Karneval in Lohmar
Enthaltene Objekte
Dokumente
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2006
Warum die bekannte Lohmarer Karnevalgruppe "Lühmere Murrepinn" schon lange vor Corona nicht mehr auftrat, ist in deren Chronik festgehalten. Sie wurde 2006 mit einem letzten Auftritt dem HGV Lohmar übergeben. Zur Überraschung aller Jecken trat bei der Jubiläumsfeier der KAZI-Funken Rut-Wieß am 10. Elften 1979 eine Männergruppe auf und trug Karnevalslieder vor, die sich auf Lohmar bezogen. Sie löste wahre Beifallsstürme aus. Ihre Zugabe "Lühmere Mädche sin bang" wurde zum Hit des Lohmare Karnevals. Im Jahr der 900 Jahrfeier Lohmars 1981 schrieb Bernhard Walterscheid-Müller "Dat Lühmere Murrepinnleed" nach der Melodie "En d´r Kayjaß Nummer Null". Im Mai 1991 wurden die Auftritte zur Geschichte, als die "Murrepinn" in der Gaststätte Bergschänke beschlossen aufzuhören.
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1984
Die Karnevalssession 2020/21 fühlte sich an, als wäre am 11.11. Aschermittwoch. Der Lockdown wirkte nicht nur gegen die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch gegen den „virus carnevalis“. Die Ausübung eines Brauchtums, das in Lohmar und Umgebung... Die Karnevalssession 2020/21 fühlte sich an, als wäre am 11.11. Aschermittwoch. Der Lockdown wirkte nicht nur gegen die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch gegen den „virus carnevalis“. Die Ausübung eines Brauchtums, das in Lohmar und Umgebung schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Anfang mit Tanzveranstaltungen und Kostümbällen nahm, war lahmgelegt. Die ersten Karnevalsitzungen fanden in den 1920er Jahren statt, in Birk (1928) und Lohmar (1929) wurden Prinzen präsentiert. In den Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kam das Karnevalstreiben mit Sitzungen, Prinzenproklamationen und Rosenmontagszügen so richtig in Schwung. 1946 wurde die älteste Lohmarer Karnevalsgesellschaft „Ahl Jecke“ und 1948 der Karnevalistenzirkel KAZI Lohmar, der aus den Reihen des 1919 gegründeten Sportvereins Lohmar hervorging, gegründet. Karnevalisten wie Heinrich Schwellenbach und Paul Zimmermann („ De Schwan“) waren in den 1950er Jahren über die Grenzen Lohmars bekannt und begeisterten mit ihren Auftritten. Die Karnevalsprinzen sind in Lohmar seit 1952 vom Vereinskomitee und seit 1972 in Birk vom Ortsring erfasst. Bernhard Walterscheid Müller schildert das Auf und Ab des Karnevaltreibens in seinen Erinnerungen 1984 (siehe Dokument). Seine Schlussworte: „Wie in den vergangenen Jahrzehnten möge auch weiterhin der sorgenbefreiende Ruf ertönen: Luhme Alaaf“ konnten in Zeiten der Corona Pandemie nicht passender sein. | |
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1926
- 2022 100 Jahre Karneval in Lohmar sollten in der Session 2021/22 nach den Planungen des Vereinskomitees groß gefeiert werden. War nach der gelungenen Karnevalseröffnung am 11.11.2021 vor dem Rathaus und der Proklamation des Dreigestirns am 20.11.2022 auf... 100 Jahre Karneval in Lohmar sollten in der Session 2021/22 nach den Planungen des Vereinskomitees groß gefeiert werden. War nach der gelungenen Karnevalseröffnung am 11.11.2021 vor dem Rathaus und der Proklamation des Dreigestirns am 20.11.2022 auf der KAZI-Karnevalssitzung die Zuversicht noch groß, machte kurze Zeit später eine weitere Corona-Welle allen Großveranstaltungen wie in der vorausgegangenen Session einen Strich durch die Rechnung. Auch vor gut 100 Jahren hatte es das rheinische Karnevalsbrauchtum schwer. Der 1. Weltkrieg wie auch später der 2. Weltkrieg hatten das Karnevalstreiben zum Erliegen gebracht. Aber auch damals ließen sich die Menschen nicht unterkriegen und den Karneval wieder aufleben. In Lohmar spielte der 1919 aus Männern des Jünglingsvereins gegründete Sportverein eine herausragende Rolle. Er stellte jeweils nach den beiden Weltkriegen die ersten Karnevalistischen Sitzungen auf die Beine: 17. Januar 1926 und 9. Februar 1947.
