Die Kriegs- und Nachkriegsjahre von 1942 -1948 in Lohmar
Die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegsjahre hat der katholische Pfarrer (1938 – 1960) Wilhelm Offergeld wie ein Tagebuch in der "Chronik der Pfarre Lohmar“ niedergeschrieben. Die Lohmarer Bevölkerung hat nicht nur durch die Kriegsereignisse sehr gelitten, sondern war in den ersten Nachkriegsjahren Flüchtlingsströmen, Hochwasserkatastrophen und auch Plünderungen und Raubzügen marodierender Zwangsarbeiter ausgesetzt, bis sich 1948 die Lage beruhigte.
Auszüge aus der Chronik:
„Ein Bild des Dorfes im September 1944: Der Strom der Evakuierten aus Aachen und von der Westgrenze beginnt. Die Züge besetzt mit flüchtenden Frauen und Kindern; die Plattformen voll Kinderwagen, Fahrrädern, Bündeln, die die letzten Habseligkeiten enthalten. Auf den Straßen alle Verkehrsmittel vom Auto bis zum Pferdefuhrwerk, welche die Evakuierten zum Inneren bringen. Wann werden sie heimkehren können und wie werden sie ihre Heimat wiederfinden? Trifft auch uns noch dieses Los?.....
Montag, den 5. März 1945: Das sonst so friedliche Lohmar bietet in diesen Tagen wieder ein kriegsbewegtes Bild. Tausende von Flüchtlingen strömen nach dem Osten. Ostarbeiter, Belgier, Franzosen, die im Linksrheinischen arbeiteten und viele Deutsche, die ihre Heimat verlassen mussten. Sie kommen mit Kinderwagen, Handkarren, vollgepackten Fahrrädern, Bauern mit Pferdefuhrwerken, hinter denen oft noch eine Kuh geht. Am traurigsten ist es, wenn man sieht, wie oft alte und kranke Leute auf Handkarren armselig transportiert werden…. Jedes Haus und jede Familie hat Einquartierung von Evakuierten oder Soldaten….
Sonntag, den 18. März 1945: Heute hatte Lohmar die ersten Zivilisten [2] zu beklagen, die durch Artilleriefeuer umkamen [Evakuierte]. Gegen 10.00 Uhr war ein plötzlicher Feuerüberfall, der so unerwartet kam, dass viele auf der Straße waren, da es seit gestern ruhig geblieben war. Einer wurde an der Kirche getötet und einer im Dorf auf der Hauptstraße; beide waren Evakuierte aus dem Linksrheinischen… Alles haust in den Kellern. Man sieht nur die Leute, die Wasser holen oder einkaufen. Sonst geht man nur in die nächste Nachbarschaft, um das Neueste zu erfahren…
Dienstag, den 10. April 1945: Das war die furchtbarste Nacht, die wir bisher erlebten. Wieder hat das Kirchdorf am meisten gelitten. Wohl 150 Granaten schlugen hier ein.
9. Februar 1946: Gestern stieg das Hochwasser, das in den Tagen vorher ziemlich zurückgegangen war, zu noch nicht da gewesener Höhe an. Gestern Nachmittag um 17.00 Uhr nahm das Wasser zusehends zu. Die gesprengte Autobahnbrücke bei Pützrath, bei der noch eine bei Ehreshoven abgetriebene Notbrücke hängen blieb, staute das Wasser derart, dass es diesseits des Autobahndammes weiterfloss und das Kirchdorf überschwemmte. In einer Zeit von einer halben Stunde standen die Häuser an der Autobahn mindestens einen Meter tief im Wasser. Es gelang den Bewohnern nicht mehr die Zimmer frühzeitig zu räumen. Das Kleinvieh musste aus dem Wasser geholt werden und war zum Teil schon ertrunken. Gegen Abend lief das Wasser auch über die ganze Autobahn und überschwemmte auch die Burg und den Bachhof. Es stieg immer mehr und stand bis zur Altenrather Straße und in der Kirchstraße bis zur Sakristei an der Kirche. Der Pastorats- garten und der neue Friedhofwaren überschwemmt. Von der Kirche bis zum Ziegenberg ist ein großer See. Die Bewohner der betroffenen Häuser ziehen aus und suchen im Dorf eine Zuflucht. Die ältesten Leute des Dorfes entsinnen sich nicht, eine solche Flut erlebt zu haben…..“
Neben dem Bericht aus der Pfarrchronik, sind Kriegserlebnisse in Donrath nachzulesen, siehe Dokument.
