Guttenhof in Lohmar – Zukunft ungewiss
Über den schadhaften Zustand des denkmalgeschützten Fachwerkgebäudes, Eisenmarkt 4 (Saugässchen) wurde in der Ausgabe des Lohmarer Stadtanzeiger von Januar 2021 berichtet. Es handelt sich um das Wohnhaus des ehemaligen Guttenhofes. Inzwischen (Febr. 2022) ist das Gebäude mit einem Bauzaun und Holzträgern abgesichert worden. Der Anblick lässt Zweifel aufkommen, ob das Baudenkmal erhalten bleibt.
Die Geschichte des Guttenhofs geht auf das Jahr 1653 zurück, als er zum ersten Mal in einem Steuerregister über den „Lampenzehnden“ genannt wird. Im Landmaßbuch der Honschaft Lohmar von 1746 war der Guttenhof mit 3556 Ruten (1 Rute = 21,8 qm) als der 5. Größte von 54 Anwesen eingetragen. Über Personen und Familien, die im Zusammenhang mit dem Guttenhof bis 1996 genannt werden, berichtet Heinz Müller in einem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter, siehe Dokument. Auch der von 1813 - 1826 amtierende Bürgermeister Balthasar Schwaben hatte hier seinen Dienst- und Wohnsitz. 1996 war Karl Heinz Müller, Sohn des Heinrich Müller von der Lohmarer Jabach Eigentümer.
Nicht nur der Bestand des „Guttenhof“, sondern auch der Gebäude auf den Nachbargrundstücken ist infrage gestellt. Sie grenzen unmittelbar an den Park Villa Friedlinde an und die Villa Therese mit Park ist nur wenige Meter entfernt. Zusammen mit dem Eisenmarkt/Saugässchen ist das gesamte Arreal nicht nur historisch bedeutsam, es bietet eine große Chance, die Ortsmitte Lohmars attraktiv weiterzuentwickeln.
Information
Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter, Nr.10 S. 22 - 28
Horst Hohn, Baudenkmäler der Stadt Lohmar, 2012
Lohmarer Stadtanzeiger Januar 2021
Fotoarchiv Röger
Autor(en)
Heinz Müller, Wolfgang RögerZuletzt angesehen: | 22.04.2025, 22:30 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
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25. November 1920
Diese Postkarte wurde am 25.11.1920 abgeschickt. Auf der Rückseite ist aufgedruckt, dass es sich um das „HotelPensionat Villa Therese, Besitzer Jos. Pult, Lohmar – Tel. No. 9“ handelt. Diese Postkarte wurde am 25.11.1920 abgeschickt. Auf der Rückseite ist aufgedruckt, dass es sich um das „HotelPensionat Villa Therese, Besitzer Jos. Pult, Lohmar – Tel. No. 9“ handelt. Doch auch Pult konnte die Villa nicht halten. Er verkaufte sie 1926 an die Reichsbahn, deren Betriebskrankenkasse Elberfeld das Hotel am 29.5.1926 als Erholungsheim für Reichsbahnbedienstete einweihte. (Quelle: Waltraud Rexhaus, Zur Geschichte der Lohmarer Hauptstraße, Seite 42 und Ludwig Polstorff, Chronik der Landbürgermeisterei Lohmar, Seite 190.) | |
Der Straßenname Eisenmarkt könnte darauf schließen lassen, dass es hier einmal einen merkantilen Eisenmarkt gegeben hat. Doch die Heimatforscher schließen das aus, zumal es auch kaum vorstellbar ist, dass es für 160 Einwohner, die Lohmar am Ende des... Der Straßenname Eisenmarkt könnte darauf schließen lassen, dass es hier einmal einen merkantilen Eisenmarkt gegeben hat. Doch die Heimatforscher schließen das aus, zumal es auch kaum vorstellbar ist, dass es für 160 Einwohner, die Lohmar am Ende des 18. Jahrhunderts hatte, einen solchen Markt gegeben hat. In den bisher bekannten schriftlichen und mündlichen