Vom Schulgebäude zum Atelier
Lohmar-Scheiderhöhe, Scheiderhöher Str. 44/46
Die in der Denkmalliste der Stadt Lohmar aufgeführte „Fachwerkhofanlage“ wurde um 1800 erbaut. Zwischen 1849 und 1900 wurde das Gebäude als Schule und Wohnung für die Lehrer mit ihrer Familie genutzt. Das mietfreie Wohnen war Teil des Gehalts. Um 1900 wurde aus Platzbedarf ein neues Schulgebäude nebenan errichtet (jetziger Kindergarten). Bis Mitte der 50er Jahre wohnten verschiedene Lehrer mit ihren Familien im dem Haus. Nach Schließung der Schule in Scheiderhöhe wurde das Haus von der Gemeinde an die Familien Mester vermietet, die das Haus 1979 kauften. Seit 2010 sind Martina und Horst Furk die Besitzer. Mehrfach sollte das Haus wegen der geplanten Straßenverbreiterung abgerissen werden. Dies konnte durch den Rhein-Sieg Kreis und dem Landeskonservator verhindert werden, als Kompromiss wurde die Eingangstreppe demontiert.
In den Räumlichkeiten befindet sich nun ein Atelier für Malerei und Schmuckdesign von Martina Furk. Weitere Künstlerinnen nutzen die oberen Räume als Atelier. In direkter Nähe des Fachwerkhauses befindet sich die Kunsthalle des Vereines „LohmART“ (alte Gymnastikhalle der Schule). Hierdurch ist der Standort zu einem Treffpunkt der bildenden Kunst geworden.
Cronik:
1825 Bewohner Anton Steinbach (Parzelle 119, spätere Schule)
1848 Der Rat kauft das Haus von Daniel Miesenbach (Gerber und Gastwirt) für 2195 Reichsmark
1849 Lehrer Peter Becher nimmt den Schulbetrieb auf (nach Umbauarbeiten und Komplettierung der Inneneinrichtung, jetzt Haus-Nr. 6)
1864 Gemeinde Scheiderhöhe mit 846 Einwohner bevölkerungsreichstes Amt in Lohmar
1874 Anbau für weiteres Klassenzimmer für 7.600 Mark
1877 Lehrer und Küster bewohnen das Schulhaus, der Lehrer Peter Becher verstarb mit 57 Jahren nach 33 jähriger Tätigkeit
1877 Herr Wilhelm Stolzen für 1 Jahr Lehrer, Gehalt 62,50 Mark plus freiem Wohnen
1879 Wilhelm Bitzer wird Lehrer, 3 jährige Probefrist, Jahresgehalt 1.050 Mark und freies Wohnen und Nutzung Garten und Stallung
1894 Wilhelm Bitzen wegen Fehlverhalten suspendiert
1894 Nachfolger Baltasar Josef Heinzen nahm sich am 5 Juli 1895 das Leben
1895 24. Juli öffentliche Anzeige für neue Lehrerstelle
1895 Neuer Lehrer Johann Mungen bezieht Lehrerwohnung mit Familie
1948-1953 Familie Breuer bewohnen das Haus als Lehrerfamilie. Herr Breuer gibt auch Musikunterricht in Klavier und Gitarre im Haus.
1969 Die Gemeinde Lohmar will im Zuge der geplanten Straßenverbreiterung das Haus abreißen
1974 wieder geplanter Abriss. Der Rhein-Sieg Kreis und der Landeskonservator verhindert den Abriss. Als Kompromiss wurde die Eingangstreppe demontiert.
