Balanceakt auf der alten Aggerbrücke in Lohmar
Aus vielen tausend kleinen Holzstücken bastelte Ewald Becker, Jahrgang 1922, ein Modell der Stahlbogenbrücke, die 1899/1900 über die Agger als Verbindung nach Altenrath gebaut und kurz vor Kriegsende 1945 von deutschen Pionieren gesprengt wurde. Das Modell schenkte er seiner ehemaligen Heimatstadt Lohmar, in der er in der Straße Am Bungert aufgewachsen war. Als Junge war es seine Passion, bei Wind und Wetter über die etwas mehr als nur handbreiten haushohen Eisenträger zu balancieren. Im Sommer, wenn ihm genügend Badegäste am Aggerstrand bewundernd zuschauten, machte er seinen viel beklatschten "Köppes" (Kopfsprung) in den nicht tiefen Fluss. Peter Kümpel der Ältere, der einen Handwerksbetrieb in der "Alten Fähre" hatte, informierte immer wieder den Vater von Ewald Becker über die tollkühnen Sprünge. Zu Hause gab es dann jedesmal eine gehörige Tracht Prügel. Über diese Stahlbogen-Brücke fuhr bis 1918 von den Altenrather Ton- und Sandgruben eine Kleinbahn bis zum Bahnhof in der Kirchstraße. Über die Bogenbrücke pendelte auch Grubenbesitzer Winter täglich mit seinem ersten Automobil hin und her. Als der noch offene Kraftwagen an Kemmerichs Kolonialwarenladen an der Hauptstraße vorbeiknatterte, rief Elisabeth Kannengiesser erschreckt. "Himmel hölp, do fiert en Kah ohne Päed!" (Himmel hilf, da fährt eine Karre ohne Pferd!)
Ganz früher gab es nur eine Furt durch die Agger, die noch auf der Militärkarte von Tranchot-Müffling (!803 -1820) eingezeichnet ist. Die Zufahrt führte unterhalb der Burg und dem heutigen Restuarant "Zur Alten Fähre" in einem weiten Bogen durch die Agger von Lohmar weiter über den Eisenweg und dann über den Mauspfad von Altenrath und Troisdorf Richtung Köln.
Information
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter Nr. 17 S. 57
HGV Archiv
Autor(en)
Johannes Heinrich KliesenZuletzt angesehen: | 01.12.2024, 12:46 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Seit Urzeiten war hinter der Burg Lohmar eine Furt durch die Agger, die seit der Besiedlung durch die merowingischen Franken (um 450n. Chr.) regelmäßig genutzt wurde. 1899 ließ die preußische Militärregierung eine Stahlbogenbrücke bauen, um den... Seit Urzeiten war hinter der Burg Lohmar eine Furt durch die Agger, die seit der Besiedlung durch die merowingischen Franken (um 450n. Chr.) regelmäßig genutzt wurde. 1899 ließ die preußische Militärregierung eine Stahlbogenbrücke bauen, um den Truppenverkehr zum Schießplatz in der Wahner Heide zu erleichtern. Die Brücke wurde in den Mannstedt-Werken in Troisdorf-Friedrich-Wilhelms- Hütte (de Hött) hergestellt. Ende des Zweiten Weltkrieges am Ostersonntag - 1.4.1945 - wurde die Brücke von deutschen Soldaten gesprengt. Die kurz danach errichtete Notbrücke wurde im Winter 1945/46 vom ersten Hochwasser wieder weggespült. 1948 wurde eine 1,5 Meter breite Holzbrücke errichtet, die 13 Jahre lang ihren Dienst tat, bis Anfang der 1960er Jahre eine Stahlbetonbrücke über die Agger gebaut wurde. Mitte der 1970er Jahre wurde die Autobahn A3 von vier auf sechs Spuren erweitert. Dafür musste die Autobahnbrücke aus den 1930er Jahren abgerissen und vergrößert neu gebaut werden. Weil die leichte S-Kurve für die Anbindung an die Aggerbrücke dadurch geringfügig enger geworden wäre und dies eine höhere Verkehrsgefährdung bedeutet hätte, wurde die Aggerbrücke gleich mit erneuert. Nun wurde sie der Linienführung der neuen Autobahnbrücke, die vom Rhein-Sieg- Kreis gebaut wurde, angepasst, so dass man über die Autobahnbrücke in gerader Linie über die neue Aggerbrücke nach Altenrath oder Troisdorf fahren kann. Weitere Infos lesen Sie in dem Dokument. | |
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1910
Zu sehen ist die Aggerbrücke bei Lohmar mit der ehemaligen Lorenbahn. Hier wurden zunächst Erzeugnisse und Baustoffe von einem kleinen Tonwerk mit Sand- und Kiesgrube in Altenrath zum Güterbahnhof nach Lohmar transportiert. Später nutzte ein... Zu sehen ist die Aggerbrücke bei Lohmar mit der ehemaligen Lorenbahn. Hier wurden zunächst Erzeugnisse und Baustoffe von einem kleinen Tonwerk mit Sand- und Kiesgrube in Altenrath zum Güterbahnhof nach Lohmar transportiert. Später nutzte ein hinzugekommenes Tongewinnungsunternehmen dieses „Bähnchen“ ebenfalls für den Transport. Dieses Foto – eine Reproduktion einer Postkarte vermutlich von A. Wacker – wurde 1910 aufgenommen. Mitte des Ersten Weltkriegs wurde die Feldbahn wieder abgerissen, weil sich die Baustoffgewinnung in Altenrath nicht mehr lohnte. |