Pümpchensvereine und Wassergenossenschaften in Wahlscheid
In der alten Landgemeinde Wahlscheid verlief die Trinkwasserversorgung ähnlich wie im ehemaligen Amt Lohmar: Ziehbrunnen am Haus, Quellfassungen in Siefen und einzelne zentrale Versorgungen durch Rohrsysteme. Bis zur Kommunalreform 1969 war Wahlscheid eine amtsfreie Gemeinde mit 94 Ortsteilen. Die Einwohnerzahl vor dem Zweiten Weltkrieg belief sich auf 2.500. 1962 waren es ca. 4000 Einwohner. Am 31. Sept. 1929 teilte Bürgermeister Koch aus Wahlscheid dem Landeshauptmann der Rheinprovinz mit, dass 62 Ortschaften mit 1870 Einwohnern (69%) ohne zentrale Wasserversorgung sind. Bis Ende des Jahres 1929 entstanden 10 private Wasserleitungsgenossenschaften. Bereits kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges schlossen sich einige Bürger aus dem Raum Höffen – Rothehöhe zu einem „Pümpchensverein“ zusammen und legten eine zentrale Wasserversorgung mit einem hydraulischen Widder an. 1925 nahm die Wassergenossenschaft Durbusch/Klein-Dahlhaus den Betrieb auf. Für den Talort Wahlscheid wurde 1926 mit tatkräftiger Unterstützung des Fabrikanten und Gemeinderatsmitglieds Fritz Wilhelms eine gemeinsame Wasserleitung gebaut. Der Gemeindewasserbrunnen wurde in der Nähe des Pastorats in Sichtweise der Agger angelegt und für die Pumpen ein Pumpenhaus errichtet. Über eine Stegleitung wurde das Wasser in den Hochbehälter auf dem Pastoratsberg gepumpt. Die Mehrzahl der Bürger musste ihr Wasser jedoch aus einfachen Hausbrunnen schöpfen. In Dürrezeiten der Sommermonate versiegten häufig die Wasserquellen. Die unzureichende Wasserversorgung war zu dieser Zeit typisch für die bergische Heimat. Erst in den Sechzigerjahren des 20. JH kam es durch den Anschluss an den Wahnbachtalsperrenverband zu grundsätzlichen Verbesserungen der Wasserversorgung.
Unter dem Titel „70 % der Bevölkerung ohne Wasserleitung hat der Heimatforscher Hans Warning die Geschichte der Wasserversorgung in der ehemaligen Landbürgermeisterei Wahlscheid dargestellt, siehe Dokument.
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Lohmarer Heimatblätter Heft 15 S. 104 - 115
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Hans WarningZuletzt angesehen: | 22.04.2025, 01:17 |
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2000
„Für den Bürger der heutigen Zeit ist es in unseren Breiten eine Selbstverständlichkeit, den Zapfhahn aufzudrehen und einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge zu konsumieren“, so beginnt Hans Warning seinen Bericht über die Entwicklung der... „Für den Bürger der heutigen Zeit ist es in unseren Breiten eine Selbstverständlichkeit, den Zapfhahn aufzudrehen und einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge zu konsumieren“, so beginnt Hans Warning seinen Bericht über die Entwicklung der Wasserversorgung der ehemaligen Gemeinden des Amtes Lohmar, siehe Dokument. Die unzureichende und nicht immer sichere Versorgung mit dem wichtigen „Lebensmittel“ Wasser dauerte durchweg bis in die Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. 1936 gab es eine Erhebung der Wasserversorgungslage des Regierungspräsidenten in Köln als Grundlage für ein Wasserleitungsbauprogramm der Rheinprovinz. Im Amt Lohmar lebten damals knapp 5000 Menschen, deren Lebensgrundlage im Wesentlichen die Landwirtschaft war (Kleinbauern). Daneben gab es einige Handwerks- und Gewerbebetriebe. Für den Hauptort Lohmar gab es eine zentrale Wasserversorgung und einige private Leitungen. Die meisten Einwohner bezogen ihr Wasser aus privaten Brunnen. Die Statistik weist neben den 16 öffentlichen Brunnen mit Pumpe 336 private Brunnen nach. Der Bürgermeister berichtete zur hygienischen Beschaffenheit, dass das Wasser einwandfrei sei, da zwischen 1932 und 1935 keine Typhusfälle aufgetreten seien. In den Jahrzehnten zuvor gab es häufiger Probleme mit verschmutztem Brunnenwasser durch Aborte oder Jauchegruben. In Trockenzeiten versiegten auf den höher gelegenen Gehöften und Dörfern zahlreiche Brunnen. Erst Anfang der 1960er Jahre wurde durch den Anschluss an den Wahnbachtalsperrenverband eine zentrale sichere Wasserversorgung geschaffen.