1979 Die Gemeinde Lohmar verkauft das Fachwerkhause für 50.658 DM
2010 Kauf des Fachwerkhauses durch Martina und Horst Furk und Eröffnung eines Ateliers für Malerei und Schmuckdesign
Information
Dokument
Quellenangabe
Bernhard Walterscheid-Müller, Die Schule Scheiderhöhe, Bd. 7, 1987
Horst Hohn, Baudenkmäler der Stadt Lohmar
Autor(en)
Horst FurkZuletzt angesehen: | 14.02.2025, 03:17 |
Bisher angesehen: | 882 mal |
Querverweise
Zugehörige Dokumente
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1804
- 1968 Die Schule in Scheiderhöhe blickt auf eine 164 Jahre lange wechselvolle Schulgeschichte zurück, siehe Dokument. Die Schule in Scheiderhöhe blickt auf eine 164 Jahre lange wechselvolle Schulgeschichte zurück, siehe Dokument. In der Freiheit Scheiderhöhe lebten wohlhabende Adelsfamilien, Gutsherrn und Lehensmänner, deren Kinder teilweise überregionale höhere Schulen besuchten. Anfang des 19. Jahrhunderts waren von 142 Anwesen 36 größere Höfe, welche je einen steuerbaren Jahresreinertrag zwischen 5 bis 27 Reichstalern nachwiesen. Der Schulvorstand von Scheiderhöhe beauftragte erst am 20. Juli 1817 Paul Grames zu Kirchscheid und Anton Arends vom Hammersch mit dem Kauf des Hauses Nr. 1 vom Ackersmann Anton Steinbach. Der Kaufpreis betrug 2560 Franc. In diesem Schul- und Rektoratshaus fand 31 Jahre lang Unterricht für die Kinder der weitgestreuten Gemeinde statt. In den vergleichbaren Gebieten (Höfe und Lehensgüter) um Honrath, Schlehecken, Inger oder Birk legte man Wert auf bessere Ausbildung und finanzierte erforderliche Schulhäuser. Scheiderhöhe besaß als einzige „nur“ eine Rektorats- oder Vikarieschule. Schließlich fasste der Gemeinderat am 1. März 1848 den Beschluss, die Schule von der Vikarie zu trennen und entschied sich, das Anwesen des Gerbers und Gastwirts Daniel Meisenbach (Parzellennummer 119) für 2165 Reichstaler zu kaufen. Das Fachwerkhaus war als Schullokal mit einer Lehrerwohnung, bei günstiger Mittelpunktlage neben der Kapelle geeignet. Nach einigen Umbauarbeiten und der Komplettierung der Inneneinrichtung konnte Lehrer Peter Becher den Schulbetrieb 1849 aufnehmen. Damit war eine eigene, den Ansprüchen gerecht werdende Gemeindeschule für rund 120 schulpflichtige Kinder vorhanden. Zum Schulbezirk zählten: Bacherhof, Berfert, Brückerhof, Feyenberg, Gammersbach, Gammersbachermühle, Hagerhof, Hammersch, Hammerschbüchel, Haus Sülz, Helmgensmühle, Heppenberg, Hitzhof, Höngesberg, Hoverhof, Kellershohn, Kirchscheid, Klasberg, Knipscherhof, Kreuzhäuschen, Meigerhof, Meigermühle, Muchensiefen, Oberscheid, Pützrath, Reelsiefen, Rodderhof, Rottland, Scheiderhöhe, Scherferhof, Schiffarth, Schönrath, Schöpgerhof, Sottenbach, Wielpütz. 1874 kritisierte der Schulpfleger und die obere Schulbehörde das nunmehr 25 Jahre benutzte Schullokal. Man einigte sich auf den Anbau eines aus Ziegelsteinen zu errichtenden weiteren Klassenzimmers zum Betrag von 7600 Mark, worüber 1876 die Vergantung (Auftragsvergabe an den Mindestbietenden) durchgeführt wurde. Im Schulhaus konnte dem Küster längerfristig eine Wohnung vermietet werden, so dass Schule, Lehrer und Küster wieder in einem Hause vereint waren. Der Lehrer oder der Küster war in der Doppelfunktion auch Organist. Ein ständiges Problem auf der Scheiderhöhe war der vorgeschriebene wöchentliche Religionsunterricht für die kleine Gruppe evangelischer Kinder und der häufige Lehrerwechsel. Das änderte sich als 21. September 1895 Johann Mungen in sein Amt eingeführt wurde. Er unterrichtete viele Jahre annähernd 100 Kinder. Am 21. Dezember 1908 beschloß der Rat der Spezialgemeinde Scheiderhöhe endlich die Einrichtung der zweiten Schulklasse. Am 1. November 1911 wurde der Schulamtsbewerber Wilhelm Krautheuser aus Siegburg als Volksschullehrer der 2. Klasse ernannt. Während der bedrückenden Zeit der Kriegsjahre konnte Johann Mungen den Schulbetrieb auf seine verdienstvolle Art notdürftig aneinanderhalten. Lehrer Wilhelm Krautheuser verließ die Schule am 24. Oktober 