Villa Friedlinde mit Park in den 1930er Jahren
Am 6.3.1891 hat die Gemeinde Lohmar dem aus Köln stammenden Johann Josef Niessen die Parzelle Flur III, 647/0320 mit dem Wegekreuz und der Dorflinde verkauft, um sich hier eine Villa zu bauen.Das war die erste Villa in Lohmar. Niessen hatte dabei die Verpflichtung übernommen sowohl die Linde wie auch das darunter stehende Kreuz zu hegen und zu pflegen. Doch leider schon „im Mai 1892 starb Johann Josef Niessen in Rom, wohin er zur Kräftigung seiner Gesundheit gereist war. Ihm hat Lohmar sehr viel zu verdanken. Er starb viel zu früh, denn mit ihm schied der größte Wohltäter Lohmars aus dem Leben. Mit welcher Liebe er an Lohmar hing, ist daraus zu sehen, dass er nur in Lohmar beerdigt sein wollte. Er liegt auch auf dem Kirchenfriedhof begraben“ (Ludwig Polstorff, Chronik der Landbürgermeisterei Lohmar, Seite 23 f).
1906 war die Villa schon an eine Familie Esser aus Köln verkauft und hieß „Villa Esser“. Von dieser Familie übernahm Paul Bartz, der mit Elsa Erpenbach verheiratet war, die Villa. Er starb mit 62 Jahren am 3.7.1935. Seine verwitwete Ehefrau Elsa heiratete in 2. Ehe am 25.4.1939 in Lohmar Hubert Baumann. Die Baumanns betrieben in Köln-Mühlheim eine Kaffeerösterei „Rheinstolz“ und einen Lebensmittelgroßhandel „Baumann und Hasler“. Hier in Lohmar hatten sie in einem Nebengebäude der Villa Baumann (wie sie jetzt hieß) ein Zwischenlager. Ab Ende der 1950er Jahre wurde die Villa von den Baumannerben (Iris-Lacke in Eitorf) vermietet – zuletzt an den Botschafter der Republik Libanon – bis 1972 die Gemeinde Lohmar das Anwesen kaufte.
Auf dem Foto aus den 1930er Jahren ist das imposante Gebäude im Park der Villa Friedlinde – wie sie heute heißt.
Information
Quellenangabe
Lohmar in alten Zeiten Bd. 3, S.72
Autor(en)
Hans Dieter HeimigZuletzt angesehen: | 28.09.2023, 15:39 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
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1996
- 2022 Über den schadhaften Zustand des denkmalgeschützten Fachwerkgebäudes, Eisenmarkt 4 (Saugässchen) wurde in der Ausgabe des Lohmarer Stadtanzeiger von Januar 2021 berichtet. Es handelt sich um das Wohnhaus des ehemaligen Guttenhofes. Inzwischen (Febr.... Über den schadhaften Zustand des denkmalgeschützten Fachwerkgebäudes, Eisenmarkt 4 (Saugässchen) wurde in der Ausgabe des Lohmarer Stadtanzeiger von Januar 2021 berichtet. Es handelt sich um das Wohnhaus des ehemaligen Guttenhofes. Inzwischen (Febr. 2022) ist das Gebäude mit einem Bauzaun und Holzträgern abgesichert worden. Der Anblick lässt Zweifel aufkommen, ob das Baudenkmal erhalten bleibt. Die Geschichte des Guttenhofs geht auf das Jahr 1653 zurück, als er zum ersten Mal in einem Steuerregister über den „Lampenzehnden“ genannt wird. Im Landmaßbuch der Honschaft Lohmar von 1746 war der Guttenhof mit 3556 Ruten (1 Rute = 21,8 qm) als der 5. Größte von 54 Anwesen eingetragen. Über Personen und Familien, die im Zusammenhang mit dem Guttenhof bis 1996 genannt werden, berichtet Heinz Müller in einem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter, siehe Dokument. Auch der von 1813 - 1826 amtierende Bürgermeister Balthasar Schwaben hatte hier seinen Dienst- und Wohnsitz. 1996 war Karl Heinz Müller, Sohn des Heinrich Müller von der Lohmarer Jabach Eigentümer. Nicht nur der Bestand des „Guttenhof“, sondern auch der Gebäude auf den Nachbargrundstücken ist infrage gestellt. Sie grenzen unmittelbar an den Park Villa Friedlinde an und die Villa Therese mit Park ist nur wenige Meter entfernt. Zusammen mit dem Eisenmarkt/Saugässchen ist das gesamte Arreal nicht nur historisch bedeutsam, es bietet eine große Chance, die Ortsmitte Lohmars attraktiv weiterzuentwickeln.