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Bilder
Die Erbse und das Erbsenstroh sind von alters her Symbole der Fruchtbarkeit. Der „Äezebär“ (Erbsenbär) ist ein mit Erbsenstroh verkleideter Mann, der einen schreitenden Rundtanz vollführt und von meist maskierten Musikanten begleitet wird. Sie ziehen in Lohmar am Karnevalsdienstag von Haus zu Haus oder von Geschäft zu Geschäft und sammeln für einen guten Zweck. (B. Walterscheid-Müller, Lohmarer Mundart, Lohmar 1983)
Auf dem Foto von etwa 1960 ist die Gruppe, von vielen Kindern begleitet, vor der Drogerie Starke (neben der Gaststätte Schnitzler, heute Lohmarer Höfe) angekommen. Der Äezebär ist Hans Josef Höndgesberg – er ist nicht in Erbsenstroh gehüllt, sondern mit Sackleinen bekleidet – links im karierten Hemd ist Karl Heinz Winkler, daneben Bernd ?, Horst Dieter Höndgesberg und Hans Peter Kirschbaum als Bärenführer. Der ruft dann: „Bär donn danze!“ oder „Hurr Dei Dei!“ und die Musikanten machen mit Rasseln und Trommeln großen Radau.
Auf dem Foto aus dem Jahr 1937 sieht man einige Karnevalszug-Teilnehmer, die nach dem Umzug auf dem Heimweg über die Bachstraße von einer Schar Kinder begleitet werden. Der ältere Mann mit Hut und Fahrradkarre ist Willi Höndgesberg. Im Hintergrund der erste Steg über den noch offenen Lauf des Auelsbaches ist der Zugang zum Haus Lehr (heute Heinrich, Ecke Bachstraße 22/Steinhöferweg), links im Bild mit Scheune. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Haus Lehr um den ehemaligen Steinhof handelt, da dieses das einzige Haus weit und breit im Bereich der Urflurkarte von 1823 "Bürgermeisterei und Gemeinde Lohmar" in der Gewanne "Steinhöfers Garten" ist. Nach dem Verzeichnis der Gebäude und ihres Reinertrags (von 1821) Flur III, Name der Gewanne: "Steinhöfer Garten", Flurstück 255 ist der Name des Eigentümers oder Nutznießers: Müller, Peter zu Lohmar. Wie der Eigentumsübergang zu den späteren Nutzern Lehr erfolgte ist nicht bekannt. Der Steinhöferweg hat seinen Namen von dem ehemaligen Anwesen Steinhof.
Über die schmale Brücke in den Steinhöfer Weg gibt es folgende Geschichte zu erzählen: Josef Wingen führte nach dem Krieg die ehemalige Bäckerei von Johann Knipp (nahe der evangelischen Kirche, dort wo heute die Videothek ist, Hauptstraße 76). Bertram Hagen war 1956 bei ihm als Geselle angestellt. Zu der Zeit war es noch üblich, dass morgens die Brötchen den Kunden zugestellt wurden. Bertram Hagen fuhr mit dem Geschäftsfahrrad die Brötchen aus, hatte es eilig und deshalb die Kurve von dem Brückchen in die Bachstraße nicht richtig eingeschätzt und landete mit dem Fahrrad halb am Bachufer und halb im Bach, so dass die wertvolle Fracht in den Auelsbach fiel. „Am Achnitz“ (Ecke Bachstraße/Hauptstraße) war die Bushaltestelle der Linie Siegburg – Overath, wo viele Leute am Morgen auf den Bus warteten. Diese waren erstaunt und amüsierten sich, als viele aufgeweichte dicke Brötchen auf dem Wasser schwammen.
