenkte der erste German-Panzer der Amerikaner von Siegburg kommend von der Hauptstraße in die Kirchstraße ein. Andere Truppenteile waren über das Jabachtal und den Halberger Höhenrücken vorgestoßen und trafen sich mit den Panzern. Damit war der Krieg in Lohmar bereits einen Monat vor der offiziellen Kapitulation zu Ende. | |
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1945
Über die letzten Kriegstage in Lohmar und die ersten Monate danach berichtet Erwin Henseler (geb. 1928, verst. 2013) in seinem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter (Dokument). Über die letzten Kriegstage in Lohmar und die ersten Monate danach berichtet Erwin Henseler (geb. 1928, verst. 2013) in seinem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter (Dokument).
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1939
- 1945 Bilder von Zerstörungen zeigen in den ersten Monaten des Jahres 2022 das schreckliche Ausmaß des russischen Bombardements aus der Luft im Ukrainekrieg. Die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges können aus eigenem Erleben die Ängste und das Leid der... Bilder von Zerstörungen zeigen in den ersten Monaten des Jahres 2022 das schreckliche Ausmaß des russischen Bombardements aus der Luft im Ukrainekrieg. Die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges können aus eigenem Erleben die Ängste und das Leid der ukrainischen Bevölkerung nachvollziehen. Der Bombenkrieg wurde von alliierter Seite bereits Ende März 1942 auf deutsche Städte und Wohngebiete ausgeweitet. Hierüber gibt es für das ehemalige Amt Lohmar mit den Gemeinden Lohmar, Scheiderhöhe, Halberg, Inger und Birk feingliedrige Aufzeichnungen über Fliegeralarme, Abwürfe von Spreng- und Brandbomben sowie entstandene Personen- und Sachschäden. Von Juli 1940 bis Februar 1945 wurden 985 Brandbomben, 269 Sprengbomben und 44 Blindgänger abgeworfen. Es wurden 21 Verletzte und 8 Tote verzeichnet. Die schlimmsten Folgen im Amtsbezirk hatte am 17. Dezember 1944 der Abwurf von 2 Sprengbomben in Wiehlpütz bei Scheiderhöhe. Es starben 7 Menschen, 15 wurden teils schwer verletzt. Ein besonderes Schreckensereignis in Lohmar war der Absturz einer unbemannten fehlgeleiteten Flugbombe V1 ((Vergeltungswaffe 1) am 15. Februar 1945 in der Straße Am Bungert. Es war eine von deutscher Seite eingesetzte neu entwickelte Waffe, vergleichbar mit einer Boden-Boden-Rakete. Gott sei Dank gab es keine Toten zu beklagen. In unserer Region sind noch 14 Abschussrampen erkennbar, davon 3 bei Lohmar. Über Marschflugkörper am Schlangensiefen berichtet Christoph Kämper in den Lohmarer Heimatblättern 2011 und über den Luftkrieg 1939 – 1945 und seine Auswirkungen in Lohmar schreibt Karlheinz Urbach in einem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter 2004, siehe Dokument.
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Hans Heinz Eimermacher, Jahrgang 1939 erinnert sich in seinem Bericht für die Lohmarer Heimatblätter an die letzten Kriegswochen in Lohmar. Er schildert die Wochen im März 1945, wo Lohmar unter Beschuss lag bevor die Amerikaner mit ihren Panzern... Hans Heinz Eimermacher, Jahrgang 1939 erinnert sich in seinem Bericht für die Lohmarer Heimatblätter an die letzten Kriegswochen in Lohmar. Er schildert die Wochen im März 1945, wo Lohmar unter Beschuss lag bevor die Amerikaner mit ihren Panzern einrückten. Sie kontrollierten alle Straßen und machten Hausdurchsuchungen. Die Bewohner der Hermann-Löns-Straße mussten ihre Häuser verlassen. Sie wurden von den amerikanischen Soldaten belegt, die nach einigen Tagen aber schon weiterzogen. |
Zugehörige Bilder
Die Ehrentafel mit 103 Gefallenen oder Vermissten und 240 Soldaten, die den Krieg überlebten, wurde auf einem Wahlscheider Flohmarkt erworben und ist im Besitz von Dierk und Evi Meyer, Neuhonrath. Der langjährige Hauptamtsleiter der Gemeinde und späteren Stadt Lohmar, Horst Nieß, kann sich erinnern, bei Aufräumarbeiten im Wahlscheider Rathaus im Zuge der kommunalen Neuordnung 1969, auch eine solche Ehrentafel vorgefunden zu haben. Der Spruch auf der Ehrentafel „Wer den Tod im heiligen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland“ ist ein Textauszug aus dem Soldatenlied „Zum Ausmarsch“ ,Text und Melodie von A. Methfessel (1785 – 1869).
Der erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914. Wichtige Kriegsparteien waren die sogenannten Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegen die verbündeten Entente-Staaten Frankreich, Großbritannien und Russland. Im November 1918 endete der Krieg mit der militärischen Niederlage Deutschlands und seines Bündnispartners Österreich-Ungarn. Der Tod als ständiger Begleiter der Frontsoldaten wurde zum "Heldentod für das Vaterland" verklärt. Im Ersten Weltkrieg starben mehr als neun Millionen Soldaten, darunter über zwei Millionen aus Deutschland, fast 1,5 Millionen aus Österreich-Ungarn, über 1,8 Millionen aus Russland, annähernd 460.000 aus Italien. Frankreich hatte über 1,3 Millionen, Großbritannien rund 750.000 militärische Todesfälle zu beklagen. Hinzu kamen etwa 78.000 Tote aus den französischen und 180.000 Tote aus den britischen Kolonien. Die USA verloren nach ihrem Kriegseintritt im April 1917 rund 117.000 Mann in Europa. Mehr als sechs Millionen Zivilisten kamen ums Leben.













