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Kirchscheid Ortsteil

Kirchscheid

bei Scheiderhöhe: Der Hof liegt ca. 800 m westlich von Scheiderhöhe an einem Verbindungsweg von Scheiderhöhe über Feienberg zum Sülztal auf der Lößfläche des Agger-Sülz-Höhenrückens.

Die Siedlung trug zunächst einmal den einfachen Namen Scheid. Nachdem hier eine Jakobskapelle errichtet worden war, wahrscheinlich noch vor 1276, erhielt die Siedlung später den Namen Kirchscheid, urkundlich nachgewiesen im Jahre 1526. Das im Jahre 1166 genannte Kerich und 1181 erwähnte Kerchich, das Delvos irrtümlich für Kirchscheid angesehen hat, bezeichnet ein Gut bei Obergartzem-Mersch, Kreis Euskirchen.

Zum erstenmal wird Kirchscheid in einer Urkunde aus der Zeit zwischen dem 8. 8. 1065 und dem 4.12.1075 als Sceida genannt. Erzbischof Anno II. von Köln überträgt mit Zustimmung des Abtes Erpho von Siegburg dem Edelmann Dietrich die Güter der Abtei Siegburg zu Sülz auf seine und seiner Gattin Lebenszeit, worauf sie ihren Besitz zu Kirchscheid dem Kloster überlassen. In der Urkunde heißt es: „...proprietatem, quam habuit in ioco Sceida, cum XXX mancipiis et omni usu, ...tradidit“ = er übergab den Besitz, den er in Kirchscheid hatte, mit 30 Leibeigenen und allen Rechten. So kam praktisch Kirchscheid im Tauschhandel gegen Haus Sülz an die Abtei Siegburg. Um 1105 bestätigt Erzbischof Friedrich I. von Köln die Rechte und Besitzungen des Klosters Siegburg, darunter auch die Besitzung in Scheida „Scheida, quod a quodam Theoderico et eius uxore Meinlinde per precariam acquisitum est“ = Scheid, welches von einem ge-wissen Theoderich und dessen Gemahlin Meinlinde auf Widerruf (zu Lehen gegeben) erworben worden war.

Die gleiche Schreibweise ergibt sich aus einer Urkunde von 1116.

Am 6. 1.1121 bestätigt Erzbischof Friedrich I. von Köln die schriftlich vorliegenden und wörtlich eingerückten Verfügungen Abt Kunos I., die dieser zum besseren Unterhalt der sich vergrößernden Zahl der Mönche getroffen hatte. Hierbei wird auch Scheyde genannt, das 4 Mark an die Abtei zu zahlen hatte, ferner Weizen und Gerste liefern mußte. In einer Urkunde aus dem Jahre 1140 bestätigt Erzbischof Arnold I. von Köln dem Kloster Siegburg die von Bruno II. vorgenommene Aufteilung der Kircheneinkünfte, ferner den Besitz und die Einkünfte des Klosters. Danach belaufen sich die Einkünfte aus Scheide auf 10 und 8 denarios.

Am 25.12.1275 weist Abt Adolf von Siegburg seinem Konvent für die geliehenen 100 Mark, mit denen er eine Schuld bei dem Juden Caleman bezahlt hat, Einkünfte des Hofes Kirchscheid – hier Scheida genannt – in Form von jährlich 30 Malter Weizen bis zur Abzahlung der 100 Mark an. Am 13.12.1276 verleiht Abt Adolf seinem Konvent den Abtshof zu Kirch-scheid – curtem abbatie in Scheyde mit näher bezeichneten Einkünften, behält sich aber die Wachszinsigen (Wachszinsiger = Person, die sich unter den Schutz des Klosters stellte und dafür reinen Wachs zu liefern hatte) des Jakobsaltares des dortigen Hofes – altaris beati Jacobi in ipsa curte – vor. Ein Kämmerer hat für die Instandhaltung der Fensterläden der Kapelle – luminaria ad capellam beati Jacobi – zu sorgen. Hier ist zum erstenmal auch von der Jakobskapelle zu Kirchscheid die Rede. Wir wissen nicht, wann sie errichtet wurde. Jedoch kann das nur zwischen 1100 und 1276 gewesen sein. Die Patroziniumforscher geben für die Gründung von Kir-chen und Kapellen mit diesem Schutzpatron die Zeit um 1200 an. Damit dürfte auch ungefähr der Zeitpunkt der Errichtung der Jakobskapelle gege-ben sein. Die Siedlung trägt jedoch immer noch den Namen Scheid. Das geht auch aus einer weiteren Urkunde um 1287 hervor, einem Verzeichnis der Geldeinkünfte der Abtei aus westfäli-schen und rheinischen Besitzungen. Hier heißt es, daß in Kirchscheid 7 ½ Mark gezahlt wurden – Ipso die in Scheide VII ½ marce. Der Siedlungsname war auch 1367 noch nicht geändert. In einer Urkunde vom 16.11.1367 ist die Rede von einer Wiese, für die an den Hof zu Scheide für die Kämmerei des Klosters 2 Pfennige Zins zu zahlen sind.

Im Jahre 1387 wird ein „Teilmann van Scheide“ mit einem Gut „Henkins“ belehnt.

Am 19.4.1421 wird in einer Urkunde ein gewisser „Teil, Sohn des Kuno“ zu Kirchscheid genannt, der Haus Dorp als Mannlehen erhalten hat. Bei der Verlehnung des Aulshofes wird am 22. 2. 1513 ein „Jorgens“ von Kirchscheid als Zeuge genannt.

