Flucht, Vertreibung, Integration
Im Jahr 2020 erinnerten wir an 75 Jahre Ende des 2. Weltkrieges. Im Jahr 2022 werden wir an diese Zeiten durch den Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine erinnert. Die Kriegsfolgen von damals hatten erhebliche Auswirkung für die Gemeinschaft in der Stadt Lohmar. Vertreibung, Flucht, Integration sind die prägenden Themen. Hans Warning hat die Fakten für das ehemalige Amt Lohmar in dem Dokument zusammengetragen.
Viele Millionen Menschen verloren durch den von Nationalsozialisten entfesselten Krieg ihre Heimat. Auch das Gebiet der heutigen Stadt Lohmar nahm viele Vertriebene und Flüchtlinge auf. Lohmar erreichte nicht nur einen Bevölkerungszuwachs von etwa 20 Prozent, sondern auch das Zahlenverhältnis der christlichen Konfessionen wurde deutlich verändert.
Die Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde Lohmar ist geprägt von den Auswirkungen des 2. Weltkrieges nach1945. In Wahlscheid hielt bereits 1557 der evangelische Glaube seinen Einzug. 1614/15 nahm auch Honrath die lutherische Lehre an. Zusammen mit Seelscheid und Volberg (Hoffnungstahl) bildeten sie die 4 lutherischen bergischen Kirchengemeinden. 1645 wurde der letzte katholische Pfarrer Heinrich Klee verdrängt. Erst im Jahre 1710 entstand für die in Honrath und Wahlscheid lebenden Katholiken eine Missionsgemeinde, die von den Minoriten in Seligenthal betreut wurde.
Ganz anders war die Situation in den Orten des Amtes Lohmar. Bis Ende 1963 gehörten die meisten Orte zur evangelischen Kirchengemeinde Siegburg, die erst 1829 gegründet worden war. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen trafen sich die wenigen Lohmarer evangelischen Christen (15 bis 20 Personen) zu Gottesdiensten und Bibelstunden in der Wohnung des Bürgermeisters Polstorff in der Poststraße oder im Eisenbahnererholungsheim (Villa Therese) an der Hauptstraße. Erst der Zuzug Vertriebener und Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg ließ die Anzahl der Protestanten in Lohmar auf 492 (1950) ansteigen. 1988 zählte man in Lohmar 2421, in Altenrath 296 und im Raum Birk 1355 evangelische Gemeindemitglieder.
Bis zur Einweihung der Christuskirche in Lohmar am 12. Juni 1960 und der Friedenskirche in Birk am 11. August 1968 wurden die Gottesdienste in behelfsmäßigen Räumen in einer Baracke der Firma Fischer in der Hermann Löns Straße und für die evangelischen Christen aus dem Birker Raum in der alten Volksschule in Birk abgehalten. In Altenrath waren die wenigen evangelischen Christen zum entfernten Volberg hin orientiert. Nach dem Kriegsende wurden die Bewohner von dem Lohmarer Diakon Stein betreut. 1951 wurde Altenrath der Siegburger Kirchengemeinde angeschlossen und später der selbstständigen Gemeinde Lohmar.
Die Schulbildung war gekennzeichnet durch ausgiebige Diskussionen um die Bekenntnisschulen. Erst mit der Schulreform 1968 nahm das Thema ein Ende, als die Gemeinschaftsgrundschulen und die Hauptschulen eingeführt wurden.
Information
Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter 20 S. 14 - 30
Die Geschichte von Wahlscheid, Gerd Streichardt
Autor(en)
Hans Warning, Wolfgang RögerZuletzt angesehen: | 14.02.2025, 11:15 |
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Querverweise
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Die Evangelische St. Bartholomäuskirche Wahlscheid, erstmalig 1166 urkundlich erwähnt, als die Gräfin Hildegunde von Meer die restaurierte Kirche zu „Walescheidt“ mit Billigung des Kölner Erzbischofs Arnold dem neu errichteten Frauenkloster Meer bei Neuß schenkte. Die Kirche liegt auf dem Berg inmitten eines räumlich kleinen Siedlungskerns von Fachwerkhäusern u.a. die alte Küsterei und Schule, unweit von dem in östlicher Richtung liegenden Ortsteil Münchhof mit dem Haupthof Münch(Mönch)hof, der bis zum Besitzwechsel 1718 wie auch das Frauenstift in Händen des Propstes von Kloster Steinfeld in der Eifel lag, das die Patronats- und Zehntrechte für das Frauenkloster Meer wahrnahm. 1557 zog die Reformation in Wahlscheid ein. Zu dieser Zeit wurden auch die Nachbargemeinden in Seelscheid, Honrath und Hoffnungsthal evangelisch und bildeten fortan die vier lutherischen Kirchengemeinden auf den Bergen.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges kehrte das Kirchspiel Wahlscheid für kurze Zeit (von 1624 bis 44) wieder zurück zum Katholizismus. Gegen den massiven Willen des Volkes musste der damalige Schultheiß Johann Ley den katholischen Pastor Herpertz in den Dienst einsetzen. Spätestens mit dem Religionsvergleich des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg-Preußen, wurde zugrundegelegt, dass die unter evangelischer Herrschaft regierten Länder Kleve, Mark und Ravensberg lebenden Katholiken und die unter katholischer Herrschaft regierten Länder Jülich und Berg lebenden Protestanten frei und ungehindert ihre Religion ausüben durften. In der Gemeinde Wahlscheid wurde dieses Recht der freien Religionsausübung den Lutherischen zuerkannt und dabei blieb es bis auf den heutigen Tag. 1817 wurde das Langhaus der Kirche verlängert, 1870 wurde der altromanische Turm erneuert und 1883 eine Sakristei angebaut. 1981 bekam die Kirche eine Neufassung des Innenanstrichs und die verputzte Farbfassung und den Außenanstrich der Fassade wie wir ihn kennen.
Das Bild zeigt den noch steinsichtigen Turm und das Kirchenschiff.
Im Jahre 1209 wird die Pfarrkirche St. Margaretha in Honrath erstmals urkundlich genannt. Damals schenkten Graf Adolf von Hückeswagen und seine Gemahlin Adele das Patronat der Honrather Kirche mit allen Appertinentien mit Ausnahme der an den Westturm anschließenden festen Burg, dem Kloster Gräfrath bei Solingen. Der staufische Westturm aus Bruchsteinmauerwerk aus dem 12. Jahrhundert wurde nach einem Brand von 1895 erneuert. Das romanische Langhaus ist in den Jahren 1856/57 erneuert worden, es ersetzte das alte baufällig gewordene Hauptschiff.
1259 ging die Burg an den Grafen von Sayn zu Blankenberg und 1363 zusammen mit dem Kirchspiel Honrath an die Grafen von Berg. 1610 fiel die Burg durch Heirat an die Familie von Hammerstein und seit dem Jahre 1716 an die jeweiligen Besitzer des Schloss Auel. 1614 wird die Kirchengemeinde Honrath evangelisch.
Heute bietet die Evangelische Kirchengemeinde in der Honrather Kirche, mit ihrer herausragenden Akustik im Laufe des Jahres – außer ihrer vornehmlichsten Aufgabe der Seelsorge – hervorragende Kirchenkonzerte der unterschiedlichsten Art in sehr guter Qualität an.