Der zweite Steg auf dem Foto von 1937 ist die damals ungefähr einen Meter breite Brücke zum Anwesen Schmitz und in den Steinhöfer Weg. Die Familie Schmitz führte später das Lebensmittelgeschäft an der Hauptstraße 38, später „Edeka-Markt“ Heinen und ab 1995 „Schreib-Lese-Spiel-Centrum Mitschinski“ - heute sind in den Gebäuden andere Nutzungen.
Foto von R. Starke neben der Gaststätte Jägerhof, Hauptstraße 35.
Schorn, Franz Ramme, Berthold Harnich, Walter Linden, Franz-Heinz Alda, oben Werner Ennenbach, HansJosef Speer, Peter Thomas, oben Heinz-Josef Frielingsdorf, Heinz Ruhrmann, oben Herbert Höndgesberg und .. Antzenberger, Willi Höndgesberg, oben Alfred Vierkötter, Joachim Dreilich, oben Heribert Frielingsdorf, Horst Pütz, oben Josef Faßbender, Hugo Steimel, oben Helmut Steimel.
Wahrscheinlich auf Rosenmontag 1948 entstand die Aufnahme, auf der viele maskierte Lohmarer Kinder auf der Treppe der Gaststätte "Zum Jägerhof" fotografiert wurden.
Zu sehen sind: 1. u. 2. unbekannt, 3. Hilde Schmitz, 4. Hedwig Schmitz verh. Furk, 5. unbekannt, 6. Hedi Zimmermann verh. Raemich, 7. Anneliese Psyk, 8. Bernhard Labitzke, 9. u. 10. unbekannt, 11. Karl Heinz Höndgesberg, 12. Hildegard Hölper verh. Krumbe,13.-15. unbekannt, 16. Martin Jansen, 17. u. 18. unbekannt, 19. Margret Gunenberg, 20. Edith Schönenborn, 21. unbekannt, 22. Peter Ramme?, 23. Maria Stöcker verh. Anders, 24. unbekannt, 25. Steffi Henschel, 26. Marlene Hein verh. Reinartz, 27. Elisabeth Frielingsdorf, 28. Doris Schüchen verh. Zibell, 29. und 30. unbekannt, '31. Wilma Stöcker, 32. Anneliese Dziallas, 33.-35. unbekannt, 36. Eckehard Penquitt, 37 unbekannt, 38. Margret Ramme verh Joannidis, 39. Giesela Klug verh. Steimel, 40. Johanna Frielingsdorf verh. Thomas, 41. u. 42. unbekannt, 43. Heinz Ramme, 44. Rainer Krämer, 45. u. 46. unbekannt, 47. Karin Breidenbach.
Im Januar 1939 hatte der Lohmarer Turnverein seine Karnevalssitzung abgehalten. Auf dem Foto sind der Elferrat, der Herold, ein Polizist und noch zwei weitere Jecken abgebildet.
Zu sehen sind:
1. Heinrich Ruhrmann (Frisör, Hauptstraße), 2. Hubert Pohl sen. (Kieselhöhe), 3. Johann Höndgesberg (Kieselhöhe), 4. Heinrich Roland (Hauptstraße), 5. Adolf Becker (Hauptstraße), 6. Erich Klein (Am Bungert), 7. Josef Becker (de Beckesch Fuss, Gartenstraße), 8. Polizist = Heinrich Schwellenbach (Kirchstraße), 9. Karl Halberg sen. (Bäcker, Hauptstraße), 10. Hans Scharrenbroich (Schneider, Kirchstraße), 11. August Boddenberg (Bachstraße), 12. Johann Henseler (Maler, Altenrather Str.), 13. Josef Henkel (Post), 14. Peter Kurtsiefer (Kirchstraße), 15. Herold = Hans Roland (Hauptstraße).