Information
Dokument
Quellenangabe
Lohmarer Heimatblätter Nr. 27 S. 69 -85
Archiv Heimarverein Lohmar e. V.
Autor(en)
Hans Dieter Heimig, Helene KlugZuletzt angesehen: | 04.11.2024, 12:03 |
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Querverweise
Zugehörige Dokumente
Hans Heinz Eimermacher, Jahrgang 1939 erinnert sich in seinem Bericht für die Lohmarer Heimatblätter an die letzten Kriegswochen in Lohmar. Er schildert die Wochen im März 1945, wo Lohmar unter Beschuss lag bevor die Amerikaner mit ihren Panzern... Hans Heinz Eimermacher, Jahrgang 1939 erinnert sich in seinem Bericht für die Lohmarer Heimatblätter an die letzten Kriegswochen in Lohmar. Er schildert die Wochen im März 1945, wo Lohmar unter Beschuss lag bevor die Amerikaner mit ihren Panzern einrückten. Sie kontrollierten alle Straßen und machten Hausdurchsuchungen. Die Bewohner der Hermann-Löns-Straße mussten ihre Häuser verlassen. Sie wurden von den amerikanischen Soldaten belegt, die nach einigen Tagen aber schon weiterzogen. | |
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1939
- 1945 Bilder von Zerstörungen zeigen in den ersten Monaten des Jahres 2022 das schreckliche Ausmaß des russischen Bombardements aus der Luft im Ukrainekrieg. Die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges können aus eigenem Erleben die Ängste und das Leid der... Bilder von Zerstörungen zeigen in den ersten Monaten des Jahres 2022 das schreckliche Ausmaß des russischen Bombardements aus der Luft im Ukrainekrieg. Die Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges können aus eigenem Erleben die Ängste und das Leid der ukrainischen Bevölkerung nachvollziehen. Der Bombenkrieg wurde von alliierter Seite bereits Ende März 1942 auf deutsche Städte und Wohngebiete ausgeweitet. Hierüber gibt es für das ehemalige Amt Lohmar mit den Gemeinden Lohmar, Scheiderhöhe, Halberg, Inger und Birk feingliedrige Aufzeichnungen über Fliegeralarme, Abwürfe von Spreng- und Brandbomben sowie entstandene Personen- und Sachschäden. Von Juli 1940 bis Februar 1945 wurden 985 Brandbomben, 269 Sprengbomben und 44 Blindgänger abgeworfen. Es wurden 21 Verletzte und 8 Tote verzeichnet. Die schlimmsten Folgen im Amtsbezirk hatte am 17. Dezember 1944 der Abwurf von 2 Sprengbomben in Wiehlpütz bei Scheiderhöhe. Es starben 7 Menschen, 15 wurden teils schwer verletzt. Ein besonderes Schreckensereignis in Lohmar war der Absturz einer unbemannten fehlgeleiteten Flugbombe V1 ((Vergeltungswaffe 1) am 15. Februar 1945 in der Straße Am Bungert. Es war eine von deutscher Seite eingesetzte neu entwickelte Waffe, vergleichbar mit einer Boden-Boden-Rakete. Gott sei Dank gab es keine Toten zu beklagen. In unserer Region sind noch 14 Abschussrampen erkennbar, davon 3 bei Lohmar. Über Marschflugkörper am Schlangensiefen berichtet Christoph Kämper in den Lohmarer Heimatblättern 2011 und über den Luftkrieg 1939 – 1945 und seine Auswirkungen in Lohmar schreibt Karlheinz Urbach in einem Beitrag für die Lohmarer Heimatblätter 2004, siehe Dokument.
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