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Zugehörige Bilder
Der aus Köln stammende Johann Josef Niessen baute in Lohmar um 1890 die erste Villa. Mit dem dazugehörigen Park grenzte sein Besitz an die Hauptstraße und umschloss auch die dortige alte Linde, nach der die Villa vermutlich benannt ist. Bereits zwei Jahre später starb er in Bonn, beerdigt wurde er auf dem Lohmar Kirchhof. In der Bürgermeisterchronik ist hierzu vermerkt: „Im Mai 1892 starb in Rom, wohin er zur Kräftigung seiner Gesundheit gereist war, der Erbauer der ersten Villa – jetzigen Villa Esser – in Lohmar, Herr J.J. Niessen. Ihm hat Lohmar sehr viel zu danken, und starb er viel zu früh, denn mit ihm schied der größte Wohltäter Lohmars aus dem Leben. Mit welcher Liebe er an Lohmar hing, ist daraus zu ersehen, das er nur in Lohmar beerdigt sein wollte. Er liegt auch auf dem Lohmarer Friedhof begraben.“
Der Besitz ging um die Jahrhundertwende an eine Familie Esser über – nach anderen Quellen an die Firma Reusch aus Hoffnungsthal – dann an Aloys bzw. Paul Bartz aus Köln. Durch die Witwe Else Bartz, die den Kölner Hubert Baumann heiratete, kam das Anwesen in den 1940er Jahren in den Besitz dieser Kaufmannsfamilie, die in Köln Mülheim einen Lebensmittelgroßhandel und die Kaffeerösterei „Rheinstolz“ betrieb. Die Familie Baumann wohnte hier und nutzte Teile der Nebengebäude auch als Zwischenlager ihres Großhandels. Die nun so genannte „Villa Baumann“ wurde ab den 1950er oder 60er Jahren vermietet, in den letzten Jahren an den Botschafter der Republik Libanon. 1972 kaufte die Stadt Lohmar den Besitz.
[Datierung des Fotos unbekannt, ca. 1930er bis 1950er Jahre, weil das originale Bildchen noch einen gezackten Rand hatte]
Das Bild aus der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre zeigt die Gewanne Eisenmarkts Garten („et Saujässje“), die Einmündung von der Bachstraße aus mit Abzweig zum Eisenmarkt, Bildmitte der Guttenhof mit Scheune im hinteren Hofraum, dessen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1653 erfolgte. Der von 1813-1826 amtierende Bürgermeister Balthasar Schwaben hat von 1819 im Guttenhof gewohnt und von dort auch seine Geschäfte erledigt. Die beiden Nebengebäude der „Villa Friedlinde“, rechts das Fachwerkhaus, das heutige „HGV-Haus“, Archiv des Heimat- und Geschichtsvereins Lohmar, dahinter ein weiteres verputztes, weiß gestrichenes Nebengebäude, das Anfang der 70er Jahre abgerissen wurde und von dem Teile Anfangs vom Eigentümer, der Kölner Kaufmannsfamilie Baumann, als Zwischenlager ihres Lebensmittelgroßhandels und der Kaffeerösterei genutzt wurde. Hinter den beiden Nebengebäuden kann man ganz schwach, zwischen den Bäumen des Parks, Teile des Mansardewalmdachs der so genannten „Villa Baumann“ (heute Villa Friedlinde) erkennen, die 1972 von der Gemeinde gekauft und für ihre Zwecke umgebaut wurde. Lange bevor die Provinzialstraße von Siegburg nach Overath, den eigentlichen Hauptdorfweg durch Lohmar, die Bachstraße, ersetzte und mit einer Pflasterung versehen wurde (1929), waren die innerörtlichen Verbindungen von Ortsteil zu Ortsteil oder von den in Nord-Süd verlaufenden Hauptwegen (-straßen), die hierzu quer verlaufenden vielen kleinen Pfade, die sogenannten „Päddche“. Den Namen „et Saujässje“ hatte das Gässchen vom Auftreiben des Hornviehs und der Schweine zur Eckern- und Eichelmast in den Erbenwald erhalten. Lohmarer Alteingesessene hatten das Recht, ihr Vieh dort im Gemeindewald weiden zu lassen.
Zugehörige Begebenheiten
Anfang der 1990er Jahre stand der Bau eines Bürgerhauses in Lohmar ganz oben auf der Agenda im Rathaus. Mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Drei Entwürfe kamen 1993 in die engere Auswahl. Letztlich... Anfang der 1990er Jahre stand der Bau eines Bürgerhauses in Lohmar ganz oben auf der Agenda im Rathaus. Mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Drei Entwürfe kamen 1993 in die engere Auswahl. Letztlich entschied sich die Jury einstimmig für den Entwurf des Kölner Architekturbüros Walter von Lom. Hier war der Spagat gelungen, einen Gebäudekörper mit einem großen Saal mit 550 Sitzplätzen vor Tischen in den Park zu integrieren und gleichzeitig die den Park prägende Dominanz der Villa Friedlinde zu erhalten. Zum Bau des Bürgerhauses kam es jedoch nicht, weil die Bezirksregierung nicht sofort die notwendigen Städtebauförderungsmittel bewilligte und die Stadt sich entschied, bei der Planung der Jabachhalle 2 im Schulzentrum Donrather Dreieck neben Sport und Aula für das 1991 neu errichtete Gymnasium eine Mehrfachnutzung auch für kulturelle Veranstaltungen vorzusehen. Die Jabachhalle 2 wurde am 23. Oktober 1999 eingeweiht und bietet Platz für bis zu 1800 sitzende Gäste. Die Villa Friedlinde, die überwiegend als Begegnungsstätte für Senioren und Seniorinnen genutzt wird, wurde 2004 nach den Plänen des Archtiekten Bernd Oxen, Köln umgebaut. Die neuen erdgeschossigen Anbauten aus Sichtbeton und Glas sollen den alten Bachsteinbau umklammern.
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