Karneval in schweren Zeiten
100 Jahre Karneval in Lohmar sollten in der Session 2021/22 nach den Planungen des Vereinskomitees groß gefeiert werden. War nach der gelungenen Karnevalseröffnung am 11.11.2021 vor dem Rathaus und der Proklamation des Dreigestirns am 20.11.2022 auf der KAZI-Karnevalssitzung die Zuversicht noch groß, machte kurze Zeit später eine weitere Corona-Welle allen Großveranstaltungen wie in der vorausgegangenen Session einen Strich durch die Rechnung.
Auch vor gut 100 Jahren hatte es das rheinische Karnevalsbrauchtum schwer. Der 1. Weltkrieg wie auch später der 2. Weltkrieg hatten das Karnevalstreiben zum Erliegen gebracht. Aber auch damals ließen sich die Menschen nicht unterkriegen und den Karneval wieder aufleben. In Lohmar spielte der 1919 aus Männern des Jünglingsvereins gegründete Sportverein eine herausragende Rolle. Er stellte jeweils nach den beiden Weltkriegen die ersten Karnevalistischen Sitzungen auf die Beine: 17. Januar 1926 und 9. Februar 1947.
Die handschriftlichen Protokolle von 1946 – 1953 des Sportvereins geben einige Einblicke in die damaligen Umstände. Einige Persönlichkeiten wie Paul Zimmermann und Heinrich Schwellenbach waren tragende Säulen des Sitzungskarnevals in Lohmar. Die Karnevalssitzung 1947 war gleich ein großer Erfolg. Man erwirtschaftete sogar einen Reingewinn von 690,70 Reichsmark. Als einzige „fremde“ Kraft trat der Vorsitzende von Siegburg „Rot-Weiss“ auf. Für die Sitzung 1948 wurde frühzeitig die Musikkapelle Stenz gebucht und im Vorstand ausgiebig diskutiert, ob Vereinsmitglieder Eintritt zu den Veranstaltungen zahlen müssen. Ende 1948 folgte die Mitgliederversammlung einstimmig dem Antrag des Vorstandes mit dem neu gegründeten Karnevalsverein „KAZI“ eine Arbeitsgemeinschaft für die Durchführung von Karnevalsveranstaltungen einzugehen.
Auszüge aus dem Protokoll des Sportvereins in Sütterlin-Schrift und eine „Übersetzung“ sind in dem Dokument enthalten.
Information
Dokument
Quellenangabe
HGV Archiv, Protokollbuch - Nr. 1 Sportverein Lohmar
Festschrift 80 Jahre SV Lohmar
Vereinskomitee Lohmar e. V., Jahresheft 2022
Bernhard Walterscheid-Müller, Heimatliche Winterzeit
Autor(en)
Wolfgang RögerZuletzt angesehen: | 19.01.2025, 08:16 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
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1984
Die Karnevalssession 2020/21 fühlte sich an, als wäre am 11.11. Aschermittwoch. Der Lockdown wirkte nicht nur gegen die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch gegen den „virus carnevalis“. Die Ausübung eines Brauchtums, das in Lohmar und Umgebung... Die Karnevalssession 2020/21 fühlte sich an, als wäre am 11.11. Aschermittwoch. Der Lockdown wirkte nicht nur gegen die Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch gegen den „virus carnevalis“. Die Ausübung eines Brauchtums, das in Lohmar und Umgebung schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Anfang mit Tanzveranstaltungen und Kostümbällen nahm, war lahmgelegt. Die ersten Karnevalsitzungen fanden in den 1920er Jahren statt, in Birk (1928) und Lohmar (1929) wurden Prinzen präsentiert. In den Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kam das Karnevalstreiben mit Sitzungen, Prinzenproklamationen und Rosenmontagszügen so richtig in Schwung. 1946 wurde die älteste Lohmarer Karnevalsgesellschaft „Ahl Jecke“ und 1948 der Karnevalistenzirkel KAZI Lohmar, der aus den Reihen des 1919 gegründeten Sportvereins Lohmar hervorging, gegründet. Karnevalisten wie Heinrich Schwellenbach und Paul Zimmermann („ De Schwan“) waren in den 1950er Jahren über die Grenzen Lohmars bekannt und begeisterten mit ihren Auftritten. Die Karnevalsprinzen sind in Lohmar seit 1952 vom Vereinskomitee und seit 1972 in Birk vom Ortsring erfasst. Bernhard Walterscheid Müller schildert das Auf und Ab des Karnevaltreibens in seinen Erinnerungen 1984 (siehe Dokument). Seine Schlussworte: „Wie in den vergangenen Jahrzehnten möge auch weiterhin der sorgenbefreiende Ruf ertönen: Luhme Alaaf“ konnten in Zeiten der Corona Pandemie nicht passender sein. |
Zugehörige Bilder
Wahrscheinlich auf Rosenmontag 1948 entstand die Aufnahme, auf der viele maskierte Lohmarer Kinder auf der Treppe der Gaststätte "Zum Jägerhof" fotografiert wurden.
Zu sehen sind: 1. u. 2. unbekannt, 3. Hilde Schmitz, 4. Hedwig Schmitz verh. Furk, 5. unbekannt, 6. Hedi Zimmermann verh. Raemich, 7. Anneliese Psyk, 8. Bernhard Labitzke, 9. u. 10. unbekannt, 11. Karl Heinz Höndgesberg, 12. Hildegard Hölper verh. Krumbe,13.-15. unbekannt, 16. Martin Jansen, 17. u. 18. unbekannt, 19. Margret Gunenberg, 20. Edith Schönenborn, 21. unbekannt, 22. Peter Ramme?, 23. Maria Stöcker verh. Anders, 24. unbekannt, 25. Steffi Henschel, 26. Marlene Hein verh. Reinartz, 27. Elisabeth Frielingsdorf, 28. Doris Schüchen verh. Zibell, 29. und 30. unbekannt, '31. Wilma Stöcker, 32. Anneliese Dziallas, 33.-35. unbekannt, 36. Eckehard Penquitt, 37 unbekannt, 38. Margret Ramme verh Joannidis, 39. Giesela Klug verh. Steimel, 40. Johanna Frielingsdorf verh. Thomas, 41. u. 42. unbekannt, 43. Heinz Ramme, 44. Rainer Krämer, 45. u. 46. unbekannt, 47. Karin Breidenbach.