Kartoffelernte 1940er Jahre
Die Herbstferien hießen früher bis in die 1950er Jahre Kartoffelferien. Die Mithilfe von Kindern und Jugendlichen war selbstverständlich und von den Bauern mit eingeplant. Der Lohn für einen Tag war der Preis eines Zentners Kartoffeln. Selbstverständlich gehörte dazu die Kaffeepause mit Zwetschgenkuchen und Platzbroten. Bei einigen Bauern, wo bis zur Dunkelheit geerntet wurde, gab es auch Abendessen mit Buttermilchsuppe mit Zwetschgen.
Der Ernteablauf war so, dass die Rodermaschine oder Rodder vom Pferd, später vom Traktor, gezogen wurde. Die Kartoffeln wurden in Zweiergruppen aufgelesen, in Drahtkörbe geworfen und dann weiter in den bereitgestellten Karren geschüttet. Mit dem vollen Karren ging es zum Hof. Dort wurden die Kartoffeln verlesen oder zum Lagern und Trocknen in die Scheune gebracht. Man unterschied zwischen dicken (Reibekuchen-), normalen und kleinen (Pell-) Kartoffeln. Die beschädigten, grünen oder leicht angefaulten brauchte man für die Schweinefütterung.
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten, Bd. II, Mai 2012
Autor(en)
Peter HennekeuserZuletzt angesehen: | 22.03.2025, 15:51 |
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Querverweise
Zugehörige Bilder
Bei der Bildersuche für die drei Bände „Lohmar in alten Zeiten“” kamen manche Überraschungen zutage, so auch bei einem kleinen Gemälde aus dem Nachlass einer Birker Familie. Es handelt sich hier noch nicht einmal um das Original, sondern um ein Foto davon, das Peter Hennekeuser auf der Suche nach alten Bildern fand.
Zum Bildinhalt:
Vor der bekannten Südseite des Dorfes Birk vollzieht sich eine wohlbekannte Szene. Am Spätnachmittag, die Sonne steht schon tief im Westen, ist eine Familie bei der Kartoffelernte. Der Vater hält den etwas zu groß geratenen Sack auf, in den dieTochter den vollen Korb ausgeschüttet hat. Im Vordergrund liest die Mutter in tief gebeugter Haltung die eben aufgeharkten Kartoffeln auf. Beide Frauen tragen entsprechend der Zeit weiße Kopftücher. Der große Weidenkorb, die vollen Kartoffelsäcke, der Stiel der abgestellten Harke, der „Schürreskarren“ und das Kartoffelfeuerchen, alles ist so, als geschehe es in unseren Kindertagen.
Die Proportionen sind dem Maler nicht so gut geraten: Im Hintergrund sind der Kirchturm etwas schmal und das Dach des Schiffes zu mächtig und herunter geschleppt. Am Turm fehlen noch die Zifferblätter der nach 1920 installierten Kirchenuhr. Aber die hier viel zu großen Blitzableiter und das Kreuz auf dem Abschluss des Chordaches
wollte er nicht übersehen haben. Auch der „Kappes“ links neben dem Kartoffelacker ist zu prächtig gediehen. Gut erkennbar ist die früher vorhandene Hecke unterhalb der Gaststätte „Zur Kaiserhalle“ von Rudolf Schmitz. Neben jener steht das alte Häuschen des Heinrich Salgert, das später durch den Neubau des Johann Krengel
ersetzt wird. Über dem Dach der Kornbrennerei von Robert Schwamborn ragt mächtig der schlanke Metallkamin hervor; wir haben ihn später etwas bescheidener gekannt. Die Sicht auf das alte Schulhaus von 1846 ist weitgehend von Bäumen und Sträuchern verdeckt. Im Mittelgrund geht eine Frau die Straße hinunter nach Inger. Licht und Schatten überziehen mit den Wolken die Szene. Und auf Müllers Weide grasen zwei junge Rinder. Selbst zwei Heuböcke aus dem Sommer sind dort
vergessen worden.
Mit einem Pflug wurden die „Earpel“ (Kartoffeln) ausgefurcht (später „geröddert“). Die „Leser“ sammelten die Kartoffeln in Drahtkörben und schütteten sie in die „Mestekaar“. Die „Strünk“ warf man zum Verbrennen auf einen Haufen. Ein „Kaasch“ (Dreizahn) erleichterte die Arbeit. Das Ernten der Kartoffeln war „kött“ und „schröh“. Schnell waren die Kinder „schmaachtig“ (hungrig); wie froh waren sie, wenn Oma mit dem Korb kam. Sie brachte „Muckefuck“ in großen Emaille-Kaffeekannen und „en Brock“ (Butterbrot). Ein Tuch deckte den Inhalt des Korbes ab. Man setzte sich „beneen“ (beieinander), ließ es sich gut schmecken und hielt einen „Kall“. „Sienöh“ (beinahe) alle Familienmitglieder – von den im Haushalt lebenden Großeltern sowie unverheirateten Onkel und Tanten bis zum heranwachsenden Schulkind (damals gab es noch Kartoffelferien) – waren bei der Kartoffelernte eingespannt. „Dat rühmte“! (Das ging voran!)
Nach getaner schwerer Tagesarbeit aß die Familie abends zu Hause gemeinsam Kartoffelkuchen (“Dejelskochen“) sowie mit Butter, Apfelkraut und „Klatschkäse“ belegte Schwarzbrotschnitten. Man war nicht pingelig; jeder langte mit seiner Gabel in die mitten auf dem Tisch stehende Kartoffelschüssel. Es gab „zebasch“ (reichlich).
Zugehöriger Ort
Birk liegt im südöstlichen Stadtgebiet von Lohmar und gehörte bis 1969 zur amtsangehörigen Gemeinde Inger.