1928. Johann Mungen wurde zum 1. April 1930 nach 35 Scheiderhöher Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Die Schule hatte zu dieser Zeit noch 64 Schüler. Sein Nachfolger Lehrer Heinrich Vetter wurde am 18. Juni 1942 zur Wehrmacht einberufen. Der Lohmarer Lehrer Josef Schmitz, später mit ihm abwechselnd auch Lehrer Grunenberg, übernahmen die Vertretung als Schulleiter. Wie an den übrigen Volksschulen des damaligen Siegkreises konnte auch auf der Scheiderhöhe am 11. September 1945 zunächst für die Grundschuljahrgänge der Unterricht wieder aufgenommen werden. Die Schule hatte seit Anfang des Jahres wegen der Kriegswirren geruht. Lehrerin Frau Christine Grell aus Altenrath übernahm den ersten Unterricht. Unter sehr erschwerten Verkehrsbedingungen machte sie täglich zu Fuß den Weg von Altenrath über den Sülzfluss zur Schule. Der außerplanmäßige Lehrer Heinrich Breuer aus Niederkassel trat am 3. Januar 1946 seinen Dienst an der hiesigen Schule an. Es waren an diesem Januarmorgen 76 Schulkinder erschienen. Alle Schuljahrgänge mußten in Scheiderhöhe nunmehr von Lehrer Breuer allein unterrichtet werden. Am 7. November 1949 wurde die notwendige Erweiterung der Schulräumlichkeiten durch den Bau eines dritten Klassenraumes durch den Gemeinderat mit einem Kostenaufwand von 20000 DM beschlossen. Am 14. November 1949 konnten mit gemeindlichem Hand- und Spanndienst die Ausschachtungsarbeiten für den Anbau beginnen. Der Schulerweiterungsbau konnte am 18. Dezember 1950 geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. !953 wurde heinrich Breuer vesrsetzt. Auf ihn folgte mit der Verfügung des Regierungspräsidenten vom 27. Februar 1954 der Hauptlehrer Heinrich Kurscheidt aus Lohmar, bisher als Lehrer in Birk tätig. Zur auftragsweisen Verwaltung einer Schulstelle kam Paul Demmer am 11. April 1961. Am 25. März 1963 wurde Hauptlehrer Heinrich Kurscheidt in einer würdigen Feier in den Ruhestand versetzt. Am 20. Juli 1964 trat der Hauptlehrer Fritz Küpper die Leitung der Schule an. 1967 übernahm er die Schulleitung in Birk und Paul Demmer wurde mit der Führung der Scheiderhöher Schule und Lehrerin Gabriele Wirtz mit der Unterrichtung der Kinder in der Klasse I beauftragt. Am 21. März 1968 verfügte der Regierungspräsident die Auflösung der Schule. Ab 1. August 1968 wurden die Hauptschüler (5.–9. Schuljahr) in das neu errichtete Hauptschulsystem in Lohmar integriert. An der verbliebenen Grundschule wurden am 16. August 1968 nur noch 38 Kinder gezählt. Nach eine Elternbefragung sollten nur 9 Kinder in Scheiderhöhe verbleiben. Nach 164 Jahren wechselvoller Schulgeschichte schlossen sich 1968 die Tore der katholischen Volksschule auf der Scheiderhöhe.
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1938
- 1945 Scheiderhöhe war bis zur kommunalen Neuordnung 1969 eine selbstständige Gemeinde und Mittelpunkt der umliegenden Ortschaften. Neben der Kirche gab es eine Volksschule mit zwei Klassenräumen und acht Klassen. Zwei Lebensmittelläden von Heinrich Bonn... Scheiderhöhe war bis zur kommunalen Neuordnung 1969 eine selbstständige Gemeinde und Mittelpunkt der umliegenden Ortschaften. Neben der Kirche gab es eine Volksschule mit zwei Klassenräumen und acht Klassen. Zwei Lebensmittelläden von Heinrich Bonn und Heinrich Faßbender boten alle Artikel des täglichen Gebrauchs an. Die Festlichkeiten wurden in zwei Gasthöfen gefeiert, im nördlich gelegenen Gasthof Höderath und der im südlichen Teil gelegenen Gastwirtschaft von Hugo Weeg (heute Royal-Albert-Hall). Der Gründer der Firma ABS Albert Blum, Jahrgang 1930 hat einige persönliche Erinnerungen über Begebenheiten in Scheiderhöhe, inbesondere in den Kriegszeiten festgehalten (siehe Dokument). Unter anderem beschreibt er in einer Anekdote die Zuverlässigkeit des eingesetzten „Volkssturms“ bei der Bedienung der Geräte in der Kommandozentrale Scheiderhöhe für die im weiten Umkreis gelegenen Scheinwerferbatterien, sowie die Angriffe der Jagdbomber auf Wielpütz und Muchensiefen.