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Im Oktober 2010 wurde das brandenburgische Feldheim zum ersten energieautarken Ort Deutschlands gekürt. Daran gemessen war Wahlscheid seiner Zeit weit voraus. Nach erfolgreichen Verhandlungen der Gemeinde Wahlscheid mit dem Landrat des Siegkreises... Im Oktober 2010 wurde das brandenburgische Feldheim zum ersten energieautarken Ort Deutschlands gekürt. Daran gemessen war Wahlscheid seiner Zeit weit voraus. Nach erfolgreichen Verhandlungen der Gemeinde Wahlscheid mit dem Landrat des Siegkreises und dem Elektrizitätswerk Berggeist wurde 1924 die Wahlscheider Elektizitäts GmbH gegründet, die in der Bachermühle ein wassergetriebenes Elektrizitätswerk baute, am 1. Oktober 1924 den Betrieb aufnahm und die Häuser der Bürgermeisterei Wahlscheid mit Strom versorgte. Das Gesellschaftskapital von 108.000 RM setzte sich zusammen aus Gemeinde Wahlscheid 40.000 RM, Freiherr LA Valette 9.000 RM und Einlagen Bürger 59.000 RM. Die Bachermühle - eine Wassermühle - war im Besitz von Otto Freiherr von LA Valette de St. George. Er hatte der Gemeinde angeboten, sie für 50 Jahre zu pachten. Das Wasser für den Mühlenbetrieb kam aus der Agger aus einem Abzweig der angeströmten Fläche des Honsbacher Wehres. Im Dezember 1940 wurde bei einem Hochwasser ein Drittel der Wehrmauer des Stauwehrs unterhalb von Naafshäuschen weggerissen, so dass kaum noch Wasser in den Mühlengraben zur Stromerzeugung gelangte. Der Wiederaufbau des Stauwehrs stellte die Rentabilität des Elektrizitätswerks in Frage. Auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung wurde am 6.11.1942 der Verkauf an das RWE beschlossen. Die Gesellschafter wurden ausbezahlt und Wahlscheid hatte keinen Einfluss mehr auf die Stromversorgung. Das Betriebsgebäude wurde teilweise abgerissen. Bachermühle blieb für das RWE ein bedeutender Strom-Verteilungspunkt. Der 2022 verstorbene Realschullehrer und Heimatkundler Hans Warning hat die Geschichte der Wahlscheider Stromversorgung umfassend beschrieben, siehe Dokument. Ausführlich geht er auf die handelnden Persönlichkeiten der damaligen Zeit ein. Er beschreibt u.a. die Auseinandersetzung zwischen dem Freiherrn von LA Valette und dem Bürgermeister Max Koch und dem Beigeordneten Walter Lemmer, die darin eskalierte, dass der Freiherr 1933 eine Anzeige wegen öffentlicher Beleidigung beim Oberstaatsanwalt des Landgerichts Bonn einreichte.
