Menschliche Lichtblicke in dunkler Zeit
Rettungsgeschichte der Familie Bernauer
Seit dem Jahr 2005 ist der 27. Januar internationaler Gedenktag an die Opfer des Holocaust - am 27. Jan. 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit - . „Wir erinnern auch an diejenigen, die mutig Widerstand leisteten oder anderen Schutz und Hilfe gewährten“, sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages 2015.
Die Geschichte einer mutigen Rettungsaktion und die historischen Hintergründe und Zusammenhänge, in der zwei Lohmarer Familien, Juden vor den Nazis retteten, haben Nora Weeg als Schülerin am Anno-Gymnasium in Siegburg und ihre Lehrerin, Schulpfarrerin Annette Hirzel recherchiert und 2014 in der Schriftenreihe Gedenkschriften des Fördervereins Landjuden an der Sieg e. V. veröffentlicht, siehe Dokument.
Käthe Meier, später verh. Overath, befreite im September 1944 das Ehepaar Nanny und Erwin Bernauer, die in Troisdorf in der Kölner Straße ein Fotogeschäft hatten, aus dem Sammellager für Juden in Köln-Müngersdorf und versteckt sie und deren Tochter Karola bei ihren Eltern Maria und Albert Meier in Donrath vor den Nazis. Als das Versteck aufzufliegen drohte, übernahmen die Urgroßeltern von Nora Weeg, Ludwig und Elisabeth Weeg auf ihrem Bauernhof in Muchensiefen (Schönau) diese Aufgabe. Weitere Familienangehörige der Bernauers kamen hinzu. Auch waren dort Flüchtlingsfamilien aus Düren und Ausgebombte aus Köln untergekommen. Die Befreiung durch die Amerikaner Im März 1945 erlebten die Bernauers auf der „Schönau“. Sie kehrten nach Kriegsende in ihr altes Haus in Troisdorf zurück und führten ihr Fotogeschäft weiter.
1990 wurden Elisabeth und Ludwig Weeg, das Ehepaar Meier und ihre Tochter Käthe Overath von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Information
Dokument
Quellenangabe
Nora Weeg/Annette Hirzel, Menschliche Lichtblicke in dunkler Zeit, Rheinlandia Verlag, Siegburg 2014, ISBN: 978-3-9816041-4-6
Lohmarer Heimatblätter, Heft 22, S.60 - 62
www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette
Autor(en)
Nora Weeg, Annette HirzelZuletzt angesehen: | 22.03.2025, 22:31 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Auf Initiative des Lohmarer Fotokünstlers Herbert Döring-Spengler wurde 2009 der Stolperstein als Mahnmal gegen das Vergessen verlegt. Der Stolperstein liegt im Gehweg der Hauptstraße in Höhe des Hauses Nr. 105 in der Nähe des Kreisels... Auf Initiative des Lohmarer Fotokünstlers Herbert Döring-Spengler wurde 2009 der Stolperstein als Mahnmal gegen das Vergessen verlegt. Der Stolperstein liegt im Gehweg der Hauptstraße in Höhe des Hauses Nr. 105 in der Nähe des Kreisels Bachstr./Auelsweg. Stolpersteine sind kleine Messingwürfel, die in vielen Orten Europas ins Straßenpflaster eingelassen sind. Sie sind Gedenktafeln für die Opfer des Nationalsozialismus. Der Lohmarer Stolperstein fand viele Jahre kaum Beachtung im Gehwegpflaster, da er farblich sehr dunkel geworden war. Im Januar 2020 hat die Projektgruppe "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" des Lohmarer Gymnasiums die Patenschaft über den Stein übernommen und Ihn gereinigt. Der Stein erinnert an den Juden Ernst Hoffmann, der dort wohnte. Das Haus ist heute abgerissen. 1844 hatte die Familie an der Bachstraße/Ecke Hauptstraße Grundbesitz erworben, vermutlich beiderseits des Auelsbachs. Die Parzellen sind in den Quellen nicht vollständig angegeben. Die Urgroßmutter Adelheid hatte hier einen Metzgerladen und einen Getreidehandel. Ernst Hoffmann war verheiratet. Über das Schicksal seiner Frau ist nichts bekannt. Sein Leidensweg führte von Lohmar nach Siegburg. Er flüchtete während des Krieges nach Holland, wurde hier verhaftet und ins Konzentrationslager nach Auschwitz gebracht und dort am 6.3.1944 getötet. Sein Sohn Oscar wurde 1942 nach Minsk deportiert und dort getötet. Von Holland schrieb er am 9.10.1942 an die ihm bekannte Familie Bernauer aus Troisdorf: „Daß ich von meinem lieben Oscar und der Mutter und den Geschwistern etc. nichts mehr gehört habe, ist an sich bei den bekannten Maßnahmen nichts Besonderes, dennoch ist dieses Ungewisse über das Schicksal meiner liebsten Menschen … so deprimierend, dass dies auf meiner Seele lähmend lastet …“ Die Stadtarchivarin Waltraud Rexhaus hat die Geschichte jüdischer Familien in Lohmar in einem lesenswerten Artikel der Lohmarer Heimatblätter festgehalten, siehe Dokument.
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Zugehöriger Ort
Das Bestimmungswort "Muchen" leitet sich wahrscheinlich von Muche = Kröte, Unke ab, die gerne im feuchten Gelände leben. Muchensiefen hatte im 16 Jahrhundert noch nicht den Beinamen Muchen. Erst auf der Trancho-Karte von 1817 findet sich Müchsiefen und auf einer Flurkarte von 1822 Mogesiefen. Die Ortsverzeichnisse ab 1829 nennen den Namen Muchensiefen. Zu der Zeit hatte das Dorf 67 Bewohner an 18 Feuerstellen.
Die Siedlung Schönau, die in keiner Urkunde und keiner älteren Karte zu finden ist, wurde vermutlich schön früh von Muchensiefen aufgesaugt. Das Bestimmungswort "schön" bedeutet hier "weite Übersehbarkeit". Hinzu kommt das obere Ende eines Siefens, denn oberhalb von Schönau entspringt ein kleiner Bach, der in den Gammersbach mündet.
Quelle: Wilhelm Pape, Siedlungs- und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar, 1983