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2020
Eigentlich hätte der Kunstkreis LohmArt e. V. in 2020 mit der 10. Mitgliederjahresausstellung in der Kunsthalle in Scheiderhöhe, Scheiderhöher Straße 42 ein kleines Jubiläum feiern können. Doch die Corona Pandemie hat alle Pläne durchkreuzt. 2011... Eigentlich hätte der Kunstkreis LohmArt e. V. in 2020 mit der 10. Mitgliederjahresausstellung in der Kunsthalle in Scheiderhöhe, Scheiderhöher Straße 42 ein kleines Jubiläum feiern können. Doch die Corona Pandemie hat alle Pläne durchkreuzt. 2011 hatte der Kunstverein die ehemalige Turnhalle von der Stadt Lohmar übernommen. In vielen Arbeitsstunden und mit finanzieller Unterstützung einiger Sponsoren wurde die für den Abbruch vorgesehene Halle renoviert und zu einer attraktiven Kunst- und Ausstellungshalle umgebaut. Erst drei Jahre zuvor war der Verein „Kunstkreis LohmART e. V.“ gegründet worden, hervorgegangen aus einer Initiative einer Gruppe von Künstlern der "Lokale Agenda 21, Lohmar" und bereichert seitdem die Kunstszene in der Stadt. Die 1. Vorsitzende Martina Furk hat eine kleine Vereinschronik zusammengestellt, siehe Dokument. |
Zugehörige Bilder
Die Scheiderhöher Straße, der Ortskern von Scheiderhöhe etwa Ende der 1930er Jahre. Die lange Zeit sogenannte „Freiheit Scheiderhöhe“ unterstand dem Amt Porz (Freiheit bedeutet Immunität = Schutz, deutet auf die Art der Gerichtsbarkeit hin) und gehörte lange Zeit zum Kirchspiel Altenrath sowie mit dem südöstlichen Teil der Gemeinde zum Kirchspiel Lohmar. Die Ansiedlung in der Form des Straßendorfs war ursprünglich ländlich orientiert.
Das Foto, das nach 1913 entstanden sein muss, zeigt die Kirche Scheiderhöhe kurz nach der Einweihung der Pfarrkirche „Kreuzerhöhung“. 1911 wurde der Grundstein zum Bau der heutigen einschiffigen, neuromanischen Pfarrkirche gelegt. Trotz des am 24.2.1912 wegen fehlerhafter Mauerarbeiten erfolgten Einsturzes des bereits 19 Meter hoch aufgemauerten Kirchturmes wurde die Pfarrkirche zügig fertiggestellt. Die Einweihungsfeier konnte am 29.1.1913 stattfinden. Die neue, weit ins Bergische Land, in die Aggerebene schauende Pfarrkirche, von der nördlichen Seite aus gesehen, war unmittelbar neben der inzwischen bis auf das Chor und Teile der Sakristei abgerissen Kapelle „Heilig Kreuz“ errichtet worden. Der teilweise Abbruch, der inzwischen 113 Jahre alten Kapelle, fand 1926 statt. Auf dem freien Feld ist heute das Pfarrheim errichtet worden.
Zugehöriger Ort
Scheiderhöhe liegt im Westen des Stadtgebietes von Lohmar auf dem zwischen Agger und Sülz in nördlicher Richtung leicht ansteigenden Lößlehmplateau. Bis 1969 war Scheiderhöhe eine eigenständige Gemeinde im Amt Lohmar. Durch den Ort verläuft die Kreis- und Höhenstraße von Heppenberg nach Honrath – Dahlhaus. Mit dem heutigen Ortsnamen bezeichnete man ursprünglich das gesamte Hochplateau zwischen Agger, Sülz und Gammersbach, im Norden bis an die Grenze zur Honschaft Honrath (also bis nördlich von Muchensiefen).