Auf dem Foto ist die Aufstellung des Karnevalszugs 1959 auf dem Marktplatz an der Mittelstraße (heute Rathausstraße) festgehalten. In diesem Jahr waren Alwine und Willi Ennenbach (Metzgerei im Hause Dunkel auf der Hauptstraße 60) das Prinzenpaar.
Links ist die Konservenfabrik von Peter Meurer (heute VR-Bank) und daneben sieht man das Haus Schönenborn (auch VR-Bank) und das Haus Ulrich, in dem die Familie Frost wohnte (heute Geschäft Gäb). Das Haus von Leo van Wüllen ist noch im Rohbau. Rechts der Giebel des Feuerwehrhauses (heute Rathaus), in dem auf der ersten Etage die Familie Balthasar („Bältes“) Krieger wohnte.
Auf Fastnacht etwa 1954 entstand obiges Foto in Lohmar im Mühlenweg vor dem Grundstück Lohmarhöhe, wo auch der einzige damalige Kindergarten war, der von den Schwestern vom Orden „Vom amen Kinde Jesu“ betrieben wurde.
Jeweils von links nach rechts: Hinten: Hans Gert Kraheck, Heinz Günter Hartmann, unbekannt, Manfred Wacker, Kurt Sauer und Heribert Frielingsdorf. Alle sind mit einer Knallplättchen-Pistole derselben Art ausgerüstet – damals war das Angebot noch nicht so vielfältig wie heute. Vorne sind zu sehen: Bert Schüller, Manfred Frost und Lothar Höndgesberg.
Foto von R. Starke vor dem Haus von Schuhmacher Scharrenbroich, Hauptstraße 18. An den Hauswänden sind noch die Einschlaglöcher von Granatsplittern zu sehen.
Helga Henkel verh. Nitsch, Helga Dichanz verh. Lindemann, Marianne Tüttenberg verh. Pohl, Inge Linden, Inge Henkel verh. Naumann, Maria van der Viefen verh. Bruns, Käthe Ennenbach verh. Giesen, Eveline Gschwind verh. Körting, davor Bert Schüller, Werner Ennenbach, Karl-Josef Hein, Heribert Frielingsdorf, sitzend: Hans-Josef Speer, Heinz-Josef Frielingsdorf, Franz Ramme, Franz-Josef Kümmler.
Weil im Winter 1958/59 der Saal im „Hotel zur Linde“ abgebrannt war (N. Steinbach, Walterscheid, o.J.) fanden Veranstaltungen im Zelt oder später in der Aula der Hauptschule statt.
Auf dem Foto aus der Mitte der 1960er Jahre ist ein Teil des Elferrats einer KaZi-Sitzung in der Aula der Hauptschule zu sehen; von links nach rechts: Carl Scheiderich (Drogerie und Lebensmittelgeschäft an der Hauptstraße 79, heute Bestattungsgeschäft Artz), Martin Köb, Willi Schüchen, Franz Alda, Werner Schwillens und Präsident Paul Zimmermann („de Zimmermanns Schwan“), der zu dieser Zeit eine Aral-Tankstelle an der Hauptstraße 113-115 hatte. Heute ist hier der Reifenservice Balkhausen GmbH.
KaZi ist die Abkürzung für Karnevalisten-Zirkel. Dieser Verein wurde am 18.1.1952 gegründet. Erster Vorsitzender war Paul Zimmermann und sein Stellvertreter Adolf Heimig.
Wahrscheinlich Anfang bis Mitte der 1950er Jahre auf Weiberfastnacht entstand dieses Foto der jecken Frauen von Lohmar. Wo das Foto entstand konnte nicht geklärt werden.
