Villa Therese, ein Eisenbahner-Erholungsheim in den 1950er Jahren
Die Villa Therese wurde 1896 von dem Kölner Gabriel Erven gebaut. Die Nutzung des Gebäudes wechselte häufig. Inhaber war von 1910 bis in die 1920er Jahre Joseph Pult, der am 8.4.1910 die Konzession erhielt, im Hause Nr. 149 (Hauptstraße) in Lohmar eine Schank- und Gastwirtschaft ohne Erweiterung und Einschränkung zu betreiben. Ab 1926 war die Villa in der Nachnutzung des Hotelbetriebes, Eisenbahner-Erholungsheim der ReichsbahnBetriebskrankenkasse Elberfeld. Anfang der 1930er Jahre weilten dort während der Sommermonate erholungsbedürftige Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren für jeweils vier Wochen zur Kur. Danach wohnte dort von Mai 1945 bis Ende 1946 die Familie Klug, die im Bahnhofsgebäude 1945 ausgebombt wurde. Später war es ein sogenanntes Leichtkrankenhaus, in dem sich heimgekehrte Eisenbahner wieder erholen konnten, eine Art REHA-Anstalt für Kriegsheimkehrer und andere. Anschließend wurde das Haus als Bergmann-Erholungsheim genutzt und vor der Übernahme durch die Stadt Lohmar im Jahre 1985 war hier die Poltische Akademie Lohmar als Bildungsstätte des „Kuratoriums Unteilbares Deutschland“ untergebracht. Die Stadt Lohmar baute die Villa Therese um, um dort die Stadtbücherie unterzubringen.
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd. 1, S. 155
Autor(en)
Lothar FaßbenderZuletzt angesehen: | 15.02.2025, 11:22 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
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1884
- 1933 Zunächst war das Reisen den privilegierten bürgerlichen Kreisen vorbehalten. Seit den 1860er-Jahren wurde es auch für andere Schichten populärer und wurde zu einer Art Volksbewegung. Zu erhöhter Mobilität trug insbesondere die Eisenbahn bei. Sie gilt... Zunächst war das Reisen den privilegierten bürgerlichen Kreisen vorbehalten. Seit den 1860er-Jahren wurde es auch für andere Schichten populärer und wurde zu einer Art Volksbewegung. Zu erhöhter Mobilität trug insbesondere die Eisenbahn bei. Sie gilt als Geburtshelfer des frühmodernen Massentourismus. Nach Eröffnung des ersten fertiggestellten Teilstücks Siegburg – Overath – Ründeroth der Aggertalbahn im Jahre 1884 war nun auch Lohmar an den Bahnverkehr bestens angebunden und damit für die Stadtbevölkerung gut erreichbar. Lohmar und Umgebung entwickelten sich aufgrund der sehr guten Verkehrsanbindung, der landschaftlichen bzw. Naturschönheit und der vorhandenen Kulturdenkmäler zu einer der beliebtesten Ferienregionen im Kreisgebiet. Mit dem stetigen Anstieg der Feriengäste ging auch ein Ausbau der touristischen Infrastruktur - Pensionen, Hotels, Gasthäuser oder Restaurants - einher. 1925 gab es in dem Ort Lohmar, der seinerzeit 1250 Einwohner besaß, sieben voll konzessionierte Schankstätten. Von den Anfängen des frühmodernen Massentourismus der sogenannten Sommerfrische und ihrer Entwicklung in Lohmar und Umgebung bis 1933 berichtet die Leiterin des Kreisarchivs Dr. Claudia Maria Arndt in ihrem Beitrag im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2022, siehe Dokument.
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25. November 1920
Diese Postkarte wurde am 25.11.1920 abgeschickt. Auf der Rückseite ist aufgedruckt, dass es sich um das „HotelPensionat Villa Therese, Besitzer Jos. Pult, Lohmar – Tel. No. 9“ handelt. Diese Postkarte wurde am 25.11.1920 abgeschickt. Auf der Rückseite ist aufgedruckt, dass es sich um das „HotelPensionat Villa Therese, Besitzer Jos. Pult, Lohmar – Tel. No. 9“ handelt. Doch auch Pult konnte die Villa nicht halten. Er verkaufte sie 1926 an die Reichsbahn, deren Betriebskrankenkasse Elberfeld das Hotel am 29.5.1926 als Erholungsheim für Reichsbahnbedienstete einweihte. (Quelle: Waltraud Rexhaus, Zur Geschichte der Lohmarer Hauptstraße, Seite 42 und Ludwig Polstorff, Chronik der Landbürgermeisterei Lohmar, Seite 190.) |
Zugehörige Bilder
1986 erwarb die Gemeinde Lohmar die Villa Therese, die als Politische Akademie genutzt wurde und Bundeseigentum war. Für die Gemeinde führte der damalige Beigeordnetete und spätere erste hauptamtliche Bürgermeister Horst Schöpe die Verhandlungen. Dazu gehörte ein Auftritt im zuständigen Bundestagsausschus mit Finanzmisnister Gerhard Stoltenberg. Mitbewerber war Wolfgang Overath (Fußballweltmeister 1974) als Immobilienunternehmer. Ausschlaggebend für den Zuschlag an die Gemeinde war, dort eine Bücherei und ein Begegnunszentrum errichten zu wollen. 1987 begannen die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, die mit Städtebauförderungsmitteln des Bundes und Landes finanziell unterstützt wurden.
Neben dem Villengebäude standen auf dem Grundstück von der Hauptstraße aus gesehen links das Gäste- und Personalhaus und rechts ein Wirtschaftsgebäude. Sie wurden beide abgerissen.