Wie ich das Jahr 1945 in Birk erlebte
In dem Bericht für die Lohmarer Heimatblätter (siehe Dokument) schildert Heinrich Hennekeuser (Jahrgang 1935) seine Kindheitserinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die ersten Nachkriegsmonate, angefangen von Weihnachten 1944 bis Weihnachten 1945. Der Heiligabend 1944 begann mit massiven Bombenangriffen auf Siegburg und Troisdorf. Die überfliegenden Bomber warfen zur Ausleuchtung des Zielgebietes Leuchtkugeln, sogenannte Christbäumchen ab. Am Dienstag, dem 10. April 1945 rückten amerikanische Verbände über die Zeithstraße in Richtung Much vor. Am frühen Nachmittag rückten die Amerikaner mit Panzern begleitet von Fußtrupps in Birk ein. Die Häuser waren mit weißen Betttüchern gekennzeichnet. Die nordöstliche Ecke des Kirchturms wurde von einem Panzergeschoss beschädigt. Am Spätnachmittag erreichte ein Stoßtrupp Inger bis zum Haus Freiheit. Es kam zu einem Schusswechsel mit einer deutschen Flakstellung und Algert wurde beschossen. Am Hang des Steinbergs vor Geber und an der Breidtersteegsmühle hatten die Amerikaner Batterien errichtet. Tagelang fuhren Militärlaster beladen mit deutschen Kriegsgefangenen durchs Jabachtal in Richtung Zeithstraße und weiter ins Gefangenenlager bei Sinzig.
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurden verhältnismäßig schnell die Stromoberleitungen repariert, so dass auch die elektrischen Pumpen für die Wasserversorgung wieder liefen. Größere Konflikte gab es mit den ehemaligen Zwangsarbeitern, die sich zusammenrotteten und einsame Gehöfte überfielen. Die in den Dörfern verbliebenen Männer bildeten Selbsthilfegruppen und hielten Nachtwache. Im September 1945 begann wieder der regelmäßige Schulunterricht, der kurz vor Weihnachten 1944 eingestellt worden war, weil in der Birker Schule ständig Soldaten einquartiert waren.
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Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter Heft 24 S. 56 - 60
Autor(en)
Heinrich HennekeuserZuletzt angesehen: | 12.06.2025, 09:11 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Der 8. Mai 1945 gilt als das offizielle Kriegsende des 2. Weltkrieges und als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Am 7. Mai unterzeichnete der von Dönitz bevollmächtigte Generaloberst Alfred Jodl im Hauptquartier der Alliierten in Reims die... Der 8. Mai 1945 gilt als das offizielle Kriegsende des 2. Weltkrieges und als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Am 7. Mai unterzeichnete der von Dönitz bevollmächtigte Generaloberst Alfred Jodl im Hauptquartier der Alliierten in Reims die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Sie trat am folgenden Tag in Kraft. In der Nacht zum 9. Mai wiederholten hochrangige Vertreter aller drei Wehrmachtsteile den Akt der Kapitulation gegenüber den Sowjets in deren Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Im besiegten und weitgehend zerstörten Deutschland stieß das formale Kriegsende auf nur noch wenig Interesse. Für die meisten Deutschen war der Krieg mit der Besetzung ihres Heimatortes durch die Alliierten ab Herbst 1944 weitgehend beendet. Über die letzten Kriegswochen in der Stadt Lohmar haben Zeitzeugen in verschiedenen Veröffentlichungen berichtet. In einem Artikel des Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. April 2025 schreibt Marcus Caris über ein Treffen mit dem 95-jährigen Ferdi Eich aus Lohmar. Über das Kriegsende in Wahlscheid lässt Siegfried Helser im Band II „Wie et fröhe woe“ Zeitzeugen berichten und Gerd Streichardt lässt in seinem Buch „Die letzten Kriegstage in der Heimat“ Zeitzeugen aus Siegburg, Troisdorf, Seelscheid und Lohmar vom Ende des Zweiten Weltkrieges erzählen. Seine Erlebnisse als 15-Jähriger hat der Lohmarer Heimatkundler Wilhelm Pape, der zu Kriegszeiten in der Kirchstraße 6 mit seiner Familie wohnte, 1993 niedergeschrieben, siehe Dokument. Er beschreibt ausführlich die ersten Zeichen der herannahenden Front und den Einschlag der ersten Granaten im März 1945. Der Artilleriebeschuss wurde immer schlimmer. In der Nacht vom 17./18. März wurde das Hotel-Restaurant Schnitzler getroffen und brannte bis auf die Außenmauern nieder. Als ein paar Tage später ein Offizier der Feldgendarmerie den Stellungsbefehl für Wilhelm Pape überbrachte, flüchtete die Familie für eine kurze Zeit in Unterstände ins untere Holzbachtal unterhalb von Lohmarhohn, wo sich bereits weitere Lohmarer befanden. Am 10. April um 10.15 Uhr schwenkte der erste German-Panzer der Amerikaner von Siegburg kommend von der Hauptstraße in die Kirchstraße ein. Andere Truppenteile waren über das Jabachtal und den Halberger Höhenrücken vorgestoßen und trafen sich mit den Panzern. Damit war der Krieg in Lohmar bereits einen Monat vor der offiziellen Kapitulation zu Ende. | |
In der Nacht zum 25. Februar 2022 verstarb im Alter von 87 Jahren Heinrich Hennekeuser. In der Nacht zum 25. Februar 2022 verstarb im Alter von 87 Jahren Heinrich Hennekeuser. In Birk 1935 geboren und dort aufgewachsen hat er Zeit seines Lebens den Kontakt zu seiner ursprünglichen Heimat und Region gehalten, auch nachdem er 1999 mit seiner zweiten Ehefrau Christel nach Solingen gezogen war. Schon als Schüler des Gymnasiums Siegburg interessierte er sich für die Heimatgeschichte. Im Laufe der Jahre verfasste er zahlreiche historische Schriften. Sie brachten ihm einen hohen Bekanntheitsgrad ein. Allein für die Lohmarer Heimatblätter schrieb er 30 Beiträge.
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Zugehöriger Ort
Birk liegt im südöstlichen Stadtgebiet von Lohmar an der Westseite der Zeithstraße und gehörte bis 1969 zur amtsangehörigen Gemeinde Inger. Der weithin sichtbare Fernmeldeturm steht auf 216,4 NN an der höhsten Stelle der Zeithstraße. Die ebenfalls weithin sichtbare katholische Kirche wird mit einer Höhe von 204,4 NN angegeben. Die Bedeutung des Namens Birk ist unbekannt. Ertmals erwähnt wird Birk in einer Urkunde vom 21. Februar 1310, wo von dem Gericht des Dorfes Byrke (iudicium villae de Byrke) ein Pachtvertrag zwischen dem Pfarrer zu Lohmar und den Eheleuten Johann Rengert besiegelt wird. Seit 1398 bestand eine Kapelle in Birk, die von Lohmar "bedient" wurde. Verehrt wurde die "Schmerzhafte Gottesmutter" zu der schon bald Prozessionen auch aus der weiteren Umgebung gemacht wurden. In den Kirchenrechnungen von 1490 -1493 aus Lindlar werden Wallfahrten nach Birk ausgewiesen.