Von links nach rechts: 1. Kätti ?, 2. unbekannt, 3. Thea Ruhrmann (Ehefrau von Frisör Heinrich Ruhrmann,wohnten im Haus von Dr. Römer – heute Parfümerie Rüdell), 4. Anna Schmitz geb. Röger,Altenrather Str., 5. Klara Scheiderich, Hauptstr. (heute Lottoannahme) 6. Else Dunkel geb. Röger, „Dunkels Eck“, 7. unbekannt, 8. Anna Postertz geb. Frost, Kirchstraße, 9. Maria Rottland, 10. Käthe Reers, 11. Elisabeth Sauer geb. Wacker, Brennstoffhandel Hauptstr., 12. Mathilde Müller geb. Rottland, Altenrather Str., 13. Elisabeth Scheiderich, geb. Schopp ?
Ende 1923/Anfang 1924 kaufte die Genossenschaft „Vom armen Kinde Jesu“ – Mutterhaus der Gründerin Clara Fey in Aachen – von den Besitzern der Fassfabrik Endrulat und Eschbach (heute Gewerbegebiet Auelsweg) Lohmarhöhe, um dort ein Heim für verwahrloste Kinder und Waisenkinder aus Köln einzurichten. Hier war auch bis in die 1960er Jahre der erste Lohmarer Kindergarten. Auf dem Foto von Weiberfastnacht 1947 stehen die Kinder des Kindergartens maskiert vor dessen Eingang.
Das Prinzenpaar von Lohmar war 1963 Karl Josef Kappes und seine Freundin Irmgard Bergfelder aus Siegburg. Das Foto wurde im Musikzimmer des neuen Küsterhauses gemacht (Kirchstraße 21, vor dem Wohnhaus Kümpel). Karl Josef Kappes war mit seiner Ehefrau Magdalene geb. Roth 1972 noch einmal das Prinzenpaar von Lohmar. Der karnevalistische Höhepunkt in seinem Leben war jedoch, als die Kölner Karnevalsgesellschaft „Jan van Werth“ – der er auch angehörte – ihn 1985 als Prinz im Dreigestirn des Kölner Karnevals stellte. Mit seinem musikalischen Talent war Karl Josef Kappes, geb. am 7.10.1940 in Lohmar, als Chordirektor ADC und Dirigent vieler Chöre weit über Lohmar hinaus bekannt und geschätzt. Er starb viel zu früh am 16.6.2003 in seinem Wohnort Krahwinkel.
Das Foto befindet sich im Archiv des HGV und zeigt einen Ausschnitt aus dem Karnevalstreiben der 1930er Jahre. Auffallend sind die vielen Schörreskarren (einrädrige Holzkarre). Es wird berichtet, dass es schon 1928 und nach dem Krieg Anfang der 1950er Jahre in Lohmar Schörreskarrenrennen gab: "Se rannten öve de Bachstroß on dann de Hauptstroß zerök".
In den 1950er Jahren hatte der Junggesellenverein "Gemütlichkeit Lohmar" großen Anteil am geselligen Leben im Ort. Ein Stammlokal war beim "Schwamborn" in der Gasstätte Jägerhof an der Hauptststraße. Mit dem Motto des Karnevalswagens 1954 "Lühme Muhr" outeten die Junggesellen sich als "echte" Lohmarer. Noch heute wird die Lühme(re) Muhr als Auszeichnung für besondere Verdienste um den Lohmarer Karneval vom Vereinskomitee Lohmar verliehen.