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Am 14. Febr. 2022 verstarb Hans Warning kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er wurde am 18. April 1932 in Kiel geboren. Als einer der Realschullehrer der „ersten Stunde“ unterrichtete er 16 Jahre (1978 – 1994) an der Realschule Lohmar. Nebenberuflich... Am 14. Febr. 2022 verstarb Hans Warning kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er wurde am 18. April 1932 in Kiel geboren. Als einer der Realschullehrer der „ersten Stunde“ unterrichtete er 16 Jahre (1978 – 1994) an der Realschule Lohmar. Nebenberuflich hatte er als junger Lehrer für die „Siegburger Zeitung“ geschrieben. In den späteren Jahren verfasste er zahlreiche Beiträge für das Jahrbuch und die Heimatblätter des Kreises und für die 65er Nachrichten in Siegburg. Im HGV Lohmar war Hans Warning bis 2012 Fachbereichsleiter für die Heimatgeschichte. Fast 20 Beiträge hat er im Laufe der Jahre für die „Lohmarer Heimatblätter“ geschrieben. Er engagierte sich auch stark für den Breitensport. 2008 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um den Sport und die Heimatforschung verliehen. Zum 20- und 30jährigen Jubiläum der Lohmarer Realschule schrieb Hans Warning zwei Beiträge für die Lohmarer Heimatblätter, siehe Dokument. Er hat das Werden „seiner“ Schule hautnah miterlebt und die Entwicklung auch nach seiner Pensionierung weiterverfolgt. Er erinnert an die Anfänge der Schule, als die Realschulen Rösrath, Siegburg und Overath die Lohmarer Schülerinnen und Schüler nicht mehr aufnehmen konnten und das Kultusministerium aufgrund dieser Notlage am 6. Okt.1977 der Errichtung einer zweizügigen Realschule im Donrather Dreieck zustimmte und am 30. November 1979 die neue Schule eingeweiht werden konnte. Zum Schluss hält er fest, dass fast alle Absolventen gern an ihre Schulzeit in der Lohmarer Realschule zurückdenken
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Die Sicherung der Wasserversorgung ist eine Aufgabe der Gemeinden und Städte. Nach dem Wasserversorgungskonzept 2024, das alle 6 Jahre fortgeschrieben werden muss, betreibt die Stadt Lohmar über Ihre Stadtwerke (gegründet 2012) ein Trinkwassernetz... Die Sicherung der Wasserversorgung ist eine Aufgabe der Gemeinden und Städte. Nach dem Wasserversorgungskonzept 2024, das alle 6 Jahre fortgeschrieben werden muss, betreibt die Stadt Lohmar über Ihre Stadtwerke (gegründet 2012) ein Trinkwassernetz mit 286 km Rohrlänge für 10.616 Hausanschlüsse für das Stadtgebiet und den Ortsteil Troisdorf-Altenrath. Die Versorgung des Ortsteils Wickuhl erfolgt über die Stadtwerke Rösrath, der Brückerhof, Hitzerhof, Weilerhof und Neuenhof haben eine Eigenwasserversorgung. Das Trinkwasser wird nicht selbst gewonnen, sondern an 7 Übergabestellen des Wahbachtalsperrenverbandes (WTV) und an 4 Übergabestellen der Stadtwerke Rösrath in das Lohmarer Leitungsnetz eingespeist. Der Anschluss an den WTV wurde erst 1971 nach längerem Widerstand der Lohmarer Verwaltung und Kommunalpolitiker, die die Eigenförderung beibehalten wollten, vollzogen. An der durch den Staatsforst verlaufenden Leitung des WTV wurde eine groß dimensionierte Leitung an der Zwölf-Apostel-Buche angeschlossen, die zum Wasserwerk Donrath führte. Von dort wurde das Wasser zu den großen Übernahmestellen in Weegen, Scheiderhöhe und zum Hochbehälter Krahwinkel und weiter in die einzelnen Ortsteile geleitet. Für Wahlscheid hatte noch vor der Zusammenlegung mit dem Amt Lohmar (1969) der alte Gemeinderat dafür gesorgt, dass die Versorgung über den Hochbehälter Nackhausen (Gemeinde Much) mit Wasser aus der Wahnbachtalsperre erfolgte. Nach der kommunalen Neuordnung wurde eine weitere Leitung vom Pumpwerk Donrath nach Wahlscheid verlegt, um den Hochbehälter Nackhausen zu entlasten. Der WTV war am 12. Juni 1953 im Hotel „Zum Stern“ in Siegburg als öffentlich-rechtliche Körperschaft gegründet worden. Die Bauarbeiten für die Talsperre wurden am 13. April 1954 aufgenommen und die gesamte Wasserversorgungsanlage mit allen technischen Einrichtungen im April 1958 fertig gestellt. Als Talsperrenstandorte waren das Naafbachtal und das Wahnbachtal in Frage gekommen. Der Regierungspräsident traf die Entscheidung für das Wahnbachtal. Hier ließ sich eine Talsperre mit einem Fassungsvermögen von 41,1 Mill. Kubikmetern bauen. Die Geschichte des Wahnbachtalsperrenverbandes und die Umstände, die zu einem Anschluss der Stadt Lohmar führten, hat Hans Warning in dem Dokument ausführlich beschrieben. U.a. beschreibt er die bedeutsame Rolle des durch eine bürgerliche Initiative entstandenen Wasserbeschaffungsverbandes Inger, Braschoß, Neunkirchen, Breidt, dessen Geschichte mit einer 1920 gegründeten Interessengemeinschaft für eine zentrale Wasserversorgung im Raum Inger, Birk, Heide beginnt und aus der sich dann der Heimatverein Birk entwickelte.