Überlieferungen seit dem 16. Jahrhundert findet sich nicht ein einziges Mal der Begriff Markt am Ende mit „t“ geschrieben. Die Bezeichnungen waren u- a- „Isermarcken“ und „Ißermarck“. Erst in der sogenannten Urflurkarte von 1823 ist dann plötzlich „Eisen-Markts Garten“ zu lesen. Für die Heimatforscher ein offensichtlicher Fehler der Kartografen wegen ihrer Unkenntnis der etymologischen (sprachkundlichen) Herkunft des Wortes Mark. Sie machten daraus Markt = Handelsplatz. Mark oder Marck bedeutete im Mittelalter Land, Flur, Grenzmarkierung. Für den Begriff Iser könnte nach dem Lohmarer Heimatforscher Wilhelm Pape ein historischer Bezug auf Eisen gegeben sein. 1565 gab es für den Isermarck zu Lohmar den Dienstreiter Wymar van der Soltz, der seinem Dienstherrn mit Pferd und Harnisch (eiserner Helm und Brustpanzer) dienen musste. Daraus könnte man schließen, dass sein Hof und seine Ländereien „die Mark derer in der Eisenrüstung“ kurz: „Eyser Mark“ hießen. Dienstreiter waren Privilegierte der weltlichen Herrscher, deren Besitztümer von Abgaben befreit waren. Die Güter und Höfe hießen deshalb auch „Freie Güter“ und „Sattelgüter der Dienstreiter“. Im Landmaßbuch von Lohmar von 1746 sind u. a, Eysermarks Erben aufgeführt. Das Sattelgut am Isermarcken selbst ist nicht mehr aufgeführt. Warum das ehemalige Gut des Wymar van der Soltz seine Bedeutung unter den Lohmarer Höfen verlor, ist nicht bekundet. Gründe dafür könnten Erbteilungen gewesen sein. Sattelgüter behielten nur solange ihre Funktion, wie Hof und Ländereien eine bestimmte Größe hatten. Das Haus Eisenmarkt 20 und das nebenstehende Haus Nr. 22 sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die größeren Überbleibsel des ehemaligen Sattelgutes aus dem Spätmittelalter. Das Teilstück Eisenmarkt zwischen Bachstraße und Hauptstraße wird volkstümlich auch Saujässje /Saugässchen genannt. Der Name soll aus der früheren Schweintrift zur Eichelmast im Lohmarer Erbenwald stammen. Urkundlich kann dieser Name nicht nachgewiesen werden. Um 1750 wird dieser Pfad im Landmaßbuch als "Kirchpetgen" entlang der Guttenhoffs Scheueren (Scheune) bezeichnet. In einem Artikel für die Lohmarer Heimatblätter 1998 setzt sich Johannes Heinrich Kliesen (1924 – 2017) mit dem Rätselraten um den Eisenmarkt und um vergessene Höfe auseinander, siehe Dokument.
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Zugehörige Bilder
Die Luftbildaufnahme des Guttenhofes zu Lohmar Mitte der 1960er Jahre zeigt das zweigeschossige, zum Eisenmarkt (im Volksmund auch „et Saujässje“ genannt) traufständige Fachwerkhaus mit Satteldach und die grenzständige Scheune im Vordergrund. Der Putzbau, der Anfang der 1970er Jahre abgerissen wurde und das rechte hintere Fachwerkgebäude gehören bereits zur Villa Baumann – heutige Villa Friedlinde – dieses Fachwerkgebäude wird seit September 2008 vom Heimat- und Geschichtsverein Lohmar e.V. genutzt. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1653 zurück. (1653 wurde für das Kirchenlicht und das Läuten der Glocken und andere kirchliche Dienste der Lampenzehnt erhoben). Die Deckenbalken und der Dachstuhl wurden 1790/91 errichtet. 25 Jahre nach dem Bau des Fachwerkgebäudes diente das Gebäude dem Lohmarer Bürgermeister Balthasar Schwaben als Amtssitz.