Karneval und Politik sind seit Jahrhunderten eng miteinander verknüpft. Während der fünften Jahreszeit im Rheinland wurde und wird die Obrigkeit gerne zur Zielscheibe des Spottes der Karnevalisten. 1968 war die Wahl des Gemeindedirektors Albrecht Weinrich Motto eines Karnevalswagens im Rosenmontagszug. Albrecht Weinrich war am 6. Dez. 1967 mit knapper Mehrheit von 9 : 8 Stimmen vom Rat zum neuen Gemeindedirektor gewählt worden. Als er 1980 nicht wiedergewählt wurde und durch Horst Vandersander (FDP) abgelöst wurde, schlugen nach einer Büttenrede auf der Prinzenproklamation unter dem Sitzungspräsidenten Werner Knorre die Wogen hoch. Werner Knorre hatte unter großem Jubel der Besucher erklärt, dass, wenn die Vereine das Sagen hätten, Albrecht Weinrich wiedergewählt worden wäre. Der Büttenredner Heinz Rech hatte gefragt: "Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Terroristen und einem Gemeindedirektor?" Antwort: " Der Terrorist hat Sympathisanten." Daraufhin verließen der damlige Bürgermeister Hans-Günther van Allen und der designierte Gemeindedirektor Horst Vandersander fluchtartig die Szene.
Der uralte Karnevalsbrauch ist für unsere Stadt Lohmar bereits im Jahr 1879 bekundet als im Siegburger Kreisblatt für Fastnachtsbälle bei Peter Jos. Knipp in Lohmar, Aug. Berger im Aggerhof und H. Weeg in Scheiderhöhe geworben wurde. In der Besatzungszeit (1919-1926) nach dem Ersten Weltkrieg war das Karnevaltreiben sehr eingeschränkt. Die Rosenmontagszüge kamen in 1950er Jahren richtig in Schwung.
Medien
Die traditionelle Rathauserstürmung am Rosenmontag wurde von der ältesten Lohmarer Karnevalsgesellschaft „Ahl Jecke“ ins Leben gerufen. Der Videoausschnitt aus „Unsere Gemeinde Lohmar“ zeigt den Sturm auf das Rathaus 1976 als das Prinzenpaar Bältes I. und Anneliese I. (Krieger) das Narrenvolk regierte. Bältes Krieger war Gründungsmitglied der „Ahl Jecke“ im Jahr 1946. Gemeindedirektor Weinrich und Bürgermeister Dr. Hans Günther van Allen erklärten den Rücktritt.
1976 drehte Horst König unter der Schirmherrschaft des damaligen Gemeindedirektors Albrecht Weinrich ein Film über Streifzüge durch die Gemeinde Lohmar. Eine Videonachbearbeitung durch Wolfgang Hilleke, Honrath wurde durch den Verkehrs- und Verschönerungsverein Wahlscheid unterstützt.
Neben Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter bildet der Karneval im Rheinland die 5. Jahreszeit. Der erste närrische Höhepunkt ist die Proklamation der Tollitäten. In der Session 2020/21 sollten Prinz Wolfgang I. (Boldt), Bauer Rolf (Pauli) und Jungfrau Andrea (Andrè Bläß) von der Tanzgruppe „De Drömdöppe“ die Lohmarer Jecken regieren. Doch der Corona-Lockdown verhinderte nahezu alle Traditionsveranstaltungen, so auch die Proklamationssitzung des KAZI. Das designierte Dreigestirn kann sich aber auf die nächste Session freuen, da die Karnevalsgesellschaft „Ahl Jecke“ sich bereit erklärte, ihre Narrenherrschaft um ein Jahr zu verschieben. Sie wird dann 2022/23 zum „77 jährigen“ die Tollitäten stellen.
Zahlreiche Lohmarer Prinzen kommen aus den Reihen der KG „Ahl Jecke“, angefangen 1952 mit Gerhard Schönenborn. 1976 wurde ihr Gründungsmitglied Bältes I. (Krieger) und seine Frau Anneliese I. von Bürgermeister Hans Günther van Allen proklamiert. Die Sitzung leitete Sitzungspräsident Werner Knorre. Die Regierungserklärung verlas Adjudant Josef van der Viefen. Die Tanzcorps "Lühmere Mädche" und die Kazi-Funken "Rut Wieß" mit ihrem Tanzmarichen Elke Nitsch (verh. Jahnke) und Tanzoffizier Klaus Schröder sowie viele weitere einheimische Kräfte gaben sich die Ehre. Horst König hat Ausschnitte in einer Filmaufnahme über die Gemeinde Lohmar festgehalten.