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Zugehöriger Ort
Wahlscheid,
eine ursprünglich kleine Siedlung, jedoch schon sehr früh Kirchort, liegt über dem Westabhang des Höhenrückens zwischen Naafbach und Agger. In zwei Kehren führt die Straße von der B 484 zur St. BartholomäusKirche hoch. Deutlich ist heute noch dieser kleine Kirchort vom nördlich gelegenen Hauptort (entstanden durch Eingemeindungen im Jahre 1927) getrennt. Diem-Straße und Pestalozzi-Weg stellen die Verbindung zum heutigen Hauptort dar, der den Bergriedel und den Talgrund des großen Aggerbogens ausfüllt.
E. Förstemann will „Wahl“ ableiten vom ahd. „walah“, was so viel bedeutet wie Fremder, Romane, Kelte. Später jedoch – und dies scheint richtig zu sein – leitet er „Wahl“ vom Personennamen „Walho oder Walo“ ab. Die erste urkundliche Nennung für Wahlscheid finden wir am 6. 1.1121, als Erzbischof Friedrich I. von Köln die schriftlich vorliegenden Verfügungen Abt Kunos I. von Siegburg, die dieser zum besseren Unterhalt der sich ständig vergrößernden Zahl der Mönche getroffen hatte, bestätigt. In dieser Urkunde heißt es: „Nunc itaque de elemosina dicendum est: de Walescheit, quod nos acquisivimus, de vino, siligine, ordeo, avena...“ (Nunmehr muß über die Almosen (Abgaben) gesagt werden: von Wahlscheid, welches wir hinzuerworben haben, Wein, Weizen, Gerste, Hafer...). Im Jahre 1166 schenkte Gräfin Hildegund von Meer ein Allod zu Walescheit dem Kloster Meer bei Neuß. Mit Urkunde des Jahres 1179 bestätigt Papst Alexander II. die Besitzungen und Privilegien des Klosters Meer, zu denen auch ein „Allodium Walescheit cum ecclesia“ = ein Allod zu Wahlscheid mit der Kirche gehört. Auch im Siegburger Mirakelbuch aus dem Jahre 1183 finden wir Wahlscheid: „Item rustica quedam de villa Walescheit...“ Hier wird erzählt, daß eine Bauersfrau aus Wahlscheid, die seit längerer Zeit weder hören noch sehen konnte, im Traum den Besuch des hl. Anno erhielt. Sie genas zusehends, konnte nach 14 Tagen bereits die Reliquien verehren und erlangte im Beisein einer großen Volksmenge auf wunderbare Weise den Gebrauch beider Sinne zurück. In einer Urkunde von 1187 bestätigt Abt Gerlach von Siegburg die Schenkungen an Besitz und Einkünften des Elemoslnars Heinrich zu Bedingungen, die bei einer Versammlung in Walscheid festgelegt wurden. Eine Urkunde vom September 1244 besagt, daß laut eines zwischen dem Kloster Siegburg und dem Kloster Meer abgeschlossenen Vergleichs der Verwalter des Meerer Hofes zu Walscheit dem Kloster Siegburg jährlich 8 Schilling zahlen soll. In dieser Urkunde wird auch gesagt, daß die Kirche in der Pfarre Wahlscheid dem Kloster Meer gehört (gemeint ist hier das Patronatsrecht der Wahlscheider Kirche): „...ecclesia de Meere in parrochia Walscheit,...