Altenrath Ortsteil
Altenrath
(Stadt Troisdorf), eine weit verstreute Ortschaft am Rande der Heideter-rasse zwischen „Acher und Sülz“ an der „Alten Kölner Straße“ gelegen, die bei Euelen über die Sülz nach Pützrath, Donrath und weiter nach Haiberg führte. Von ihr zweigte in Altenrath ein Weg nach Burg und Ort Lohmar ab.
Altenrath wird häufig als die „alte Rodung“ bezeichnet. Nach Buck (Flurnamen, Seite 5) kann im Namen Altenrath aber auch der Personennamen „Alo“ enthalten sein. Danach wäre der Ort eine echte Rod-Siedlung, wie sie in der großen Rode-Epoche üblich waren. Aus der Namengebung darf man wohl mit ziemlicher Sicherheit schließen, daß es zur Zeit der ersten Rodungen zwischen 800-900 gewesen ist, als fränkische Bauern genau an den Stellen siedelten, an denen einst die Bewohner der Stein und Eisenzeit lebten.
Noch heute bestehende Flurbezeichnungen wie „Brand“ und „Brändchen“ deuten auf die Art der Rodung hin. Altenrath wurde nach „über valoris“ bereits im Jahr 1117 erwähnt. Der Pfarrer, besser gesagt die Pfarrstelle, wurde mit 4 Mark eingeschätzt. Wenn wir Binterim und Mooren (Bd. I, 31 u. 421) folgen, so (H. Schulte, Troisdorfer Jahreshefte 1972) bestand das Patrozinium schon zur Zeit Karls des Großen. Auch Rademacher schreibt: „Die Erbauung der Kirche und die Pfarrgründung erfolgten in den ersten Zeiten der Karolinger, wahrscheinlich schon in der Merowingerzeit. Leider ist von der ursprünglichen Kirche“, die wohl aus Holz errichtet war, „nichts erhalten“.
Den ältesten urkundlichen Nachweis finden wir, wie schon gesagt, 1117 im über valoris, wo es heißt: „Aldenroyde parochia tit. s. Mathaei et Georgii ... est consecreta 1117 ab archiepiscope“, die Pfarrkirche zu Altenrath ist 1117 vom Bischof konsekriert worden.
Eine Urkunde von 1197 nennt Aldenrade, eine andere aus der Zeit um 1300 wieder Aldenroyde.
Um diese Zeit bildet Altenrath einen Bezirk in der Herrschaft Löwenburg und gehörte den Grafen von Sayn. 1311 verkaufte Heinrich, Herr von Löwenberg, die Gerechtsame und niedere Gerichtsbarkeit von Aldenrade upper Heide an den Grafen Adolf von Berg für 160 Mark Brabantischer Denare.
Im Vasallenverzeichnis des Abtes Wolfard I. von Siegburg aus 1320 heißt es: „Item der edel Heinrich van Alpheim van der ghifft der kirchen van Aldenrade ind van dem zienden daeselffs was so viel bedeutet, daß Heinrich von Alpen der Abtei auch von seinem Geschenk der Kirche von Altenrath Abgaben oder Dienstleistungen zu entrichten habe. Aus einer Urkunde des Jahres 1333 geht hervor, daß Heinrich von Löwenberg „traget auf zu manlehn“ die Herrschaft Küdekoven, die „hongerich-te zu Alderadt“, Reidt, Caßel und Rodenkirchen Herrn „Wilhelmen Graven von Jülich“... „uns gegeben 1500 Marek, dry heller vor zwano vennige gerechent“.