Zum ersten Mal hören wir von Scheiderhöhe gegen Ende des 14. Jahrh. Um 1381 besitzt ein Alf von Eckerscheidt, wahrscheinlich aus dem bergischen Eckerscheidt stammend, einen Hof zu Scheiderhue. Am 27. 4. 1387 löst der Knappe „Alf von Eggerscheidt“ eine Zahlung von jährlich 2 Pfund Wachs aus Schrivers Erbe, ferner 2 ½ Summer Hafer und 6 Schilling aus seinem Hof auf der Scheiderhoe ab, zahlbar an den Abt und Konvent zu Siegburg. Das Gebiet der Scheiderhöhe gehörte bis zu dieser Zeit zur Herrschaft Löwenburg, bis es 1363 an die Grafen von Berg kam.
Auch aus dem Weistum aus der Löwenburgischen Zeit aus dem Jahre 1432 geht hervor, dass auf der Scheiderhöhe ein Hof bestand. „Ein huißmann uff der scheiderhoe“, der 25 alte und junge Schafe besitzt, soll meinem Herrn jährlich davon einen Hammel geben“, heißt es dort.
Schon sehr früh wird Scheiderhöhe „Freiheit“ genannt. Das gesamte Kirchspiel Altenrath und das Gebiet der Scheiderhöhe (zu einem großen Teil zum Kirchspiel Lohmar gehörig) unterstand dem Amte Porz.Scheiderhöhe aber hatte ein eigenes Gericht, das jedoch in Altenrath gehalten wurde. In einem alten Protokollbuch von Altenrath heißt es: „Anno 1438 off mondach nach sant vallentin hait man das gerichte off der scheiderhoe zo alderade, we van alders gewöhnlich, vugeboden gedinghe gehalten“. Dies blieb so, bis 1555 infolge der Erkundigung über die Gerichtsverfassung im Herzogtum Berg die Zahl der Gerichte verringert wurde. So wurde die Freiheit Scheiderhöhe mit dem Volberger Gericht vereinigt, was am 24.1.1556 in Kraft trat. Am 24.8.1499 verpfänden Johann Stael v. Holstein und seine Frau Aleid von Arental (Siehe Haus Sülz u. Hammersch) den Hammershof an den Siegburger Heyntz Vlach. Dies geschieht „in dem hoiffs gerichte sent Jacobs (gemeint ist das Hofgericht zu Kirchscheid, das unabhängig von dem o.g. Gericht bestand) op der Scheyder hoe im Kirspel van Aldenrode“. Am 12.4.1526 wird u.a. von der Abtei Siegburg dem Probst Dr. Antonius Fürstenberg der Hof „zu kerenscheide auf der Scheiderhöh“ auf Lebenszeit verkauft (überlassen). Am 8.12.1563 beschwert sich „Ailff von Belickhuisen“ am Landtag zu Düsseldorf, „dass sein halfman im Hammershof auf der Scheiderhohe gelegen“ viermal in diesem Jahr dem „keiner zu Bensbur“ mit Pferd und Wagen habe dienen müssen.! Laut einer Urkunde vom 23.12.1578 wird das Gut zum Schoepgen auf der Scheiderhöhe an Johann und Bertram von Nesselrode verkauft.
Aus diesen eben genannten Urkunden geht deutlich hervor, daß nicht nur die Siedlung, sondern das ganze Gebiet des südlichen Höhenrückens zwischen Agger und Sülz die Bezeichnung „auf der Scheiderhöhe“ trug. Im Protokollbuch über die Kirchscheider Hofgedinge von 1560-1565 wird mehrmals ein „peter zom eigen“ oder „eygenn“ als Schöffe genannt, der 1563 auch als „Amptknecht uff der scheiderheu“ bezeichnet wird. Ein Protokoll über die Begehung des Weges vom Kirchspiel Wahlscheid zur Sülzer Brücke, einschließlich der Bedingungen zur Benutzung dieser Brücke, wurde von „Peter auff dem Rüpkamp geschrieben mit Bewilligung desß Kirspelß Wahlscheydt und der Seyderhohe 1586 den Zehenden Juny“198 . Dieser Weg muß über die Scheiderhöhe geführt haben.