Der Filmausschnitt erinnert an die legendären Hauptschulsitzungen, die Rektor Hans-Georg Fingerhuth(Vorschaubild) 1963 ins Leben rief und die leider 2013 - auch weil die Haupstschule aufgelöst wurde - nach 50 jähriger Tradition ein Ende nahmen. 36 Jahre organisierte Hauptschullehrer Erwin Rußkowski als Sitzungspräsident den Schulkarneval. Schön, dass er diese Nachwuchs- Förderung der rheinischen Mundart und des Karnevalsbrauchs in dem Verein „Saach hür ens“ fortgesetzt hat und hier weitere fantastische Karnevalssitzungen veranstaltet, wenn nicht gerade wie in der Session 2020/21ein Corona-Virus den Karnevals-Virus überbietet.
Herzlich begrüßte Johannes Wingenfeld als Kommmentator des Karnevalszuges am Rosenmontag 2023 die langjährige Leiterin des katholischen Kindergartens in Lohmar Ursula Muß. Sichtlich gut gelaunt verfolgte sie die vorbeiziehenden Mottowagen und Fußgruppen und freute sich über die große Kindergartengruppe "Ihres" katholischen Kindergartens, die den Zug anführte. 40 Jahre lang hatte Sie mit Kindergartenkindern und Eltern am Zug teilgenommen und sich 2020 verabschiedet. Zum Abschied hatten Ihr eine große Zahl "Ehemaliger" nicht nur als Zugteilnehmer, sondern auch mit einem Abschiedslied "All dat mät se met Hätz, von Aanfang bes zoletz..." im katholischen Pfarrheim einen herzlichen Abschied bereitet.
Begebenheiten
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18. Februar 1947
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1925
- 1925
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Aus der älteren Karnevalsgeschichte wissen wir, dass kleinere Fastnachtsbälle bereits im Jahr 1879 in Lohmar veranstaltet wurden. Der Straßenkarneval kam nach dem zweiten Weltkrieg in Fahrt. Im Protokollbuch vom 4.2.1950 der 1946 gegründeten KG „Ahl... Aus der älteren Karnevalsgeschichte wissen wir, dass kleinere Fastnachtsbälle bereits im Jahr 1879 in Lohmar veranstaltet wurden. Der Straßenkarneval kam nach dem zweiten Weltkrieg in Fahrt. Im Protokollbuch vom 4.2.1950 der 1946 gegründeten KG „Ahl Jecke“ ist zu lesen, dass die Karnevalsgesellschaft mit zwei Wagen durch die Gemeinde fuhr. Der erste Wagen wurde von einem Esel der Gemeindeverwaltung gezogen. Der Esel stand bei Gemeindearbeiter und KG Gründungsmitglied Josef Büscher zu Hause im Stall. Im Jahr 1952 war zum ersten Mal ein Prinzenwagen dabei. Prinz Gerhard I. (Schönenborn) wurde vom Narrenvolk bejubelt. Die Karnevalsgesellschaft „Ahl Jecke“ organisierte die Rosenmontagszüge bis 1961. Dann trat an die Stelle der Ortsring Lohmar (Vorgänger des Vereinskomitees). In der Session 2021 wurde der Rosenmontagszug wegen des Corona-Lockdowns abgesagt. Bereits 1990 musste ein Zug (wegen des Orkans Vivian) abgesagt werden, der dann allerdings am 1. Mai mit großem Erfolg und mehreren zehntausend Zuschauern nachgeholt wurde. 1991 wurden Rosenmontagszüge wegen des Golfkrieges abgesagt.