Das Bild aus der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre zeigt die Gewanne Eisenmarkts Garten („et Saujässje“), die Einmündung von der Bachstraße aus mit Abzweig zum Eisenmarkt, Bildmitte der Guttenhof mit Scheune im hinteren Hofraum, dessen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1653 erfolgte. Der von 1813-1826 amtierende Bürgermeister Balthasar Schwaben hat von 1819 im Guttenhof gewohnt und von dort auch seine Geschäfte erledigt. Die beiden Nebengebäude der „Villa Friedlinde“, rechts das Fachwerkhaus, das heutige „HGV-Haus“, Archiv des Heimat- und Geschichtsvereins Lohmar, dahinter ein weiteres verputztes, weiß gestrichenes Nebengebäude, das Anfang der 70er Jahre abgerissen wurde und von dem Teile Anfangs vom Eigentümer, der Kölner Kaufmannsfamilie Baumann, als Zwischenlager ihres Lebensmittelgroßhandels und der Kaffeerösterei genutzt wurde. Hinter den beiden Nebengebäuden kann man ganz schwach, zwischen den Bäumen des Parks, Teile des Mansardewalmdachs der so genannten „Villa Baumann“ (heute Villa Friedlinde) erkennen, die 1972 von der Gemeinde gekauft und für ihre Zwecke umgebaut wurde. Lange bevor die Provinzialstraße von Siegburg nach Overath, den eigentlichen Hauptdorfweg durch Lohmar, die Bachstraße, ersetzte und mit einer Pflasterung versehen wurde (1929), waren die innerörtlichen Verbindungen von Ortsteil zu Ortsteil oder von den in Nord-Süd verlaufenden Hauptwegen (-straßen), die hierzu quer verlaufenden vielen kleinen Pfade, die sogenannten „Päddche“. Den Namen „et Saujässje“ hatte das Gässchen vom Auftreiben des Hornviehs und der Schweine zur Eckern- und Eichelmast in den Erbenwald erhalten. Lohmarer Alteingesessene hatten das Recht, ihr Vieh dort im Gemeindewald weiden zu lassen.
Am 6.3.1891 hat die Gemeinde Lohmar dem aus Köln stammenden Johann Josef Niessen die Parzelle Flur III, 647/0320 mit dem Wegekreuz und der Dorflinde verkauft, um sich hier eine Villa zu bauen.Das war die erste Villa in Lohmar. Niessen hatte dabei die Verpflichtung übernommen sowohl die Linde wie auch das darunter stehende Kreuz zu hegen und zu pflegen. Doch leider schon „im Mai 1892 starb Johann Josef Niessen in Rom, wohin er zur Kräftigung seiner Gesundheit gereist war. Ihm hat Lohmar sehr viel zu verdanken. Er starb viel zu früh, denn mit ihm schied der größte Wohltäter Lohmars aus dem Leben. Mit welcher Liebe er an Lohmar hing, ist daraus zu sehen, dass er nur in Lohmar beerdigt sein wollte. Er liegt auch auf dem Kirchenfriedhof begraben“ (Ludwig Polstorff, Chronik der Landbürgermeisterei Lohmar, Seite 23 f).
1906 war die Villa schon an eine Familie Esser aus Köln verkauft und hieß „Villa Esser“. Von dieser Familie übernahm Paul Bartz, der mit Elsa Erpenbach verheiratet war, die Villa. Er starb mit 62 Jahren am 3.7.1935. Seine verwitwete Ehefrau Elsa heiratete in 2. Ehe am 25.4.1939 in Lohmar Hubert Baumann. Die Baumanns betrieben in Köln-Mühlheim eine Kaffeerösterei „Rheinstolz“ und einen Lebensmittelgroßhandel „Baumann und Hasler“. Hier in Lohmar hatten sie in einem Nebengebäude der Villa Baumann (wie sie jetzt hieß) ein Zwischenlager. Ab Ende der 1950er Jahre wurde die Villa von den Baumannerben (Iris-Lacke in Eitorf) vermietet – zuletzt an den Botschafter der Republik Libanon – bis 1972 die Gemeinde Lohmar das Anwesen kaufte.
Auf dem Foto aus den 1930er Jahren ist das imposante Gebäude im Park der Villa Friedlinde – wie sie heute heißt.