Aus einem Sendgerichtsprotokoll von Altenrath aus dem Jahre 1619 erhalten wir genauen Aufschluss über die Honschaften des Altenrather Gerichtsbezirks. Dazu zählt auch die Scheiderhöhe. Als Hone (Vertrauensperson einer Honschaft) wird „auff d Scheidterhöe ahngesetzt Gerhardt zu oberstorff in gelicher (gleicher) auch befohlen bey seiner trewen (Treue) achtungh zu haben auff alle die Jenigen, so in unser kirspell hörren“. Der „hone“ hatte die Pflicht, vorkommende Verstöße gegen Moral und Sitte zur Anzeige zu bringen; denn diese Vergehen unterstanden dem sog. Send.
Nach den Limiten (Grenzbeschreibungen) des Amtes Blankenberg vom 14.7.1644, in denen auch der Zustand von Straßen, Wegen und Stegen beschrieben wurde, war der Donrather Steg zur Hälfte von der Scheiderhöhe im Amt Porz in Ordnung zu halten. Dort heißt es: „...welchen die Scheiderhöe Ambts Portzes auch zur halbscheit bawen und in ehse dem alten herkommen gemeß halten muß.
Kirchlich gehörte Scheiderhöhe wie auch Kirchscheid zum Kirchspiel Lohmar. Weil die Bewohner der vielen Höfe um Scheiderhöhe und Schönrath zu ihren Pfarrkirchen in Altenrath und Lohmar einen weiten und beschwerlichen Weg hatten, besuchten sie die Gottesdienste in der Jakobskapelle zu Kirchscheid. Diese scheint aber von der Abtei Siegburg, in deren Besitz Hof und Kapelle waren, nicht immer gut mit Geistlichen versehen worden zu sein. Dies geht aus einem Protokoll über ein ungebotenes Geding des Jahres 1433 hervor, worin sich die Bewohner über diesen Zustand beschweren: „Item vroegen die Naber (Nachbarn), we de Heren vann sybergh hauen (haben) ein Kirche uff der Schederhoe lyene, die selbe sollenn haltenn mit geluichte vund missen vund de Kirche vund Kirchhoeff in gueten bouwe, wielichs nit geschehene“. Später ist jedoch davon die Rede, daß ein „her Johan, paestor vff der scheiderhöe“ residierte. Daraus geht hervor, daß die Beschwerde Erfolg gehabt hat. Als die Jakobskapelle zu Kirchscheid im 18. Jahrh. baufällig wurde, griffen die Bewohner der umliegenden Orte auf die alten Argumente (wei¬te, schlechte Wege, keine Schule) zurück und bauten 1803 auf der Scheiderhöhe eine neue Kapelle, wozu sie einen großen Teil des anfallenden Materials von der Jakobskapelle verwandten. Dabei kam ihnen die testa¬mentarische Stiftung einer Schulvikarie durch das Freifräulein Maria Elisabeth von Geller sehr gelegen. Trotz eines Streites mit den Erben erhielten sie 1500 franz. Kronenthaler, wogegen sich die Erben das Patronatsrecht vorbehielten. Die neue Kapelle wurde 1805 vom Lohmarer Pfarrer Lieser geweiht „sub titulo Kreuzerhöhung“. Nach rund 14-jährigeni Auseinandersetzungen wurde Scheiderhöhe am 12.5.1866 zur selbständigen Pfarre erhoben. Die 1803 gebaute Kapelle wurde zur Pfarrkirche. Die heutige Kirche wurde erst in den Jahren 1911- 1913 gebaut, und zwar unmittelbar nördlich der Kapelle, die erst 1926 abgebrochen und in ein Kriegerdenkmal umgebaut wurde.
In Scheiderhöhe wohnten 1829 32 Personen an 6 Feuerstellen. 1840 hatte der Ort 56 Einwohner (32 kath. u. 24 evang.) an 11 Feuerstellen. Bis hierhin machte sich also die Reformation in den Pfarren Honrath und Wahlscheid bemerkbar. 1872 zählte Scheiderhöhe 28 Einwohner in 5 Häusern und 6 Haushaltungen.