Erst am 12.4.1526 hören wir von einem Hof zu Kerenscheide auf der Scheiderhöhe im Kirchspiel Lohmar. Abt Johann von Fürstenberg, Prior und Konvent zu Siegburg machen bekannt, daß sie für 400 Gulden den Hof zu Kirchscheid an den Probst und Dr. Antonius Fürstenberg auf Lebenszeit zu seinem Nutzen verkauft haben. Nach seinem Tode aber fällt der Hof wieder an die Abtei zurück.

Am 18.3.1560 kam es zum Weistum des Hofes zu Kyrschiedt, das in seinen wesentlichen Punkten im „Kyrchschiedt er hoffs Gedings Buch de 1560 bis 1565“ wiedergegeben ist. Auf diesem Gericht wurden alle dieses Gut betreffenden Streitigkeiten und Regelungen geschlichtet und ausgehandelt. Um diese Zeit war „Johann Wydenest rent-meyster und dener des gotzhuis Sybergh zo Kyrchschiedt“. An den Ge-richtsverhandlungen nahmen teil „Jannes zo Halbergh als scholtis, als Scheffenn peter zom eygenn, gillis zom scharrennbrogh, Jann zom siffenn, girret ynn der mullenn, Dreys zo Hammershouen, peter zo scherff, theyll zo lomer ym Haue, Kerstgen zom neuwenhuis u. Jarus zoe baich“55. Das o. g. Weistum war notwendig geworden, weil sich die Bergischen Her-zoge immer mehr in Privatangelegenheiten einmischten, dem sich der Siegburger Abt widersetzte. Solches geht auch aus einer Bittschrift vom 8. 8.1566 hervor, in der ein Bürger von Altenrath dem Herzog von Jülich-Kleve-Berg mitteilt, daß ihm ein gewisser Peter Bitter am Hofgeding des Siegburger Abtes zu Kirchscheid wegen 7 Viertel Land verklagt habe, daß Schultheiß und Schöffen zu Kirchscheid ihr Urteil bereits am 22. 4. zugunsten Bitters gefällt hätten, und daß dieses Urteil erst am nächsten Ge-richtstag zu Kirchscheid bekannt gegeben werde. Der Herzog wird um Vermittlung gebeten. Aus einer Urkunde vom 6.1.1582 erfahren wir, daß es Streitigkeiten zwischen dem Kloster Siegburg und Adolf von Bellinghausen, Herr zu Haus Sülz, wegen Haferlieferungen und Geldverpflichtungen an den abteilichen Hof zu Kirchscheid gegeben hat. Diese Streitig-keiten werden zwischen Abt Gottfried von Eyll und Adolfs Witwe, Gertrud von Elverfeld, beigelegt.

Am 10. 6.1586 ist auch ein „Braun zu Kirchscheidt“ Zeuge bei der Beschreibung des Weges von Wahlscheid zur Sülzer Brücke.

Weitere Schreibweisen finden wir auf einer Karte von Hondius um 1600 Kirchsei, in der Notiz Pfarrer Mohrenhofens aus der Zeit zwischen 1627 und 1645 Kirchscheidt, auf der Mercator-Karte von 1645 Kirchsey, in den Taufbüchern von Lohmar 1662 Kirchscheid und 1689 Kirchscheit, ferner auf einer Karte von Sanson aus dem Jahre 1673 Kirchsei.  

In einer „designatio redituum“ (Erhebung kirchlicher Einkünfte) aus dem Jahre 1676 wird die Kapelle mit einer Bewertung unter der Pfarre Lohmar erwähnt: Kirchscheide capella gehöret quoad curam animarum nach lohmar, davon collator abbas (als Beisteuernder der Abt) in Sybergh61. Am 4. und 5. Mai 1676 wird der „hof zu Kirscheidt“, der „allerseits zwischen des godeshauß Sygberg güter gelegen“, neu vermessen. Wir erfahren, daß zum Kirchscheider Hof auch das Höfchen Oberstorf gehört.

Um diese Zeit hat also die Jakobskapelle noch bestanden. Delvos berichtet weiter, daß sie im 18. Jh. baufällig wurde und viel Material von ihr zum Neubau einer Kapelle auf der Scheiderhöhe im Jahre 1803 verwandt wurde.

Bis zu diesem Zeitpunkt, 1803, blieb Kirchscheid im Besitz der Abtei Siegburg. Dann wurde der Hof säkularisiert. Um 1820 ging er über an die Familie von Hymmen, die bei Fahne II, bereits im 18. Jahrh. als eine blühende rheinische Familie bezeichnet wird.

Weitere Schreibweisen für Kirchscheid finden wir auf einer Karte von N. Visscher aus dem Jahre 1690 Kirchsei , auf der Ploennis-Karte von 1715 Kirchscheiderhof, auf der Wiebeking-Karte von 1790 Kirch-scheid und auf der Hartmann-Karte von 1845 Kirscheiderhof.

1829 wohnten in Kirchscheid 10 Personen an 1 Feuerstelle; 1843 wurden 7 Bewohner gezählt. 1872 wurde das Ackergut von 12 Personen bewirtschaftet.

Quelle: Siedlungs und Heimatgeschichte der Gemeinde Lohmar von Stud.-Direktor Wilhelm Pape

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