Interessant sind weitere Schreibweisen aus Urkunden vom 27.5.1350 Aldenrait, vom 17.2.1351 Aldenroyde, vom 28.10.1353 Aldenraede und vom 3.2.1355 Aldenrade. In allen diesen Urkunden wird ein Rittergeschlecht „Winter von Aldenroide“ genannt. Der in der letzteren Urkunde genannte „Gottfried Winter von Aldenrade“ wird zwar im Siegburger Urkundenbuch als von Altenrath/Siegkr. stammend bezeichnet. Aber nach Lacomblet II und Fahne II soll dieses Geschlecht von einem im 19. Jh. verschwundenen Hof Altenrode bei Freimersheim an der Erft stammen, ferner besteht ein Burghaus Altenrath bei Gleuel.65 Gleichviel sollte die Ansicht des früheren Pfarrers von Altenrath, Delvos, nicht unerwähnt bleiben. Er meinte, daß, da während des Mittelalters mehrere edle Geschlechter im früheren Pfarrgebiet lebten, vielleicht ein Geschlecht seinen Namen von unserem Altenrath ableiten könnte. Möglicherweise habe der Stammsitz, der um 1500 in Köln lebenden Herren von Aldenroide, in Utzenrath gelegen.
Inzwischen war Dietrich von Blankenberg Verwalter des Altenrather Hochgerichts geworden. 1363 wurde das „kirspel Aldenraede“ von Dietrichs Nachfolger Gottfried von Dalenbroich an den Grafen Wilhelm von Berg verkauft. Damit gehörte Altenrath nun endgültig zum Herrschaftsbereich derer von Berg, von kleineren Unterbrechungen abgesehen.
Die Schreibweise Aldenrade wird 1370 im Vasallenverzeichnis des Abtes Wolfard II. zu Siegburg bekundet: „Item her Arnold van Hoenappel ritter van dem zienden der kirchen zo Aldenrade“. Die gleiche Schreibweise finden wir in einer Urkunde von 1402, aus der hervorgeht, daß ein Elias Weiter gegen den Pastor zu Aldenrade wegen Diffamierung klagt.70 Am 29. 4. 1413 verpfändet Johann von Loen, Herr von Heinsberg und Löwenburg, dem Ritter Johann von Landsberg das Kirchspiel und Gericht Altenrath mit allen Renten, Diensten und Einkünften, bis seine Schuldsumme an Ritter Johann bezahlt sei. Zur Zeit wird also Altenrath wieder von den Herren von Löwenburg verwaltet. Dies geht auch aus dem „Weistum aus der Löwen-burgischen Zeit“ von 1432 hervor. „Zo alden onzen
raede hait mann vnngeboden gedinghe gehalten“ im Namen eines „her vann leiffenburgh“ (Herr von Löwenburg) und „in lant leuenburgh“ (im Lande Löwenburg), heißt es in diesem Weistum.
Um 1470 schenkte Junker Stael von Haus Sülz vier Morgen Land „ahn der Kirchen zu Aldenraidt gelegen“ als sog. „Offergut“ für den Küster, den Offermann; ein Hinweis für die besonders engen Beziehungen des Hauses Sülz zur Pfarrkirche Altenrath während des ganzen frühen und späten Mit-telalters.
Im Jahre 1522 schenkten Wilhelm Plettenburgh von Schönrath und seine Gattin Barbara von Merode der Kirche zu Aldenradt einen Busch und Broich.
1566, vor dem 8. Aug., klagt ein Kerstien Boeckeschuis zu Altenrath beim Herzog von Jülich-Kleve-Berg, daß ihm ein gewisser Peter Bitter sieben Viertel Land von guter Qualität und mehr als 25 Goldgulden wert nach ei-nem Gerichtsbeschluß zu Kirchscheid abgenommen habe. Er bittet den Herzog, ihm in dieser Sache behilflich zu sein.74 Diese Urkunde bestätigt wiederum, daß Altenrath zum Herzogtum Berg gehört. Die in der Urkunde genannten Personen, Kerstien Boeckeschuis und Peter Bitter, treten in den Jahren 1560 bis 1565 als Anwälte bei den Kirchscheider Hofgedingen auf. Dies geht aus den Protokollen dieser Gerichtsverhandlungen hervor. Auch der o. g. Beschluß wird in den Protokollen bestätigt. Beide müssen in Alten-rath einen Hof besessen haben, gelegen „zum Berg“, einer Siedlung bei Altenrath. Am DreiKönigstag-1563 zahlt „kerst-genn borkennsthuis“ Abgaben an den Kirchsen 1636 unter Strafandrohung aufgefordert wurden, nach Siegburg zu-rückzukehren. So bedroht, baten die Altenrather Töpfer Wolfgang Wilhelm, Herzog von Berg, um Beistand. Dieser schrieb am 6.4.1637 an den Sieg-burger Abt und drohte mit Repressalien, wenn er die von Siegburg nach Altenrath verzogenen Töpfer nicht unbehelligt lasse.