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11. Februar 2024
Die erste Eucharistiefeier im Kölner Dialekt fand am 29. Febr. 1976 in der Liebfrauenkirche in Köln Mülheim statt anlässlich des hundertsten Geburtstages des Kölner Komponisten Willi Ostermann, der dort getauft worden war. Am 11. Febr. 2024, der... Die erste Eucharistiefeier im Kölner Dialekt fand am 29. Febr. 1976 in der Liebfrauenkirche in Köln Mülheim statt anlässlich des hundertsten Geburtstages des Kölner Komponisten Willi Ostermann, der dort getauft worden war. Am 11. Febr. 2024, der Sonntag vor Rosenmontag, wurde in der Lohmarer Pfarrkirche Sankt Johannes die „Kölsche Mess“ gefeiert. Der Vorsitzende des Vereinskomitees Lohmar Hansel Fingerhuth erinnerte an die Ursprünge und dankte Heribert Frielingsdorf, dem Ehrenmitglied und Ehrensitzungspräsidenten des KAZI Lohmar, der 1994 die Initiative zu der Messfeier in Mundart ergriffen hatte. Heribert Frielingsdorf hatte den volkstümlichen Kölner Pfarrer Professor Gerhard Herkenrath, der für seine kölsche Messen beliebt war, im Kölner Stadtgarten erlebt und nahm begeistert die Idee mit nach Lohmar. Dort konnte er mit Hilfe seiner Schwester Ursula Pfarrer Albrecht Hey überzeugen, obwohl dieser gebürtiger Düsseldorfer war. Das erste Zwiegespräch in der "Kölsche Mess" in Sankt Johannes hielten 1994 Heribert Frielingsdorf und Adi Arz. Umrahmt war die Messfeier 2024 in Sankt Johannes von vielen kostümierten Jecken unter der Regentschaft des Lohmarer Dreigestirns Prinz Bork I., Bauer Sven und Jungfrau Maximiliane. Pfarrer Francis und Diakon Roos waren die närrischen Geistlichen. In einem Zwiegespräch beleuchteten Johannes Wingenfeld (Kazi-Sitzungspräsiden) und Henning Jahnke (Sitzungspräsident „Saach hür ens“) die gesellschaftliche Stimmungslage und riefen dazu auf, mehr das „Wir“ und weniger das „Ich“ in den Vordergrund zu stellen. Für eine besondere karnevalistische und gleichzeitig besinnliche Stimmung sorgte die musikalische Begleitung von Regina und Jupp Mester und den „Halunken“.
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17. Februar 1947
1947 versammelte R. Starke Lohmarer Kinder zu einem Karnevalsfoto. Einige Mädchen wie Hedi Zimmermann und Elfriede Haller durften sich nicht kostümieren, weil sie Kommunionkinder waren. Der erste Rosenmontagszug fand in lohmar 1952 mit Prinz Felix... 1947 versammelte R. Starke Lohmarer Kinder zu einem Karnevalsfoto. Einige Mädchen wie Hedi Zimmermann und Elfriede Haller durften sich nicht kostümieren, weil sie Kommunionkinder waren. Der erste Rosenmontagszug fand in lohmar 1952 mit Prinz Felix Schönenborn statt. In Köln hatte der Stadtrat eine Verbots-Verordnung erlassen: „Der Karneval ist von altersher ein stadtkölnisches Volksfest, in dem sich die Lebensfreude der Kölner Bevölkerung stets offenbarte. Aber über dem Karneval steht der Ernst der Zeit. Um ihm auch für zukünftige bessere Tage den Charakter eines Volksfestes zu wahren und um jeder geschäftlichen Ausbeutung vorzubeugen, ist für das Jahr 1947 die Veranstaltung von organisierten Umzügen, öffentlichen Maskenbällen und Kostümfesten nicht zugelassen.“
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