“ Diese Urkunde siegelt u.a. ein „Henricus plebanus de Walscheidt“, der Verwalter des Wahlscheider Hofes (Münchhof). Auch im „über valoris“ um 1300 findet die Kirche zu Wahlscheid Erwähnung. Ein Steinfelder Mönch versah damals die Pfarrstelle zu Wahlscheid. Im Vasallenverzeichnis (1320-1349) des Abtes Wolfard I. von Siegburg wird ein Stück Land erwähnt, das zur „kirchen van Walscheit“ gehört (Siehe Anhang Nr. 2). In einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1358 und 1364 wird ein Hof „Wege bei Waelscheit“. Die gleiche Schreibweise geht auch aus einem Vermerk auf der Rückseite der o. g. Urkunde von 1187 – stammend aus dem 15. Jahrh. – hervor: „De bonis attinentibus curie Waelscheit“ (über die zu Wahlscheid gehörigen Güter). Am 19. 4.1421 gibt Arnold, Pastor zu Wahlscheid, bekannt, daß ein gewisser „Theil von Kirchscheid“ das Gut zu Dorp als Mannlehen und Erbe, im Kirchspiel Wahlscheid gelegen, erhalten habe. Am 14. 2. 1452 wird Arnold von Walscheit als Schöffe vor Gericht in Hirzenach genannt. Bei der Auftragung der Untersassen des Herzogtums Berg aus dem Jahre 1487 gewähren mehrere Bürger des Kirchspiels Walscheyt Herzog Wilhelm II. ein Darlehen von insgesamt „30 enckel gülden“. Als Dienstmann von „Walscheyt“ wird ein „johan kurtte“ genannt. Eine weitere Schreibweise ergibt sich aus einer Urkunde vom 30. 4.1490 und aus dem Erkundigungsbuch der Gerichtsverhältnisse im Herzogtum Berg von 1555: Walscheidt. Mit Datum vom 20.6.1586 besteht ein Protokoll über eine Besichtigung des Weges von Walscheidt zur Sülzer Brücke, durchgeführt von „Wilhelm Nesselroet“ und Vertretern des „Kirspelß Walscheydt“.
Schon sehr früh werden Honrath und Wahlscheid von einem gemeinsamen Schultheißen verwaltet. Um 1500 ist „Henrich von der Ley Schulteis zu Honrath und Walscheid“. Sein Enkel Henrich bekleidet wiederum dieses Amt, das auf dessen Sohn „Wimar von Ley“ übergeht. Dieser Wimar von Ley (auch Wymmaren Ley genannt) unterschreibt als „scholtes zu Honrodt und Walscheidt“ im Jahre 1644 die die Gemeinden Wahlscheid und Honrath betreffenden Regelungen im neuen Rentund Lagerbuch des Amtes Blankenberg. Auch das Heberegister von „Hanrodt und Walscheit“ aus dem gleichen Jahre ist von ihm abgezeichnet. Im Jahre 1666 wird ein „VerZeigniß der manschafft im Kirßbell Walscheit“ als sog. Erbhuldigungsliste angelegt. Weitere Schreibweisen finden wir auf der Hondius-Karte (K 2) um 1600 Walscheid. Auf einem Kupferstich von N. Sanson aus dem Jahre 1670 (K 6) wie auch von 1673 (K 7) finden wir Walscheit, die gleiche Schreibweise 1690 (K 8) bei N. Visscher, ferner auf der Ploennis-Karte von 1715 und auf der Wiebeking-Karte von 1790.
In der ältesten Bevölkerungsstatistik Wahlscheids aus dem Jahre 1816 heißt es dagegen Walscheid. Leider ist in dieser Statistik nur die Gesamtzahl der Gemeinde Wahlscheid angegeben, und zwar 1029 Bewohner in 191 Gebäuden. 1833 werden 1209 Seelen und 227 Familien gezählt. Erst ab 1858 werden die Einwohnerzahlen für die Ortschaften getrennt angegeben. In diesem Jahre zählte Wahlscheid 25 Einwohner, 1864 schon 35. 1871 wohnten 30 und 1875 29 Personen in 6 Häusern. Erst als Auelerhof, Aggerhof, Müllerhof und Fliesengarten im Jahre 1927 in Wahlscheid umbenannt wurden, wird der Ort ein Dorf mit 250 Einwohnern. Diese Zahl wuchs bis 1950 auf 790 Einwohner an.