Aus den Tauf-, Sterbeund Kopulationsbüchern Altenraths von 1653 bis 1809 geht hervor, daß viele Bewohner des Heidedorfes mit der Weberei beschäftigt waren; denn die Berufsbezeichnung „textor“ = Weber ist häufig anzutreffen. Nicht von ungefähr passen hierhin die Namen „Wäsche“ und „flasberg“ = Flachsberg.
Weitere Schreibweisen für Altenrath: 1645 Aldenraidt , 1670 und 1673 Aldenrade, desgl. Vischer 1690 . Die Ploennis-Karte von 1715 wie auch die Wiebeking-Karte von 1790 enthalten Dorf Altenrath. Nur auf der Tranchot-Karte von 1817 heißt es noch einmal Aldenrath.
Im Jahre 1829 zählte Altenrath (ohne Boxhohn, Sand, Schauenberg und Witzenbach) 475 Bewohner an 110 Feuerstellen, 1840 536 Bewohner (520 Kath., 16 Juden) an 113 Feuerstellen. Bis 1843 stieg die Bevölkerungszahl auf 600 (darunter 6 Juden), die Zahl der Gebäude auf 117. Diese Zahlen blieben bis 1871 konstant. 1872 wurden dagegen nur noch 538 Einwohner gezählt, jedoch 122 Wohnhäuser und 129 Haushaltungen. Mit Boxhohn (15), Sand (57), Schauenberg (8) und Witzenbach (4) hatte Altenrath 622 Einwohner und war damit größer als Lohmar (557 + 14 Lohmarhohn = 571 Einwohner).84
Dieser Abriß der Geschichte Altenraths wäre jedoch unvollständig, wollte man nach Altenraths langer Zugehörigkeit zum Amtsverband Lohmar, aus dem am 1.8.1969 die Gemeinde Altenrath ausschied und als Stadtteil nach Troisdorf kam, nicht wenigstens noch kurz die letzten Jahrzehnte ansprechen.
Mit dem Erlaß des Reichskriegsministeriums vom 17. 8.1936, Ort und Gemeinde Altenrath in den Truppenübungsplatz Wahn einzubeziehen, erfährt die über viele Jahrhunderte reichende Siedlungsgeschichte eine jähe Zäsur. Die Einwohner, seit Urahnenzeiten mit der angestammten Hei-mat eng verbunden, mußten sich finanziell abfinden lassen und räumen. Der Ort, von jedem Leben entblößt, galt über Jahre als Gespensterdorf. Dem damaligen Bürgermeister von Lohmar, Ludwig Polstorff, ist zu danken, daß nach Kriegsende im April 1945, die verbliebenen Häuser nicht der Ma-terialplünderung verfielen, sondern der Ort von Ausgebombten, Evakuierten und Flüchtlingen wiederbesiedelt werden konnte. So zählte Altenrath bereits 1961 (Volkszählung) 1244 Einwohner und 368 Haushaltungen.
Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape
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Zugehörige Dokumente
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1983
- 2019 Altenrath hat eine über mehrere Jahrhunderte reichende Siedlungsgeschichte. Es wurde erstmals 1117 urkundlich erwähnt und gehörte ab dem 15. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Herzogtum Berg, später zum Amt Lohmar und wurde 1969 bei der... Altenrath hat eine über mehrere Jahrhunderte reichende Siedlungsgeschichte. Es wurde erstmals 1117 urkundlich erwähnt und gehörte ab dem 15. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Herzogtum Berg, später zum Amt Lohmar und wurde 1969 bei der kommunalen Neuordnung in die Stadt Troisdorf eingegliedert. Mit dem Erlaß des Reichskriegsministeriums von 1936, Altenrath in den Truppenübungsplatz Wahn einzubeziehen, erfolgte eine Zäsur. Bereits 1817 war der Truppenübungsplatz errichtet worden. Jetzt mussten die Einwohner sich abfinden lassen und die Häuser räumen. Altenrath wurde ein Geisterdorf. Lediglich zu Allerheiligen durften die Gräber der Angehörigen besucht werden. Dies änderte sich mit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Am Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8.5.1945 gab die amerikanische Militärkommandantur Altenrath zur Wiederbesiedlung frei. Schon einen Tag später wurde die Familie Schäfer als erste durch den als Treuhänder eingesetzten Amtsbürgermeister Josef Lagier in Altenrath eingewiesen. Anfang der 1980er Jahre kam es zur Teilprivatisierung der Ortschaft. Im April 1983 wurde das erste Haus an die Familie Alexi im Schengbüchel 32 verkauft. Wie beschwerlich die Wiederbesiedlung Altenraths ablief, welche Schicksalsschläge die neuen Siedler zu überwinden hatten und wie Altenrath die Einwohnerzahl von 2300 im Jahr 2021 erreichte und zu neuem Leben erwachte, schildert Manfred Krummenast in seinem Artikel für die Lohmarer Heimatblätter 2019. Der Autor verstarb im Alter von 84 Jahren am 1.9.2021. Er war Zeit seines Lebens mit Altenrath eng verbunden. Die Siedlungsgeschichte bis 1945 hat Wilhelm Pape ausführlich beschrieben. Beide Berichte sind in dem Dokument zusammengefasst. | |
Von der versunkenen Burg auf dem Scharfeberg erzählte der ehemalige Lohmarer Schulrektor Karl Schmidt in den 1920er Jahren seinen Schülern. Die Sage handelt vom Fluch einer armen Witwe, die mit ihren drei Kindern in einer Hütte in Euelen wohnte und... Von der versunkenen Burg auf dem Scharfeberg erzählte der ehemalige Lohmarer Schulrektor Karl Schmidt in den 1920er Jahren seinen Schülern. Die Sage handelt vom Fluch einer armen Witwe, die mit ihren drei Kindern in einer Hütte in Euelen wohnte und auf Geheiß des Burggrafen die Hütte räumen musste. In ihrer Wut und Verzweiflung sprach sie einen schaudervollen Fluch aus. Daraufhin tat sich der Boden des Berges auf und die Burg versank in der Tiefe. Der Scharfeberg mit einer Höhe von 130 Meter liegt an der Mündung der Sülz in die Agger. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier Bergbau betrieben und Kupfererze abgebaut. Ca. 50 Meter unterhalb der Sülzmündung und 10 Meter über der Talsohle lag der Stolleneingang, der einen Erzgang in einer Länge von 11 Meter aufschloss. Weitere 500 Meter südwestlich lag ein Kupfererz führender Gang, der zum Bergwerk „Kant“ der Mittelrheinischen Kupferbergbau-Gesellschaft aus Berlin gehörte. Eine weitere Bedeutung erhielt der Scharfeberg Mitte der 1930er Jahre: Im Zuge des Autobahnbaus wurde für die Anschüttung des Erdwalls der Berg abgetragen. Ein Wanderweg führt heute über die Bergkuppe. Die Hintergründe und Quellen der Sage sind in einem Artikel für die Lohmarer Heimatblätter 1987 beleuchtet. (siehe Dokument, Lohmarer Sagen).
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