Zur Geschichte Wahlscheids gehört aber auch die Zeit der Reformation: Da das Patronat der Kirche von Wahlscheid, die dem hl. Bartholomäus geweiht ist, das Kloster Meer innehatte, besetzte dieses Kloster auch die Pfarrstelle. So kam es, daß bis zur Reformation meist die Prämonstratenserpatres des Klosters Steinfeld Pfarrer von Wahlscheid waren. Um 1550 war Peter von Düren, auch aus dem Kloster Steinfeld, Pfarrer in Wahlscheid. 1557 faßte die evangelische Lehre Fuß. Eine Zeit lang wechselten Pfarrer katholischen wie lutherischen Bekenntnisses. Das Kloster Meer war nicht mehr Herr der Lage, bis schließlich die Protestanten obsiegten. Letzter Kath. Pfarrer war Friedrich Klee bis 1645. Seitdem blieb Wahlscheid, und damit auch die Kirche, im Besitz der Protestanten. Daran änderte auch eine Befragung der ältesten Einwohner durch den Notar Hall nichts mehr. Die Katholiken hielten bis zur Einweihung der Neuhonrather Kirche (Siehe Seite 79) ihre Gottesdienste in den Hauskapellen von Honsbach und Schloß Auel. Durch weiteren Bevölkerungszuwachs bis in die heutige Zeit und wegen des weiten Kirchweges nach Neuhonrath wurde im November 1963 mit dem Bau einer neuen katholischen Kirche in Wahlscheid begonnen. Sie wurde am Ostersonntag 1966 von dem als Subsidiär ernannten Pfarrer i. R. Hermann Blank benediziert und am 8.4.1967 konsekriert. Sie erhielt den Namen „St. Bartholomäus im Tal“.
Aggerhof, ein Ortsteil Wahlscheids, an der Einmündung der Schiffarther Straße auf die B 484 gelegen:
Das um 1280 in einer Siegburger Urkunde genannte „Bona de Achera“ können wir leider nicht auf Aggerhof beziehen, da das Gut unter der Honschaft Vilkerath genannt ist. Wahrscheinlich ist der im Birker Bruderschaftsbuch von 1503 genannte „Johan van der acher“ auf Aggerhof zu beziehen, da sich im Mitgliederverzeichnis auch noch andere Ortsbezeichnungen aus der Honschaft Wahlscheid befinden. Ein sicherer Nachweis liegt dagegen aus dem Jahre 1586 vor. Vom 1.6.1586 ist ein Protokoll datiert, in dem der Weg vom Kirchspiel Wahlscheid zur Sülzer Brücke beschrieben wird. Bei der Besichtigung war ein „Schneider zur Acher“ zugegen. Vom Müllerhof führte der Weg über den Aggerhof weiter, wahrscheinlich über Schiffarth bergan nach Muchensiefen (damals nur Siefen genannt) durch „Nesselraids garten“.
Gemäß den Heberegistern des Amtes Blankenberg für die Honschaft Wahlscheid werden 11 abgabepflichtige Personen zur Acher genannt: „Johan Schmidt, Webers gut, Klein Dries gut, sein Halbman, sein Pechter, Bitters gut, der Halbman, Michaels gut, der Pechter, Heitgens gut modo Korstgens gut, der Pechter“. Auch in den Erbhuldigungslisten des Jahres 1666 finden wir zur Acher im Kirchspiel Wahlscheid 9 Eintragungen. An diesem Beispiel erkennen wir deutlich, daß schon im 17. Jahrh. die Tendenz zur Siedlung im Tal bestand. Auf der Ploennis-Karte von 1715 sind Zur Agger „viele Höfe“ vermerkt. Die Wiebeking-Karte von 1790 verzeichnet Acherhof. Eine weitere Schreibweise enthält die Tranchot-Karte von 1817 als Aggerhof .
1858 werden in Aggerhof 81 und 1864 97 Einwohner gezählt. 1871 wohnen dort 77 Personen in 17 Wohngebäuden, 1875 66 Personen in 15 Häusern. 1927 wird Aggerhof in Wahlscheid umbenannt und erscheint heute nur noch als Straßenbezeichnung „Im Aggerhof“.
Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape